THEMA: Madam und Boss unterwegs
09 Dez 2015 16:24 #410284
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Hallo,

da ich hier gern die Reiseberichte lese, will ich doch auch einmal einen kleinen Beitrag leisten. Ich möchte von unserer Reise durch das südliche Afrika (Namibia, Sambia, Tanzania, Malawi, Botswana, Südafrika) berichten. Diese Reise haben wir vom 1.Dezember 2014 - 30.Mai 2015 durchgeführt. Wir haben uns von unterwegs regelmässig per Email bei unseren Freunden, Kollegen und Verwandten gemeldet. Diese Emails werde ich hier veröffentlichen, und mit ein paar (hoffentlich) nützlichen Informationen und einigen Bildchen erweitern. Die Emails sind dem ursprünglichen Publikum geschuldet ggf. mit der einen oder anderen Erklärung gespickt, die für den Afrika-Auskenner unnötig erscheinen. Bitte dies zu entschuldigen.

Ich werden versuchen jeweils genau ein Jahr nach dem Senden der ursprünglichen Email diese hier zu publizieren. Somit wird dieser Reisebericht genau acht Teile haben und der letzte Teil wird dann Ende Mai 2016 hier "erscheinen".

Los Geht es:

1. Email vom 9.12.2014

Übernachtungen:
1.) Urban Camp Windhoek (Camping)
2.) Beach Lodge Swakopmund

From: madam boss
Date: 9 December 2014 at 22:20:11 GMT+1
To: madamboss.afrika
Subject: Kurze Meldung aus Afrika

Hallo Ihr Lieben,

hier nun eine erste Kurzmeldung von den Afrikareisenden. Als erstes sei vermerkt, dass der Plan (so es denn je einen gegeben hat) bereits eine erste Änderung erfahren hat. Eigentlich wollten wir von Windhoek, unserem Startpunkt, ziemlich direkt nach Norden fahren, um dann in einer Stadt namens Rundu scharf rechts abzubiegen. Hier beginnt der sogenannte Caprivi-Zipfel der uns dann zum einzigen "Vier Länder Eck" der Erde (Namibia, Sambia, Botswana und Simbabwe) führen wird.

Wir sind aber erst mal nach Westen ans Meer gefahren, weil wir uns ein wenig abkühlen wollten und das Meer so schön ist. Achja und wir haben ja auch Zeit.

Aber ein bisschen der Reihe nach. Kaum sind wir aus dem Flugzeug gehüpft, haben wir auch unmittelbar die afrikanische Zeitauffassung übernommen. Das konnten wir gleich erproben, da wir den ersten Vormittag bei der namibischen Verkehrsbehörde (NaTIS) in einer Warteschlange verbracht haben. Der Grund dafür war die fehlende Jahreslizenz fürs Auto und die nötige Verlängerung der gleichen Lizenz für unseren Wohnwagen. Das schöne beim Schlangestehen ist natürlich, dass man die anderen Leute in der Schlange beobachten kann. Und ehrlich gesagt sind die Afrikaner echte Meister im Warten. Sie stehen einfach stoisch da und harren aus.
Wie auch immer die Übernahme der afrikanischen Zeitauffassung führte irgendwie dazu, dass wir für die ganzen Besorgungen, die so anstanden bis Samstag gebraucht haben. Ist aber nicht schlimm,da wir Windhoek mögen. So haben wir uns mit hier lebenden Bekannten zum Essen getroffen, ein sehr schöner und hoch interessanter Abend. Wieder einmal haben wir gelernt, wie super einfach alles in Deutschland so funktioniert, vergleicht man es mit dem Leben und Arbeiten einem anderen Staat.

Am Samstag ging es dann mit dem für unser Gespann üblichen Affenzahn (ca. 80 km/h wenn es nicht bergauf geht) nach Swakopmund der angeblich südlichsten norddeutschen Kleinstadt. Nun ein bisschen ist da was dran und natürlich gibt es in einer Stadt mit vielen Deutschen den besten Bäcker weit und breit.



Da uns die Tage auf dem Campingplatz in Windhoek schon ganz schön ausgelaugt hatten, gönnen wir uns mal eine schöne Lodge direkt am Meer. In Swakopmund ist es tatsächlich deutlich kühler als im Rest des Landes (kalte Meeresströmung), wir frieren recht viel (teilweise sackt das Thermometer auf unter 20 Grad!).




Neben den üblichen Besorgungen (z.B. anständiger Spritzkuchen) haben wir noch einen weiteren bürokratischen Akt vor uns, die Ausstellung der sogenannten "Police Clearance". Diese wird bei Reisen in andere Länder benötigt, um nachzuweisen, dass das Fahrzeug in dem man sitzt nicht gestohlen wurde. Eigentlich haben wir gehofft, dieses offizielle Dokument mal eben schnell auf der Polizeiwache ausstellen zu lassen, aber (Ihr ahnt es sicher schon) ganz so einfach geht es nicht. Wir wollen hier mal die Details weglassen, aber nachdem wir von Polizeiwache A zu Polizeiwache B geschickt wurden, diese nicht finden konnten daher in die nächste Stadt (Walfish Bay ca. 30 km entfernt) zu Polizeiwache C fuhren, dort gesagt bekommen das Polizeiwache B doch viel besser geeignet sei, da man auf Polizeiwache C ja total überlastet sei, wir also doch noch Polizeiwache B (in einem nicht gerade touristisch erschlossenen Viertel) fanden, hier aber gerade Lunchpause war und nach der Pause die ersten Schritte unternommen wurden, aber die abschliessenden Schritte erst am nächsten Tag möglich waren, sind wir sehr froh, heute tatsächlich die beiden Dokumente in den Händen zu halten. Die größte Herausforderung war im Amstzimmer nicht zu lachen, da alle mit großem Ernst ein schiere Flut von Zetteln und Kopien hin und her schoben und lange Nummern in Formulare eintrugen. Nun die Verzögerung hat uns weitere schöne Tage am Meer gebracht und wir sind daher dankbar.

Morgen geht es nun weiter die Küste entlang nach Norden, um dann durch das Kaokofeld und das Owamboland doch noch nach Rundu (die Stadt am Anfang des Caprivi-Zipfels) zu kommen. Das ganze wird wohl 8-10 Tage dauern, mal sehen.

Eins noch am Schluss: das Thema Weihnachten ist ja für uns als gelernte Mitteleuropäer bei Sonne und Hitze (selbst in Swakopmund) ja eher nicht so zu spüren. Allerdings wird hier natürlich trotzdem ganz schön aufgefahren. Weihnachtdokoration in den Geschäften, Weihnachtmusik (z.B. Last Christmas) und die gern getragenen Weihnachtmannmützen. Besonders gut gefallen uns die bunten Weihnachtsbeleuchtungen in den Städten.

Ein besondere Faible scheint dabei auch darin zu bestehen, dass die Beleuchtung unbedingt blinken muss. Dabei reicht die Frequenz des Blinkens von 1-2 mal pro Sekunde bis zu echtem Stroboskop. Sehr schön.

Ein paar visuelle Eindrücke des Geschriebenen könnt Ihr hier bekommen:
picasaweb.google.com...8845291136/ErsteMail

Also dies einmal der Einblick in die Alltagswelt von Langzeitreisenden
Viele liebe Grüße von Madam und Boss

P.S. Nur mal so zur Erklärung, damit kein falscher Eindruck entsteht, die Bezeichnung "Madam und Boss" stammt aus Sambia. So wurden wir, auf die wunderbar ironische Art der Einheimischen, immer genannt.

