THEMA: 100 Tage quer durch das Südliche Afrika
05 Jan 2022 20:44 #633874
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  • Luigi15 am 05 Jan 2022 20:44
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100 Tage quer durch das Südliche Afrika – Erinnerungen an eine außergewöhnliche Reise

Nach einem Jahr COVID-bedingter Zwangspause war ich fest entschlossen, den Sommer 2021 wieder im Südlichen Afrika zu verbringen. Die Planungen für diese Reise ließen die Vorfreude monatlich größer werden, Zimbabwe und Sambia waren als Hauptziel bald auserkoren. Außerdem sollte – nach unserer wunderbaren Lodgetour im Sommer 2019 – diesmal wieder ein Auto mit Dachzelt zum Einsatz kommen. Soweit die Theorie…
In der Praxis hielt dieses Ansinnen nicht lange stand, denn die Covid-Zahlen stiegen im Frühsommer deutlich an, viele Länder des Südlichen Afrika wurden zu Virus-Variantengebieten ernannt und unsere Reisepläne schmolzen wie der Schnee im Spätfrühling dahin, jeden Tag ein merkliches Stück. Das Unbehagen stieg und irgendwann im April zog ich die Reißleine…
Da mit Juli 2021 mein Sabbatical starten sollte, war ich aber fest entschlossen nach Afrika zu reisen, Inzidenzen und Grenzschließungen hin oder her – ich wollte mich keineswegs fünf Jahre auf etwas freuen, das dann nicht stattfinden sollte. Wann gibt es schon während des Berufslebens die Möglichkeit einmal länger als drei oder vier Wochen am Stück zu verreisen? Zu dieser Zeit war ich ständiger Gast im Forum und folgte dem angeregten Meinungsaustausch – vielen Dank für die wirklich hilfreichen Beiträge und Informationen. Anfang Mai war es dann so weit, ich hatte ein komplett neues Konzept erarbeitet, aus einer Campingtour wurde wieder eine Lodgetour, außerdem wollte ich nicht zu oft über Landesgrenzen hinaus, sodass letztendlich Südafrika zum Hauptziel erklärt wurde.
Die neue Routenwahl und die Umstellung auf Lodges war auch der Tatsache geschuldet, dass mich neben Frau und Tochter auch gute Freunde begleiten wollten, die natürlich jeweils auch Vorstellungen miteinbrachten, was genau sie sehen wollten. Auch für mich war es wichtig, Neues einzubauen, oder zumindest jene Regionen wieder aufzusuchen, die ich letztmalig in der „Film-Ära“ besucht hatte und von wo ich dementsprechend noch keine digitalen Fotos zu Hause hatte. Der langen Rede kurzer Sinn: Aus einer durchgängigen Rundreise wurden vier Reiseabschnitte, zwischen denen ich jeweils nach Johannesburg zurückkehrte, um dort jemanden zu verabschieden und neue Begleiter aufzunehmen… Diese „außergewöhnliche“ Reise, die zwischen 2. August und 10. November 2021 stattfand, gliedert sich in folgende Abschnitte:

Teil A (gemeinsam mit einem Freund):
• Thabazimbi, Marula Cottage (2 Nächte)
• Pilanesberg, Bakubung Bush Lodge (2 N)
• Kimberley, Agros Guest House (1 N)
• Mokala NP, Mosu Lodge (2 N)
• Britstown, Sweetfontein Farm (1 N)
• Graaff-Reinet, Mt. Camdeboo Game Reserve (2 N)
• Addo, Camp Figtree (1 N)
• Addo, Gorah Elephant Camp (1 N)
• Knysna, Head over Hills (1 N)
• Oudtshoorn, Protea Hotel (1 N)
• Kagga Kamma NR (2 N)
• Cederberge, Sanddrif Resort (2 N)
• Lamberts Bay, Lamberts Bay Hotel (1 N)
• Kamieskroon, Verbe Farm (2 N)
• Springbok, Apollis Cottage (1 N)
• Augrabies Falls NP (1 N)
• Kgalakgadi NP, Twee Rivieren (3 N)
• Kuruman, Red Sands Country Lodge (1 N)
• Johannesburg, Garden Court OR Tambo (1 N)

Teil B (gemeinsam mit Frau und Tochter):
• Middelburg, Lamor Guest House (1 N)
• Graskop, Panorama Chalets (1 N)
• Tzaneen, Country Lodge (1 N)
• Kruger NP, Letaba (2 N), Olifants (2 N), Satara (2 N), Lower Sabie (2 N), Berg-en-Dal (1 N)
• Nelspruit, Loeries Call GH (1 N)
• Pongola, Nkwazi Lake Lodge (1 N)
• Manguzi, Cinderera Eco Lodge (3 N)
• Hluhluwe, Nibela Lake Lodge (2 N)
• Hluhluwe, Anew Hotel (2 N)
• Umfolozi NP, Mpila Camp (2 N)
• St. Lucia, Kingfisher Lodge (3 N)
• Durban, The Edward (1 N)
• Drakensberge Süd (2 N)
• Drakensberge Mitte, Cathedral Peak Hotel (2 N)
• Drakensberge Nord, Witsishoek Mt. Lodge (2 N)
• Clarens, Il Castello (1 N)
• Johannesburg, Garden Court OR Tambo (1 N)

Teil C (allein):
• Namibia, Waterberg, NWR Waterberg Lodge (1 N)
• Etosha NP, NWR Namutoni (2 N)
• Etosha NP, NWR Halali (1 N)
• Etosha NP, Etosha Oberland Lodge (1 N)
• Fingerklip Lodge (2 N)
• Brandberg, White Lady Lodge (1 N)
• Windhoek, Casa Piccolo (1 N)
• Johannesburg, Garden Court OR Tambo (1 N)

