THEMA: 100 Tage quer durch das Südliche Afrika
27 Jan 2022 21:20 #635718
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Reisetag 20 (21. August 2021) – Zederberge – Lamberts Bay

Als wir Morgen aus dem Fenster blicken, ist die Wiese wiederum von einer leichten Reifschicht bedeckt, das bedeutet auch, dass wir (in diesem Fall Christian) wieder Eis abkratzen werden… Falls sich manche fragen, warum mein Reisefreund immer zum Handkuss kommt: Er will das so, ich war für die Buchung der Unterkünfte und Autos verantwortlich, er kümmert sich um das Auto.
Das Resort liegt auf einer Meereshöhe von knapp über 1000 müNN, da kann es bei wolkenlosem Himmel gelegentlich schon ordentlich abkühlen während der Nachtstunden.
Zum Frühstück gibt es das obligate Käsebrot, dazu trinken wir Tee. Heute wollen wir schon wieder sehr zeitig starten, denn wir müssen unbedingt (müssen ist vielleicht das falsche Wort – wir wollen unbedingt) möglichst früh in Lamberts Bay sein, denn die Vormittagsstunden sind zum Fotografieren der Tölpelkolonie am besten. Also sind wir bereits um 7:15 Uhr startklar, den Schlüssel für das Haus lassen wir wie vereinbart im Zimmer liegen.
Für die knapp 60 km lange Strecke zwischen Sanddrif und der N7 benötigen wir rund eine Stunde, es ist diese eine sehr kurvige Strecke und zudem gibt es das eine oder andere größere Loch in der Pad. Von der N7 ist es dann nicht weit zur Abzweigung auf die R364, die uns direkt nach Lamberts Bay führt.

Lamberts Bay, eine Kleinstadt, ist ein bedeutender Fischereihafen, zudem werden hier auch viele der in Südafrika verkauften Pommes Frittes hergestellt, das Hinterland ist überzogen von Kartoffelfeldern. Wir parken unser Auto direkt im Hafen vor dem Restaurant Isabella, das wir heute noch mehrfach heimsuchen werden…
Lamberts Bay ist vor allem auch bekannt für sein Bird Island Nature Reserve, das, wie der Name sagt, eigentlich auf einer Insel liegt. Nur die Insel gibt es nicht mehr, seit eine Mole eine feste Verbindung zum Festland bildet. Hier auf diesem relativ kleinen Flecken Erde gibt es eine riesige Brutkolonie von Kaptölpeln (Cape Gannet), die wir heute aufsuchen wollen. Mehr als 20.000 Exemplare dieser wunderschönen weißen Vögel mit ihren charakteristischen gelblichen Köpfen und dem langen Schnabel sollen hier brüten – ein Zählversuch gestaltet sich eher schwierig…
ACHTUNG: In diesem Kapitel folgen viele Vogelbilder - wer das nicht will, einfach im nächsten Teil weiterlesen...

Bereits auf dem Weg zum Brutplatz sehen wir die ersten Vögel über uns kreisen und eine Dominikanermöwe (Kelp Gull) kündigt unser Kommen lautstrak an. Auch eine Gruppe Hartlaubmöwen (Hartlaub’s Gull) stimmt in das Geschnatter mit ein.







Das gesamte Ausmaß dieser Kolonie ist sehr schwer abzuschätzen, da es kaum einen Blickwinkel gibt, auch nicht von einem kleinen Aussichtsturm hinunter, der alle Bereiche ausleuchtet.













Dicht an dicht sitzen tausende dieser Vögel zusammen, zwischen den Erwachsenen kann man auch gut die Jungtiere an ihrem flaumigen Federkleid ausfindig machen.





Die Hälse der am Boden befindlichen Tiere sind stets nach oben gerichtet, denn aus dieser Richtung kommt das Futter angerauscht.





Auch das Kommunikationsverhalten zwischen den Vögeln untereinander können wir gut beobachten. Gelegentlich muss auch einer der Kameraden gemaßregelt werden…







Wir beobachten die Tiere beim Reinigen des Federkleides – manchmal scheint das auch nötig zu sein.