P.P.S. Ihr erhaltet diese Email (und sicher noch weitere) weil Ihr irgendwann mal gesagt hattet, Ihr würdet an Informationen von uns während unserer Reise interessiert sein. Tja das habt Ihr nun davon :-) . Solltet Ihr keine Emails mehr erhalten wollen, bitte kurz bescheid geben und Ihr fliegt aus dem Verteiler. Solltet Ihr von Menschen erfahren, die auch diese Art von Emails bekommen wollen, dann schickt uns einfach die Emailadressen.
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 21 Dez 2015 13:27 von carl.
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20 Dez 2015 20:00 #411885
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Hallo,

nun also die zweite Email. Entgegen der Ankündigung in der letzten Email hatten wir uns entschlossen nicht durch das Kaokofeld und das Ovamboland zu fahren, sondern statt dessen durch den Etoscha. Wir wollten gleich mal ein paar Tiere sehen.

2. Email vom 20.12.2014

Übernachtungen:

3.) Torra Bay (Camping)
4.) Palmwag Lodge (Camping)
5.) Olifantsrus Camp Etosha (Camping)
6.) Eldorado B&B (Camping)
7.) Sachsenheim (Camping)
8.) Nunda Island Lodge (Camping)

From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 20 December 2014 at 13:30:20 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Schon wieder Afrika

So Allerseits, es ist Zeit für einen zweiten Reisebericht: Mittlerweile sind alle Formalitäten erledigt, so dass es nun heißen kann: genießen, gammeln, beobachten, fahren, einstauben, swimmingpoolen, staunen und so weiter und so weiter. Inzwischen sind wir seit 3 Tagen im Nordosten Namibias am Okavango auf einer Campsite direkt am Fluss mit vielen Hippos, Vögeln, lauernden Krokodilen und a lot of insects (erstaunlicherweise keine Mücken).

Unser Weg führte uns über die Westküste bis Tora Bay dann scharf rechts in Richtung Kaokoveld geradezu in das Westgate des Etosha Nationalparks, welchen wir bis zum östlichen Ausgang in mehreren Tierbeobachtungsfahrten durchquert haben. Leider ist das mit der Tiersichtung etwas schwieriger, da es zu viel geregnet hat, daher die Wasserlöcher spärlicher besucht und die Elefanten schon in Richtung Norden abgezogen sind.



Apropos Wasserloch, im ersten Camp im Etoscha gab es eins, welches des Nächtens künstlich beleuchtet wird (in schönem Rot). Die Managerin vom Camp versicherte uns, dass in der Regel jeden Abend zwischen 7 und 10 drei Nashörner zum Wasserloch kämen, um den Tag ausklingen zu lassen. Wir also mit "vollster" Ausrüstung (diverse Fotoapparate und Alkoholika) dort hin und stundenlang in die Muschebubu Beleuchtung aufs Wasserloch geglotzt. Naja auch mal schön so ein Abend zu zweit am leeren Wasserloch.



Aber was immerhin bleibt sind um diese Jahreszeit die Löwen und das ist ja nicht zu verachten. Als erfahrene Scouts sind uns zwei Elefanten, diverse Löwen, zwei äußerst selten am Tage zu sichtenden Wüstenluchse, etliche Giraffen, Zebras und viele Antilopen vor die Linse geraten. Neben den Tieren haben wir auch einen Mann getroffen, dessen Job es ist, für eine Filmproduktion einige Löwenrudel Tag für Tag zu verfolgen und zu beobachten. Wenn man weiß, dass Löwen von 24 Stunden ca. 20 schlafen, kann man sich vorstellen, dass der Herr, der dies nun schon seit 32 Tagen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang tat, nicht mehr so euphorisch auf den Anblick der Löwen reagierte wie wir. Nun es gibt sicher schlimmere Jobs auf der Welt, aber der beste ist es in jedem Fall auch nicht.



Außerhalb der Tierwelt sind bei den diversen Zwischenstopps immer wieder nette Details und Erstaunliches zu entdecken. So hatten wir nach der Durchquerung des Etoscha auf der Campsite der urafrikanischen Lodge "Sachsenheim" einen eigenen Wachhund. Dieser war sehr bescheiden und hat für ein bisschen Schinken und Gurke die Nacht über auf uns aufgepasst und die Tage unterm Wohnwagen verbracht. Wir können auf alle Fälle sagen, dass es hier nicht überfüllt ist. Unsere Augen genießen die Weite und Helligkeit, das ist schon ein großer Unterschied zu unseren heimatlichen Breiten.

Durch die in letzter Zeit aufgebauten Reserven vom Boss (wenig Sport und sehr viele Kekse) machen sich erste Ermüdungserscheinungen am Material bemerkbar. So hat kürzlich die Trittleiter des Wohnwagens etwas die Fassung verloren. Zum Glück ließ sich das recht schnell und preiswert beheben. Vorerst wurde nur geschweißt, ob es vielleicht noch verstärkt werden muss, wird die Zukunft zeigen. Zur Sicherheit suchen wir jetzt in allen möglichen Läden schon mal ein kleine Leiter, für den Fall der Fälle.

Zu alldem findet ihr eine kleine Bilderauswahl.
picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink

Morgen brechen wir dann auf in Richtung Sambia. Weihnachten wollen wir möglichst komfortabel in der Nähe von Livingstone verbringen, mal sehen was sich da so anbietet. Sollten wir uns nicht noch einmal melden, wünschen wir schon mal heute ein schönes, besinnliches und glückliches Weihnachtsfest mit vielen Geschenken und sonstigen Freuden.

Es grüßen ganz lieb
Madam und Boss
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Letzte Änderung: 21 Dez 2015 13:28 von carl.
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31 Dez 2015 18:43 #412928
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Hallo,

kurz vorm Jahreswechsel kommt schon die nächste Email von vor einem Jahr. Diesmal haben wir die Email direkt an Silvester aus Lusaka geschrieben.

3. Email vom 31.12.2014

Übernachtungen:

9.) Namwi Island Lodge (Camping)
10.) Kubu Cabins (Camping)
11.) Royal Livingston
12.) Mooring Campsite (Camping)
13.) Pioneers Camp (Camping)


From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 31 December 2014 at 19:02:58 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Afrika mal wieder

Hallo Ihr Lieben,

nach den Festtagen ist es mal wieder so weit, noch kurz vor Jahreswechsel einen kurzen Bericht abzusetzen. Zumal wir hier auf dem aktuellen Campsite in der Hauptstadt Sambias so schön WLAN haben. Aber der Reihe nach.

Zu allererst vielen Dank für die vielen Weihnachtsgrüße (und Schneefotos) wir haben uns sehr gefreut. Auch über die aufmunternden Hinweise doch weiter zu schreiben. Keine Angst unser Sendungsbedürfnis ist hoch genug, wir schreiben einfach immer weiter.

Seit unserer letzten Email sind wir tatsächlich in ein anderes Land gereist. Ursprünglich wollten wir ja viel schneller fahren, aber irgendwie machen einige Monate Reisezeit echt langsam. Wenn Ihr nun denkt, wir reisen lange, dann wartet mal den Lauf dieser Email ab.

Nach der sehr schönen Campsite direkt am Fluss im Caprivi-Zipfel sind wir zur letzten Stadt auf nambischer Seite gefahren. Diese trägt den schönen Namen Katima-Mulilo. Hier konnten wir (endlich) einen ersten Eindruck vom "richtigen" Afrika erhaschen. Diese Stadt ist sehr quirlig, unorganisiert und (wie Madam immer sagt) schmutzig. Das schöne ist aber, dass man eigentlich immer alles, was man sucht, findet, man muss nur fragen. Wir haben uns erst einmal neue Reifen für die Hinterachse gegönnt, da wir unbedingt auf dieser Fahrt nicht den Rekord der Fahrt aus 2009 (acht Reifenpannen) brechen wollen. Im Moment steht es 8:1! Leider gab es nicht mehr die Sorte Reifen, die bisher unser Auto zierten, daher sind wir auf ein anderes Produkt ausgewichen, Madam ist nicht sehr davon überzeugt. Bisher haben sie aber gehalten.