Teil D (gemeinsam mit zwei Freunden):
• Sun City, Cabanas (2 N)
• Upington, Waterfront GH (1 N)
• Namibia, Canyon Lodge (1 N)
• Namibia, Bagadelle Lodge (2 N)
• Namibia, Windhoek, Casa Piccolo (1 N)
• Botswana, Ghanzi, Kalahari Arms (1 N)
• Botswana, Maun, Quennes Inn (1 N)
• Botswana, Mogothlo Safari Lodge (3 N)
• Botswana, Kasane, Chobe Safari Lodge (2 N)
• Namibia, Katima, Zambezi River Lodge (2 N)
• Namibia, Kazile Island Lodge (1 N)
• Namibia, Rundu, Hakusembe River Lodge (1 N)
• Namibia, Mushara Lodge (3 N)
• Namibia, Etosha Safari Lodge (1 N)
• Namibia, Windhoek, Casa Piccolo (1 N)
• Namibia, Kalahari Game Lodge (2 N)
• Upington, Waterfront GH (1 N)
• Vryburg, Morakane Safari Lodge (1 N)

Für die Reise buchten wir als fahrbaren Untersatz einen Toyota Hilux für Teile A und B bzw. einen Landcruiser für Teil D jeweils bei Bushlore. In Namibia war ich für die wenigen Tage allein mit einem Renault Duster unterwegs, den ich über Sunny Cars bestellt hatte. Zu den jeweiligen Autos schreibe ich dann – ebenso wie zu den Hotels – im Zuge der Routenbeschreibung.
Ich hoffe, dass sich einige wieder für die Bilder und ausformulierten Eindrücke, die während dieser außergewöhnlichen Reise entstanden sind, interessieren werden und mich / uns in den kommenden Wochen begleiten…

Beste Grüße, Peter
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08 Jan 2022 19:50 #634087
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Reisetage 1 und 2 (2. und 3. August 2021) – Afrika, wir kommen

Christian ist ein Technik-Freak. Anders kann man das nicht nennen, denn schon Wochen vor dem Start unserer Reise berichtet er mir in kürzeren Abständen, welche GPS Tracker, welche Ladekabel, welche LED-Lampen und vor allem welche Objektive unbedingt mit in das Gepäck müssen. Er plant alles bis ins letzte Detail. Wir fotografieren beide seit Jahren mit einer Canon-Ausrüstung, können also im Notfall gegenseitig Hilfestellung geben – ein nicht zu unterschätzender Vorteil während einer Reise. Zudem ist Christian gelernter Auto-Elektriker – sein Wissen und seine Tatkraft diesbezüglich hat er schon mehrfach unter Beweis gestellt, auch einem meiner Autos hatte er auf einer gemeinsamen Reise durch Island schon einmal Leben eingehaucht…

Es sind aber weder die Fotoausrüstung noch sein Talent, Autos wieder in Gang zu setzen, die mich dazu bewogen haben, ihn zu fragen, ob er einen Teil meiner diesjährigen Afrika-Reise mit mir bestreiten will – vielmehr ist es eine jahrzehntelange Freundschaft, die uns irgendwie zusammengeschweißt hat. Seit Jahren unternehmen wir gemeinsame Wanderungen und Reisen, zwei Mal war er auch schon mit mir in Namibia und Botswana unterwegs – Südafrika ist aber (ausgenommen die Panorama-Route, Pilanesberg und der Kruger NP) bisher ein weißer Fleck auf seiner Landkarte. Das ist ein Grund, weshalb wir gemeinsam die Route ausgearbeitet haben, die unter „Teil A“ angeführt ist.

Das Hauptaugenmerk dieser Reise wurde – neben der Tierwelt – auf die unterschiedlichen Landschaften gelegt und dabei wieder auf Regionen, in denen auch Wanderungen möglich sind. Es war also bald klar, dass die Karoo, die Cederberge und die Wildblumenblüte im Namaqualand zentrale Themen sein sollten. Für mich war wichtig, den Marakele NP und den Mokala NP zu besuchen, Nationalparks, in denen ich bisher noch nicht war. Den Großraum Kapstadt haben wir bewusst weggelassen – einerseits, weil der August nicht der ideale Reisemonat dafür ist, andererseits wollten wir Menschenansammlungen möglichst meiden…
Die Tage vor unserer Abreise waren geprägt von den schrecklichen Bildern der Ausschreitungen in Südafrika, neben den COVID-Zahlen ein Grund, weshalb bei mir irgendwie keine wirkliche Reiselust aufkommen wollte. Ich rechnete bis zuletzt damit, diese Reise nicht antreten zu können und damit eine gewaltige Enttäuschung zu erleben.
Wir hatten nach Johannesburg einen Flug mit Lufthansa in der Premium Economy gebucht. Da es von Wien keine Direktflüge zu dieser Destination gibt, war eine Umsteigeverbindung ohnedies unumgänglich. Kurz vor Reiseantritt wurden Namibia, Botswana und Südafrika vom RKI zu „Virus-Variantengebieten“ ernannt und die Rückreise über Frankfurt somit merklich erschwert (Stichwort „Transportverbot“). Für mich sah ich kein Problem, denn mein Rückflug sollte erst Mitte November stattfinden – genügend Zeit, nicht nur dem Virus eine neue Mutation zuzugestehen, sondern auch den Politikern und/oder Virologen, die COVID-Regeln zwischenzeitlich mehrmals zu adaptieren…
Wir ersuchten trotzdem beide um eine Umbuchung des Rückfluges auf die SWISS über Zürich, was auch anstandslos durchgeführt wurde!

