Hallo,
weiter geht's, mit gleich 2 Highlights an einem Tag. Und vielen Fotos (wenn es zu viel wird, sagt es mir, dann muss ich stärker aussortieren
, ist aber doch so schwierig).
23. Oktober
Um 5.30 Uhr (wie jeden Morgen) klingelt der Wecker. Wir packen unsere Sachen zusammen, begleichen unsere Rechnung und holen noch unsere Breakfast- und Lunchpakete ab. Am Gate steht wie verabredet Jimmy, der UWA-Guide, natürlich mit Gewehr, und los geht es in den Park.
Unsere oberste Priorität gilt heute dem Schuhschnabel, den ich unbedingt in Uganda sehen möchte. Jimmy ist zwar nicht so ganz überzeugt, dass er uns „nur“ mit dem Schuhschnabel glücklich macht und so sucht er nach Löwen, die er wohl gestern schon gesehen hat. Am Anfang wäre ich gerne noch öfter stehen geblieben und hätte fotografiert, aber Jimmy war sehr engagiert bei der Sache (zum Glück, denn sonst hätte wir vielleicht etwas verpasst
) . Hinzu kommt, dass leider seit dem gestrigen Nachmittag das linke hintere Fenster nicht mehr hoch und runter geht
. Da der Guide vorne sitzt und ich mich schon auf die große Rückbank gefreut habe, um zu beiden Seiten fotografieren zu können, ist das echt blöd. Denn dreimal dürft Ihr raten, auf welcher Seite nun die besten Tiersichtungen stattfanden
. Ich war richtig sauer, denn das war genau der Grund, warum wir ein „altes“ Auto wollten und nicht so viel elektronische Gimmicks.
Wir sehen Büffel, Uganda Kobs, Giraffen, Hartebeest, Elefanten und Oribis, aber keine Löwen. Ich kann es verschmerzen, steht ja bei mir der Schuhschnabel ganz oben auf der Liste. Löwen haben wir ja schon so einige in Afrika gesehen, in allen Lebenslagen.
Jimmy fährt mit uns ins Delta, fragt vorsichtig bei Markus nach, ob er auch durchs Wasser fahren kann mit dem Auto. Markus bejaht die Frage und wir fahren durch diverse Wasserfurten Richtung Delta (überhaupt kein Problem mit dem Surf). Mit einem Mal stoppt Jimmy Markus und sagt, dass wir jetzt aussteigen und zu Fuß weitergehen. Da wir dachten, wir steigen nur mal kurz für eine Minute aus, lassen wir die Türen auf, denn es ist echt heiß
. Und natürlich vergesse ich auch mein Einbeinstativ
, für das große Objektiv eigentlich unbedingt notwendig. Aber wir sind ja sofort wieder im Auto
und außerdem bezweifle ich ja immer noch, dass wir wirklich den doch etwas sonderbaren Vogel sehen.
Aber Jimmy macht mit uns eine längere Wanderung, näher ans Wasser heran und bleibt plötzlich stehen. Er zeigt ins Delta, wird ganz aufgeregt und zeigt mir tatsächlich den so gewünschten Vogel. Der Schuhschnabel steht im sumpfigen Bereich und verspeist gerade einen recht großen Fisch. Ja, er ist weit weg und ich brauche alle Brennweite, die ich habe (und Markus’ Schulter als Stativersatz), aber ich bin so happy
Shoebill - Schuhschnabel
Dieser Vogel ist schwierig zu finden und ich hatte die große Hoffnung, ihn auf unserer Reise entweder im Murchison Falls, im Queen Elizabeth oder im Lake Mburo zu sehen. Und nun sehe ich ihn im ersten Park, den wir besuchen, einfach nur klasse.
Nachdem er den Fisch verspeist hat, fliegt er auch noch hoch und setzt sich oben auf einen Strauch. Das Licht ist zwar echt schlecht, aber es ist trotzdem ein toller Moment, denn meistens sieht man diesen Vogel im Sumpf bzw. auf dem Boden stehen.
Wir gehen noch ein wenig näher ans Wasser, es stehen Hippos 100 m von uns entfernt und wir sehen auch unzählige Vögel. Überall sind Vögel hier im Delta, ein absoluter Traum für jeden Vogelliebhaber.