Noch eine kurze Anmerkung zur afrikanischen Art und Weise. Häufig fällt beim Betrachten von alltäglichen Dingen der Unterschied auf. So ist es zum Beispiel erstaunlich oft so, dass Türverriegelungen (z.B. auf dem Klo) nicht funktionieren, da die beiden ineinander zu passenden Teile (z.B. Haken und Öse) einfach so angebracht sind, dass sie NIEMALS zueinander finden können. Ein weiteres Beispiel findet Ihr auf einem der Fotos. Hier hat sich der afrikanische Installateur gedacht, dass man bestimmt unbedingt ein Abwaschbecken für heisses und eins für kaltes Wasser gut gebrauchen kann.



Dieses Art und Weise findet sich auch sehr anschaulich bei Grenzübergängen. Insbesondere die, bei denen die Mehrheit der Transferierenden nicht Touristen (z.B. auf dem Flughafen) sondern ganz normale Afrikaner sind. Beim Übertritt zwischen Namibia nach Sambia (diesen haben wir an gleicher Stelle schon einmal vor fünf Jahren gemacht) wurde viel Geld in die Infrastruktur gesteckt. Anstelle eines alten Hauses für die Visumausgabe, Baracken und sehr alte Wohnwagen für weitere behördliche Aufgaben, steht nun ein moderner Komplex. Allein die Art und Weise, wann man was, in welcher Reihenfolge, wo bekommt, ist für den normalen Mitteleuropäer komplett intransparent und vorallem unlogisch. Natürlich haben wir uns als gute deutsche Reisende vorbereitet und wussten, dass wir neben dem Visum auch noch die Straßensteuer, die Versicherung, CO2-Steuer, die temporäre Import Erlaubnis für das Auto und eine prinzipielle Bearbeitungsgebühr bezahlen müssen. Kaum 2,5 h und ca. USD 300 später waren wir auch schon fertig und durften nach Sambia einreisen.

Die Papiere, welche wir an der Grenze bekommen haben (alle übrigens sehr schön gestaltet), sind uns so ans Herz gewachsen, dass wir sie mit viel Liebe und Stolz sehr gern an den verschiedenen Polizeikontrollen auf dem Weg durch Sambia präsentieren. Manchmal drängen wir die Dokukmente den Ordnungshütern regelrecht auf, das Ganze soll sich schließlich gelohnt haben.

Unsere erste Station in Sambia war mal wieder eine Campsite am Fluss. Diesmal der Zambesi und das wirklich beeindruckende war das Dinner, welches wir uns dort gegönnt haben. Nach einem kurzen aber kräftigen Gewitter ist der Strom ausgefallen und wir haben bei (fast) kompletter Dunkelheit auf einem Deck über dem Fluss gestanden und seit langer Zeit einen Blick auf ein Stück Landschaft werfen können, ohne auch nur ein künstliches Licht zu sehen. Nur schwach war der Fluss zu sehen und schemenhaft das andere Ufer (Nationalpark in Simbabwe). Natürlich hat Afrika dafür auch eine Lösung parat, es gibt leuchtende Insekten, die versuchen mittels selbstproduziertem Licht andere Insekten zu täuschen, anzulocken und zu verspeisen. Für uns war das ein schönes Schauspiel in der Dunkelheit ab und an einen leuchtenen Punkt zu erspähen. Das Essen war übrigens Klasse. Auch wieder ein großer Vorteil in Afrika, weder der Fakt, dass kein Strom da war, noch dass wir die einzigen Gäste waren, verhinderte diese sehr schöne Dinner.

Zu Weihnachten leisteten wir uns ein sehr schönes Hotel in Laufentfernung zu den Victoriafällen. So führte unser Weihnachtspaziergang am ersten Feiertag auch zu den Fällen, die aber aktuell wegen des niedrigen Wasserstandes nur mässig beeindruckend sind. Aber je nach weiterem Reiseverlauf kommen wir später vielleicht noch einmal vorbei. Dann sollte der Wasserstand höher sein.

Ansonsten haben wir Weihnachten sehr entspannt und quasi Urlaub vom Reisen gemacht. Sogar Fernsehen war drin, obwohl wir die klassischen Weihnachtsfilme, wie "Stirb langsam" verpasst haben.



Nach der kleinen Auszeit ging es am 27.12. weiter nach Norden. Die Regenzeit hat nun endgültig begonnen und es regnet hier sehr regelmäßig und auch erstaunlich lange. Aktuell ist der Himmel fast immer bewölkt, so dass uns manchmal das afrikanische Licht etwas fehlt. Aber das kommt sich wieder. Die Temperaturen sind allerdings zwischen 20 und 27 Grad sehr angenehm.

Inzwischen haben wir Lusaka (sambische Hauptstadt) erreicht und residieren auf einer Campsite etwas ausserhalb (für Berliner ungefähr so, als würde man in Erkner zelten, um in Berlin zu sein). Der Unterschied zu Berlin ist zum einen die recht ruppige Anfahrt zum Camp (insbesondere nach Regen) und der Fakt, dass an den Einfallstraßen Berlins kein Ackerbau (von Hand) betrieben wird und einem fliegende Straßenhändler im Stau (ja den gibt es auch) nicht Handyladegeräte, Autofussmatten, Obst oder eine Quamis (langes Hemd für Muslime)verkaufen wollen.

Wir fahren regelmässig in die Stadt um Besorgungen zu machen und sind nun wahrlich in einer afrikanischen Stadt angekommen. Neben den üblichen Shopping Malls, die man mittlerweile wohl überall auf der Welt findet, gibt es auch ein Viertel in dem sich ein kleiner Laden an den anderen reiht. Dort entlang zu laufen ist sehr spannend, da man zum einen weit und breit der einzige Mensch mit weißer Hautfarbe ist und zum anderen die Art und Weise, wie die Läden eingerichtet sind, einfach irre ist. Allerdings sind wir gestern etwas enttäuscht worden, denn entgegen der bisherigen Erfahrung in solchen Vierteln alles zu bekommen, waren wir nicht erfolgreich. Wir haben keinen zusätzlichen "Boris" bekommen. Achso "Boris" ist unsere liebevolle Bezeichnung für ein Hochspannungs-Insekten Beseitigungsgerät in Form eines Tennisschlägers. Wir geben i.d.R. Sachen ja keine Namen, aber dieses Ding ist uns ebenso wie die sambischen Papiere ans Herz gewachsen. Besonders ärgerlich ist, dass einer der Straßenhändler so ein Ding hatte, wir aber erst einmal eine Preisvorstellung erhalten wollten. Auf dem Rückweg war der Straßenhändler natürlich weg. Eine wichtige (uns eigentlich bekannte) Lektion beim Reisen durch Afrika ist eben, wenn Du etwas kaufen kannst, dann kaufe es! Naja wir sind ja noch einen Moment unterwegs.



Apropos auf der Campsite hier in Lusaka war bei unserer Ankunft einer dieser Riesen MAN LKWs als "Wohnmobil" umgebaut mit deutschen Kennzeichen. Die beiden Fahrer des Ungetüms (ein deutsches Paar) sind seit 2004 unterwegs und leben in dem Ding. Derzeit fahren sie "vielleicht" in Richtung Europa aber sicher ist nichts. Vielleicht treffen wir die beiden bei unserer Fahrt in den Norden wieder.

Wie bei unserer letzen Reise durch Sambia fällt auf, dass die Menschen hier wirklich sehr freundlich sind. Wir werden häufig gegrüßt die Kinder winken und lachen uns zu. Nun bezeichnet man uns auch wieder sehr oft als Madam und Boss, na bitte sehr.