Am 2. August ist es schlussendlich so weit – um 15:00 Uhr treffen wir uns am Flughafen, um einzuchecken. Am Schalter der Austrian gilt es gleich eine erste Hürde zu überwinden – ich reise ohne Visum für Südafrika, habe meinen Rückflug aber mehr als 90 Tage nach Einreise… Ich zeige mein Flugticket für den Flug nach Namibia vor, das ich für Teil C meiner Reise im Vorfeld gebucht hatte und erkläre, dass ich in Summe nicht länger als 80 Tage in Südafrika bleiben werde – trotzdem ist ein Anruf bei Lufthansa in Frankfurt nötig, um eine Bordkarte zu bekommen. Nach einer längeren Wartezeit ist es dann geschafft, wir erhalten die Bordkarten für Flug OS 125 von Wien nach Frankfurt und gleich auch die für den Weiterflug mit LH 572 aus Frankfurt nach Johannesburg.
Zur Beruhigung nach diesem ersten Schockmoment gönnen wir uns ein kleines Bier…
Der kurze Flug von Wien nach Frankfurt verläuft ohne Probleme, wir landen überpünktlich in der Main-Metropole. Wir haben mehr als ausreichend Zeit, denn der Weg zu Gate Z 54 ist kurz, es gibt dazwischen auch keine weiteren Kontrollen.
Vor dem Boarding für den Langstreckenflug müssen alle Passagiere ihre PCR-Tests vorweisen – schon dabei fällt uns auf, dass wir heute keinen Platzmangel in der riesigen Maschine haben werden. Während das Flugzeug aus Wien noch fast bis auf den letzten Platz gefüllt war, befinden sich in der Boing 748 nach Johannesburg laut Durchsage der Purserin lediglich 149 Personen, zwei weitere teilen sich mit uns beiden die Premium Economy Sitze…

Der Flug ist aufgrund des erhöhten Sitzkomforts gut zu ertragen, nach etwas mehr als 10 Stunden landen wir (gut gekühlt) um 8:28 Uhr morgens in Joburg – endlich wieder zurück in Afrika, es kommt bei mir erstmals so richtig Vorfreude auf die Reise auf.
Die Einreise verläuft rekordverdächtig schnell: Vom Flugzeug geht es den langen Gang entlang zur Immigration, wo die „Gesundheitsfragebögen“ abgesammelt werden. Wir haben das A4-Blatt bereits zuhause ausgedruckt, eine Fleißaufgabe, denn es wurde auch im Flugzeug nochmals verteilt. Das Blatt wird zwar abgesammelt, aber defacto ignoriert und auf einen Stapel anderer Formulare gelegt. Da nur wenige Passagiere in der Maschine sitzen und wir offenbar die einzigen sind, die eben eingetroffen sind, gibt es keine Wartezeiten. Obwohl nur drei Officer in ihren Kojen sitzen, erhalten wir umgehend den Stempel in den Pass – nun sind wir wirklich angekommen…
Jetzt noch die wenigen Meter zu den Gepäcksbändern und auch hier geht alles glatt: Unsere Koffer sind bei den ersten, die hinter dem Plastikvorhang auftauchen! 22 Minuten, vom Ausstieg aus dem Flugzeug bis zum Betreten der Ankunftshalle – und das inklusive dringend nötigem Boxenstopp – das kann sich sehen lassen. Der Flughafen in Johannesburg wirkt auf uns heute wie ein kleiner Provinzflughafen, es sind kaum Passagiere da, dementsprechend natürlich auch wenige Personen, die sich rund um die riesige Statue von Oliver Reginald Tambo (nach ihm ist der Flughafen benannt) gruppieren, um jemanden abzuholen. Das wiederum hilft uns, den Fahrer von Bushlore leichter zu finden, der uns zu unserem vorreservierten Leihauto nach Midrand bringen wird.
Wir laufen noch kurz in den ersten Stock hinauf, wo wir etwas Bargeld aus einem der Automaten ziehen – hier ist es noch ruhiger als auf der Ankunftsebene und ich habe immer ein besseres Gefühl, wenn nicht so viele Menschen rumstehen, wenn ich Geld ziehe. Dabei fallen mir auch die aufgestellten Boxen auf, in denen Antigen- und PCR-Tests abgenommen werden – gut zu wissen, denn ich werde später wieder hierherkommen.

Ausgestattet mit Bargeld bringen wir unser Gepäck zum Transferauto. Nach rund 30 minütiger Fahrt auf der R24 und M39 erreichen wir die Zentrale von Bushlore im Johannesburger Stadtteil Midrand. Wir erledigen die notwendigen Formalitäten und stehen wenig später vor „unserem“ Auto, einem Toyota Hilux, der exakt 73608 km auf dem Tacho aufweist – ein „gut eingefahrenes Auto, das uns keine Probleme bereiten wird“, wie wir erfahren können.
Christian wirft sofort einen Blick unter die Motorhaube, ich kontrolliere, ob gröbere Lackschäden oder Dellen zu sehen sind, kleinere Kratzer werden hier ja nicht beachtet – „this is a car for the bush…“ ok, dieser Satz wird auch uns in den Nationalparks helfen! Wir haben bereits im Vorfeld eine Kühlbox geordert und kontrollieren, ob die Anschlüsse passen. Da wir keine Mängel erkennen können, verlassen wir um 10:40 Uhr das Gelände von Bushlore – natürlich nicht, bevor Christian auch sein aus Wien mitgebrachtes Navi angeschlossen hatte, in dem er schon zuhause alle GPS-Koordinaten unserer Unterkünfte eingespeichert hatte. Da im Hilux aber ohnehin ein Navi fix eingebaut ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir nicht verloren gehen werden…

Um 13:40 Uhr fahren wir nach einer unspektakulären Fahrt über Brits und die R511 in Thabazimbi ein. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette und taucht die Abraumhalden der ehemaligen Eisenminen in ein ganz eigenartiges Licht. Wir stoppen an der Thaba-Mall, um uns mit Getränken einzudecken, zudem trinken wir im „Cappuccinos“ einen hervorragenden Cafe und lassen die besondere Stimmung auf uns einwirken. Angekommen in Südafrika, endlich wieder zurück, müde, aber voller Vorfreude! Wir sind erstaunt, dass bei Betreten des Lokals die Körpertemperatur gemessen wird, zudem müssen wir uns registrieren. Dieses Prozedere werden wir in den nächsten Wochen noch oft erleben – wir sind irgendwie beruhigt, dass auch hier Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, wir wussten nämlich nicht, was uns diesbezüglich erwarten würde… Erstaunt sehe ich, dass die meisten Personen sogar auf der Straße Maske tragen, oft auch dann, wenn sie nur zu zweit unterwegs sind.
Ich werde in weiterer Folge das Thema COVID in meinem Bericht aber ausklammern – es beherrscht ohnedies unser aller Leben seit viel zu langer Zeit!

