THEMA: Unterwegs in den 1970er Jahren
26 Okt 2011 18:36 #210692
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  • baboon am 26 Okt 2011 18:36
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... Deine /Eure Berichte verführen einen zum Träumen - aber auch zu Bedauern.

Vielen, vielen Dank für die Eindrücke

Grüße baboon
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27 Okt 2011 09:04 #210784
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  • carl am 27 Okt 2011 09:04
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baboon schrieb:
... Deine /Eure Berichte verführen einen zum Träumen - aber auch zu Bedauern.
Hallo Baboon,

also ich sehe hier überhaupt keinen Grund des Bedauerns. Ich lese mit großer Spannung und Freude die Berichte von lillytrotter, werner, erika und den anderen. Aber ich lese auch Bücher von Afrika Reisenden aus den 50er Jahren oder gar von welchen aus dem 19. Jarhundert oder vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Verglichen mit diesen Reisenden waren Reisen in den 70er Jahren (fast) genauso hightec wie sich unsere Reisen jetzt anfühlen.

Will damit sagen es gibt immer eine Entwicklung, die dazu führt, dass der Blick zurück nostalgisch verklärt die Gegenwart irgenwie stressig und uncool aussehen lässt.
Wie schon am Anfang dieses Thread behauptet bleibe ich dabei, dass wir, die wir jetzt reisen, bestimmt in 20 Jahren ähnlich klingende Geschichten in Foren aufschreiben. So von Reisen die wir mit Benzin getriebenenen, handgeschalteten Autos ohne permanente Internetverbindung "geschafft" haben. ;)

Ausserdem helfen mir die Ausführungen in diesem Thread sehr, meine eigene Reisen zu machen. Also weniger Planung, Tipps von anderen unterwegs einholen. Als wir 2009 durch Mosambik reisten, haben wir so ziemlich jeden Ort, den wir besucht haben vorher als Tipp von Reisenden und Ansässigen bekommen. Ich hatte nur so grob ein paar Punkte auf die Karte gemalt, die ich mir anschauen wollte. Alle Punkte haben wir nicht geschafft. Man kann also, wenn man will auch mit GPS und/oder Satphone eine wunderbare Zeit in Afrika verbingen, die dann (fast) so abenteuerlich ist, wie das Reisen in den 70er. Das ist eben noch immer das Schöne an diesem wunderbaren Kontinent.

Also kein Bedauern bitte :)

Gruß
Carl
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27 Okt 2011 12:01 #210816
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Hallo zusammen

Botswana 1988
Unseren ersten Trip nach Botswana unternahmen wir 1988 von Namibia aus. Obwohl das für mich rückblickend fast schon in der Neuzeit war, ist der Unterschied zu heute geradezu unglaublich.

Ab Windhoek bis Gobabis war die Strasse geteert und dann folgte bis zur Botswana-Grenze eine Schotterstrasse. Anschliessend fuhr man bis Ghanzi auf einem tief ausgefahrenen, einspurigen Sandweglein. Hin und wieder gab es eine Ausweichstelle. Der Verkehr war minim. In Ghanzi existierte das Hotel „Kalahari Arms“ bereits, aber Camping dort war nicht möglich. Man suchte sich einfach irgendwo am Strassenrand ein ebenes Plätzchen und stellte sich hin. Ab Ghanzi bis Maun war der Weg ein wenig breiter, aber nicht viel besser. In Maun war genau 1 km Strasse geteert.

Maun war eine kleine, schmutzige Streusiedlung. Treffpunkt für die wenigen Touristen war ein Restaurant gegenüber dem Flugfeld (Gernot kennt das sicher noch), von wo man sich die neusten Informationen über Moremi und Chobe erhoffte. Übernachtet haben wir damals im Crocodile Camp, welches man über Tiefsand und eine kleine Holzbrücke erreichte. Dort trafen wir auch den Schweizer Botswana-Pionier Willi Zingg, der in Xakanaxa/ Moremi ein Zeltcamp besass und uns dorthin zu einem Bootstrip einlud, was wir sehr gerne annahmen. Ausserdem unternahmen wir eine 3-tätige Flugsafari nach Chiefs Island ins Delta, was schon damals sündhaft teuer, aber absolut lohnenswert war.

