Zwischendurch hatte ich auch Kontakt zu einem deutschen Ehepaar, zu zwei Engländern und zu drei Holländern. Allesamt wollten in den Amboseli. Und alle Fahrer, genau wie Juma, weigerten sich zurückzufahren. Das sei ein Umweg von 100 Kilometern. Irgendwann müsse der Wasserspiegel ja mal sinken.
Und zu guter Letzt gesellte sich noch ein sehr schick gekleideter Einheimischer zu mir. Stellte sich vor und fragte nach meinem Namen und nach meiner Herkunft. Als er Deutschland hörte, fragte er: Was hältst Du von An-geee-la Merkel? Er sagte nicht ‚An-sche-la’. Sondern ‚An-geee-la’. Und das hier?!
Als ich ihn auf seine schicken Klamotten ansprach stellte er sich als Mitarbeiter der Regierung vor. Er versuchte mir zu erklären, was er sei. So ganz habe ich das nicht kapiert. Er muss so etwas Ähnliches wie ein Regierungspräsident (wenn es so etwas in Kenia gibt) sein.
Nach einer Viertelstunde verabschiedete er sich, schwang sich auf sein Motorrad und brauste davon.
Gegen 11 Uhr versuchte der erste Wagen die Durchfahrt. Es klappte. Dann fuhr der zweite Wagen. Als das auch klappte, schubste Juma mich in den Wagen. Ich fragte ihn, ob er sicher sei, dass es funktioniert. Er verneinte. Es käme auf einen Versuch an. Der Kalaschnikowträger stieg auch bei uns ein und Juma quälte sich durch die Wassermassen. Kurz vor dem anderen Ufer rutschte der Wagen dann doch einige Zentimeter bedrohlich zur Seite weg. Da konnte man die ganze Kraft des Wassers noch erahnen. Aber Juma brachte den Wagen sicher ans andere Ufer und erhielt vom KWS Ranger und von mir ordentlichen Beifall.
Dann fuhren wir zum Kimana Gate. Wer schon mal in Kenia war und meint, dass er Probleme mit den Beachboys hatte, weil diese zu aufdringlich waren, der soll sich mal 10 Minuten am Kimana Gate aufhalten. Wie die Furien kamen 12 bis 15 Weiber auf mich zugestürmt. „Papa kaufen! Papa Holzfigur! Papa Tuch! Papa Kette! Papa Speer! Papa, Papa, Papa!“ Das war schon widerlich. Aber wer mich kennt, der weiß woher der Ausdruck ‚sturer Westfale’ kommt. Hapana, nix gekauft.
Im Amboseli setzten wir unseren Begleitschutz auf halber Strecke irgendwo an einer KWS Station ab und erreichten gegen 13.30 Uhr die Ol Tukai Lodge.
Ich genoss mein Mittagessen. Anschließend wurde mir Haus 37 zugeteilt. Mein Gott, welche Unterkunft! Bei den Unterkünften hatte ich dieses Jahr wirklich ein gutes Händchen!
Eigentlich war auch die Ol Tukai Lodge viel zu groß und zu vornehm. 80 Zimmer! Und was für welche. Total geschmackvoll eingerichtet. Ja gut, wenn man schon den Hauch von Luxus geboten bekommt dann nimmt man ihn auch.
Zum nächsten Drive um 15.30 Uhr überbrachte mir Juma eine Nachricht, die mich explodieren ließ. Mein Flug vom Amboseli in die Masai Mara am morgigen Tag sei gecancelt. Er müsse mich nach Nairobi bringen. Ich kochte vor Wut und glaubte ihm kein Wort. Ich dachte wirklich an Verar….. von Jonathan und Peter. Dachte, sie hätten mich die Safari buchen lassen obwohl sie wussten, dass der Flieger nicht geht.
Ich versuchte die Module herunterzufahren. Juma konnte ja nichts dafür. Aber bei meiner Laune war der ganze Park sowieso nur schei….Keine Tiere, dafür Wolken. Kein Kilimanjaro. Alles Mist.
Ich verkürzte den Gamedrive um eine gute Stunde weil es mittlerweile wieder regnete. Ich hatte die Schnauze voll und verzog mich an die Bar. Diese Elefantenherde in den Flaschen, die taten richtig gut!
Kurz vor dem Abendessen kam Juma zu mir und teilte mir mit, dass Peter gleich anrufen würde. Kurz darauf klingelte Jumas Handy. Er reichte es mir und ich hatte Peter am Ohr. Peter entschuldigte sich tausendmal und erklärte, dass ursprünglich noch 5 Leute mit mir morgen in die Masai Mara fliegen sollten. Diese 5 Personen hätten aber aus nicht bekannten Gründen die Safari nicht angetreten und niemand wusste, wo sie stecken. Und für mich allein, also nur für eine Person, würde die Maschine im Amboseli nicht zwischenlanden.
Das leuchtete mir ein. Geglaubt habe ich das trotzdem nicht so ganz. Es blieb ein kleiner, bitterer Beigeschmack. Trotzdem habe ich es Peter hoch angerechnet, dass er angerufen und mich informiert hat. Sein Verhalten hat eigentlich gezeigt, dass es sich hier um ein seriöses Unternehmen und nicht um einen Krauter handelt. Ein Wald- und Wiesensafariunternehmen hätte sich bestimmt nicht gemeldet.
Fazit:
Park: Der Amboseli ist das totale Gegenteil zum Tsavo. Fast flach wie ein Teller. Kilometerweite Fernsicht. Kaum Buschwerk. Tolle Sicht auf den Kilimanjaro (wenn er mal nicht in Wolken gehüllt ist).
Unterkunft: Eingezäuntes Camp. 80 Zimmer, 120 Angestellte. Also für meinen Geschmack zu groß. Ansonsten sehr stilvoll gebaut. Lobby, Bar, Speisesaal und Zimmer sehr geschmackvoll eingerichtet. Zimmer mit Bad, Dusche, WC, Sitzecke, Stromanschluss. Sauber. Freundliche Mitarbeiter und reichhaltiges und gutes Essen in Buffetform.
Aufenthaltsdauer: Eine Nacht hat voll gereicht. Leute, die den Amboseli lieben, können hier auch gern zwei oder drei Nächte verbleiben.