Nach diesem ersten Einkaufsstopp fahren wir direkt zur nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt gelegenen ersten Unterkunft, zum Marula Cottage. Wir finden das kleine, rote Schild, das auf das Guest-House hinweist und biegen von der Hauptstraße auf einen Schotterweg ab, der bald zu einer Sandpiste wird, wo eine gewisse Bodenfreit von großem Vorteil ist. Man benötigt zur Zufahrt kein Allrad-Fahrzeug, aber die Piste ist doch einigermaßen holprig! Bald stehen wir vor dem Gittertor und werden von Monika eingelassen, die das Auto natürlich wahrgenommen hat – rundherum ist nämlich nichts, nur Stille…

Achtung: Ich werde in meinem Bericht die von mir / uns besuchten Unterkünfte natürlich kurz vorstellen. Ich lege aber Wert darauf, dass ich hier keine Werbung für irgendwen/irgendwas mache. Ich bin kein Influencer, der auch nur in eine der gebuchten Unterkünfte eingeladen wurde. Ich werde die Hotels, Gästehäuser oder Lodges so beschreiben, wie ich sie wahrgenommen habe – Positives ebenso wie Negatives erwähnen. Es ist mir durchaus bewusst, dass andere Reisende ein komplett konträres Bild einer Unterkunft haben können!

Das Marula Cottage ist ein kleines Guest-House, das nur über wenige Zimmer verfügt. Es liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Thabazimbi und dem wenige Kilometer entfernt gelegenen Marakele Nationalpark. Für mich stellt es eine ideale Unterkunft dar, wenn man nicht in einem der Parkcamps übernachten kann/will. Das Guest-House wird von Monika (einer ausgewanderten Deutschen) und ihrem Mann Dave geführt.





Neben dem Frühstück kann man bei Monika auch Abendessen ordern – sie bereitet die Speisen frisch zu und achtet streng auf gesunde, frische Zutaten. Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet, man findet keinen Luxus vor, aber durchaus Behaglichkeit. Auf der Terrasse vor dem Haus gibt es einen kleinen Pool, im August war das Wasser aber zu kalt… Der große Marula Baum gibt dem aus Steinen erbauten und mit Reet eingedeckten Gebäude seinen Namen. Neben drei Hunden (inzwischen sind es sogar fünf) gibt es hier nach Einbruch der Dämmerung eine große Zahl an Buschbabies, die von Dave mit Bananen gefüttert werden. Es ist wirklich ein Highlight, diese putzigen Primaten aus nächster Nähe beobachten zu können… Sie bewegen sich enorm schnell zwischen den Ästen – deshalb gibt es leider kein gutes Bild… Von der Terrasse aus sieht man wunderschön das Ziel des kommenden Tages, die Berg-Silhouette des Marakele Nationalparks!



Den restlichen Nachmittag und den Abend verbringen wir im Guest-House, unterhalten uns mit Monika und Dave und gönnen uns das ein oder andere Bierchen - langsam realisieren wir, dass eine Nacht im Flugzeug ein Bett nicht ersetzen kann. Wir genießen noch ein leichtes Abendessen und beobachten dabei die Galagos, die über uns turnen. Bald fallen wir jedoch todmüde in unsere Betten.
Gefahrene Tageskilometer: 274

Im nächsten Teil des Reiseberichts erwarten euch die Bilder unseres Aufenthalts im Marakele NP
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10 Jan 2022 22:43 #634216
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Reisetag 3 (4. August 2021) – Marakele NP

Da wir die einzigen Gäste im Guest-House sind, vereinbarten wir mit Monika, um 6:30 Uhr unser Frühstück einnehmen zu dürfen. Es gibt Joghurt mit frisch geschnittenem Obstsalat und ein Omelett mit Kräutern… auch der Cafe schmeck vorzüglich, ist er doch wohltuend erwärmend – nicht nur für das Herz, sondern vor allem auch für die klammen Finger. Der Morgen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist, wenn man aus dem europäischen Sommer kommt, immer wieder ein kleines Problemchen in den ersten Tagen auf der Südhalbkugel. Aber sobald die Sonne den Horizont erreicht, ist wieder alles gut, ein neuer, strahlend schöner Tag steht bevor!

Wir fahren um 7:20 weg und erreichen um 7:30 pünktlich zur Gate-Öffnung den Eingang zum Marakele Nationalpark. Dieser Park, der wunderschön in die umgebenden Waterberge eingebettet ist, ist Neuland für mich. Wir hatten uns gestern Abend lange mit Dave unterhalten, der oft mit Gästen in den Park kommt. Er gab uns wichtige Tipps, die wir natürlich annehmen wollten.
Wir sind die Einzigen am Gate, also sind wir innerhalb kürzester Zeit im Park. Jetzt beginnt also für uns das Safari-Abenteuer, auf das wir uns so lange gefreut hatten.

Der Nationalpark ist berühmt für die hier brütende Kapgeier-Kolonie, die größte Brutkolonie dieser stattlichen Tiere weltweit. Diesem Vogel ist sogar eine Ausstellung am Parkeingang gewidmet. Dave hatte uns jedoch geraten, möglichst direkt zum Lenong Aussichtspunkt hochzufahren, der unmittelbar neben den weithin sichtbaren Sendemasten liegt.
Der Marakele NP ist in zwei Sektoren gegliedert: Im ersten Sektor, der das Gate umgibt, leben ausschließlich „harmlose Tiere“ wie Antilopen, Zebras oder Giraffen. Um in den zweiten Sektor zu gelangen, der auch als „Big 5 Sektor“ bezeichnet wird und wo auch der Aussichtspunkt liegt, muss man einen kurzen Tunnel passieren, der durch den Damm einer Fernstraße hindurchführt. Dazu öffnet man per Knopfdruck ein elektrisches Tor. Unmittelbar hinter dem Tor beginnt die Straße, der Ndlophu Drive, langsam anzusteigen.
Dieser Nationalpark liegt im Übergangsbereich zwischen dem humideren Osten des Landes und dem trockenen Zentrum. Dementsprechend vielfältig sind Fauna und Flora.
Eine schmale und sehr enge, aber geteerte Straße, der Lenong Drive, windet sich zum Gipfel des Waterbergmassivs hinauf. Hier befindet man sich in etwa auf 2050 müNN am Kransberg, der die Umgebung überragt und von wo man dementsprechend einen wunderbaren Blick auf die Umgebung genießen kann. Vom Gate bis zum Aussichtspunkt überwindet man mehr als 600 Höhenmeter!
Wir parken unser Auto und gehen wenige Schritte, um direkt vor diesem herrlichen Panorama zu stehen:



Die Vegetation erinnert irgendwie an den Fynbos der Kapregion, jedenfalls muss man beim Herumspazieren achtgeben, denn es gibt überall Dornen.



Ein schmaler Pfad führt zu einer Steinbank, wo wir Platz nehmen, um die wunderbare Umgebung auf uns wirken zu lassen. Inzwischen hat die Sonne die Temperaturen zumindest so weit ansteigen lassen, dass man nicht ständig in Bewegung sein muss… Vor uns breitet sich das weite Tal aus, das wir eben noch passiert hatten, um hierher zu gelangen. Der Lenon Drive ist auf der linken Bildseite auch gut zu erkennen.



Es dauert nicht lange und wir sehen hier die ersten Kapgeier über dem Kransberg kreisen. Dave hatte darauf hingewiesen, dass die Tiere die am Morgen besonders günstige Thermik nützen, um sich in die Höhe treiben zu lassen. Bis zu 20 Tiere sind gleichzeitig in der Luft zu sehen – leider in großer Entfernung. Aber es ist dennoch ein tolles Erlebnis, die Gleitfähigkeit dieser riesigen Vögel zu beobachten.



Irgendwann wird es dann doch frisch und wir gehen zurück Richtung Parkplatz, wo inzwischen ein weiterer Wagen eingetroffen ist – das einzige Auto, das wir an diesem Tag sehen werden…
Auf einer Infotafel neben den Autos hat sich ein Rotbauchschmätzer (Mocking Cliff Chat) niedergelassen. Er ist überhaupt nicht scheu und wir können uns gut annähern.



Es dauert nicht lange und es kommen weitere Exemplare angeflogen… Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark im Aussehen.





Auf einem Busch in unmittelbarer Nähe können wir zudem eine Kaprötel (Cape Robin Chat) ausmachen.



Eine Kapfelsdrossel (Cape Rock Thrush) wartet ebenfalls auf Futter. Diese Tiere sind sehr neugierig und fliegen sogar zum Autofenster.





Inzwischen hat sich unsere Aufmerksamkeit aber auf einen kleinen Nager gerichtet, der ebenfalls zwischen den Felsbrocken neben dem Parkplatz herumtollt. Die Maus – so nehmen wir das zumindest zunächst wahr – ist aber so schnell und scheu, dass es keine Möglichkeit zu einem Foto gibt. Ich mag es überhaupt nicht, Tiere mit Keksen oder Brot anzulocken. Aber in diesem Fall kann Wasser den Unterschied ausmachen: Ich nehme eine Trinkflasche und leere ein wenig Wasser in eine Vertiefung eines Steinblocks und wir setzen uns ruhig in angemessener Enterfernung hin und warten. Es dauert nicht lange, und eine niedliche Kurznasen-Elefantenspitzmaus kann nicht widerstehen:





Dass es etwas zu Trinken gibt, geht auch an den Vögeln nicht spurlos vorüber. Neben einem Rotbauchschmätzer findet auch eine Kapammer (Cape Bunting) Gefallen an den Wassertropfen.





Wir beobachten die Tiere eine lange Zeit, denn das ist für mich einer der Gründe, weshalb mich Afrika so sehr in seinen Bann gezogen hat. Auch Christian ist mit Begeisterung am Fotografieren.
Irgendwann sollten wir aber doch wieder die Fahrt ins Tal antreten, vielleicht gibt es ja auch dort noch etwas für uns zu sehen. Nur wenige hundert Meter talwärts müssen wir den Wagen aber bereits wieder stoppen, denn ein Klippspringer steht malerisch wie ausgestopft auf einem Felsen und sondiert die Umgebung. Er ist aber nicht allein, denn weitere Tiere stehen direkt an der Straße, eines ist so nahe, dass sich sogar das Auto in seiner Pupille spiegelt:







Langsam geht es talwärts, denn diese Straße ist tatsächlich steil, eng und vor allem nicht gut einsehbar; ich will mir nicht ausmalen, wenn es hier Gegenverkehr gibt… In der Ebene stoppen wir nochmals, um einen Blick zurück zum Kransberg zu werfen.



Fortsetzung folgt
Anhang:
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Fortsetzung Reisetag 3

Obwohl wir die Augen offenhalten, sind hier keine Tiere auszumachen. Wir haben bereits bei der Vorbereitung im Netz gelesen, dass es etwas schwieriger ist, im Marakele NP Großtierarten anzutreffen. Das stellt für uns aber kein Problem dar, denn wir haben auf dieser Reise ja noch genügend Möglichkeiten. Kurz vor der Abzweigung vom Lenong Drive in den Ndlopfu Drive sehen wir neben uns zu unserer Überraschung ein Breitmaulnashorn mit gekappten Hörnern, das auch so nicht unbedingt den gesündesten Eindruck vermittelt – vielleicht war es aber auch einfach nur in eine Rauferei mit einem Artgenossen verwickelt. Wir haben mit allem gerechnet, aber sicher nicht damit, dass ein Nashorn das erste größere Tier sein würde, das wir auf unserer Reise sehen werden. Ich hätte da schon eher auf Impala oder Zebra gewettet…





Das Nashorn trottet weiter und interessiert sich nicht für uns, so setzen auch wir etwas ratlos die Fahrt fort. Wir beschließen noch im kleineren Sektor, wo das Wegenetz dichter ist, ein wenig herumzufahren. Durch den Verbindungstunnel geht es nun also wieder retour und dann halten wir uns nach rechts, um Richtung Bollonoto Birdhide zu fahren. Hier werden wir auch relativ rasch fündig und wir stehen direkt vor unserem ersten Impala. Wenn das Licht passt, dann werde ich auch nach 100 Tagen noch anhalten, vielleicht nicht zum Fotografieren, aber diese grazilen Tiere haben es mir einfach angetan.