Die Fahrt durch den Moremi und Chobe war schon ein kleines Abenteuer, da kaum anständiges Kartenmaterial vorhanden war und man sich andauernd per Kompass orientieren musste, deshalb hat sich auch fast jeder irgendwann mal verfahren. Ich hatte damals die Fähigkeit, anhand des Sonnenstandes zu merken, wenn wir in die falsche Himmelsrichtung fuhren. Diese Gabe hab ich nun aber leider ein wenig verloren, seit wir neuerdings mit tracks4africa reisen. Die Camps waren sehr einfach und nur mit einem Plumpsklo ausgestattet. Für die Abfallentsorgung wurde von der Parkverwaltung eine Grube ausgehoben, worin sehr zur Freude der Hyänen und Affen der Müll entsorgt wurde.

Das Savuti-Camp war an einer anderen Stelle wie heute und zwar direkt neben dem legendären Lloyds Camp. Im Savuti-Kanal waren nur noch einzelne Wassertümpel mit Hippos und ein abgestürztes Sportflugzeug lag mitten drin. Einige Monate zuvor musste im Camp ein Elefant erschossen werden. Er hatte sich auf’s Autos aufbrechen spezialisiert und viel Schaden angerichtet
.
Schlussendlich kamen wir nach vielen Tagen wohlbehalten in Kasane an. Gegenüber der Chobe Safari Lodge, wo auch die einzige Tankstelle war, gab es einen kleinen Lebensmittelladen mit Tiefkühler. Die Strasse zwischen Kasane bis zur Namibia-Grenze war natürlich auch nicht geteert und ziemlich mies. Während der Regenzeit blieben dort regelmässig Lastwagen hängen.

Dann, ab Ngoma folgte eine Schotterstrasse, die erst in Rundu endete.Im Zentrum von Katima Mulilo waren Bunker aus Sandsäcken aufgestellt, da ja immer noch Krieg herrschte. In Kongola musste man sich in ein Buch einschreiben und bekam sowie ich mich erinnern kann für die 199 km vier Stunden Zeit um den Caprivistreifen zu durchqueren. Per Funk wurde ans andere Ende nach Bagani gemeldet, dass jemand dann und dann gestartet sei und falls man in der vorgegebenen Zeit nicht angekommen war, wurde man vom Militär gesucht. Es war für uns sehr beruhigend, dass immer wieder Fahrzeuge der Wehrmacht patrouillierten, da ja die Gegend wegen des Krieges mit Angola als ziemlich unsicher galt.

Wir unternahmen diesen Trip mit zwei anderen Fahrzeugen, d.h. zu sechst. Im Nachhinein muss ich schon sagen, dass das eigentlich mehr eine Belastung, als eine Hilfe für uns war. Die Frau eines unserer Kollegen war der Sache überhaupt nicht gewachsen, obschon sie bereits die halbe Welt bereist hatte. Nach einigen Tagen im Sand litt sie plötzlich an schlimmen Angstzuständen. Sie konnte nicht mehr schlafen, weinte die ganze Zeit, konnte kaum mehr sprechen und zitterte am ganzen Körper. Da ich kurz vor Antritt der Reise unter einem Nierenstein mit schlimmen Koliken gelitten hatte, gab mir der Arzt ein Betäubungsmittel mit, welches wie eine Narkose wirkte. Naja, ich verpasste ihr hin und wieder so eine Bombe, welche sie, um die Wirkung zu verstärken, mit einem doppelten Brandy runterspülte :woohoo: . Sie war dann jeweils für einige Stunden praktisch im Koma, aber wenigstens war die Angst weg. Moremi und Chobe unter Narkose, das hat ihr bestimmt keinen Spass gemacht. Kaum waren wir wieder in der Zivilisation, war die Welt für sie wieder in Ordnung.

Auch unser Kollege vom dritten Fahrzeug hatte sich total verändert. Er rastete wegen jeder Kleinigkeit aus, schrie andauernd seine Frau an und war mit den Nerven total am Ende, schade.

Über die Eintrittspreise kann ich leider nichts mehr sagen, jedenfalls kostete es nicht viel und ein Unterschied zwischen Einheimischen und „non residents“ wurde sowieso nicht gemacht.

Erika

P.S. Baboon, du brauchst kein Bedauern mit uns zu haben. Wir machten das alles höchst freiwillig, freudig und stressfrei. Zudem war es keine besondere Leistung, da schon damals lange vor unserer Zeit unzählige Leute mit zum Teil richtigen Klapperkisten auf Tour waren. Man war halt bescheidener und stellte an Unterkünfte, Duschen, Toiletten usw. überhaupt keine Ansprüche. Zudem fiel die heute übliche lästige monatelange Planung und Vorbuchung komplett weg. Platz war auch ohne vorherige Reservierung immer massenhaft vorhanden.
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
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27 Okt 2011 18:35 #210887
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  • baboon am 26 Okt 2011 18:36
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Hallo Carl,
hallo Erika,