Am faszinierendsten finden wir aber, den grazilen Tieren bei ihren Flugkünsten zusehen zu dürfen. Mit weit ausgestreckten Flügeln kommen sie vom Meer landwärts, um schließlich mit aufgestellten Flügeln ihre Geschwindigkeit abzubremsen. Dann wird der Blick für die Landung nach unten gerichtet, denn wie soll man sonst erkennen, wo genau der richtige Platz ist in diesem Getümmel? Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich genau so viele Tiere, die dabei sind, wieder auf das Meer hinauszustarten, um Nahrung aufnehmen zu können. Ein ewiger Kreislauf, der hier lautstark kommentiert wird.
Hier einige der Bilder, die am Vormittag in dieser einzigartigen Brutkolonie der Kaptölpel entstanden sind (ich weiß, es sind zu viele, aber ich kann mich nicht entscheiden, ich habe ohnedies schon ausgewählt):















































Wir sind so begeistert von dem Treiben, können fast nicht loslassen. Nach mehr als zwei Stunden gehen wir zurück zum Auto. Nun gibt es einen Cafe-Stopp im Isabella-Restaurant, das direkt am Hafenbecken liegt. Zum Kaffee genehmigen wir uns einen Cheese-Cake.
Dieser Stopp kommt gerade zur rechten Zeit, eine Pause tut nun wirklich gut. Anschließend schlendern wir noch kurz am Hafenbecken entlang, wo wir neben den Fischerbooten auch die Boote der Krabben- und Langustenfischer bestaunen.







In der Stadt tanken wir nun noch das Auto voll um anschließend einen kurzen Ausflug Richtung Süden zu unternehmen, wo wir zu einem kleinen Strandspaziergang aufbrechen. Hier treffen wir wieder auf einen Blütenteppich, der uns begeistert.









Eine Dominikanermöwe sitzt auf ihrem Nest, das Schwarzkehlchen (African Stonechat), das zunächst auf einem Zaunpfahl sitzt, fliegt rasch zu einem Strauch weiter.







Auch am Weg Richtung Strand ist es sehr bunt, das Schwarzkehlchen scheint uns irgendwie zu verfolgen…







Am Strand dominieren die Dominikanermöwen, die sofort auffliegen, sobald wir uns zu weit nähern. Wir schauen aber mehr auf die Muscheln, die an den Strand gespült wurden.







Christian hat eine Halbinsel okkupiert und schaut auf den Kelp, der überall im Wasser zu sehen ist. Einige der riesigen Pflanzen sind auch angeschwemmt.









Auch ein Weißstirn-Regenpfeifer (White-fronted Plover) zieht seine Runden.



Nun fahren wir wieder zurück in die Stadt, um unser Zimmer im Lamberts Bay Hotel zu beziehen. Das Hotel liegt sehr zentral, ist etwas in die Jahre gekommen, bietet aber dennoch saubere Zimmer zu einem guten Preis.
Wir parken das Auto im bewachten Hof und machen uns ein wenig frisch, bevor wir zu einem kurzen Spaziergang durch den Ort aufbrechen. Auch dabei gelangen wir bald wieder ans Meer, das offenbar eine gewisse Anziehungskraft auf uns ausübt. Hier am Strand tummeln sich einige Einheimische, die Kinder sind sogar im Wasser anzutreffen.





Wir sind begeistert vom Ausblick, der sich auf die umliegenden Dünenfelder bietet, auch der Blick zurück auf den Ort ist durchaus ansprechend.





Am späteren Nachmittag laufen wir wieder zurück Richtung Hafenbecken, denn nun strahlt die Sonne vom Westen landeinwärts und die Lichtverhältnisse sind natürlich ganz anders als am Vormittag. Die Boote strahlen in der Nachmittagssonne.









Wir spazieren die Hafenmole entlang und bestaunen den Blumenteppich, der sich an vielen Stellen ausbreitet.





Dabei sehen wir auch Eilseeschwalben auf Felsen sitzen (Swift Tern), einen Gemeinen Star (Common Starling), weitere Dominikanermöwen und Kronenscharben (Crowned Cormorant).

















Vor allem der Größenunterschied zwischen Kronenscharben und den Kap-Kormoranen (Cape Cormorant) ist interessant zu sehen.



Am Pier sitzt auch noch eine Guineataube (Speckled Pigeon).



Zum Abschluss unseres Aufenthaltes hier in Lamberts Bay wenden wir uns aber nochmals den Kaptölpeln zu, die nun im Licht der langsam untergehenden Sonne ein ganz besonders schönes Bild abgeben. Sie scheinen es jetzt besonders eilig zu haben, irgendwie wirkt die Szenerie sehr hektisch.





