Liebe Fomis,
diesmal müsst ihr tapfer sein, denn es gibt fast keine Fotos vom Grenzübergang. Wir waren viel zu beschäftigt
! Wenn ihr aber Spannung liebt, euch mit uns aufregen wollt, empfehle ich euch, unsere folgenden Erfahrungen nachzulesen:
10. 10. Grenzwertige Grenzerfahrungen in Kazungula
Von Livingstones sind es nur siebzig Kilometer bis zum Grenzposten, deshalb lassen wir es gemütlich angehen an diesem Morgen. Ich werfe noch einen Blick in die Notizen über die Zustände an den Grenzübergängen Botswana – Sambia. Alle Informationen beziehen sich auf die Richtung nach Sambia, was mich dahingehend beruhigt, dass unsere Richtung problemlos sein müsste. Vorsorglich haben wir sämtliche Fleischprodukte, Milch, Obst und Gemüse aufgegessen.
Die Bauarbeiten für die Brücke über den Sambesi, die künftig die Fähre nach Botswana ersetzen soll, kündigen sich frühzeitig an. Was hier an Erde und Gestein bewegt wird, ist gigantisch! Die Beschilderung ist miserabel, aber freundliche Bauarbeiter winken uns vorbei an Baufahrzeugen und anderen Lkws auf den richtigen Pfad. Endlich fahren wir auf die Grenzbaracken zu. Ein riesiges Eisentor versperrt die Weiterfahrt.
Bevor wir uns orientieren können, werden wir von wild gestikulierenden jungen Männern umringt. Wir sollen uns hinter einem Pkw einreihen. Ein Typ in petrolfarbigem T-Shirt mit einem vermutlich gefakten Ausweis auf der Brust dient sich uns als Lotse an. Er bietet Hilfe bei Zoll und Passkontrolle und will das Ticket für die Fähre für 30 US$ besorgen. In meinen Unterlagen lese ich 28US$, aber vielleicht sind ja die Preise gestiegen. Als wir aussteigen, bestürmen uns mehrere Männer, auf unser Auto aufpassen zu wollen, 50 Kwacha seien der Preis. Wir sagen einem der Männer, dass wir ihn nach Rückkehr bezahlen.
Der Typ mit dem Ausweis schleust uns in kurzer Zeit durch Zoll und Passkontrolle, nach ca. 20 Minuten stehen wir wieder am Auto. Dort treffen wir auf einen Mitarbeiter von Bushlore, der uns kurz begrüßt, ob wir Probleme hätten. Die haben wir in diesem Moment noch nicht. Ob 50 Kwacha für das kurze Aufpassen aufs Auto okay wären, frage ich ihn. „10 Kwacha sind genug“; antwortet er und verschwindet im Gewühl. Ich gebe dem jungen Mann zehn Kwacha und ernte lautstarken Protest. Neben ihm taucht ein Verkäufer mit geschnitzten Tierfiguren auf, der wortreich seine Produkte anpreist. Ich ignoriere ihn ebenso wie den Aufpasser, weil der Typ mit dem gefakten Ausweis die Dollars haben will, um das Ticket für die Fähre zu bezahlen. Für seine Dienste verlangt er zusätzlich 5 US$. Hätte ich mir das nicht denken können, ich Blödel? Er öffnet das riesige Eisentor und wir reihen uns vor den Lkws ein, die ebenfalls nach Botswana wollen. Der Lotse kommt zurück mit einem Mitarbeiter der Fähre, der das Ticket in den Händen hält und uns zeigt, dass wir schon mit der nächsten Fahrt mitkommen. Spätestens ab jetzt wird es unübersichtlich.
