15.Tag (Sa. 01.01.2022)
Tsawo East National Park – Hunters Lodge
254km
Den Jahreswechsel haben wir wie immer in Afrika verschlafen. Dafür sind wir früh auf den Beinen und starten den Tag mit einem kurzen Gamedrive zum Aruba Dam und zurück. Leider sind heute in dieser Gegend viel weniger Tiere zu beobachten als in den vergangenen Tagen. Erst auf dem Rückweg, schon kurz vor der Campsite, kommen wir doch noch auf unsere Kosten. Erst finden wir eine Gruppe Zwergmangusten, die durch das hohe Gras wuseln und dann läuft uns eine große Gruppe Elefantenbullen über den Weg.
Zum Frühstück fahren wir zurück auf die Campsite. Dabei werden wir Opfer eines koordinierten Überfalls einer Gruppe Grüner Meerkatzen. Wir sitzen schon beim essen, als ich die Affen zielstrebig auf unser offenes Auto zulaufen sehe. Sofort springe ich auf, um Sie zu verscheuchen und den Wagen zu schließen. Das gelingt auch ohne Verluste, aber der Wagen war nur ein Ablenkungsmanöver. Während ich mich um den Wagen kümmere stürmt ein anderer Teil der Affenbande den Frühstücktisch von der Seite, an der ich gesessen hatte. Kathrin auf der anderen Seite des Tisches wird dabei komplett ignoriert, egal wie sehr Sie die Affen anschreit und rumfuchtelt. Der Sexismus der Affen frustriert Sie immer mehr, als unsere Verluste, welche diesmal eine Packung Weißbrot und mein fertig zubereitetes Sandwich waren. Nach dieser Attacke hole ich die Zwille aus dem Auto und lege sie auf den Tisch. Das reicht aus, um die Affen auf Distanz zu halten. Die wissen genau, was es mit dem Teil auf sich hat. Mit der Zwille neben sich, haben die Affen sogar vor Kathrin Respekt und wir können das Frühstück ungestört fortsetzen.
So richtig überzeugt hat uns der Tsawo East National Park nicht. Es ist nicht so, dass es zu wenig Tiere gibt. Die verteilen sich nur leider auf eine viel zu große Fläche. Das Verhältnis zwischen Tiersichtungen und zu fahrenden Kilometern ist eher schlecht. Man muss lange Distanzen zurücklegen und dass auch noch überwiegend auf Pisten mit heftigem Wellblech. Dazu kommt noch, dass das Wegenetz sehr grobmaschig ist. Häufig sieht man Tiere weit entfernt und hat keine Chance näher heranzukommen.
Die Belastungen für das Fahrzeug sind auf solch einer Safari schon extrem. Vor allem das Wellblech setzt dem Material zu. Immer wieder geht etwas zu Bruch. Nicht am Landcruiser selbst, der scheint unzerstörbar. Vielmehr sind es die Anbauteile, die den Belastungen nicht gewachsen sind. Heute Morgen stellen wir fest, dass die Halterung eines Dämpfers der rechten Seitenklappe des Aufbaus gebrochen ist. Zum Glück sind die Dämpfer so stark, dass die Klappe auch mit nur noch einem Dämpfer offenbleibt. Darüber hinaus stelle ich fest, dass die Arretierung einer Reserveradhalterung angebrochen ist.
Nach dem Frühstück verlassen wir den Park über das Voi Gate. Am Ortsausgang von Voi sehe ich, wie das Reserverad rausschwenkt; jetzt ist die Arretierung also vollständig gebrochen. Ich halte an, um das Rad zumindest provisorisch mit Kabelbindern oder Spanngurten zu fixieren. Sofort kommt ein selbsternannter Mechaniker angerannt. Die scheinen hier alle der Ansicht zu sein, weiße Touristen sind allein nicht überlebensfähig. Als freundlicher Mensch schicke ich natürlich niemanden weg, der einem helfen will. Der Typ hat aber nicht den geringsten Schimmer davon, was er tut. Als er innerhalb kürzester Zeit zwei Kabelbinder unbrauchbar macht und deutlich wird, dass er nicht die geringste Ahnung hat, schicke ich Ihn doch weg. Als er dann auch noch Bezahlung für seinen Dilettantismus verlangt muss ich sehr an mich halten, um nicht auszurasten, werde aber zumindest deutlich lauter. Letztendlich lassen wir Ihn einfach stehen, fahren ein paar hundert Meter weiter und fixieren dann das Reserverad.