Es werden nochmals die letzten Fische des Tages abgeliefert, wir können uns kaum vorstellen, dass bald Ruhe einkehren wird…































Zum Abendessen gehen wir wieder in das Restaurant Isabella, wo wir diesen grandiosen Tag ausklingen lassen. Jetzt freuen wir uns auf die Wildblumen im Namaqualand, die, so hören wir zwischendurch immer wieder, heuer besonders schön blühen sollen… Morgen werden wir das wissen!

Gefahrene Tageskilometer: 150
Letzte Änderung: 28 Jan 2022 07:06 von Luigi15.
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28 Jan 2022 07:38 #635730
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Reisetag 21 (22. August 2021) – Lamberts Bay – Kamieskroon

Jetzt sind wir bereits drei Wochen gemeinsam in Südafrika unterwegs – die Zeit ist sehr rasch verstrichen, wenn wir uns die Bilder ansehen, die wir bereits „eingesammelt“ haben, dann können wir tatsächlich sehr zufrieden sein mit unserer Ausbeute. Der Besuch des Namaqualand-Nationalparks soll nun ein weiterer Höhepunkt auf unserer Rundreise sein, darauf haben wir uns beide besonders gefreut.

Um 7:00 Uhr schreiten wir zum Frühstück, schon kurz vor 8:00 Uhr rollen wir aus dem Hof des Lamberts Bay Hotels. Uns hat es hier gut gefallen, das Zimmer war einfach, aber sehr sauber, das Frühstück gut und reichlich, wir sind sehr zufrieden. Wir folgen aus der Stadt hinaus zuerst der R364 Richtung Clanwilliam um bald auf die Schotterpad Richtung Vredendal abzuzweigen. Über die R363 geht es weiter nach Klawer, wo wir dann auf die N7 treffen, der wir bis Kamieskroon folgen. Die Fahrstrecke ist heute wieder eher kurz und wir kommen zügig voran.

Nördlich von Kamieskroon zweigen wir schließlich auf die Pad Richtung Verbe Farm ab. Diese Fahrstrecke von rund 300 km bringen wir gut hinter uns, es gibt auch keine längeren Stopps entlang der Route. Um etwa 11:30 Uhr haben wir unser heutiges Tagesziel erreicht und sind froh, dass wir das Zimmer sofort beziehen können – was heißt hier Zimmer, wir werden ein ganzes Haus bewohnen, das Stonehouse…
Dieses Häuschen macht seinem Namen alle Ehre:







In diesem kleinen Häuschen werden wir die nächsten beiden Tage ohne elektrisches Licht, bei Kerzenschein oder mit Petroleum-Lampe verbringen – Romantik pur, wohl aber mit dem falschen Urlaubspartner…
Die Umgebung kann sich sehen lassen, Köcherbäume und bunte Blumen überall, einfach nur schön.













Wozu also noch in den Nationalpark fahren, wir haben die Wildblumenblüte direkt vor der Tür.
Aber natürlich fahren wir heute Nachmittag sofort in den Namaqualand Nationlpark weiter, auch deshalb, weil eine Regenfront für die kommenden Tage angekündigt ist – da wollen wir natürlich vorsorgen. Über Kamieskroon erreichen wir den Nationalpark nach rund 40 Kilometern. Wir stoppen am Visitor Center und von dort geht es weiter auf den rund 3,5 km langen Korhaan Walking Trail.
Bereits vor Erreichen des Visitor Centers stoppen wir unser Auto, denn wir trauen unseren Augen nicht…





Ein Blütenmeer soweit das Auge reicht. Die Halbwüste des Namaqualandes verwandelt in ein Meer aus orangen Buschigen Kapringelblumen. Dimorphotheca sinuata wird diese Pflanze genannt, die nach den Winterregen im Frühling diese Landschaft völlig verwandelt. Wir fahren weiter und parken unseren Wagen, hier hält es uns nicht im Auto, wir müssen raus…
Mehrere Trails führen durch die Landschaft, es sind aber nur wenige Personen unterwegs, obwohl Hochsaison sein sollte. Orange dominiert, gibt es auch andere Farben.











Aber auch Vögel können wir hier entdecken, darunter die Samtwida (Yellow Bishop).