Wir werden den heutigen Silvesterabend hier auf der Campsite verbringen. Da gerade keine Reisesaison ist, wird wohl keine große Party mit anderen Reisenden zu erwarten sein. Morgen geht es dann weiter in Richtung Norden.

Wie üblich sind ein paar Fotos hier zu sehen:
picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink


Euch allen wünschen wir einen guten Rutsch sowie ein gesundes, fröhliches und wunderbares Jahr 2015.
Viele Grüße von Madam und Boss

P.S. Nachtrag: Nun haben wir neben "Boris" auch noch eine "Steffi" und einen "Andre" bekommen. Man muss eben einfach Geduld in Afrika aufbringen.
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 31 Dez 2015 18:48 von carl.
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16 Jan 2016 19:03 #415103
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Hallo,

nun gibt es schon nächste Email und zwar die vierte. Somit ist schon Halbzeit was die Emails angeht. Je länger man reist, desto mehr ändert sich das Zeitempfinden, ergo haben wir am Anfang einfach häufiger geschrieben. Aber keine Angst, ich glaube die Emails werden einfach immer länger. Ausserdem kommt die nächste Meldung schon in einer Woche!

4. Email vom 16.01.2015

Übernachtungen:

14.) Forest Inn (Camping)
15.) Pontoon 1 Campsite Kasanka National Park (Camping)
16.) Mutinondo Wilderness (Camping)
17.) Kapishya Hotsprings (Camping)
18.) Kasama Lodge
19.) Lake Chila Lodge
20.) Moravian Conference Centre Sumbawanga
21.) Lake Shore Lodge (Camping)


From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 16 January 2015 at 15:59:12 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Grüße vom Tanganikasee


Hallo Ihr Lieben,

nach einiger Zeit wollen wir mal wieder was von uns hören lassen. Die
letzte Email gab es ja am Silvestertag, also wünschen wir allen auch noch
ein schönes, aufregendes und tolles Jahr 2015. Gleichzeitig herzlichen Dank
für die vielen Wünsche, die uns erreicht haben.

Selbstredend haben wir den Jahreswechsel in unserem Wohnwagen angemessen
gefeiert. Mehr Worte wollen wir gar nicht darüber verlieren, schaut einfach
die Bilder an, dann bekommt ihr einen recht guten Eindruck von dem
rauschenden Fest. Natürlich ging es nicht ganz ohne die üblichen
Traditionen ab und dank der modernen Technik konnten wir wie jedes Jahr
"Dinner for one" sehen. Es war auch hier in Afrika lustig.





Direkt am Neujahrsmorgen sind wir dann in Richtung Norden aufgebrochen,
nicht ohne vorher in dem (natürlich geöffneten) Supermarkt unsere Vorräte
aufzufüllen.
Unsere erste Station auf dem Weg war ein Campsite mit dem schönen Namen
"Forest Inn". Das mit dem Wald stimmt zwar, nur haben sie vergessen zu
erwähnen, dass die Hauptverkehrsstraße (Great North Road) direkt daran
vorbei führt. Nichtsdestotrotz war es ein interessanter Abend, da wir uns
mit einem Farmer, der gerade auf die Campsite aufgepasst hat, unterhalten
haben. Er war schon etwas verbittert über die allgemeine Situation in
Sambia und seine im Speziellen, insbesondere einige
Entwicklungshilfeprojekte kamen nicht sehr gut bei dem Herren an. Naja
immerhin lebt er dem Anschein nach recht gut, so dass man nicht alles zu
ernst nehmen sollte. Dennoch sind solche Gespräche immer sehr interessant,
da man mehr über das Land erfährt als aus Reiseführern.

Spontan entschlossen wir uns am nächsten Tag in den Kasanka Nationalpark zu
fahren. Dieser ist u.a. für die größte Migration von Säugetieren bekannt.
Dabei handelt es sich um bis zu 10 Millionen Flughunde. Leider waren wir
etwas spät dran, da die Hauptzeit der Migration von Mitte November bis
Mitte Dezember andauert. Dennoch sind wir todesmutig auf einen extra
vorbereitete Hochsitz in einem Riesenbaum geklettert und haben in ca. 18 m
Höhe Ausschau nach der Nachhut der Flughunden gehalten. Wir waren etwas zu
ungeduldig und sind nach dem die Sonne versunken war, sofort abgestiegen.
Kurze Zeit später, kamen dann einige Dutzend Hunde angeflogen und sind vor
der Kulisse des Vollmondes lautlos über uns hinweggeglitten. Ein sehr
beeindruckendes Naturschauspiel.



Der Park selbst ist sehr schön, ABER es gibt Tse Tse Fliegen. Wer diese
nicht kennt, stellt sich einfach die heimische Pferdebremse vor und
multipliziert die Schmerzen der Bisse mit 100. Naja vielleicht etwas
übertrieben, das Hauptproblem mit diesen Mistviechern ist, dass sie ( in
seltenen Fällen) die Schlafkrankheit übertragen und die Bissstellen zu
riesigen juckenden Flatschen mutieren. Da es leider auf unserer Campsite
auch von diesen Biestern wimmelte, sind wir nach nur einer Übernachtung
wieder abgefahren.

Unser Weg in den Norden führte uns über eine Campsite bei der wir ein wenig
wandern konnten, auch mal schön, nach dem ganzen " im Auto rumgesitze".
Leider hielt uns die Regenzeit mit ( eigentlich sehr ungewöhnlichem)
Dauerregen etwas in ihrem Bann. Der Regen wäre an sich ja kein Problem, nur
sind weder unser Auto nicht unser Wohnwagen 100% wasserdicht, was etwas
unpraktisch ist. Gott sei Dank wird es jedoch nicht kalt.



Die nächste Station war ein echtes Highlight. Wir campten an den heißen
Quellen von Kapishya. Es war traumhaft, wieder direkt am Fluss und die
heißen Quellen in Laufentfernung. Wir sind täglich morgens mit unserem
Kaffee in die Quellen gestiegen und haben abends den obligatorischen
Sundowner im warmen Wasser sitzend zu uns genommen. Interessant war auch
die Zufahrt zu diesem Platz, da man auf einer Erdstraße durch alte
Eukalyptusalleen fuhr. Bei Regen war es auch eine kleine Herausforderung
und ermöglichte endlich mal den Einsatz von allen vier Rädern unseres
Autos. Bei der Ankunft dort wurde wir übrigens von einer der
Präsidentschaftskandidatinnen begrüßt. Allerdings wussten wir das zu dem
Zeitpunkt nicht, daher war das Gespräch eher kurz. In Sambia tobt nämlich
gerade der Wahlkampf (der bisherige Präsident ist kürzlich verstorben) und
wir sind quasi mittendrin.



Noch eine Anekdote zum Thema Boss und zu viele Kekse. Einer unserer treuen
Campingstühle konnte der Mehrbelastung nicht mehr standhalten und brach
zusammen. Nun sind wir in einer Gegend, wo man nicht mal eben in den
nächsten Laden geht und einen neuen Stuhl kauft. Daher mussten wir einige
Zeit improvisieren und uns auf den jeweiligen Campsites Sitzutensilien
borgen. In dem letzten Supermarkt vor der tansanischen Grenze waren wir
aber erfolgreich und haben uns zwei ( zur Sicherheit) neuen Campingstühle
gekauft. Mal sehen, wie belastbar die so sind.

Die letzten zwei Tage vor dem Grenzübergang haben wir uns in "Lodges"
eingemietet, da es keine passenden Campsites an den Orten gab. Nun waren
diese Lodges nicht nach dem Geschmack europäischer Touristen sondern nach
dem afrikanischer Handlungsreisender eingerichtet. Zwischen diesen beiden
Geschmacksrichtungen klafft eine gewisse Lücke.