Hilfe erhoffen wir uns von der Totaltankstelle am der Mombasa-Nairobi Road. Die ist Anlaufstelle aller Safariveranstalter auf dieser Strecke und dort werden von den Mechanikern immer wieder kleinere Reparaturen durchgeführt. Wir hatten gedacht, dass die gebrochene Halterung geschweißt werden muss, aber der Mechaniker hat eine bessere Idee. Er baut das identische Gegenstück der gebrochenen Halteplatte am anderen Reserverad aus und schickt einen Bodo Boda Fahrer damit zu einer Schmiede im Ort. Die Schmiede erstellt ein Duplikat der Halteplatte, welches dann in die defekte Reserveradhalterung eingebaut wird. Wir werden auf der weiteren Reise keinerlei Probleme mit der Halterung haben.
Noch ein kurzer Einkauf im Supermarkt und wir können uns auf den Weg machen. Unser ursprünglicher Zeitplan ist natürlich längst über den Haufen geworfen. Eigentlich wollten wir im Chyulu Hills National Park auf der Public Campsite übernachten, um uns einen ersten Eindruck von diesem uns noch unbekannten Nationalpark zu verschaffen. Dafür ist es jetzt längst zu spät, weshalb wir nach einer Alternative suchen. In mehreren Reiseberichten wurde positiv von der Hunters Lodge berichtet, weshalb wir uns entschließen dort die Nacht zu verbringen.
Nach rund 2h haben wir unser Ziel erreicht. Erst einmal fahren wir jedoch vorbei, da die Lodge bei Maps.me falsch eingezeichnet ist und wir das Schild übersehen haben.
Die Lodge gefällt uns und ist gut besucht. Die Anlage liegt in einem kleinen Akazienhain. Viele Vögel und Meerkatzen tummeln sich auf dem Gelände. Der Teich sorgt für ein lautstarkes Froschkonzert.
Der Pool ist groß und gut besucht. Weiße Safaritouristen sind hier nicht vertreten. Vielmehr trifft sich hier die kenianische Oberschicht, wie man an den Fahrzeugen auf dem Lodgeparkplatz unschwer erkennen kann.
Hier steht unser Landei neben seinem reichen Cousin aus der Großstadt. Auch in Nairobi gibt es inzwischen ein Porsche-Zentrum.
Katrin schafft es, auf dem Weg zu unserem Zimmer, über eine überstehende Gehwegplatte zu stolpern und fällt lang hin. Dabei schlägt Sie massiv mit dem Kinn auf; da ist jetzt ein ordentliches Loch drin, welches heftig blutet. Sollte eigentlich genäht werden, aber wo soll man das hier machen lassen. Wir beschließen die Wunde mit Bordmitteln zu versorgen. Kathrin ist auch zuversichtlich, dass wir das so hinbekommen. Auf meinen Einwand, dass eine größere Narbe zurück bleiben könnte meint Sie nur: „Ich bin doch schon verheiratet, da kommt es jetzt nicht mehr so sehr auf die Optik an.“
Nachdem wir uns die letzten Tage überwiegend vegetarisch ernährt haben, bestellen wir heute zum Abendessen eine gegrillte Lammkeule. Die Portion ist riesig, aber das Fleisch ist leider sehr trocken. Beim Essen geht hier anscheinend Quantität vor Qualität.
So richtig gestoppt bekommen wir die Blutung an Kathrins Kinn noch nicht. Bis zum ins Bett gehen müssen wir immer wieder den Verband wechseln, da er durchgeblutet ist. Mal schauen, wie das am nächsten Tag aussieht.