Der Aufpasser ist wieder zur Stelle und fordert mehr Geld. Der Händler mit den Holztieren versucht zu handeln, erst zwei, dann drei, dann vier Tiere zum Sonderpreis. No! Er gibt nicht nach. No! Ich schreie ihn an, was er an dem Wort „No“ nicht verstanden hätte! Er ist kurz verblüfft und sagt: „N.O.?“ Herbert fährt das Fenster hoch, bis der Lotse anklopft, und uns gegen weitere 50 Kwacha (Für den Fährmann um bevorzugt zu werden.) das Ticket aushändigt. Verdammt, ich habe nur noch 100-Kwacha-Scheine. „Kann jemand wechseln“, versuche ich mein Glück, doch das wird nur als Devisentausch verstanden. Was soll ich machen? Bevor ich dem Lotsen einen Schein aushändige, lasse ich ihn versprechen, dass ich 50 Kwacha zurückbekomme. Really? Really! Hahahah! Im Fenster erscheint wieder eine Handvoll geschnitzter Tiere. Der Aufpasser steht daneben und greint. Herbert fährt die Scheibe hoch. Wir werden auf die Fähre gewinkt. Die Meute marschiert mit. Ich steige aus und fordere von dem Lotsen die fehlenden 50 Kwacha. „Immediately!“ sagt er und verschwindet. Schon legt die Fähre an – wir sind in Botswana und müssen die Fähre verlassen, denn hinter uns röhrt ungeduldig der Motor eines Lkws. Das gut eingespielte Team der Grenzmafia ist verschwunden, meine 50 Kwacha sehe ich nicht wieder. Was hatte ich denn erwartet?
Zoll und Passkontrolle in Botswana bringen wir problemlos hinter uns, nach Fleisch und Gemüse fragt niemand. Das gesamte Prozedere an der Grenze hat nicht einmal eineinhalb Stunden gedauert.
Während wir durch ein Gewirr von Umleitungen nach Kazungula und weiter nach Kasane fahren, werfe ich einen Blick auf die fast fertige Brücke. Ein paar Meter fehlen noch. In Kasane kaufen wir im Superspar Frisches für Dinner und Frühstück ein.
Hier gibt's viel zu viel zu essen!
Anschließend lunchen wir in einem Fast Food Restaurant, dessen Speisekarte sich angenehm von den üblichen Burger Kings und McDonalds abhebt.
Total erledigt checken wir in der Kubu Lodge auf dem Campingplatz ein, weil wir den Camper ausräumen und packen müssen.
Alles muss raus!
Die unangenehmen Erfahrungen an der Grenze haben uns heftig zugesetzt.
„Nie wieder mache ich so etwas mit!“, betont Herbert.
Adieu Bushcamper!
Ein letztes Frühstück auf dem Campingplatz, dann fahren wir unser Gepäck zur Rezeption der Lodge, wo es aufbewahrt wird, bis die Chalets gereinigt sind. Die beiden letzten Nächte werden wir in der Lodge verbringen.
Unser heimeliges Chalet Nr. 1
Bushlore ist nicht weit entfernt, wir werden - bzw. das Fahrzeug wird - sogleich in Empfang genommen. Eine junge Frau schaut sich gemeinsam mit uns den Camper genau an, wir weisen auf Mängel hin (SAT Phon funktioniert nicht, Porta Potti ist undicht, Gasventil ebenfalls) und beichten die Beule im Kotflügel, die wir uns auf dem Weg nach KaingU geholt haben. Die Abwicklung geht zügig vonstatten, wir haben den Eindruck, hier sind Fachleute beschäftigt. Danach werden wir zurück zur Lodge gefahren, wo wir als Nächstes unser Chalet beziehen und relaxen. Ein Nachteil ist, dass es im Chalet noch wärmer als draußen ist und auch die Ventilatoren keine Abhilfe schaffen. Wir erkunden das riesige Gelände der gemütlichen Lodge, wo wir einigen Mitbewohnern begegnen: Warzenschweine, Buschböcke und jede Menge Baboons.
Die Anlage hat etwas Romantisches, wir fühlen uns wohl hier. Das Dinner nehmen wir mit Blick auf den Chobe ein, in dessen Bett richtig viel Wasser fließt. Endlich ein Fluss, der seinen Namen verdient, eine Seltenheit auf dieser Reise!
Als wir später ins Chalet zurückkommen, hat ein guter Geist das Moskitonetz sorgfältig um die Betten drapiert und alle Vorhänge geschlossen. Wir öffnen alles, was sich öffnen lässt und verbringen noch eine Zeitlang auf der Terrasse.
Zu viel Fürsorge kann einengend sein
Morgen wollen wir per Boot einen Ausflug auf den Chobe machen. Deshalb ein letztes Mal:
Fortsetzung folgt