Hügelauf und hügelab ziehen sich die orangen Flächen hin, tatsächlich soweit das Auge reicht, grenzenlos.







Der Trail ist schön angelegt und gut markiert, wir benötigen etwa 2,5h für den Rundweg, aber wir stoppen auch oft und fotografieren.































Zurück am Auto beschließen wir, weiter in den Westen des Nationalparks zu fahren, um auch diese Ecke kennenzulernen. Wir wollen das wunderbare Wetter nutzen. Es dominieren die Granitkuppen mit ihren typischen runden Verwitterungsformen. Dazwischen sind malerisch die Köcherbäume eingestreut.





Aber auch hier, wo es wesentlich trockener ist, gibt es Blütenpflanzen, es dominieren aber die Sukkulenten.





Vorbei an kleinen Farmen geht es weiter Richtung Küste. Weite und Einsamkeit sind greifbar…







Ziel dieses Ausflugs ist der an der Atlantikküste liegende Ort Hondeklip Bay, wo das Schiffswrack „Aristea“, ein Minensuchboot im 2. Weltkrieg, gestrandet ist. Die Brandung tost und wir genießen den Spätnachmittag am Meer.

















Auch den Abend verbringen wir noch in Hondeklip Bay, wir fahren in den Ort, der nur aus wenigen Häusern besteht, darunter sind aber zumindest zwei Restaurants am Hafen. Wir setzen uns in das „Dop & Kreef“, wo wir einen vorzüglichen Fisch essen, dazu gibt es ein Glas Weißwein. Das Essen ist ein Gedicht, die Stimmung am Meer unüberbietbar – einer der schönsten Abende auf dieser Reise. Leider verabsäume ich es, das mit einem Foto zu dokumentieren – aber die Erinnerung ist tief in meinem Kopf gespeichert! Nach dem Essen treten wir die Rückfahrt an – Christian übernimmt, ich öffne die unzähligen Gittertore der Farmen, die wir am Rückweg nach Kamieskroon passieren. Inzwischen ist es dunkel, es geht langsam vorwärts, aber wir machen unseren Weg zurück zur Verbe Farm, wo wir todmüde in die Betten unseres Steinhäuschens fallen…

Gefahrene Tageskilometer: 541
Letzte Änderung: 28 Jan 2022 08:01 von Luigi15.
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28 Jan 2022 08:12 #635737
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  • regsal am 28 Jan 2022 08:12
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Guten Morgen Peter

Deine Bilder machen mich sprachlos ;) - einfach traumhaft diese Blumen, fast unwirklich, dass diese Blumenpracht wirklich ein Naturwunder ist - da muss ich unbedingt einmal hin. Vieelen Dank, dass wir an diesem Wunder teilhaben können durch deine Bilder.
Auch die Bilder von den Tölpeln sind seehr schön und weckten Erinnerungen. Ich hatte die Gelegenheit vor über 20 Jahren eine grosse Kolonnie der Tölpel auf der Ile de Bonaventure an der Ostküste von Québec zu besuchen. Wunderschöne Vögel - und wir waren dort wirklich mittendrin.
Liebe Grüsse Regina
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28 Jan 2022 08:22 #635739
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  • franzicke am 28 Jan 2022 08:22
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Hallo Peter,
seit ein paar Tagen zurück vom Kap, wird es allerhöchste Zeit, mich für den tollen Bericht zu bedanken. Mit den Bildern und Erzählungen machst du sowas von Lust, mal zu einer anderen Zeit den Aktionsradius dort zu erweitern. Ich bin echt total geflasht und freu mich auf mehr!
Viele Grüße Ingrid
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28 Jan 2022 09:18 #635745
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  • Daxiang am 28 Jan 2022 09:18
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Hi Peter,

vielen Dank für das Vogelfeuerwerk und die Blumenpracht!

Liebe Grüße
Konni
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28 Jan 2022 14:30 #635787
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Hallo Regina, vielen dank für diese tolle Rückmeldung, das freut mich natürlich :laugh:
Die Interaktion mit Tieren ist immer großartig und ich kann mir gut vorstellen, dass es tolles Erlebnis war in Kanada.
Das Namaqualand hat sicher noch viel mehr z bieten, ich muss da auch noch mal her, um auch die anderen Teile kennenzulernen.
Ich hoffe, du liest weiter mit - ein schönes Wochenende, glG Peter
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