Hi,
wir sind den Khowarib-Trail im Jänner auf dieser Strecke in West-Ost Richtung gefahren:
Es gibt - vor allem zu Beginn - einige Passagen, wo man ein bisschen vorsichtig sein muss. Fahrerisch gibt's sicherlich anspruchsvollere Strecken, aber man sollte schon wissen, was man tut und nicht das erste Mal 4x4 Strecken befahren. Die großen "Powder-Sands" haben wir auf dieser Strecke nicht mitbekommen. Wir sind aber eigentlich auch die ganze Zeit im Flussbett gefahren, das zum Glück (für uns) zu der Zeit noch staubtrocken und voll mit Giraffen war.
Das ist übrigens die Fet-Fence Durchfahrt am östlichen Ende:
Generell ist der Grad zwischen "Geil, das ist alles super leiwand" und "Shit, wie kommen wir da heil wieder raus" in Namibia ein sehr schmaler (was ich ja auch bereits erfahren musste). Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass das Land auf den "Hauptrouten" wirklich von jedermann ohne großartige Vorbereitungen zu befahren ist. Auch wenn man dort mal ein Problem hat, zumindest alle Stunden kommt da auch im Jänner und Februar schon jemand vorbei, der helfen kann (und das auch wird). Ziemlich egal, wo man da auf den größeren Straßen unterwegs ist. Selbst auf der 3707 nach Purros oder sogar weiter nach Orupembe kann man mit vorbeikommenden Fahrzeugen rechnen.
Das Problem ist, dass sich das sofort und schlagartig ändert, wenn man eben nicht mehr dort unterwegs ist, sondern sich denkt, dass man nach fünf Tagen auf Gravel Roads zwischen Sossusvlei und Etoscha ja auch einfach von Twyfelfontein direkt nach Süden zum Brandberg fahren kann. Da red' ich noch gar nicht von irgendwelchen 4x4 Trails durch Reviere oder dem Crowthers-Trail.
Bei meiner ersten (geführten) Motorradtour im Jänner 2008 saß ich Abends nach einer Fahrt von Twyfelfontein kommend direkt zum Brandberg durch's "nowhere", zum Sundowner am fließenden Ugab bei der White Lady Lodge und lauschte dem Gluckern des Flusses und den Vögeln. Gerade war die Sonne weg, mein Bier ausgetrunken und ich wollte gehen, sah ich auf der anderen Seite des Flusses Lichter aufleuchten und ein Auto stand drüben. Ein Mann stieg aus und fuchtelte mit seinen Armen "Help, Help". Er fragte mich, ob er mit seinem Auto durch den Fluss fahren könne. Der Fluss hatte vielleicht 10 Zentimeter Wassertiefe, wir waren ca. eine Stunde vorher mit den Motorrädern durchgefahren.
Long Story short: Ehepaar aus Deutschland auf Namibia-Lodge Tour. Beide ca. zwischen 65 und 70. Im Auto (soweit ich mich richtig erinnere, war's ein Hilux mit Doppelkabine und geschlossener Ladefläche) *zwei* 0,5 Liter Flaschen Eistee, die beide leer waren. Wollten von Twyfelfontein nach Swakopmund und dachten, es wäre eine gute Idee, von Twyfelfontein aus genau nach Süden zum Brandberg und dann über Uis an die Küste zu fahren. Zwei Reifenpannen später (sengende Hitze, nichts zu trinken, aber er konnte die beiden Reifen wenigstens wechseln) standen sie weiter östlich plötzlich vor dem abgehenden Fluss und trauten sich nicht rüber. Sie fuhren ein paar Kilometer westwärts, der Fluss lief dort immer noch. Also fuhren sie noch weiter westwärts, wo sie dann auf mich trafen. Wäre ich fünf Minuten früher gegangen, wären sie auch da nicht durch den Fluss gefahren, sondern weiter westwärts gefahren. Nur kommt da halt nix mehr. Als er schließlich neben mir stand und seine Geschichte erzählt hatte, frage er dann noch allen Ernstens, wie lange er noch bis Swakopmund bräuchte, er hätte dort heute Nacht ein Zimmer reserviert. Er konnte aber dann recht schnell davon überzeugt werden, sich in der White Lady Lodge ein Zimmer zu nehmen. Unser TourGuide konnte nicht aufhören, seinen Kopf zu schütteln.
Ich war schon in einigen eher verlassenen Gegenden und Wüsten unterwegs. In den meisten weiß man im Regelfall ziemlich genau, worauf man sich einlässt. Es fährt auch keiner beispielsweise "mal schnell" durch die Wahiba Sands oder in Australien die Cannon Stock Route. Namibia "verleitet" durch das sehr unkomplizierte Reisen offenbar doch dazu, sich auch solche Strecken zuzutrauen, ohne groß darüber nachzudenken oder Vorkehrungen zu treffen. Und das kann dann auch ganz böse enden. Das ist vielfach keine wirkliche "Dummheit", sondern einfach pures Unwissen und Fehleinschätzung aufgrund der vorher gemachten Erfahrungen. Eventuell sollte man das auch in die Beratung von Ersttätern mit einfließen lassen. Drei ganz einfache Regeln wie in allen Wüsten:
1.) Take as much water as you can carry
2.) Always stay with your car
3.) Let others know, what you're doing
lg Wolfgang