Tag 6
Bereits gestern Abend wurde ich nach den Wünschen für den heutigen Tag gefragt. Das Governors’ bietet drei Pirschfahrten pro Tag an. Von 6.30 bis 8 Uhr. Und von 9.30 bis 11 Uhr. Die dritte ist dann nachmittags von 15.30 bis 18 Uhr.
Wer will, kann aber auch das Frühstück als Picknick mitnehmen und unterwegs in freier Natur genießen. Dann werden die morgendlichen Fahrten zusammengelegt und man hat die Möglichkeit von 6.30 Uhr bis 11 Uhr oder 11..30 Uhr auf Tour zu gehen.
Diese Option habe ich natürlich gewählt.
Um sechs Uhr kratzte es an meiner Zeltwand. „Good morning! It’s 6 o’clock. Wake up! Here is your coffee!“
Der Zimmerboy kam bis an mein Bett und brachte frischen Kaffee und Plätzchen.
Schnell unter die Dusche. Kaffee und Plätzchen genießen und dann zum Parkplatz vorm Eingang zum Governors’. Auf dem Weg dorthin kam mir der Campmanager Dave entgegen, der sich gestern Abend schon vorgestellt hatte und der mich jetzt freundlich grüßte. Er deutete auf die frischen Spuren im Gras. ‚Wir hatten heute Nacht Hippobesuch’.
Normalerweise schlafen Menschen morgens gerne mal aus. Aber wenn es auf Pirschfahrt geht, sind eigenartigerweise alle überpünktlich.
Jeder Gast hat für die Dauer seines Aufenthaltes einen bestimmten Fahrer. Trinkgeldtechnisch ist das sehr gut gedacht.
Ntuala und ich begrüßten uns und ich nahm im Fahrzeug mit meinem Fotogeraffel in der hintersten Reihe Platz. Und dann ging es los. Zum Fotografieren war es noch zu dunkel. Gegen hab acht kam die Sonne richtig durch die Wolken und erzeugte ein irres Fotolicht. Die Landschaft sah wie ein Gemälde aus.
Wir trafen auf Giraffen, Schakale, zwei Löwen, Topiantilopen und Familie Strauß.
Auf unserer Tour kamen wir am Mara River vorbei, wo wir gegen 9 Uhr unser Frühstück einnahmen. Auf der anderen Seite des Flusses stauten sich Zebras. Ntuala meinte, dass es ein paar Hundert sein müssten. Und es rückten immer mehr nach. Aber kein Tier begann mit dem Überqueren des Flusses. Nach gut einer Stunde setzten wir dann aber die Fahrt fort.
Die nächsten Fotomotive waren dann ein Rudel Löwinnen, ein Warzenschwein und eine Hyäne. Gegen 11.30 kamen wir wieder im Camp an. Bis zum Mittagessen um 13 Uhr hatte ich noch Gelegenheit zum Fotografieren.
Heute war unter freien Himmel für das Mittagessen gedeckt. So wie jeder Gast seinen Fahrer hatte, so hatte er auch bei Tisch zwei Bedienstete für die Dauer des Aufenthaltes. Meine beiden hießen Tony und Moses. Moses war der Sympathischere; er war nämlich für den Alkohol zuständig.
Tony brachte nur die Suppe und den Nachtisch sowie Kaffee. Salat und warme Speisen gab es in Form von Selbstbedienung am Buffet
Bis zur nächsten Pirschfahrt konnte ich noch mal bei einem Tusker von der kleinen Terrasse meines Zeltes aus diesen traumhaften Blick in die Weite genießen.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich heute das Wort ‚Regen“ noch nicht erwähnt habe. Warum auch? Es regnete nämlich nicht mehr. Heute nicht. Morgen nicht. Und übermorgen auch nicht! Ja wie geil ist das denn????
Am Nachmittag sahen wir dann Topis und Impala, Giraffen sowie Löwinnen mit Nachwuchs. Wir fuhren durch ziemlich unwegsames Gelände
Das Highlight des Nachmittags waren aber zwei Geparde. Auf dem Rückweg begegneten uns noch Schakale, Hyänen und Löwen.
Zum Abendessen war wieder für mich allein gedeckt. Aber alle Engländer und auch die schottischen Gäste luden mich an ihre Tische ein. Jeder wollte den Deutschen gern an seinem Tisch haben. Was ich aber dankend ablehnte. Denn so toll ist mein Englisch auf wieder nicht. Mir reicht’s wenn ich tagsüber mit euch klarkomme!
Heute war Grillabend. Das Fleisch konnte man sich aussuchen und von den Köchen bruzzeln lassen. Alles weitere konnte man sich vom Buffet nehmen. Dieses Essen war einfach genial.
Was aber noch genialer war: In rund zehn bis fünfzehn Metern Entfernung liefen Hippo-Mama und Hippo-Baby durch das Camp. Die Wachleute leuchteten ständig die Gegend ab. Schwenkten dabei aber unaufhörlich die Taschenlampen, so dass der Lichtstrahl ständig wanderte und die Hippos nicht vollends geblendet wurden.
Dieses Szenario war einfach unglaublich.
Die Tiere verhielten sich friedlich. Und die Menschen auch. Alle Gäste waren diszipliniert ruhig. Niemand gackert, quietschte, lachte. Und niemand benutzte den Blitz seiner Kamera. Geht doch!!
Gegen 21 Uhr nahm ich auf meiner Veranda Platz, starrte in den wolkenlosen Nachthimmel, zählte Sterne und genoss einfach nur die himmlische Ruhe. Wir hatten Vollmond. Kurz vor 22 Uhr krabbelte ich dann müde ins Bett um kurz vor Mitternacht durch ein Geräusch, das ich zunächst nicht zuordnen konnte, geweckt zu werden. Da wir wie bereits erwähnt Vollmond hatten, konnte ich keine zehn Meter von meinem Zelt entfernt einen Elefanten erblicken, der sich die Äste und Blätter vom Baum neben meinem Zelt runterpflückte.
Selig schlief ich anschließend wieder ein.