Black Crowned Crane – Kronenkranich
White-faced Whistling-Duck - Witwenente
Northern Carmine Bee-eater - Scharlachspint
Zurück am Auto sind wir erleichtert, denn unser Auto wurde nicht von Affen geentert
, denn bei den offenen Türen haben wir uns echt Sorgen gemacht.
Zurück durch die Wasserfurten fahren wir zu einem Hippo-Pool, um ein spätes Frühstück zu machen. Den Rest der Frühstücks- und Lunchpakete bekommt Jimmy mit. Denn für uns ist es viel zu viel.
Patas Monkey – Husarenaffe
Der einzige, den wir auf der ganzen Reise gesehen haben, so unterscheiden sich die Sichtungen, wenn man z.B. Piccos und Marinas Bericht anschaut
Wir haben uns zuvor zugunsten der Schuhschnabel-Suche für die 11.00 Uhr statt der 10.00 Uhr Fähre entschieden (zum Glück). Pünktlich um 10.40 Uhr erreichen wir die Fähre, tanken noch schnell (man muss zuerst in der Lodge bezahlen und kann dann tanken) und stellen uns in die Reihe für die Fähre.
Es kommen immer mehr Autos und auch zwei Busse und wir sind ganz froh, noch recht weit vorne in der Reihe zu stehen. In den zwei Bussen kommt eine Gruppe Männer an (Südeuropäer?) und fangen an, die Pavianherde, die am Fähranleger „herumlungert“, zu füttern. Wir ahnen Böses, aber können auch nicht wirklich etwas machen. Immer mehr Touristen stehen um die Paviane herum und es kommt, wie es kommen muss. Als das Futter ausgeht, werden die Paviane aggressiv und das dominante, riesige Männchen läuft zähnefletschend hinter den Männern hinterher. Recht geschieht es ihnen
, aber im Endeffekt zahlen irgendwann die Paviane für die Dummheit der Menschen. Endlich kommt eine resolute Dame vom UWA herangestürmt und staucht die Touristen zusammen.
Keine Angst, der nette Herr vorne rechts ist auch ein UWA-Guide mit dem obligatorischen Gewehr
Um 11.45 Uhr geht die Fähre endlich los, so langsam wird es etwas knapp, denn wir haben um 14.00 Uhr das Schimpansen-Trekking in Budongo.
Die Strasse ist zwar holprig, aber ansonsten trocken und ok.
Um 13.30 Uhr erreichen wir die gut ausgeschilderte Budongo Eco Lodge. Nach dem schnellen Check-In werden wir in unser Zimmer gebracht, dem „Chimpanzee Room“, irgendwie passend
Das Zimmer ist sehr groß, mit einer urigen Dusche, einem kleinen Waschbecken und einer chemischen Toilette. Alles ist sauber und ordentlich.
Wir machen uns schnell frisch, ziehen uns um für das Trekking, bei dem die Gamaschen, die uns Freunde geliehen haben (danke noch mal dafür!!!
) das erste Mal gute Dienste leisten. Am „Hauptgebäude“ treffen wir unseren Guide Nicolas, der uns erst einmal ein Briefing gibt, wie wir uns zu verhalten haben, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Anschließend nimmt er noch unser Wasser in seinen Rucksack und besteht darauf, dass er das Wasser tragen möchte.
Wir gehen durch das Desinfektionsbecken und dann geht es los in den Wald. Das Trekking in Budongo ist ein super Start für uns „Nicht-Sportler“, denn es geht nur ein bisschen bergauf und bergab und ist nicht so anstrengend. Wir laufen entlang der Wege, Nicolas bleibt zwischendurch stehen stehen und horcht auf Rufe oder Geräusche der Schimpansen. Es ist jetzt eigentlich die Zeit, wo sie von ihrer „Mittagsruhe“ erwachen und sich auf die Futtersuche begeben. Wir hören, ehrlich gesagt, außer den super lauten Zikaden und ein paar Vögeln ... nichts
. Nicolas bittet uns unterwegs zu warten und läuft alleine weiter. Er kommt wieder zurück und hat die Schimpansen leider nicht gefunden
.
Nach ca. 1 Stunde vergeblicher Suche hören auch wir sie, sie rufen sich gegenseitig. Das hört sich ziemlich beeindruckend an und mein Herz schlägt ein bisschen schneller. Nicolas hat ein Lächeln auf den Lippen und führt uns querfeldein durch den Wald zu den Schimpansen. Und wir sind so froh über unsere Gamaschen. Kamera und Videokamera gezückt und weiter durch den Wald. Und da sind sie, ok zuerst nur ein dunkler Punkt in den oberen Spitzen der Bäume, weit oben.
