19.03.
Was lange währt...
Heute hat mich der Husten langsam nicht mehr im Griff, dafür schwächelt nun Petra etwas. Nachdem ihr Magen die letzten Tage immer mal Probleme machte, hat sie sich auch noch einen Zug geholt und merkt nun selbst, wie blöd das war, das falsche Nasenspray zu kaufen...
Bei einem schnellen Kaffee kommt Mike vorbei und verabschiedet sich, da er heute nach Nairobi fährt. Wir drücken ihn nochmal herzlich, obwohl wir gar nicht viel mit ihm zu tun hatten, aber er ist einfach ein goldiger Kerl!
Um 6:05 Uhr geht es mal wieder hoch zur Rhino Ridge. Langsam haben Petra und ich die Hoffenung auf den Topi Pride aufgegeben. Auch heute zeigt sich die Natur noch wie im Halbschlaf durch all den Nebel.
Wieder dauert die Suche an. Wir fahren und fahren und sind nun schon am Ende des Reviers des Topi Prides. Doch da plötzlich machen wir eine Entdeckung! Ein Löwenrudel mit einem Riss! Es dauert ein wenig, sich den Weg zu ihnen zu bahnen und wir halten kurz bei vier Löwinnen, die sich weit abseits der anderen positioniert haben. George erklärt, das seien Mädels vom
Rekero Pride, wir sind hier an der Grenze der beiden Rudel. Die Löwinnen sind zu viert und trauen sich verständlicherweise nicht näher an das große Rudel heran. Wer erinnert sich? Löwinnen des Rekero Prides haben wir an unserem zweiten Tag in der Mara mit den Nomadenlöwen bei der Paarung beobachtet und das Rudel halten eigentlich die Salas Boys, die vor zwei oder drei Tagen eine Niederlage gegen die namenlosen Nomaden einstecken mussten.
Beim Kadaver angekommen sind wir zunächst erstaunt, dass es sich um einen Elefanten handelt! Diese ältere Kuh sei aber eines natürlichen Todes gestorben und das Rudel hat sie von den Hyänen übernommen. Anhand der vielen Youngsters brauche ich George gar nicht erst fragen, es handelt sich definitiv um den
Topi Pride - endlich! Und das Beste daran, alle drei
Salas Boys sind hier!
Ein paar Rudelmitglieder haben sich bereits satt in die Büsche verzogen, aber alle drei Paschas sind noch am Riss. Leider tun sie mir nicht den Gefallen, sie schön zu dritt auf ein Bild zu bekommen.
Plötzlich beobachten wir, wie die vier Rekero Mädels sich nähern und im Rudel eine unglaubliche Unruhe aufkommt. Sie beobachteten sie schon vorher sehr kritisch, jetzt aber brüllen auf einmal alle und ein paar Löwinnen rennen los. Gänsehaut macht sich bei uns breit! Diese Atmosphäre mit brüllenden Löwen um uns herum lässt uns sprachlos zurück. Die Rekero Mädels suchen ganz schnell das Weite und Olepolos und Osapuk rennen ebenfalls hinterher. George erklärt, dass die beiden vor allem schlichten wollen, falls es zum Kampf käme. Der humpelnde Orkitok bleibt zurück.
Die Rekero Mädels haben sich schnell genug aus dem Staub gemacht und alle kehren zurück zum Riss. Als sich die Situation wieder beruhigt, sucht einer der Youngsters Schatten direkt an unserem Auto. Jennie und ich bräuchten bloß die Hand ausstrecken, so nah kommt er uns. Wir verhalten uns sehr ruhig, aber ein Erinnerungsselfie muss sein! Petra und ich kennen ihn schließlich noch als Cub!
Ich probiere etwas hin und her und hätte nicht gedacht, dass die Bilder gut werden, aber seht selbst - sogar unser Auto spiegelt sich in seinem Auge!
Die Paschas sind langsam satt, ein paar Löwinnen fangen gerade erst an und der Jüngste im Bunde spielt mit dem Fuß des Elefanten. Uns fällt der saubere Cut im Knochen auf und wir sind uns nicht so sicher, ob hier eine natürliche Todesursache wirklich infrage kommt oder ob die Kuh Opfer einer Schlinge wurde.
Nach über zwei Stunden, die wir mit dem Rudel verbracht haben, reißen wir uns langsam los, überglücklich, sie endlich wieder getroffen zu haben. Jetzt suchen wir uns einen schönen Platz zum Frühstücken.
Wir halten in der Grassavanne unter einem Baum, der bei genauerer Betrachtung eigentlich ein riesiger Kaktus (?) ist! George verriet mir auch den Namen, aber den habe ich leider vergessen.
Auf der Weiterfahrt zeigt sich die Mara in einem unheimlich saftigen Grün und die Natur scheint den Regen dankend angekommen zu haben.
Um die Mittagszeit besuchen wir Georges Familie, wo Petra und ich auch unsere Patenkinder treffen werden. Ein Highlight, auf das sich besonders Petra am meisten im Vorfeld gefreut hat! Wir steigen aus und Georges Frau hat Baby Max auf dem Arm, der beim letzten Besuch noch in ihrem Bauch war. Petra begrüßt sie und steichelt Max über die Backe. Der Kleine schaut sie entsetzt an, kriegt den Schreck seines Lebens und schreit wie am Spieß. Alle müssen lachen - so ist das, wenn die Kinder noch keine weißen Touristen kennen. Wir verteilen unsere Mitbringsel und auch hier sind vor allem die ausgedruckten Bilder sehr beliebt! Alle freuen sich unheimlich.
Unsere beiden Patenkinder Gidion und Jacklyn.
Alle freuen sich über den mitgebrachten Fußball und wir spielen noch ein wenig gemeinsam. Dann heißt es Abschied nehmen und Jacklyn möchte Petra gar nicht mehr loslassen.
Als wir los fahren, gibt es einen lauten Knall und wir denken zuerst, ein Reifen wäre geplatzt. Da fährt George allen Ernstes über den mitgebrachten Fußball... Das war es mit der Freude! Ich meckere ihn noch an, dass er jedes gottverdammte Loch in der Mara sieht, aber keinen blauen Fußball??? Er muss uns versprechen, einen neuen zu kaufen und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
Zurück im Camp essen wir zu Mittag und machen uns ein wenig frisch.
Fortsetzung folgt!