20. Tag (06.01.2022)
Meru National Park
137km
Über Nacht sind wieder dichte Wolken aufgekommen und am Morgen nieselt es sogar ein wenig. Dadurch sind auch die Wege recht glitschig geworden.
Der letzte Teil des Nationalparks, den wir noch nicht erkundet haben, ist der Bereich südlich von Elsas Kopje. Das ist unser Ziel für diesen Morgen.
Leider herrscht auch in diesem Teil des Nationalparks dichter Busch vor und viele Wege sind unpassierbar. Als zusätzliche Erschwernis kommen in diesem Gebiet noch zahlreiche Tse-Tse Fliegen hinzu. Wir beschließen den Bereich schnellstmöglich zu verlassen und uns für den Rest unseres Aufenthalts im Meru National Park auf den Bereich Zwischen Campsite, Elsas Kopje und Rhino Sanctuary zu konzentrieren. Das ist der einzige für Gamedrives lohnende Bereich im Park.
Kurz bevor wir dort ankommen liegt mal wieder ein Baum quer. Wenn wir jetzt umdrehen kostet uns das mindestens eine Stunde auf schlechten Wegen und mit vielen Tse-Tse Fliegen. Da klappe ich lieber die Außenspiegel ran und fräse mir einen Weg durch den dichten Busch neben dem umgestürzten Baum. Irgendjemand muss ja die Umfahrungen eröffnen.
Nachdem wir jetzt den ganzen Park erkundet haben und wissen, dass sich nur dieser kleine Teil für Gamedrives eignet, werden wir dort durch reichlich Tiersichtungen belohnt.
Wir sehen sogar ein Paar Schakale und eine Löwin. Die Schakale ducken sich leider sofort ins hohe Gras, so dass nur noch die Ohren zu sehen sind und die Löwin verschwindet sofort im dichten Busch, noch bevor ich die Kamera in der Hand habe.
Die Mittagszeit verbringen wir dann wieder auf unserer Campsite. Hier fühlen wir uns sehr wohl. Auch die Wolken lösen sich auf und die Sonne kommt zum Vorschein.
Nach dem Essen sitze ich lesend neben dem Wagen, als ich es hinter mir im Aufbau rascheln höre. Ich bin auf unseren blinden Passagier gerade besonders schlecht zu sprechen, denn trotz intensiver Reinigung gedeihen auf dem Teppich mit der ausgelaufenen Milch gerade die Fliegenmaden ganz prächtig. Ich beschließe den Aufbau so weit wie möglich auszuräumen und auseinanderzubauen, in der Hoffnung unseren Mitfahrer zum Ausziehen zu bewegen. Als ich das Schubladensystem ausbaue, kann ich erstmals einen kurzen Blick auf das Tier werfen. Keine Maus, sondern eine Ratte. Die hat sich hinter den Schubladen ein gemütliches Nest gebaut. Leider verschwindet Sie nicht aus dem Auto, sondern im Hohlraum eines zentralen Trägers des Aufbaus. Dort ist an das Mistvieh nicht ranzukommen. Unverrichteter Dinge muss ich den Aufbau wieder zusammenbauen, aber der Tod der Ratte ist beschlossene Sache, musste ich doch feststellen, dass auch Teile meiner Wanderschuhe zum Nestbau verwendet wurden.
Bevor ich dazu komme, den Wagen wieder einzuräumen, müssen wir uns aber erst einmal einer Horde Meerkatzen erwehren. Es ist echt nicht zu glauben. Die ganzen Tage war nicht eine einzige Meerkatze zu sehen, aber kaum haben wir mal alle Lebensmittel neben dem Wagen liegen tauchen sie auf. Letztendlich können wir den Verlust auf eine Möhre begrenzen. Keine schlechte Bilanz gegen diese Profidiebe.
Unseren Abendgamedrive beschränken wir auf den Bereich zwischen Elsas Kopje und dem Campingplatz.
Wir fahren gerade auf schlechtem Track von Elsas Kopje auf die Maghwango Plains, da steht plötzlich ein splitternackter Mann am Wegrand, springt auf das Trittbrett an der Beifahrerseite und versucht durch Kathrins geöffnetes Seitenfenster in den Wagen zu klettern, was Sie nur teilweise verhindern kann. Er brabbelt unverständliches Zeug vor sich hin und ist nicht dazu zu bewegen, den Wagen zu verlassen. Da ich die Situation nicht eskalieren will, indem ich Ihn gewaltsam vom Wagen entferne, entscheide ich mich dazu, auf schnellstem Wege zur Luxus Lodge auf Elsas Kopje zu fahren. Da ich zügig fahre ist er auch damit beschäftigt sich festzuhalten und versucht nicht weiter in den Wagen zu gelangen. Bei Elsas Kopje fahre ich direkt bis vor die Rezeption und der Manager verständigt auch sofort die Security. Die können ebenfalls nicht in Erfahrung bringen, was mit dem Mann los ist, aber er versteht Sie zumindest so weit, dass Sie Ihn dazu bewegen können unseren Wagen zu verlassen und in deren Fahrzeug einzusteigen.
Das war mal strange! Da reist man seit über 25 Jahren durch Afrika und denkt schon alles erlebt zu haben, wird dann aber doch immer wieder eines Besseren belehrt. Wir fragen uns vor allem, wo der überhaupt herkam. Wir haben Ihn in einem sehr wildreichen und einsamen Gebiet aufgegabelt, welches mehr als 10km von der nächsten Nationalparkgrenze entfernt ist. Letztendlich bleibt vieles an diesem Erlebnis für uns sehr mysteriös.
An unserem letzten Abend im Meru National Park gibt es Bratwurst mit Tomatensalat.