Auch die ersten Gnus und Zebras werden abgelichtet… Da wir bereits Mittag haben, ist das Fotolicht natürlich alles andere als optimal – aber die ersten Tiere sind immer etwas Besonderes, da gibt es kein Pardon…









Hier im Park wurde an einigen Stellen das dürre Gras abgebrannt, ein Anblick, an den wir uns gewöhnen müssen, denn in vielen Parks wird so Platz für neues Grün geschaffen. Zumindest die Perlhühner sind so leichter auszumachen…





Der Bollonoto Birdhide ist sehr schön angelegt. Wir freuen uns, hier einige Vogelarten anzutreffen: So sehen wir hier eine Goldbauchammer (Golden-breasted Bunting), den wunderschönen Granat-Astrild (Violet-eared Waxbill) sowie einen Rotschwanz-Steinschmätzer (Familiar Chat).







Da keine Säugetiere zum Wasser kommen, fahren wir nach einiger Zeit wieder weiter. Wir haben uns dazu entschlossen, den heutigen Safaritag etwas früher zu beenden, da wir in den kommenden Tagen ohnehin ausreichend Gelegenheit haben werden, Tiere zu stalken.
Am Weg Richtung Gate halten wir nochmals bei Zebras und freuen uns über die Sichtung von Strauß, Kudu und vor allem dem Eland. Diese größte Antilope mit ihren gedrehten, geraden Hörern ist besonders faszinierend.











Kurz vor 15:00 Uhr rollen wir wieder durch das Gate Richtung Thabazimbi. Wir fahren noch kurz in die Stadt, um den Tank aufzufüllen, denn morgen geht es direkt in der Früh in den Pilanespark, auf den ich mich schon wieder sehr freue. Danach fahren wir wieder zurück in unser Guest House, wo wir auch heute wieder das Abendessen einnehmen werden. Es sind wieder keine zusätzlichen Gäste vor Ort, das gibt nochmals ausreichend Gelegenheit mit Monika und Dave zu plaudern. Im Garten des Hotels entstehen noch zwei Vogelbilder: Bei einem Würgerschnäpper (Fiscal Flycatcher) und einem Nektarvogel, der im Begriff ist sein Gefieder zu wechseln, kann ich nicht widerstehen…





Obwohl die Zeit im Park nicht vollständig ausgeschöpft wurde, fallen wir nach dem Abendessen wieder todmüde in die Federn. Ich bin aber sicher, dass wir in kürzester Zeit die Kondition und vor allem Konzentration aufgebaut haben werden, die es uns erlaubt, auch die schönen Nachmittagsstunden noch voll zu nützen!

Gefahrene Tageskilometer: 148
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12 Jan 2022 09:18 #634304
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Reisetag 4 (5. August 2021) – Pilanesberg NP

Heute heißt es zunächst Abschied nehmen. Unmittelbar nach unserem Frühstück, das wir wieder um 6:30 Uhr bei klirrender Kälte eingenommen haben, sagen wir Monika und Dave sowie ihren drei Hunden good bye. Es war ein schöner Aufenthalt, das Marula Guest House ist wirklich zu empfehlen, wenn man nicht im Nationalpark schlafen will oder es dort keinen Platz mehr gibt.
Von Thabazimbi nach Moruleng, wo sich das nächstgelegene Eingangstor zum Pilanesberg Nationalpark befindet, sind nur knapp 80 km zurückzulegen. Christian und ich haben uns darauf geeinigt, das Fahrzeug tageweise abwechselnd zu steuern, sollten an einem Tag längere Fahrstrecken zu absolvieren sein, wechseln wir alle zwei Stunden…
Nach nur 70 Minuten Fahrzeit stehen wir bereits am Manyane Gate, wo neben uns nur noch ein weiterer Wagen auf Einlass wartet. In diesem Nationalpark müssen auch wir Eintritt bezahlen, hier wird die Wildcard, die wir beide im Vorfeld gelöst hatten, nicht akzeptiert.

Ich weiß, dass das Pilanesberg Reservat nicht bei allen Formis gut ankommt, manche sprechen in diesem Zusammenhang ja sogar von Zoo. Auch die Nähe zu Johannesburg und Pretoria ist natürlich ein Grund dafür, dass speziell an den Wochenenden mit einem Besucheransturm gerechnet werden muss – nicht aber in diesem besonderen Jahr und schon gar nicht an einem Donnerstag…
Ich habe diesen Park schon mehrfach besucht und mir gefällt es hier sehr gut: Zunächst ist es einmal die Lage inmitten dieser einzigartigen geologischen Formationen, die mich fasziniert. Bereits vor rund 1300 Millionen Jahren gab es hier Vulkanismus, dabei entstanden auch die Hügel, die den zentralen Mankwe Damm umgeben. Außerdem ist der Pilanesberg NP mit einem guten Wegenetz hervorragend erschlossen, man erreicht die meisten Teile recht problemlos. Zu guter letzt ist aber auch die Tierwelt extrem faszinierend: Mehr als 7000 Tiere wurden im Zuge der „Operation Genesis“ 1979 aus allen Landesteilen hierher umgesiedelt, um so das heute anzutreffende Artenspektrum zu ermöglichen. Im Park leben neben den „Big 5“ auch 360 Vogelarten… Es gibt also genug zu tun und ich freue mich auf den neuerlichen Besuch.
Wir starten ein Spiel, das uns auf dieser Reise begleiten wird: Wir wetten um ein Glas Gin Tonic, welches Tier wir zuerst vor die Linse bekommen. Christian tippt auf ein Gnu, ich bleibe meiner Einschätzung treu, dass ein Impala zuerst auftauchen wird…
Vom Gate rollen wir zunächst langsam in westliche Richtung, um wenig später auf den Nkakane Drive Richtung Süden abzuzweigen. Hier soll, so unsere Information, gestern ein Leopard ein Impala gerissen haben. Obwohl es mehr als unwahrscheinlich ist, hier noch etwas zu „erben“, fahren wir zumindest in diese Richtung. Wir treffen zunächst aber auf ein Warzenschwein – damit muss ich meinen Gin Tonic heute Abend wohl selbst bezahlen!