ich bin begeistert. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass meine keck formulierte Bitte so dermassen wunderbar übererfüllt wird. Vielen, vielen Dank für Deine Mühe. Es war mir eine große Freude zu lesen, wie entspannt Ihr damals gereist seit. Oft ist ja gerade ein Blick in Vergangenheit sehr hilfreich die eigenen Befindlichkeiten zu relativieren. Ein bisschen neidisch bin ich nun auch
Gerade wir Forumsnutzer können uns ja (fast) gar nicht mehr vorstellen, dass man auch ohne minütliche Planung jeglicher nur denkbarer Situationen, äusserst präzise vorbereiteter GPS Koordinaten, ohne Telefon, ohne Allrad (!) und nur mit einer Papierkarte durch Botswana zu fahren. Aber genau Deine Beschreibungen helfen mir in jedem Falle alles mal wieder etwas weniger durch "Ausrüstungsbrille" zu sehen.

Nach bald 20 Jahren "eigener" Afrikaerfahrungen wage ich durchaus Bedauern zu äussern - ich träume den "alten" Zeiten schon gelegentlich hinterher. Auch ich kenne die Navigation im Delta noch mit Papierkarte und Kompaß inkl. falsch gewählter Abzweigungen. Es gab zwar schon GPS , wollten (konnten) wir uns aber nicht leisten. Und auch wir sind angekommen :whistle: Es war alles noch einfacher und abenteuerlicher, das fehlt mir heute manchmal. Insbesondere dann, wenn ich altbekannte Plätze wiedersehe...

Das bremst bislang nicht den Willen wieder nach Afrika zu reisen, vorzugsweise in Länder mit nicht ganz so heftig entwickelter touristischer Infrastruktur.

Sag mal Erika, waren die Kollegen der 1888'er Botswanareise "auf MalariaProphylaxe" :laugh: ; hört sich ja fast so an?

Also - ich trauere eher den alten Zeiten nach - ist aber wohl auch eine Frage des Alters...

Und natürlich in 20 Jahren wird die heutige Art des Reisens als abenteuerlich empfunden werden, alleine schon deswegen:

www.unric.org/de/uno...enschen-auf-der-erde

Viele Grüße

baboon
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31 Okt 2011 11:20 #211259
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  • wernerbauer am 31 Okt 2011 11:20
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Hallo und Danke an alle, habe alles mit großem Interesse gelesen und genossen.
@ Nostalgie und/oder war es damals schöner?
Subjektive Wahrnehmungen und Geschmäcker sind sowieso zu respektieren und als solche außer Streit gestellt. Für mich ist obige Frage nicht mit Ausrüstung und dgl. sondern mit Erlebnissen assoziiert und da ist meine Antwort vorbehaltslos: JA. Was es (für mich) so einzigartig machte, war, dass diese Region mit großartiger Natur und Tierwelt ziemlich einfach und mit nur geringen Vorkenntnissen auf eigene Faust zu bereisen war. Trotzdem war es einsam, man war oft fast, meistens ganz alleine, wodurch das Erleben ein sehr „privates“ wurde. Dass man das noch dazu auch mit kleinem Budget erleben konnte, war ein zusätzlicher Bonus. Außerdem glaube ich, dass der Tierbestand der „großen Grasfresser“ damals unvergleichlich besser war als jetzt.
Es war mir aber auch immer klar, dass das nicht so bleiben wird/konnte bzw. habe ich nie damit gerechnet. Die Welt hat sich eben verändert, es gab ein dramatisches Bevölkerungswachstum, die Armut ist erdrückend und der Druck auf alle Ressourcen ist dementsprechend groß. Die damals wirksamen „natürlichen“ Schutzmechanismen für solche Plätze sind weggefallen, wie z. B.: Beschwerliche oder schlechte Zugänglichkeit, schlechte Infrastruktur oder Versorgung, keine Bequemlichkeit, vermeintliche oder echte Risiken aller Art, keine Kommunikationsmöglichkeiten, keine Bekanntheit oder Reiseinformationen ect., etc.. Nichts davon existiert mehr, bleiben also nur „verordnete“ Schutzmaßnahmen (NP) und rigorose Zugangsbeschränkungen, ansonsten wird „die Bude gestürmt“.
In diesem Zusammenhang sehe ich die Eröffnung immer neuer Lodges in (!) den NP in Botswana als schlechte Entwicklung. Die paar Betten mehr sind selbst (noch) nicht "das" Problem. Bei diesem Preisniveau steigt aber der Personal-, Güter-, Energie- und damit Transportbedarf explosionsartig. Dann ist es rasch vorbei mit einem naturnahen Erlebnis für die, die noch wissen was das ist.
Als wir dann nach 20 und mehhr Jahren wieder einige Male in Botswana waren, waren natürlich relativ mehr Besucher, aber absolut hält sich das, durch das gegrenzte Angebot, noch alles in Grenzen. Es hat uns jedes Mal gut gefallen, obwohl anders, und wir waren sehr froh das wieder zu sehen. Was uns aber viel mehr als ein paar Leute mehr gestört hat, war wie schlecht und falsch sich Manche benahmen, auch wie blasiert und im Grunde desinteressiert viele waren, nach dem Motto: Löwe abgehakt und schnell weiter.
In den meisten Fällen ist die Ursache für falsches Benehmen (hoffentlich nur) Unwissenheit, obwohl man schon erwarten könnte, dass die Leute auch mal hin und wieder ihren Hausverstand einsetzen. Vor ein paar Wochen wurde hier im Forum geplant, besonders aussagekräftige ältere Beiträge und Reisetipps in einem "E-Book" zu bündeln. Vielleicht könnten die Mitwirkenden darin auch ein Kapitel über "Buschbenimm" aufnehmen, damit das Buscherlebnis so bleibt wie es sein sollte.
Absolut imponiert hat uns der wirtschaftliche und soziale Fortschritt in den Ländern der Region, wobei bezüglich Infrastruktur der Wandel in Botswana besonders groß war. Was von uns ausländischen Nostalgikern bejammert wird, war/ist für die Menschen der Region echter Fortschritt...genauso wie für viele Besucher, die ohne diese Entwicklung nie hingefahren wären.
So waren wir so viele Jahre später auch nicht enttäuscht, auch nicht bedauernd, aber sicherlich ein bisschen wehmütig.