Liebe in den Baumwipfeln
Der stolze Liebhaber ins seiner ganzen „Pracht“
Aber nach einem kurzen „Liebesintermezzo“ im Baum kommen sie langsam alle runter und fangen an, am Boden nach Nahrung zu suchen. Sie sind ganz mit Fressen beschäftigt und ziehen durch den Wald. Wir wandern „mit“ den Schimpansen durch den Wald, sie schauen immer mal zu uns, lassen sich aber ansonsten nicht stören. Nicolas erzählt uns viel zu den einzelnen Schimpansen, deren Namen er alle kennt.
Es wird gehämmert, was das Zeug hält, um Früchte aus der Schale zu lösen mit Hilfe von Baumwurzeln (hört sich an wie beim Zimmermann) und unterwegs Blätter gepickt und gefressen. Zwischendurch wird kurz geruht und dann weitergewandert.
Nicolas schafft es immer wieder, uns in gute Foto- und Videoposition zu bringen, ohne die Schimpansen zu stören. Aber das Fotografieren ist aufgrund der Lichtsituation sehr schwierig.
Es ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis, diese wilden Schimpansen zu sehen, mit ihnen durch den Wald zu laufen, sie bei ihrem natürlichen Verhalten beobachten zu können. Man kann das kaum beschreiben. Nach ca. einer Stunde (schätze ich, denn auf die Uhr geschaut haben wir nicht) gehen wir durch den Wald zurück und unterhalten uns noch ausgiebig mit Nicolas über seine Arbeit und sein Leben in Uganda. Er ist ein sehr ruhiger Mensch, gibt aber ausgiebig Antworten auf unsere vielen Fragen. Er wohnt in einem Dorf direkt außerhalb vom Nationalpark und kommt jeden Morgen mit einem kleinen Moped zur Arbeit. Man merkt ihm die Begeisterung für seine Arbeit und die Tiere an und er ist mit ganzem Herzen Guide in Budongo. Auch versucht er, die lokale Bevölkerung vom Schutz der Schimpansen zu überzeugen. Nicolas ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man die lokale Bevölkerung für den Schutz der Tiere gewinnen kann.
Es war ein tolles Erlebnis, natürlich auch weil wir nur zu zweit mit Nicolas unterwegs waren. Müde, dreckig, aber sehr glücklich kommen wir um 17.30 Uhr zurück an der Lodge an. Noch ein kurzes Foto bevor Nicolas in seinen verdienten Feierabend fährt.
Glücklich aber erschöpft, und dankbar für etwas kaltes zu trinken
Wir machen uns noch kurz frisch (die Dusche funktioniert einwandfrei und es gibt auch heißes Wasser) und laufen im Dunklen zurück zum Hauptgebäude, mit einem leicht mulmigen Gefühl, denn auch hier gibt es alle Tiere des Waldes, wie Elefanten oder auch Leoparden. Es gibt aber keine Eskorte und so beleuchten wir mit unserem Spotlight den Weg und den Wald herum, und kommen natürlich heil an.
Wir sind heute die einzigen Gäste und hatten schon mittags unsere Auswahl getroffen, was wir essen möchten.
Es gibt einen „Riesen Cheeseburger“ mit Pommes, zuvor eine halbe Avocado mit Vinaigrette (überraschend lecker, denn eigentlich sind wir keine Avocado-Fans) und Früchte als Desert (natürlich mit Banane, also Doppelration für Markus
).
Um 20.00 Uhr gehen wir zurück zu unserem Chimpanzee Room und wir schlafen sofort ein.
Fazit Budongo Eco Lodge
Diese Lodge ist sehr einfach, war aber absolut sauber. Die Toilette ist chemisch und hat natürlich dadurch auch einen gewissen Geruch, der aber für mich kein Grund ist, diese Lodge nicht zu besuchen. Und der Geruch war nur in der Toilette (so lange man die Tür immer schließt) und nicht im Zimmer.
Das Essen war sehr gut, einer der besten Cheeseburger, den ich gegessen habe und man merkte, dass auch das Fleisch frisch zu bereitet wurde.
Wir würden jederzeit wieder in die Eco Lodge zurückkehren, auch für zwei Nächte, um neben dem Schimpansen-Trekking auch die Vogelwelt in Budongo ausgiebiger erkunden zu können.