Reisetag 19 (20. August 2021) – Zederberge
Ich wache mit einigermaßen heftigen Schmerzen auf – mein linkes Knie ist stark angeschwollen und lässt sich kaum abbiegen; das sind natürlich keine allzu guten Vorzeichen für die für heute geplante Wanderung. Wir haben das Permit für den Wolfberg Arch gelöst, eine weitere Sehenswürdigkeit hier in den Zederbergen. Dazu muss man aber durch die sogenannten „Cracks“ aufsteigen, eine sehr steile Passage, die fitte Knie verlangt, denn es sind dabei immer wieder auch Felsbarrieren zu überwinden. Mein linkes Knie ist leider eine gewisse Schwachstelle, seit dort vor Jahren das Kreuzband seinen Dienst quittiert hat. Bei Überanstrengung schwillt es gelegentlich rasch an – so leider auch heute.
Ich will Christian natürlich nicht im Wege stehen und so beschließen wir, dass er zu einer Wanderung aufbricht, während ich – soweit das möglich ist – rund um das Resort kleinere Spaziergänge unternehme und einen „Waschtag“ einlege, denn ich konnte natürlich nicht für mehr als drei Monate T-Shirts, Unterwäsche oder Socken mitbringen. Am späteren Nachmittag wollen wir dann wieder gemeinsam zu den Stadsaal Caves aufbrechen, denn bis dahin sollte ich zumindest wieder einigermaßen einsatzfähig sein.
Mich trifft es doch einigermaßen hart, zunächst mehr oder weniger zum Nichtstun verurteilt zu sein, auf der anderen Seite will ich aber eines definitiv nicht, nämlich für längere Zeit Probleme zu haben…
Ich koche mir Tee und frühstücke eine Kleinigkeit (wir haben ohnedies nur Käse und Brot mitgebracht), beim Blick aus dem Fenster wird mir richtig wehmütig, denn die Sonne strahlt aus einem wolkenlosen Himmel. Das Resort ist einigermaßen gut gebucht, immer wieder ziehen Wanderer an unserem Haus vorbei – das macht die Sache nicht unbedingt angenehmer!
Gegen 10:00 Uhr hat die Sonne die Temperaturen soweit ansteigen lassen, dass ich einen Stuhl auf den Rasen schleppe, um in der Sonne weiter in meinem Buch zu lesen. Dabei werde ich aber immer wieder abgelenkt. Zunächst fällt mein Blick auf die wunderbaren Felsformationen, die auch von hier aus auszumachen sind. Bald tausche ich den E-Reeder gegen meine Kamera ein…
Ich beobachte auch einige Maskenweber (Southern Masked Weaver), die relativ zutraulich sind.
Als ich aufstehe um mir etwas zum Trinken zu holen, sehe ich bei meiner Rückkehr, dass mein Sessel bereits besetzt ist.
Das ist aber noch nicht genug, denn ein Kapbülbül (Cape Bulbul), der zuvor noch auf einem Ast gesessen ist, hat es sich auf der Sessellehne bequem gemacht…
Als ich hinter dem Haus einen wunderbar blühenden violetten Busch ablichte, flüchtet eine Rehantilope (danke Maddy!) aus ihrem Versteck.
Hier in unmittelbarer Nähe zu den Häusern blühen nicht nur die herrlichen Buschigen Kapringelblumen sowie andere Blumen, es gibt sogar noch einige der heute sehr seltenen Zedern zu bestaunen, die diesem Gebirge den Namen gegeben haben.
Sehr schwer zu sehen sind die Agamen, die sich von den flechtenüberzogenen Steinen kaum abheben.
Weiters entdecke ich einige Proteabüsche sowie ein Kapfrankolin (Cape Spurfowl).
Gegen Mittag zeigt die aufgetragene Salbe langsam Wirkung – oder zumindest bilde ich mir ein, dass die Schwellung im Knie nicht mehr ganz so arg spannt…
Am frühen Nachmittag kommt auch Christian wieder von seiner Wanderung zurück und zusammen trinken wir Cafe, ehe wir wieder kurz nach Dwarsrivier fahren, um Internetverbindung zu haben. Von dort geht es schließlich direkt zu den Stadsaal Caves, einem weiteren unglaublich schönen Bereich der Zederberge.
Die Stadsaal Cave-Region ist bekannt für die sehr gut erhaltenen Felszeichnungen, die bis zu 20.000 Jahre alt sein sollen (markiert als: Elephant Painting Rock Art)
Ansonsten besticht auch diese Region wieder mit herrlichen Felsformationen. Das versteckte Labyrinth aus Grotten wurde seit dem 19. Jhdt als Treffpunkt verschiedener politischer Gruppierungen genutzt und erhielt so auch seinen heutigen Namen. Bereits die Anfahrt zeugt von der Schönheit der Landschaft.
Ein Spaziergang zwischen den erodierten Felsen ist keine besondere Herausforderung, gelegentlich heißt es aber „Kopf einziehen“, denn manche der Durchgänge sind durchaus niedrig… Auch ich humple wieder mit. Vom Parkplatz weg kann man in zwei Richtungen laufen, wir haben das Areal im Uhrzeigersinn durchstreift.
Stellenweise türmen sich Säulen auf,
stellenweise sind große Grotten ausgeschwemmt
Und manchmal fehlt der Durchblick, wo es tatsächlich weiter geht…
An einigen Stellen gelangt man zu einer Art „Balkon“ einer Felsenkanzel, die einen traumhaften Ausblick auf die umliegende Landschaft bietet.
Dieser Platz markiert für mich eine der schönsten Stellen, in dieser grandiosen Umgebung! Im Hintergrund sieht man dieser die imposante Schichtstufenlandschaft, die wir aus Kagga Kamma kommend passiert hatten.
Pflanzen finden offenbar fast überall Halt!
Hier könnte ich ewig sitzen und die Stille genießen – wir sind hier nur zwei Damen begegnet, die es sich auf einem Felsen in der Sonne gemütlich gemacht hatten. Hier ist wirklich das Zentrum vom Nichts…
Da der Pfad hier als Rundweg angelegt ist, gibt es immer etwas Neues zu entdecken.
Überwältigt von der Schönheit dieser Landschaft fahren wir die kurze Strecke wieder zurück zum „Haus Jupiter“, um dort erneut den Griller anzuwerfen. Zwei schöne Stücke vom Rind warten schon auf uns, dazu kochen wir wieder Kartoffeln (das Essen ist vielleicht etwas eintönig, aber wir wollten nicht zu viel einkaufen für die beiden Tage). Dazu kredenzt der „Küchenchef“ einen Cederberg Shiraz 2018.
Morgen geht es wieder zurück an die Küste, darauf freuen wir uns natürlich, andererseits würden wir es auch hier noch länger aushalten…
Gefahrene Tageskilometer: 55