@Erika und den „Buschkoller“ ihrer Reisegenossen, soweit dieser nicht durch Lariam verursacht war (baboon).
Am Kaa Gate im KTP hatten wir folgendes Erlebnis: Wir hatten den Zeltplatz mit Klo. Ein älteres Paar vom Nachbarplatz (ohne Klo), gerade erst aus Namibia angekommen, fragte uns, ob sie sich direkt zu uns dazu stellen könnten. Bald wurde klar, dass sie nicht die Nähe zum Loo suchten, sondern die Nähe zu uns, denn sie fürchteten sich 50 m weiter weg. Wir hatten keine Lust zu dieser Gruppendynamik und ich habe ihnen vorgeschlagen, dass sie einfach rufen sollten und ich käme sie dann holen, wann immer sie zum Häuschen oder sonst was wollten, auf unserem Platz wollten wir aber unter uns bleiben. Das haben sie dann brüsk abgelehnt und am nächsten Morgen haben sie nicht gegrüßt. Dabei standen sie erst am Anfang ihrer Tour und wir fragten uns, wie es ihnen weiter ergangen ist, denn zwischen den Stellplätzen im KTP und Mabuasehube sind überall große Abstände. Ich erzähle das, weil diese Episode auch eine Veränderung gegenüber damals veranschaulicht. Damals sind nur Leute zu solchen Plätzen gefahren, die schon wussten dass sie das auch mögen. Jetzt kommen auch viele Leute, die das auch noch "machen" wollten, obwohl sie sich eigentlich dabei nicht wohl fühlen. Ist ja keine Schande, aber die Leute hätten ihre ersten Campingererfahrungen in Afrika besser woanders machen sollen.
Grüße Werner
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31 Okt 2011 23:52 #211366
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  • lilytrotter am 31 Okt 2011 23:52
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Wie nett sich hier alle Geschichten doch ergänzen! Uns bereichert das sehr.
Plötzlich erklärt sich nun auch, warum im letzten Jahr in Savuti die Suche nach unserem alten Standplatz so erfolglos war und wir keinen der alten Bäume fanden... Danke, Erika.
In Serondela war es einfach, der Baum steht nämlich noch.



Ja, war es denn wirklich damals schöner?

Mein Mann sagt: Eindeutig, JA.
Ich sage: Es ist jetzt schöner.
Wir einigen uns darauf: Es ist immer noch sehr schön.
Es war damals mehr basic, das vor allem. Total pur. Und es war einmalig und ist unwiederbringlich. Es ist in unser Leben eingeflossen und in unseren Herzen und unseren Köpfen verwahrt (wenn auch manchmal ganz schön weit hinten...:whistle: ).