Auch hier sind Teile des Parks wieder abgebrannt worden, in einigen Bereichen ist das dürre Gras dafür noch sehr hoch, was Sichtungen sicher auch erschweren wird. Die weitere Fahrtroute führt uns an diesem Vormittag weiter über den Tshepe-Drive vorbei am Twin Damm zum Mankwe Damm, wo wir natürlich den Birdhide aufsuchen wollen. Entlang dieser Strecke gibt es dann doch auch einige gute Sichtungen, darunter eine ganze Gruppe Paviane, denen wir längere Zeit über die Schulter blicken:









Von Süden her sehen wir zu unserer Freude die ersten Elefanten, die gemächlich durch das hohe Gras stapfen.







Ein weiteres Helmperlhuhn (Helmeted Guineafowl) lässt sich ablichten, ohne sofort das Weite zu suchen. Eine Detailaufnahme zeigt, wie eigenartig diese Vögel gebaut sind. Manche sagen sicher hässlich dazu, ich finde sie vor allem interessant!



Bevor wir zum Mankwe See kommen, stoßen wir auf eine Gruppe Gnus. Einzelne Tiere grasen verstreut an den letzten vorhandenen Halmen, andere liegen in einer Gruppe zusammen. Da der Mankwe Damm mit den umliegenden Hügelketten dahinter bereits zu sehen ist, finde ich, dass dieses Gesamtensemble den Nationalpark am besten beschreibt: Tiere in einer bezaubernden Umgebung.















Als wir die Stelle erreichen, an der der Hippo Loop vom Tshwene Drive abzweigt, sehen wir zwei Autos stehen – das ist in diesem Jahr offenbar bereits eine große Menschenansammlung. Noch bevor wir zum Stehen kommen, sehen wir ihn, den ersten Löwen-Kater unserer Reise. Malerisch liegt er in der Vormittagssonne



Ein zweites Löwenmännchen liegt etwas abseits und ist sehr gut getarnt. Obwohl wir einige Zeit stehen bleiben, machen die beiden keine Anstalten sich zu bewegen.



Deshalb fahren wir wieder ein Stück weiter und besuchen zunächst den Mankwe Birdhide, der nicht weit entfernt liegt. Im Park gibt es insgesamt sieben Hides – ich bin davon schwer begeistert, denn ich interessiere mich sehr für die kleinen gefiederten Freunde und die kann man da meist sehr gut beobachten.
Der Mankwe Hide ist so ausgerichtet, dass man hier eigentlich zu jeder Tageszeit gutes Foto-Licht hat, da er durch seine Bauform in zwei Richtungen blicken lässt. Tatsächlich ist das Licht aber am Nachmittag am besten. Vom Parkplatz geht man dazu hinter einem Gittertor zwischen zwei Holz-Zäunen hindurch, sodass man als Besucher gut geschützt ist. Dieser schmale Gang führt dann zu einer in den See hinein gebauten, überdachten Tribüne, von der aus man die Umgebung wunderbar überblicken kann.
Schon entlang des Weges gelingt der Blick auf einen Waffenkiebitz (Blacksmith Lapwing) und auf eine Witwenstelze (African Pied Wagtail).





Im See schwimmen ein paar Gelbschnabelenten (Yellow-billed Duck) und am Rand, in etwas größerer Entfernung grast eine kleinere Gruppe Wasserböcke.







Außerdem beobachten wir einen Schlangenhalsvogel (African Darter), der nach dem Tauchgang sein Gefieder trocknet und eine weitere Witwenstelze, die sogar auf der Brüstung des Hides direkt neben uns Platz genommen hat.





Wir sitzen hier einige Zeit, inzwischen ist es auch schon wieder sehr warm geworden, die Sonne strahlt aus einem wolkenlosen Himmel, wir genießen den Schatten. Die Mittagszeit werden wir in unserem nächsten Quartier, der Bakubung Lodge verbringen, die direkt am gleichnamigen Gate am Südrand des Parks liegt.
Am Weg zurück zum Auto sehen wir noch einen Graufischer (Pied Kingfisher), mehrere Hagedasch-Ibisse (Hadada Ibis) sowie eine kleine Herde Zebra, die ihren Durst stillt.









Am Weg zur Bakubung Lodge gibt es keine weiteren Sichtungen, die hier erwähnenswert wären oder die uns so fasziniert hätten, dass Fotos entstanden sind. Um 12:15 Uhr erreichen wir schließlich unser Quartier für die kommenden beiden Nächte. Hier werden wir, da wir das Zimmer noch nicht sofort beziehen können, zunächst einen Cafe trinken. Auch im Bericht gibt es nun eine Mittagspause – Fortsetzung folgt am Nachmittag!
Letzte Änderung: 12 Jan 2022 09:31 von Luigi15.
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  • Luigi15 am 05 Jan 2022 20:44
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Fortsetzung Reisetag 4

Die Cafe-Pause in der Lodge gestaltete sich etwas länger als ursprünglich geplant, denn wir mussten bis nach 14:00 Uhr warten, um das Zimmer beziehen zu dürfen. Das wäre eigentlich überhaupt kein Dilemma, aber auch diese Unterkunft war zu maximal 30 Prozent belegt und daher war es für mich etwas unverständlich, dass kein Zimmer verfügbar sein würde. Wir hatten hier Halbpension vorgebucht, denn abends würden wir ohnehin hier bleiben. Es werden von der Lodge aus auch geführte Gamedrives angeboten, davon nahmen wir aber Abstand, nachdem wir erfahren hatten, dass die Autos mit etwa 15 Personen belegt sein werden… Ich wäre persönlich ohnehin nie auf die Idee gekommen, an einer geführten Pirschfahrt teilzunehmen, aber Christian hatte sich mit dem Gedanken getragen und diese Ausfahrten wären in unserem Arrangement inkludiert gewesen.
Kurz vor 15:00 Uhr ist es endlich soweit, wir sind wieder startklar… Auf dem Weg zurück Richtung Mankwe Damm treffen wir in der Nähe des Noga Lookouts auf unser erstes Breitmaulnashorn in diesem Park, auch diesem Tier waren beide Hörner gekappt worden.



