6.Tag (Do. 27.12.2012)
Saadani National Park – Dar es Salam „south Beach“
150km
Auch heute hat sich das frühe Aufstehen wieder voll gelohnt, denn wir werden erneut mit einem fantastischen Sonnenaufgang am Strand verwöhnt.
Während wir gemütlich am frühstücken waren, hat sich heimlich ein Gewitter angeschlichen.
Nee wirklich - Blitz und Donner gibt es erstmalig in dem Moment, wo der Himmel seine Schleusen öffnet. Aufgrund der enormen Hitze hatten wir für die Nacht nur das Innenzelt aufgebaut, so dass unser Zelt jetzt komplett ohne Regenschutz da steht. Ich schaffe es gerade noch Isomatten und Schlafsäcke zu retten. Nach dem Regen konnten wir das Zelt als Badewanne nutzen.
Dank des Makuti-Daches fällt aber wenigstens das Frühstück nicht ins Wasser. So schnell Der Regen gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Wassermassen in Afrika in kürzester Zeit vom Himmel fallen.
Es wird auch weiterhin nicht langweilig beim Frühstück. Kaum ist der Regen vorbei, taucht eine große Gruppe Grüne Meerkatzen auf – mehr als 20 Tiere. In kürzester Zeit sind wir umzingelt. Es ist Zeit für den ersten Einsatz unserer Zwille. Deren Anblick stoppt zunächst einmal den Vormarsch der Affen und ein Schuss in die Büsche über ihnen ist dann schon Argument genug um sie zum weiterziehen zu bewegen.
Aufgrund unserer gestrigen Erfahrungen verzichten wir auf einen weiteren Gamedrive und machen uns direkt auf den Weg. Die in allen Karten und Berichten als „under construction“ beschriebene Brücke über den Wami-River, der südlichen Begrenzung des Saadani National Parks, ist inzwischen fertig gestellt. Somit ist es jetzt möglich, von Tanga bis Dar es Salam durchgehend entlang der Küste zu fahren, was einige größere Umwege erspart. Der Ranger am Gate kann einige Brocken Deutsch, die er gerne zum Besten gibt. Die Menschen in Tansania haben großes Interesse an Fremdsprachen und versuchen jede Gelegenheit zu nutzen sich in ihnen zu üben.
Unser nächstes Ziel war dann Bagamoyo, die Hauptstadt der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Wir hatten nicht viel Zeit und wollten nur mal kurz in das alte deutsche Fort hereinschauen. Als dort dann gleich jede Menge Guides auf uns zukamen, war uns das zu stressig in der Eile und wir verzichteten. So gab es nur eine kleine Stadtrundfahrt. Was wir dort sahen, bestärkte uns aber darin, mit mehr Zeit hierher zurück zu kommen und am besten im Ort zu Übernachten. In Bagamoyo scheint die Zeit seit Abzug der Deutschen Kolonialherren stehen geblieben zu sein. Alles macht einen verschlafenen, leicht morbiden Eindruck, da viele Kolonialgebäude dem Verfall Preis gegeben wurden.
Je mehr wir uns dann Dar es Salam näherten umso dichter wurde der Verkehr. Hinzu kam noch, dass auf der Zufahrtsstraße von Bagamoyo kilometerlang Baustelle war. Insgesamt muss ich aber sagen, dass das Autofahren in Dar es Salam wesentlich entspannter als in anderen afrikanischen Großstädten ist. Es wird sehr gelassen und rücksichtsvoll gefahren – fast schon amerikanisch. Wird in Nairobi zum Beispiel um jeden Zentimeter Strasse gekämpft, ist es in Dar es Salam überhaupt kein Problem in eine viel befahrene Strasse einzubiegen. Innerhalb kürzester Zeit hält jemand an und lässt einen vor.
Natürlich wollten wir auch die Vorteile einer Großstadt nutzen und Bargeld ziehen sowie einkaufen. Es ist unglaublich, wie viele ATM’s außer Betrieb waren. Zum Einkaufen fuhren wir zur Mlimani City Mall und sind erstaunt, als wir dort ankommen. So etwas hätten wir eher in den USA erwartet, aber nicht hier in Tansania, wo es in den meisten Großstädten noch nicht einmal einen normalen Supermarkt gibt. Hier gibt es alles, was wir suchen. Endlich auch Cola light in Dosen, wovon wir gleich mehrere Paletten kaufen.
Um zum south Beach von Dar es Salam zu kommen, müssen wir die Kigamboni Fähre nehmen. Ist mit 2.000TSH für Auto incl. Fahrer und 200TSH für jede weitere Person sehr günstig. Obwohl inzwischen 2 Fähren eingesetzt werden, betrug die Wartezeit doch fast eine Stunde. Besonders unangenehm durch die Hitze. Dazu steht man zunächst auch noch direkt neben dem Fischmarkt, von dem bei diesen Temperaturen ein bestialischer Gestank ausgeht. Rückt man dann in der Schlange weiter vor, wird die olfaktorische Qual durch eine Übung in extremer Selbstbeherrschung ersetzt. Permanent versuchen Eisverkäufer ihre Ware an den Mann zu bringen. Ein leckeres Eis wäre der Traum bei diesen Temperaturen, aber mein Vertrauen in eine lückenlose Kühlkette ist hier in Tansania nicht sehr groß und Magenprobleme kann man woanders auch besser auskurieren. Letztendlich siegt der Kopf über den Bauch.
Auf der Fähre ist es dann gerammelt voll. Die Autos stehen dicht an dicht. Jeder Zwischenraum ist mit Menschen und Gepäck gefüllt. An Aussteigen ist nicht zu denken.
Nach der Fähre sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserer Unterkunft, dem Kipepeo Beach Resort. Dort angekommen brauche ich erst einmal eine Kompensation für den Eisverzicht und gönne mir einen leckeren kleinen Mittagssnack an der Bar.
Baden gibt’s heute nur in der Kurzversion, denn ich habe mir bei der Autofahrt einen kräftigen Sonnenbrand auf den Oberschenkeln geholt. Den Rest des Tages verbringen wir lesend im Schatten. Zwischendurch plaudere ich noch ein wenig mit Gilbert, einem schweizer Motorradfahrer, der aus Addis Abeba hierher gefahren ist und gerade festgestellt hat, dass die Pistenverhältnisse zu einem doppeltem Rahmenbruch an seinem Motorrad geführt haben.
Nach dem sehr leckeren Abendessen genießen wir noch ein paar GinTonic bzw. Weißwein am Strand und beobachten dabei ein Gewitter, das sich mit kräftigem Wetterleuchten über dem Meer austobt.
Mit burischen Wagenburgen muss man sich übrigens nicht nur im südlichen Afrika rumärgern. Zurück an unserem Zelt müssen wir feststellen, dass uns solch eine Wagenburg bis auf 2m auf die Pelle gerückt ist. Der Grill steht 5m von unserem Zelt entfernt und wird noch kräftig frequentiert. So dauert es dann einige Zeit bis wir einschlafen, um dann um 4:00Uhr geweckt zu werden, weil die Buren ihre Wagen umparken.
Von den ebenfalls auf der Campsite übernachtenden Overlandern bekommen wir dagegen überhaupt nichts mit.
Kipepeo Beach Resort:
Die Anlage ist ein beliebtes Ausflugsziel für die tansanische Mittelschicht und die Expats aus Dar es Salam.
Schöne Campsite mit überdachten Bank/Tisch-Kombinationen. Offiziell ist es zwar nicht erlaubt, Zelte unter diesen Überdachungen aufzubauen, es hält sich aber niemand daran.
Große saubere Sanitäranlagen. Aus den Duschen kommt endlich mal richtig viel Wasser raus.
Das Restaurant bietet sehr leckere Swahili-Küche. Die Portionen sind etwas klein – wir haben beide jeweils zwei Gerichte gebraucht um satt zu werden. Man sitzt überdacht oder im freien direkt am Strand.
P.S.: Für diejenigen, die sich bei der Beschreibung solch reiner Reisetage eher langweilen, hier schon einmal eine Vorankündigung: Der nächste Tag bietet endlich wieder die afrikanische Tierwelt.