Das Reisen war damals durchaus abenteuerlicher, aber ich vermisse das nicht, mein Mann schon! Ich bin ja nie gereist, um Abenteuer zu haben. Er schon. Mir wäre das zu banal. Ich bin immer gereist, weil ich den Kontakt zu fremden Kulturen und ihren Menschen liebe (mein Mann liebt auch die Menschen, aber noch mehr das Abenteuer, ich hingegen habe es nur für die anderen Erlebnisse gern in Kauf genommen). Andererseits suchen wir gemeinsam die Einsamkeit der Wildnis und die Tierbeobachtungen. Das lieben wir beide.
Und wenn uns das Abenteuer heute manchmal erwischt, nehmen wir es mit...:silly:


Das Reisen war damals manchmal auch sehr anstrengend. Aber wir hatten viel Zeit und das war wunderbar. Und das war es auch, was für uns das Reisen damals so schön machte. Wir waren frei! Wir haben, uns einfach entscheiden können zu bleiben, wenn es uns gefiel! Und das brachte auch die schönsten Erlebnisse!

Eigentlich gefällt uns das Reisen heutzutage sehr gut. Es erscheint uns einfacher, besser einschätzbar, "luxuriöser" und dafür teurer. Aber wir sind nun auch älter und in der glücklichen Lage, genug Geld für unsere moderne Reiseform zu haben, - obwohl wir noch immer nicht in Lodges übernachten. Unseren heutigen Reisestil hätten wir uns damals nicht leisten können, schon gar nicht über eine so lange Zeit.
Wir können uns nicht beschweren, alle Plätze, die uns nicht gefallen, verlassen wir bald möglichst und fahren sie nicht wieder an, es gibt genug anderes. Der Informationsfluss ist ziemlich zuverlässig (z.B. hier im Forum!), sodass wir uns mit der Auswahl der Orte selten vertun. Übervolle Plätze überraschen anfänglich, insbesondere dann, wenn man alte Plätze der Erinnerung aufsucht: So war z.B. im letzten Jahr die überfüllte Savuti Campsite ein absoluter Schock für uns, aber uns scheint, dass das mit dem Schock auch immer ein wenig an einem selbst liegt. Man darf eben nicht glauben, alles bliebe beim Alten.

Und an dieser Stelle möchte ich mich über die Mehrzahl der 4x4-Individualreisenden äußern: Es ist zum Glück so, dass der weit überwiegende Teil der Touristen sich angepasst verhält und gar nicht unangenehm auffällt!
Und die Doofen sind weit in der Minderzahl! Die fallen einem nur so auf, weil man von soviel Ahnungslosigkeit und Arroganz (häufig leider gepaart mit Distanzlosigkeit) doch immer ziemlich überrascht und dann genervt ist. Solche Leute können einem leider nachhaltig schöne Urlaubsstunden versauen, das erinnert man dann noch ziemlich lange.
Und Ignoranten, - die gab es schon immer. Egal wo. Ob Sahara, Kenya oder Namibia. Wir erinnern noch gut, Moremi 89, einspurig, zwei Bakkies kamen uns entgegen, wir fuhren auf die Seite. Auf der Ladefläche hingen fröhlich gröhlende Bier-Trinker mit erhitzten Gesichtern und hübsch sonnenverbranntem Nacken. Ihren leeren Flaschen begegneten wir dann auf dem Rest der Strecke zum South Gate. Darauf angesprochen, schüttelte der Ranger genervt den Kopf. Die Botswaner nannten diese Touren abfällig: „Bottle-Safaris“.

Das Besondere unserer damaligen Reisen bestand einfach auch darin, dass es nur recht wenig Leute machten, aus schon mehrfach genannten Gründen.

Es geht bei all dem ja immer nur um unsere individuelle Wünsche und Träume, nach „heiler“ Welt, der Ruhe und dem inneren Frieden in der Einsamkeit, weit weg von allem, nur mit der Schöpfung und sich allein.
Das aber, kann man auch immer noch haben, nur eben nicht mehr überall da, wo man es früher hatte. Viele Plätze bleiben einem noch, um sein „exklusives“ Reisen zu pflegen. Gerade die Erfahrung ist ja das große Pfund, das man dabei in die Waagschale werfen kann, denn man findet noch genügend Plätze, wo man all das hat, was man sucht und all das nicht da ist, was man nicht sehen will. Ist ja selbst in Europa so: Paddelt man z.B. durch die Rhein-Auen, könnte man sich fast wie mitten im Okavango Delta fühlen...

Gruß lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 01 Nov 2011 07:59 von lilytrotter.
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