Der Grenzübergang nach Tansania sollten eigentlich sehr entspannt
verlaufen. Wir haben einen sehr kleinen und wie unser Reiseführer vermerkte
auch schwach frequentierten Übergang gewählt, stimmt! Die letzte 20 km
führten auf ziemlich schlechter Erdstraße bergauf es regnete in Strömen.
Endlich oben angekommen, ließ sich die Ausreise aus Sambia recht gut an.
Der Zollbeamte nahm uns eines unser geliebten Papiere ab, dann fragte er
uns nach dem Ausreisestempel in unseren Pässen. Sein Kollege, der dafür
zuständig ist, sei gerade nicht da und ohne den Stempel könnte es Probleme
bei der Wiedereinreise nach Sambia bekommen. Also blieb keine Wahl, wir
lassen den Wohnwagen am Grenzposten stehen und fahren die 20 km zurück in
die nächste Stadt. Dort gibt es ein Immigration Officer, der zum Glück auch
verfügbar ist (es ist immerhin Sonntag) und wir kriegen den Stempel. Zurück
auf dem Berg wird uns das Grenztor aufgeschlossen und wir sind in Tansania.
Hier sind die Formalitäten schnell erledigt und wir fahren weiter.



Unser eigentliches Ziel direkt am Tanganikasee haben wir aufgegeben und
steuern die nächste größere Stadt an. Hier empfiehlt der Reiseführer die
Unterkunft bei der Herrenhuter Gemeinde. Wir beziehen ein einfaches, sehr
sauberes Zimmer für den Preis von 12,50 Euro pro Nacht (natürlich mit
Frühstück). Abends sitzen wir auf der Balustrade vor unserem Zimmer und
lauschen den Geräuschen der Stadt. Besonders die vielen Muezzine fallen
auf. Wir sind in Ostafrika angekommen. Die romantische Seite der Rufe der
Muezzine verebbt für den Boss etwas, als ganz früh am Morgen der erste in
unmittelbarer Nähe loslegt. Madam schläft in solchen Fällen mit Ohrstöpseln
und somit ficht sie so etwas nicht an.

Am nächsten Tag erledigen wir noch einige Dinge in der Stadt, die schon
anders ist, als die Städte des südlichen Afrikas. So gibt es nur kleine
Läden und keinen Supermarkt oder ähnliches. Die Fahrt zum See ist nur ca.
150 km lang, doch nachdem der Asphalt nach ca. 40 km aufhört, wird es recht
schlammig. Wir brauchen fast 4 h für die Fahrt.

Aber es lohnt sich, die Lake Lodge ist von einem südafrikanischem Paar
betrieben und liegt wirklich traumhaft. Das können wir allerdings erst
einige Zeit nach unserer Ankunft genießen, da die schlechten Straßen ihren
Tribut gefordert haben und unser Warmwasserboiler seinen nassen Inhalt
schön gleichmäßig im Wohnwagen verteilt hat. Auch ein Teil unserer
Bibliothek hat es erwischt, aber im Gegensatz zu Ebookreadern lassen sich
Bücher aus Papier ja trocknen.



Seitdem sind wir hier und genießen die Zeit. Wir sitzen rum, gehen in den
See schwimmen, lesen und trinken Kaffee. Es ist traumhaft. Jetzt beginnt
die Zeit, in der wir die Wochentage komplett aus dem Auge verlieren, d.h.
wir wissen einfach nicht so genau, ob Montag oder Samstag ist. Spielt ja
auch keine Rolle.



Obwohl das nicht ganz korrekt ist, auch wir müssen planen, zumal in der
nächsten Woche ein für Madam zwiespältig betrachteter Tag ist. Wir werden
diesen Tag im Mahale National Park verbringen und hoffentlich wilde
Schimpansen zu Gesicht bekommen. Dazu müssen wir am Sonntag mit dem Auto
(den Wohnwagen lassen wir hier am See) in einen anderen Nationalpark
fahren. Von dort geht es mit dem Flugzeug zum Mahale National Park. Am
Donnerstag sollten wir dann wieder hier in der Lake Shore Lodge sein. Wir
freuen uns sehr und sind auch schon ein wenig aufgeregt.

Huch, das ist jetzt aber eine lange Email geworden, naja so mit Kaffee auf
einer bequemen Couch am See sitzend, vergisst man schon mal die Zeit.

Achso ein paar Fotos finden sich hier:
picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink

Liebe Grüße vom wunderschönen, äußerst sauberen und klaren Tanganikasee
Madam und Boss
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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25 Jan 2016 10:43 #416400
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Hallo,

wie bereits angekündigt kommt die nächste Email recht schnell, da wir einiges aus dem Mahala Mountain National Park berichten wollten.

5. Email vom 25.01.2015

Übernachtungen
22.) Foxes Safari Camp Katavi Nationalpark
23.) Greystock Camp Mahale Mountain National Park
24.) Lake Shore Lodge

From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 25 January 2015 at 10:00:38 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Affen, Affen, Affen

Hallo Ihr Lieben,

mal etwas aus dem bisherigen Rhythmus ausbrechend hier schon die nächste Meldung aus Afrika.
Der Grund dafür sind die letzten, sehr schönen und aufregenden, Tage, die wir erleben durften.

Wie in der vierten Email angekündigt, sind wir am letzten Sonntag von unserem kleinen Paradies am Tanganikasee aufgebrochen. Nur mit dem Auto, den Anhänger haben wir stehen lassen, ging es auch gleich spürbar schneller vorwärts. Naja die Straßen sind hier so schlecht, dass wir für die ca. 160 km ganze fünf Stunden gebraucht haben. Mit Anhänger wären es aber sicher noch einmal zwei mehr gewesen.
Madam fand besonders die letzten 20 km eine Frechheit, das war wohl die schlechteste Straße, die wir bisher gefahren sind. Entschädigt wurde wir aber damit, dass diese zum Katavi National Park führt und wir an der Straße bereits eine Menge Tiere sehen konnten. So war links eine Horde Giraffen und von rechts wechselte ein paar Elefanten die Straßenseite unmittelbar vor uns.

Direkt im Nationalpark waren die Wege besser und die Anzahl der Tiere nahm deutlich zu. Hier ist ein signifikanter Unterschied zwischen den ostafrikanischen Nationalparks und denen im südlichen Afrika bemerkbar. Insbesondere die riesige Elefantenherde, welche uns den Weg kurz vor Erreichen des Camps versperrte, war unglaublich beeindruckend. Es waren sicher an die einhundert Tiere, wir haben noch nie (auf unseren doch schon häufigen Reisen) eine solch große Herde gesehen.



Im Camp bezogen wir unser Safarizelt und genossen den Ausblick auf die weite Ebene mit Flusspferden, Büffeln, Elandantilopen, Zebras usw. usf.
Da wir die einzigen Gäste im Camp waren, wurde wir sehr exklusiv behandelt. Das Feuergespräch mit dem Vertreter der Vertreterin des Mangers war sehr lustig. Der Herr hat sich immer für alles bedankt. Also wenn wir sagten, uns gefällt der Tanganikasee war seine Antwort immer: " ...Fine, Fine, Thank you". Aber er kannte Frau Merkel (unser derzeitige Bundeskanzlerin, soweit wir wissen) und Messer aus Solingen. Beides fand er übrigens sehr gut. Vielleicht aber auch nur, weil wir ja zufällig aus Deutschland sind.



