Fortsetzung
15. Tag
Samstag, 29. Juli 2017
Vulkantrekking Nyiragongo (DR Kongo)
Teil 3/4: Nyiragongo – on the top
Gegen 16 Uhr, nach circa 5 1/2 Stunden Trekking, erreichen wir die Hütten. Hinter uns klettern noch die letzten Touristen und ihre Porter hoch, aber an eine Pause wollen ich und Matthias gar nicht denken! Wir klettern mit den letzten Kräften weiter hoch bis zum Kraterrand, wir wollen es sehen! Wir schauen nach unten in den Krater und... wooow! Wow, wow, ich kann nicht mehr aufhören zu wow-en!
Die ganze Anstrengung ist sofort vergessen und mir kommen fast die Tränen, so grandios ist die Sicht! Ganz unten in dem terrassenförmigen Krater sieht man die Lava, schwarz beim Tageslicht und mit einigen roten, glühenden Stellen, aus denen Dampf aufsteigt. Wenn man den Kopf leicht über den Rand beugt, fühlt man die große Hitze im Gesicht. Man kann sogar das Geblubber der Lava hören. Tresor ist auch bei uns und sagt, dass er heute zum 96-sten Mal hier steht, aber so eine klare Sicht hat man nur selten. Rechts von dem großen Krater ist ein anderer, sehr kleiner und spitzer Krater zu sehen, der im Abstand von ein paar Minute mit einem "wummm!" kleine Lavafunken hoch spuckt, wie eine Fontaine. Von ihm fließt ein schmaler Lavafluß zum großen Krater. Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus, haben uns gemütlich auf die Erde gesetzt und schauen uns den Spektakel an. Der große Krater hat einen Durchschnitt von circa 1 km und wir sind ungefähr 500 Meter vom Vulkanzentrum entfernt. Was wir hier sehen und empfinden, ist mit Worten nicht zu beschreiben, schaut euch einfach die Bilder an.
Der kleine Vulkan:
Unsere Hütte ist die gleich neben der Koch-Hütte und ist lediglich mit 2 Matrazen ausgestattet, mehr würde auch nicht rein passen. Für die Touristen gibt es 12 Hütten mit Platz für jeweils 2 Personen, deswegen die maximale Teilnehmerzahl von 24. Die Ranger haben eine ältere Hütte, in der zweiten älteren Hütte ist die Kochstelle, wo Amani für uns kocht. Die Porter schlafen ein Stück weiter, an der letzten Pausenstation in den alten, ehemaligen Touristenhütten. Und es gibt auch ein Toilettenhäußchen mit 2 Plätzen! Dafür muss man circa 5 Minuten auf dem Lavageröll runter klettern, man kann sich an einem Seil festhalten. Die Toiletten haben keine Türen, dafür aber eine grandiose Sicht auf den erloschenen Nebenkrater.
Das Toilettenhäußchen:
Blick von dem Toilettenhäußchen:
Unsere Hütte:
Ich und Matthias sind die einzigen, die einen Koch und einen Guide haben. Wir sehen gerade, wie Amani sich an die Arbeit macht und frisches Gemüse schält. Hier, so weit weg von der Zivilisation, kocht er alles frisch!
Wir ziehen uns um, denn die Kleidung ist durchgeschwitzt, kommen wieder raus und gehen für eine längere Zeit gucken, wir können uns nicht satt sehen. Tresor kommt mit uns und erzählt, dass wir großes Glück mit dieser klaren Sicht haben. Manchmal kommen sie hier an und man kann so gut wie gar nichts sehen, sehr zum Ärger von Touristen, die dann fragen, wo die Sicht ist, die sie bei youtube gesehen haben. Wir lachen und sind schon ein bißchen schadenfroh.
Nach einer Stunde gehen wir in die Kochhütte. Amani hat eine leckere Suppe mit viel Gemüse und Würstchen gekocht, die ist jetzt mehr als willkommen! Nach diesem Starter holen wir unsere Stirnlampen und Jacken, denn es ist schon etwas kühler geworden. Wir gehen mit Tresor etwas abseits und genießen die Sicht auf den Lavasee im Dunkel. Jetzt ist es noch imposanter! Das Bild ändert sich von Minute zu Minute. Der kleine, spitze Minivulkan rechts errinert mich an Stromboli. Wir machen Fotos und plaudern lange mit Tresor. Er sagt dabei etwas, was uns sehr berührt. Die Menschen in DRC (wie man zu DR Kongo sagt) freuen sich sehr, wenn sie westliche Touristen sehen. Das ist für sie ein Zeichen, dass der Frieden ein Stück näher gerückt ist. Menschen, die sich nichts mehr als Frieden wünschen.
Tresor und Amani:
Leckere Suppe in der warmen Kochhütte:
3500 Meter hoch: die Frisur sitzt... bei Matthias! Bei mir steht!
Ein bißchen Werbung für die Schuhe :
Um 19 Uhr ruft Amani zum Tisch und es gibt ein fürstliches Dinner serviert auf echten Porzellantellern, mit Besteck und Servietten. Wir sitzen in der kleinen, warmen Kochhütte um das Feuer und fühlen uns wie in einer liebevollen Familie. In einem Topf dampft ein sehr leckerer Gemüseeintopf mit Soße, in einem anderen sind große Stücke Rindfleisch mit Sahnesoße, dazu gibt es noch Spaghetti mit einer anderen Soße. Unglaublich, was der Koch hier oben gezaubert hat. Es kommen auch andere Touristen, die sich wärmen und an unserer Kochstelle einen Kaffee oder Tee kochen.
Abendessen:
Sehr lecker:
Nach dem Essen gehen wir nochmal zum Krater und am liebsten würden wir die ganze Nacht draußen bleiben, aber die Müdigkeit macht sich fühlbar und gegen 21 Uhr gehen wir mit unseren Schlafsäcken in die Hütte schlafen. Wir schlüpfen gerade in unsere Schlafsäcke, als Matthias Magen sich meldet! Ähm, gerade hier... Ein paar Mal muss er mit der Stirnlampe raus, dann ist es wirklich Ruhe. Zumindest für ihn. Nachdem sein Magen sich beruhigt hat, schläft er sofort ein, was an einem gut hörbaren "hrrrr-gggrrrr" zu erkennen ist. Bei mir ist aber nicht so. Die warme Kochstelle ist weit weg, die Matraze sehr dünn, der Schlafsack auch nicht der Hit, kurz: ich friere! Eine halbe Stunde versuche ich vergeblich, die Kälte zu ignorieren, dann habe ich Eisbeine. Ich überlege mir, zu Matthias in den Schlafsack zu krabbeln, aber das ist doch Quatsch, zu zweit passen wir nicht rein. Ich stehe wieder auf, Stirnlampe an, alles anziehen, was man anziehen kann, Füsse in eine Decke einwickeln, die wir mitgenommen haben, wieder in den Schlafsack rein und warten. Ja, es wird besser, ich kann irgendwann einschlafen. Gute Nacht, Nyiragongo.
Gute Nacht, Nyiragongo: