11.11.23 Mara Serena Lodge
Die Nacht war sehr ruhig: keine Geräusche von Hippos oder Vögeln, kein Regen auf der Zeltplane und keine Geräusche des erwachenden Camps. Trotzdem sind wir schon um fünf Uhr munter und haben noch Zeit für einen Tee. Man bekommt hier erst um sechs Uhr sein Frühstücks-Paket und darf das Gelände auch sowieso nicht vor sechs verlassen.
Unsere erste Sichtung des Tages ist ein kleines Rudel Löwen mit sieben Halbstarken direkt an der Straße. Wir bleiben aber nicht lange, denn wir hoffen, die Leopardin von gestern, Nashipae wie George inzwischen herausgefunden hat, wieder zu finden.
Wir pirschen das Flussufer auf beiden Seiten rauf und runter, aber können die Leopardin nicht entdecken. Inzwischen wissen wir, dass sie ein dreimonatiges Junges hat - das zu sehen, wäre natürlich traumhaft!
Als nächstes sehen wir zwei große Löwen, die sogenannten Inselberg Boys. Sie sind aber flat cats, so dass wir keine Fotos machen.
Also pirschen wir weiter am Flussufer entlang. Statt auf die Leopardin, stoßen wir auf eine Löwin mit ihren sehr kleinen drei Cups. Dort dürfen nicht mehr als fünf Fahrzeuge stehen und als das sechste Fahrzeug kommt, müssen wir die Sichtung verlassen.
Zum Glück warten aber noch andere Sichtungen auf uns: auf einer Ebene schläft ein Spitzmaulnashorm. Leider ist es sehr weit weg und wir können nicht näher ranfahren. Andererseits können wir froh sein, dass wir es überhaupt zu sehen bekommen: im Reserve wäre das Tier bereits von Dutzenden Fahrzeugen verfolgt worden und auf Nimmerwiedersehen im Busch verschwunden. So kann das Tier in Ruhe wach werden und frühstücken und wir können ein Landschaftsfoto mit Nashorn-Deko machen.
Die hügelige Landschaft hier ist traumhaft schön und so werden auch gewöhnlichere Sichtungen zu wunderschönen Motiven.
Wir schauen noch einmal nach der Löwin mit ihren Cups und da wir jetzt alleine bei der Sichtung sind, können wir uns Zeit lassen und beobachten, wie liebevoll die Löwin ihre Jungen umsorgt.
Als sich die kleine Familie zur Ruhe legt, fahren wir weiter und sind schon bald wieder an der Grenze zu Tansania und können weit in die Serengeti schauen. Der Ausblick ist wunderschön, so dass wir fragen, ob wir hier unsere Frühstückspause machen können. George hat aber von Geparden gehört, so dass wir natürlich weiter fahren. Tatsächlich finden wir zwei Geparden-Brüder, die aus Tansania herüber gewandert sind und daher (noch) keine Namen haben. Die zwei sind aktiv, das Licht ist OK - Fotografenherz, was willst Du mehr?
Nachdem die Jungs erst ziemlich zielstrebig in Richtung der riesigen Zebraherde gezogen sind, verlieren sie plötzlich ihre Motivation und legen sich ab. Wir wollen die Sichtung trotzdem nicht verlassen und frühstücken im Auto. Einen Teil unseres Essens geben wir dem Geparden Ranger ab. George erzählt uns, dass die Geparden durch Löwen und Hyänen inzwischen so stark dezimiert sind, dass sie 12/7 durch Ranger bewacht werden. Insbesondere die Jungtiere sind gefährdet und Löwen und Hyänen werden sogar mit Schüssen vertrieben, wenn sie sich den Jungen nähern.
Die anwesenden Touristen bewertet der Ranger aber offensichtlich nicht als Gefahr, denn er erlaubt ein paar Neuankömmlingen offroad zu den Tieren zu fahren. Anscheinend gibt es auch im Triangle eine gewisse Flexibilität im Umgang mit den Regeln.
Wir beobachten, wie zwei Zebrastuten mit einem kleinen Fohlen rechts an uns vorbei ziehen. George ist sich sicher, dass sie das Fohlen jagen, wenn sie es denn sehen. Die Autos versperren den beiden Katzen allerdings die Sicht. So dauert es eine ganze Weile, aber schließlich nehmen sie die kleine Gruppe tatsächlich wahr und pirschen zielstrebig hinter ihnen her.
Die zwei pirschen sich sehr geschickt an: sobald die Zebras aufschauen, frieren sie ein, sobald die Zebras grasen, schleichen sie weiter.
Leider ist die Qualität der folgenden Bilder sehr schlecht, denn die Jagd war zu weit entfernt und die Bilder sind stark gecroppt.
Schließlich sind sie nah genug dran und sprinten los. Der eine greift das Fohlen an, der andere hält die Mutter fern. Das kleine Fohlen rennt um sein Leben, doch es hat nicht die aller geringste Chance. Innerhalb von Sekunden hat der Gepard das Kleine erreicht und versucht es zu Boden zu bringen. Beim ersten Versuch kann es noch entkommen, aber nicht für lange. Der Gepard springt es ein weiteres Mal an und kann es zu Boden reißen.
Zu guter Letzt packt er es am Hals und fängt an, es zu ersticken. Sein Bruder fängt derweil schon an zu fressen. Die Zebra-Mutter schaut hilflos zu. Arme Zebras.
Es kommt noch dramatischer: Die erfolgreiche Jagd ist auch von anderen nicht unbemerkt geblieben: eine Hyäne nähert sich dem Geschehen. Die zwei Geparden haben keine Chance ihren Riss zu verteidigen und geben nach kurzem Gefauche ihre Beute auf.
Der Ranger ist eigentlich auch dazu da, sowas zu verhindern, aber er ignoriert das Geschehen. Vielleicht ist er mit unserem Frühstück beschäftigt.
Nun wird’s richtig heftig: der ganze Clan kommt angelaufen und zerreißt das Fohlen - immer noch unter den Augen der beiden Zebrastuten - in Stücke.