Am nächsten Morgen ging es dann zum Airstrip (oder auch Katavi International Airport ), wieder an einer Vielzahl von Tieren insbesondere Giraffen vorbei. Das Flugzeug war fast pünktlich und bald hoben wir in Richtung Norden ab. Die Maschine eine ca. 20sitzige Caravan hatten wir natürlich für uns allein. Allerdings gab es auch nur einen Piloten. Nun im Ernstfall hätten wir das Ruder übernehmen müssen. Allerdings bezweifeln wir sehr stark, dass der Airstrip in Mahale für eine erste Landung geeignet gewesen wäre, da dieser eine echt anspruchsvolle Landung durch den Piloten forderte.



Glücklich wieder am Ufer unseres geliebten Tanganikasees angekommen, ging es in einem Holzboot ca. 1,5 h am Ufer entlang in Richtung Süden. Vorbei an Fischerdörfern und schließlich in die bergige Landschaft des Mahale Mountain National Park.



Unser Camp, bestand aus 6 Bandas (Hütten) am Strand, die sehr schön im Stile von Robinson Crusoe eingerichtet waren. Kaum saßen wir beim ersten Kaffee, konnte man schon ein paar Schimpansenschreie aus dem Wald vernehmen. Also haben wir uns spontan für ein geführte Nachmittagswanderung entschieden. Unser Führer Mwiga war sehr gut und brachte uns nach einigem Suchen tatsächlich zu einer kleinen Gruppe von Schimpansen. Es war ein sehr bewegender Moment die Tiere in ihrem natürlichen Habitat beobachten zu können. Natürlich sind die Schimpansen an Menschen gewöhnt, da diese Gruppe (Gruppe M) seit genau 50 Jahren durch japanische Forscher der Universität Kyoto beobachtet und verhaltensstudiert wird. Dennoch bewegen sich die Tiere unter natürlichen Bedingungen. Da wir kein offizielles Schimpansentrecking am ersten Tag gebucht hatten, sondern den Schimpansen zufällig bei einem Spaziergang begegnet sind, haben wir uns nach ca. 15 min wieder in Richtung Camp aufgemacht.
Das Camp für die drei Tage unseres Aufenthaltes mit nur drei anderen Gästen zu teilen, war super entspannt. Das galt sowohl für die gemeinsamen Essen als auch die Schimpansentreckings an den nächsten beiden Tagen.



Die Tage hier standen dann auch ganz im Fokus auf die Schimpansen. Am ersten offiziellen Tag unsere Schimpansenbeobachtung ging es nach dem Frühstück ca. 1 h durch den Regenwald auf schmalen Pfaden direkt ins Unterholz. Bald waren wir inmitten einer Gruppe von ca. 20 Tieren, die sich unterschiedlichen Beschäftigungen hingaben. Uns wurden verschiedene Verhaltensweisen erklärt. Am einleuchtendsten war das Zeichen eines männlichen Schimpansen, dass er ein wenig Lust auf ein amouröses Abenteuer habe. In diesem Fall wird an einem kleinen Zweig gewackelt und unauffällig zur Dame seines Herzen geschielt. Die schielt zurück und dann kann es passieren, dass es zum Äußersten kommt. Wir sahen, wie sich ein solches Pärchen hinter einen Busch zurückzog. Überraschender Weise war nach ca. 5 sec dann auch schon alles wieder vorbei. Ansonsten sahen wir noch zwei Schimpansenbabies, von dem eines mit verschiedenen ausgewachsenen Männchen spielte. Das war natürlich sehr niedlich und anrührend. Nach einer guten Stunde gab uns der offizielle Begleiter des Nationalparks zu verstehen, dass unsere Zeit vorbei sei.



Zurück im Camp ging es am Nachmittag mit dem Boot zum Schwimmen und Fischen. Madam und Boss zogen nur sehr kleine Fische aus dem See, diese taugten lediglich als Futter für das Camp-Haustier "Big Bird" (Pelikan). (Tipp: Sucht mal auf youtube nach "Big Bird - Mahale".)



Das Trecking am nächsten Tag war noch einfacher, wir mussten mit dem Boot einfach nur eine Bucht weiter fahren und erwischten eine Gruppe von ca. 30 Tieren direkt am Strand beim Frühstück. Diesmal zeigten sie auch andere Verhaltensweisen, so das Imponiergehabe der männlichen Affen, dabei werden allerdings richtig große Äste geschüttelt. Aber das Schütteln von Dingen scheint in der Kommunikation der Tiere eine ziemlich wichtige Rolle zu spielen.
Da es zu regnen anfing, hatte sich der Offizielle mit der Uhr verkrümelt, so dass wir fast zwei Stunden bei den Schimpansen bleiben durften. Es war wunderschön! Am Ende sind wir im strömenden Regen zurück ins Camp gelaufen, direkt durch den urtümlichen Regenwald.



Den Rest der Zeit genossen wir im Camp. Übrigens war eine der Gäste im Camp die Ehefrau eines der japanischen Forscher, der die Forschungsstation gegründet hat. Sie hat 38 Jahre im Mahale gelebt und wird von den Einheimischen respektvoll Mama Kawanaka genannt. Sie sprach anscheinend recht gut Suaheli und ein etwas gewöhnungsbedürftiges Englisch. Sie war immer sehr emotional. Unseren besten Dialog hatte wir allerdings kurz vor ihrer Abreise:

Mama Kawanaka: " Where are your from?"
Madam&Boss: "Germany!"
Mama Kawanaka (große Freude im Gesicht): " Ouh, I Love Holland! Especially the Cheese, the Gouda."
Madam&Boss (verdutzt dreinschauend): ....(sprachlos)

Sie kam dann später noch einmal zu uns und versicherte, dass sie besonders den alten Gouda sehr mag. Wir haben uns darüber gefreut.



Nach diesen sehr schönen und intensiven drei Tagen ging es per Boot und Flugzeug zurück zu unserem Auto. Wieder die fünf Stunden zurück zur Lake Shore Lodge am See. Hier verweilen wir nun schon seit drei Tagen und genießen die Zeit am See. Wir haben es sogar geschafft, etwas aktiver zu werden und sind ein wenig gepaddelt.



Morgen geht es als Zwischenstopp wieder zurück zu unserem christlichen Hotel der Herrenhuter Gemeinde, anschließend wollen wir noch einen Nationalpark (Ruaha) im Südosten besuchen.

Wie gehabt gibt es einige Bilder zu den Ausführungen hier:

picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink


Euch allen eine schöne Zeit und viele liebe Grüße von Madam und Boss
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

"Bacon and Eggs - A day's work for a chicken; A lifetime commitment for a pig." (Anon)
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Letzte Änderung: 25 Jan 2016 11:41 von carl.
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22 Feb 2016 11:26 #420580
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Hallo,

nach einer gewissen Pause, kommt nun die nächste Email unserer letztjährigen Reise. Im Nachhinein betrachtet, kam mir der Abstand der Emails während des Reisens viel größer vor. Wenn man so den ganzen Tag arbeitet, vergeht die Zeit gefühlt schneller (aber sicher nicht schöner :-) ).

