Reisetag 17 (18. August 2021) – Kagga Kamma
Als wir aufstehen und einen Blick aus dem Fenster werfen, werden wir mit einer wunderbaren Lichtstimmung begrüßt, die Berge im Westen sind teilweise in Nebel gehüllt, aber auch die Wolkenfetzen der vorbeigezogenen Kaltfront zeichnen dafür verantwortlich.
Heute bleibt das Auto am Parkplatz stehen, wir werden zu Fuß rund um unsere Unterkunft unterwegs sein… Nach einem guten Frühstück ziehen wir getrennt los – Christian erkundet den 7 km langen Klipbakke Trail und ich halte mich an den 4 km langen Klipspringer Trail. Von der Lodge aus werden zahlreiche Möglichkeiten zu Aktivitäten angeboten, darunter auch Quad Bike Touren, doch die verabscheue ich… mit den lauten, stinkenden Dingern durch die Landschaft, dem kann ich nichts abgewinnen. Ich weiß, das ist Ansichtssache, aber da bin ich schwer zu bekehren… Mir ist ein Fußmarsch alleine immer noch am liebsten.
Dass wir heute getrennt losstapfen, liegt vermutlich auch daran, dass wir nun bereits einige Zeit gemeinsam unterwegs sind – da verspüre ich immer den Drang nach etwas Einsamkeit.
Bereits direkt am Hotel gibt es eine Reihe imposanter Felsformationen und heute kommt hinzu, dass auch Vögel wieder aus ihrem Versteck gekrochen sind. Ein Bokmakiriwürger (Bokmakierie) und eine Kapammer (Cape Bunting) zwitschern munter vor sich hin.
Der Weg zum Klipspringer Trail führt zunächst quer durch das riesige Hotelareal. Der Einstieg in den Wanderweg ist gut markiert. Von einer Anhöhe geht es zunächst immer leicht bergab in eine Schlucht. Die Felsen sind an einigen Stellen vom Wasser bereits stark abgeschliffen.
Ein Karoo Heckensänger (Karoo Scrub Robin) zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.
Da es hier in den Swartruggens-Bergen auch zahlreiche Buschmann-Felszeichnungen gibt, bin ich bei höhlenartigen Vertiefungen besonders aufmerksam. Ich möchte ja nichts versäumen…
Immer wieder sind im Felslabyrinth auch blühende Pflanzen aufzufinden.
Die Wegmarkierung wird im Laufe der zeit immer lückenhafter und viele Menschen dürften in letzter Zeit hier nicht unterwegs gewesen sein – immer wieder muss ich auch ein kurzes Stück zurücklaufen… langsam aber sicher überkommt mich ein mulmiges Gefühl und stelle mir die Frage, wie sinnvoll dieser Egotrip hier ist.
Über Stock und Stein und vorbei an Schachtelhalmen führt mich der Weg in eine immer enger werdende Schlucht.
Nur gelegentlich gibt es die Chance, einen Blick zwischen den Felsen hindurch auf die Umgebung zu erhaschen, um zumindest die Laufrichtung einigermaßen einschätzen zu können…
Die Felszeichnungen, die ich finde, sind bereits sehr stark ausgebleicht.
Nach einer gefühlten halben Ewigkeit weitet sich das Tal wieder langsam und ich beschließe hier eine kurze Pause einzulegen. Dazu setze ich mich auf einen kleinen Felsvorsprung und nehme einen Müsliriegel aus der Fototasche, auch ein Schluck Wasser zwischendurch kann sicher nicht schaden.
Durch „mein Fenster“ genieße ich den Blick auf die bizarre Umgebung. Eine Vierstreifen-Grasmaus (auch Feuchtgebiets-Striemengrasmaus) flitzt zwischen den Steinen umher.
Auch ein weiterer Bokmakiriwürger lässt sich blicken.
Auf dem Weg zurück zum Chalet stoße ich noch auf eine ganze Reihe Sukkulenten. Da der immer noch schwer auszumachende Pfad stetig bergauf führt, komme ich nur langsam voran.
Zurück im Zimmer stelle ich fest, dass Christian noch unterwegs ist – das ist kaum verwunderlich, denn sein Weg ist bedeutend länger und ich habe für meine „4 Kilometer“ (
) schon etwas mehr als drei Stunden benötigt… Wäre interessant, wer diesen Weg ausgemessen hat, oder: Ich war zu blöd den Weg zu finden…
Ich nehme mir einen Stuhl aus dem Zimmer und setze mich vor das Chalet und lasse die Seele baumeln – ein wunderbares Gefühl, das in einer derartig schönen Umgebung tun zu dürfen! Mein e-Reeder kommt ebenfalls zum Einsatz und zwischendurch dürfte ich auch mal kurz entschlummert sein.
Auch vor unserem Chalet tummeln sich einige gefiederte Freunde, vor allem über die Sichtung eines Grünmantel-Bogenflügels (Grey-backed Camarooptera) freue ich mich sehr, denn der ist gewöhnlich eher weiter nördlich zu finden…
Zudem schwirren Gelbbauchprinien (Karoo Prinia), Bergsteinschmätzer (Mountain Wheatear) und eine weitere Kapammer (Cape Bunting) herum.
Gegen 15:00 Uhr trifft auch Christian wieder bei Chalet ein, auch er hat ein paar Extrakilometer hingelegt. Wir beschließen nun, den restlichen Nachmittag hier vor Ort zu bleiben, denn auch die kommenden Tage werden wieder mit Wanderungen gefüllt sein…
Im Restaurant trinken wir Cafe und bestellen das Abendessen vor. Am späteren Nachmittag nehmen wir nochmals die Fotoapparate zur Hand, denn die Felsen im Camp werden wunderbar von der Sonne angestrahlt, zudem dürften wir ziemlich Vollmond haben…
Auch die Linsen des Fotoapparates und das Gehäuse selbst bedürfen mal wieder etwas Pflege, sodass der restliche Nachmittag rasch verstreicht. Um 19:00 Uhr schlendern wir zum Abendessen und genießen die Köstlichkeiten, die der Chef auf den Tisch zaubert. So geht ein weiterer wunderbarer Tag mit eindrücklichen Erlebnissen und Sichtungen zu Ende. Wir freuen uns aber schon auf die Cederberge, die wir morgen erreichen werden…
Gefahrene Tageskilometer: ---