6. Email vom 22.02.2015

Übernachtungen
25.) Moravian Conference Centre Sumbawanga
26.) Utengule Coffee Lodge (Camping)
27.) Kisolanza Farm (Camping)
28.) Ruaha National Park Public Campsite 1 (Camping)
29.) Kisolanza Farm (Camping)
30.) Utengule Coffee Lodge (Camping)
31.) Mikoma Beach Lodge (Camping)
32.) Gogosama Guest House
33.) Makuzi Beach Lodge (Camping)
34.) Barefoot Safari Camp (Camping)
35.) Bridge Camp (Camping)
36.) Pioneer Camp (Camping)
37.) Royal Livingston

From: madam boss <madamboss.afrika>
Date: 22 February 2015 at 22:17:36 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Mal wieder eine Meldung aus Afrika


Hallo ihr Lieben,
diesmal in unserem Reisebericht:

- deutsche Fußballnationalmannschaft bewahrt Boss vor Strafe
- die österreichische Belagerung
- Dickhäuter gehen auf Tuchfühlung
- Madam regt sich auf
- Supermärkte sind schau
- wieder mal im Paradies
- Boss regt sich auf
- erster ernsthafter Defekt mit gutem Ausgang
- weitere Planänderung vom Reiserat beschlossen (oder wie die Griechen unsere Reise beeinflussen)
- das 2 Euro Schein Problem

Aber schön der Reihe nach. Seit unserer letzten Email ist viel passiert und wir sind bereits drei Länder weiter und somit wieder in Sambia. 
Wir haben irgendwann unseren schönen Platz am Tanganikasee verlassen und uns noch einmal bei der Herrenhuter Gemeinde einquartiert. Wie gehabt, war es sehr gut dort und die Fahrt am nächsten Tag auf brandneuer Teerstraße im Vergleich zu den Wegen der letzten Wochen ein Genuss.
 
Unser nächster Zwischenstopp war die kleine Stadt Mbeja, in der wir zum einen einkaufen wollten und auch versucht haben unsere Gasflasche aufzufüllen. Letzteres ist in Tansania nicht besonders einfach, da hier ein Tauschsystem der Gasflaschen etabliert ist. Natürlich ist unserer deutsche Gasflasche nicht in dieses Tauschsystem integrierbar. Dennoch haben wir nach viel Fragerei einen Ort gefunden, in dem Gasflaschen wieder gefüllt werden. Beim ersten Versuch wurden wir informiert, dass gerade kein Gas vorrätig sei, aber der LKW mit der Lieferung für morgen erwartet würde. Vorsichtshalber haben wir unsere Flasche nebst des von uns mitgeführten Adapters schon mal auf Kompatibilität prüfen lassen. "No problem!" meinte der Techniker. Dies stellte sich am nächsten Tag (der LKW mit dem frischen Gas war tatsächlich eingetroffen) als kühne Vermutung heraus. Trotz ca. einstündigem gemeinsamen Probierens der möglichen Varianten unserer Adapter und der vor Ort verfügbaren Adapter fand sich keine passende Kombination. Am erstaunlichsten war für den Boss, dass in dieser recht großen Abfüllstation nur der Werkzeugkasten in unserem Auto die nötigen Schraubenschlüssel enthielt. Offensichtlich reicht den Arbeitern dort ein etwas klappriger "Franzose" für die tägliche Arbeit. Nun wir waren schon etwas frustriert, da das alles einen ganzen Reisetag gekostet hat. Aber unsere Unterkunft auf einer Kaffeefarm war sehr nett, so dass wir uns nicht lange grämen mussten. 



In Mbeja gibt es auch keinen Supermarkt sondern nur viele kleine Läden, in denen man die erstaunlichsten Dinge erstehen kann, so gab es in der Ladenzeile mit den technischen Produkten neben den üblichen Handyläden überraschend viele Mischpulte zu kaufen. Der Bedarf daran scheint auf jeden Fall den von anderen Produkten wie z.B. Käse zu übersteigen. Den zu finden, war echt schwierig und wir mussten zu dem alten Trick greifen einen vor Ort lebenden Schweizer zu fragen, denn Schweizer wissen immer, wo man Käse bekommt. 

Nach diesem etwas längeren Aufenthalt sind wir dann, nachdem wir uns zur Sicherheit noch eine einheimische Gasflasche gekauft haben, in Richtung Osten aufgebrochen, um in den Ruaha Nationalpark zu gelangen. 
Die Strecke war zwar geteert es gab aber einige Probleme: 
1.) extrem langsame LKWs die mit 5-10km/h die Berge raufkrochen,
2.) extrem tiefe Spurrinnen im Asphalt (tlw. 15-20 cm tief),
3.) jede Menge Polizeikontrollen.
Während sich Problem 1 und 2 kombiniert mit dem Fakt, dass unser Gespann etwas Zeit zum Überholen braucht, schlicht auf die Dauer der Fahrt auswirkt, erfordert Problem 3 Glück, Überredungskunst und Gelassenheit. Die erste Kontrolle stellte richtigerweise fest, dass Boss ohne Schuhe gefahren ist. Das ist ein "Offence" und kostet 30.000 tansanische Schilling (ca. 15 Euro). Vorher wird noch der Führerschein kontrolliert und ob alle Lampen gehen (was sie natürlich tun). Da wir ja immer darauf bestehen, zum einen den Bußgeldkatalog zu sehen und für sämtliche Zahlungen eine Quittung verlangen, ist Boss mit den Beamten zu ihrem Schattenplatz gelaufen und hat sich die Sache im Detail erklären lassen. Nach einigem Hin und Her kam die Sprache auf Fußball. Die Herren waren mit der Leistung der amtierenden Weltmeister sehr zufrieden. Besonders Özil und Müller wurden gelobt. Da Boss den Namen des zweiten liefern konnte, er war den Beamten entfallen, durften wir mit einer Verwarnung und natürlich mit Schuhen an den Füssen weiterfahren. Hiermit danken wir auf diesem Wege noch einmal bei der deutschen Fußballnationalmannschaft für Ihre hervorragende Leistung. Leider wurde Boss dann kurze Zeit später mit 55 km/h auf einer 50er Strecke erwischt und musste doch noch 30.000 TzSh (natürlich mit Quittung) abgeben.

Nach einer Übernachtung auf der Campsite einer Farm, ging es am nächsten Tag in den Nationalpark. Die Strecke dorthin war zwar nicht sehr lang, aber teilweise schlecht, so dass es fast vier Stunden dauerte, bis wir am Eingangstor des Parks standen und die Entrittsgebühren bezahlen konnten.



Der Park ist recht groß, doch der wichtigste Teil ist der namensgebende Fluss, so sind wir zu der einzigen ausgeschilderten Campsite gefahren. Diese Idee hatte auch ein Paar aus Österreich. So haben wir uns den Platz am Steilufer geteilt. Kurz vorm Dunkelwerden kam dann noch ein Wagen mit Dachzelt. Wie es der Zufall so will noch ein Paar aus Österreich, die wir bereits kurz am Tanganikasee getroffen hatten. Die beiden österreichischen Paare kannten sich allerdings auch (wahrscheinlich von zu Hause, Österreich ist ja nicht so groß). Das führte dazu, dass wir am Abend und dem nächsten Tag direkt neben uns vier Österreicher hatten, die sich offensichtlich sehr viel erzählen mussten. An sich ja kein Problem, allerdings auf einer Campsite in einem afrikanischen Nationalpark, direkt am Fluss mit Hippos, Elefanten, Zebras und vielen weiteren Tieren vielleicht ein wenig unpassend. Da wir aber länger geblieben sind, hatten wir auch die erhoffte Ruhe. 



Der Nationalpark ist sehr schön und der Standort war so perfekt, dass wir auf die sonst obligatorischen Pirschfahrten morgens und abends fast komplett verzichten konnten. Wir sind einfach zum Sonnenaufgang aufgestanden, haben uns einen Kaffee gekocht und die Tiere vorbeiziehen lassen. Das prägendste Tier des Parks ist zweifellos der Elefant. Nachdem sich unsere Nachbarn verabschiedet hatten und etwas Ruhe eingekehrt war, kamen auch gleich drei Elefantenbullen unmittelbar zu unserem Wohnwagen und sind direkt davor hinunter zum Fluss gestiegen. Da die drei wirklich dicht waren, haben wir es vorgezogen uns ins Auto zurück zu ziehen, um im Fall der Fälle reagieren zu können. Die drei waren aber  friedlich und sind ca. fünf Meter vor dem Wohnwagen vorbeigezogen. Für uns war das schon sehr aufregend. 



Neben vielen anderen Tieren gab es im Park auch einige Weißstörche, die mit Sicherheit aus Brandenburg stammen und wir hatten das Gefühl, dass die sich schon startklar machen, um zu Euch in den Frühling zu ziehen.



Nach den aufregenden Tagen im Nationalpark ging es zurück nach Mbeja, um von dort in den Norden Malawis auszureisen. Nachdem wir uns akribisch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten und auch immer Schuhe trugen, gab es keine weiteren Probleme mit der Polizei. Kurz vor der Grenze haben wir noch schnell versucht, unser letztes tansanisches Geld (ca. 20 Euro) durch Obstkäufe am Straßenrand loszuwerden. Allerdings sind wir damit nicht weit gekommen, nachdem wir ca. 2 kg Bananen, 12 Mangos und 2 riesige Avokados erstanden hatten, waren wir gerade mal 2,50 Euro los. Also haben wir den Rest in malawische Kwatscha getauscht.



Die Grenze war problemfrei und bald ging es auf schmaler Teerstrasse unmittelbar am Malawisee entlang. In der Stadt Mzuzu wollten wir in den dort vorhandenen Supermarkt endlich unsere Vorräte auffüllen. Leider war es ein Sonntag und der Supermarkt hatte bereits geschlossen. Also suchten wir eine Bleibe, da es keinen Campingplatz gab. In einem Hotel wurde uns ein Zimmer angeboten, welches tatsächlich 160 US$ kosten sollte. Das hat Madam echt in Rage gebracht. Nun ist Mzuzu wahrlich nicht New York und das Zimmer war freundlich formuliert auch eher schlicht, daher ist die Rage sehr berechtigt. Immerhin führte die sichtbare Ablehnung dazu, dass der Zimmerpreis nach unten auf 106 US$ korrigiert wurde, aber das war natürlich immer noch zu viel. Nach einigem Suchen haben wir eine recht ansprechende Bleibe in einem kleinen Gasthaus gefunden.



Am nächsten Morgen sind wir mit großer Freude in den Supermarkt gegangen. Es war seit über einem Monat der erste richtige Supermarkt. Es ist in der Tat sehr angenehm, an einem Platz schnell und komfortabel einzukaufen, ohne permanent irgend wen zu fragen und von Pontius nach Pilatus geschickt zu werden.

Der nächste Halt war eine Campsite in einer kleinen Bucht direkt am See. Es war traumhaft, der See hat so ca. 25 Grad Wassertemperatur und ist glasklar. Somit dürfte dieser See eine der größten Badewannen der Welt sein. Das Wetter war hier perfekt, es regnete nicht und die Sonne schien. Wir sind natürlich eine ganze Woche geblieben und haben den See, die Sonne und den Strand genossen. Wären nicht irgendwann unsere Vorräte ausgegangen, stünden wir wahrscheinlich immer noch dort. Die Betreiber der Anlage haben zwei Söhne (13 und 14), die von dort aus eine Fernschule in Wales "besuchen". Boss bezweifelt stark, dass er sich bei dieser Umgebung auch nur eine Sekunde an einem Fernunterricht hätte beteiligen können.



Vom See weg ging es über die Hauptstadt Malawis zurück nach Sambia. Nun mag sich der eine oder andere an die Schilderung unseres ersten Grenzübertritts von Namibia nach Sambia erinnern. Wir hatten viel Wert darauf gelegt, dass sämtliche Gebühren und Versicherungen auch für die Wiedereinreise gelten sollten. Leider klappte das nicht ganz. Die zweifelhaft Straßensteuer (Roadtax) wurde erneut fällig, da die Bezahlung verfällt, wenn man Sambia verlässt. Boss war hier ziemlich in Rage, da er dies ja bei der Einreise mehrfach hinterfragt hatte. Erschwerend kam noch hinzu, dass diese Steuer aus welchen Gründen auch immer, nur in US$ zu bezahlen ist. Mit entsprechend angefressener Miene zahlten wir die 35 US$ und fuhren los. Noch immer die doppelt gezahlte Roadtax vor Augen half die extrem schlechte Straße in Richtung Lusaka nicht wirklich Boss zu besänftigen. 
Wenigsten bekamen wir in Sambia unsere Gasflasche gefüllt. Der Witz dabei war, dass wir von den 5 kg Gas bisher nur 1,8 kg verbraucht hatten, die ganze Gasgeschichte in Tansania war also für die Katz. Wir sollten uns wirklich mal eine Federwaage zum Nachmessen der Gasmenge anschaffen.

Am nächsten Morgen stellten wir mit Entsetzen fest, dass ein Teil der Anhängerdeichsel einen Riss hatte und somit drohte komplett abzureisen. So gern Boss dies auf die schlechten Straßen Sambias geschoben hätte (Roadtax ihr wisst schon....) war das wohl das Resultat der schlechten Straßenverhältnisse der letzten Wochen. Wie haben die Sache mittels Riemen entsprechen notdürftig verstärkt und sind die letzten 200 km bis Lusaka auf ausnahmsweise mal ganz guter Straße sehr vorsichtig gefahren. In Lusaka haben wir dann auf einem Parkplatz einen dort lebenden Landrover-Fahrer nach einer guten Reparaturmöglichkeit gefragt (Landrover müssen ja oft geschweißt werden) und der gab uns den ultimativen Tipp. Am nächsten Tag haben wir das defekte Teil ausgebaut und zur Werkstatt gebracht, wo es meisterhaft und fachmännisch repariert wurde. 



Nun sind wir wieder an den Viktoriafällen und genießen das weiterhin Superwetter. Heute sind wir zu den Fällen gelaufen und waren sehr erstaunt, wie sehr sich diese innerhalb von knapp 2 Monaten verändert haben. Es ist jetzt viel mehr Wasser im Fluss und die Fälle sind viel mächtiger. Wir wurden durch die Gischt ziemlich nass und haben den Anfang des Regenbogens gefunden.


 
Entgegen unserer Planung werden wir Simbabwe auslassen und fahren stattdessen in zwei Tagen über Botswana in Richtung Südafrika. Der Grund ist der extrem schlechte Kurs zum US Dollar und dieser ist in Simbabwe Landeswährung. Soweit wir das aus der Ferne beurteilen können, ist der schlechte Kurs direkt mit dem Problemen in Griechenland zu erklären, also sind die Griechen an unserer Planänderung schuld.

Wie gehabt einige visuelle Eindrücke finden sich hier:
picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink

Liebe Grüße von den immer noch nicht reisemüden
Madam und Boss

P.S. In Malawi ist die größte Banknote der 1000 Kwatscha Schein, das entspricht ca. 2 Euro. Nun könnt Ihr Euch vorstellen, dass Reisende wie wir, die (fast) alles bar bezahlen immer einen richtigen Packen Bargeld mit sich rumschleppen. Noch schlimmer erwischte es Bankräuber in Mzuzu, die mittels eines sehr durchdachten Planes mehrere Milliarden Kwatscha in Bar erbeutetet. Leider fielen sie in einer routinemäßigen Polizeikontrolle mit ihrem Toyota Corolla etwas auf, da der Wagen ob der extremen Überladung so augenscheinlich durchhing, dass die Polizisten gern mal einen Blick in den Kofferraum werfen wollten. Die Diebe haben daraufhin per Pedes das Weiter gesucht, natürlich ohne ihre Beute. Wir vermuten mal, dass diese Diebe gern sähen, dass Malawi mal etwas größere Banknoten einführte. Wir hätten auch nichts dagegen.

P.P.S. In Sachen platte Reifen, steht es jetzt 8:2. 
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 22 Feb 2016 11:35 von carl.
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