Zudem verschwindet der Bulle innerhalb kürzester Zeit, sodass kein besseres Foto möglich ist. Unser erstes Ziel ist der Bathlako Damm im westlichen Teil des Nationalparks. Vor der Abzweigung auf den Tshukudu e Ntsho Drive fallen uns die wunderschön im Nachmittagslicht leuchtenden Farben der Felsen auf.



Kurz vor dem Makorwane Damm kreuzt wie aus dem Nichts ein Leopard die Straße, damit haben wir natürlich nicht gerechnet; der Wagen muss gestoppt werden und die Fotoapparate sind natürlich auch nicht sofort einsatztauglich – hier müssen wir uns noch etwas besser organisieren… Dennoch gelingt zumindest ein Erinnerungsfoto unseres erstens Leos im Zuge dieser Reise. Leider ist die Katze aber bereits hinter einer ersten Reihe von Büschen verschwunden.



Am Makorwane Damm sind wir wieder die einzigen Besucher – hier ist aber auch relativ wenig los. Einige Flusspferde grunzen im Wasser vor sich hin, auf einem hat es sich eine Gezähnelte Pelomeduse gemütlich gemacht.



In den umliegenden Bäumen fressen zwei Halsbandbartvögel (Black-collared Barbet) von den feigenähnlichen Früchten. Ein Braunkopfliest (Brown-hooded Kingfisher) ist ebenso zu entdecken wie ein Weißstirnspint (White-fronted Bee-Eater). Außerdem meint es eine Gelbschnabelente (Yellow-billed Duck) sehr gut mit uns, sie schwimmt sehr nahe an den Hide heran und lässt sich ebenso gut fotografieren wie der Rußkopfbülbül (Dark-capped Bulbul).













Wir sind inzwischen doch einige Zeit hier sitzen geblieben und die Zeit schreitet natürlich voran – daher entscheiden wir uns, die längere Runde über den Batlhako Damm und den Moloto Drive auf den kommenden Tag zu verschieben. Heute geht es direkt über den Tlou Drive retour Richtung Mankwe Damm, den wir mit Sicherheit nochmals aufsuchen wollen.
Wenige hundert Meter später stoppen wir nochmals, um einen Blick auf den Makorwane Damm und den Hide zu genießen, dabei entdecken wir nicht nur interessante Büsche, sondern auch einen Wasserwaran, der sich in der Sonne aalt.







Auch entlang des Tlou Drives gibt es einiges zu sehen, so halten wir kurz bei einer Giraffe, die aber so nahe an der Straße steht, dass ich mich auf ein „Portrait“ festlege. Die violette Zunge scheint äußerst beweglich zu sein…



Es wäre interessant, sich einmal in eine Giraffe hineinfühlen zu können – wie schaffen es dieses Tiere das feinfiedrige Grün von den Akazien zu zupfen, ohne sich zu stechen; oder verspüren diese Tiere einfach keinen Schmerz?
Zurück an der Hauptstraße kreuzen nochmals zwei Breitmaulnashörner den Weg – diesmal ist die Sicht frei – das ist eine wahre Freude, diese Kolosse zu nahe erleben zu können.







Bevor wir uns zum Abschluss dieses wunderbaren Tages in den Hide setzen, fahren wir noch die kleine Runde um den Hippo Loop, wo die beiden Löwen-Männchen inzwischen natürlich nicht mehr zu sehen sind. Dafür gelingt ein interessantes Foto eines Flusspferdes…



Am Zufahrtsweg zum Hide stoßen wir noch auf ein Coqui-Frankolin, das aber hurtig das Weite sucht.



Der Mankwe Hide entpuppt sich auch heute in den späten Nachmittagsstunden wieder als sehr lohnender Ort, speziell Wasservögel kann man auf den abgestorbenen Bäumen, die aus dem See ragen, wunderbar beobachten. Ein Graufischer (Pied Kingfisher) lässt sich durch uns nicht stören und wartet geduldig auf Beute.





Einen großen Baum teilen sich offenbar Weißbrustkormorane (White-breasted Cormorant) und Schlangenhalsvögel (African Darter). Lediglich eine einzelne Riedscharbe (Reed Cormorant) stört dieses Meeting.











In einiger Entfernung bezieht schließlich auch noch ein Riesenfischer (Giant Kingfisher) seinen Ausguck, ein Schreiseeadler war dagegen bereits erfolgreich und zupft an seiner Beute herum.









Auch wir sind mit der (fotografischen) Ausbeute des heutigen Tages sehr zufrieden und treten damit den Heimweg an. Wir haben noch einen kompletten Tag hier im Park, an dem wir auch wieder die Morgen- und Abendstunden nützen wollen, diesmal müssen wir ja nicht auf die Zimmerkarte warten…
Fast direkt neben dem Parkplatz stehen einige Autos und auch wir stoppen wieder den Wagen. Es ist kaum zu glauben, da spaziert doch tatsächlich ein Gepard durch das von der Abendsonne angestrahlte Gras. Der einzige Schönheitsfehler: Dieser Gepard trägt ein Halsband. Ich weiß nicht warum, aber damit habe ich beim Fotografieren so meine Probleme. Gekappte Hörner bei den Nashörnern und Halsbänder mit Sendern bei den Raubkatzen machen nicht wirklich glücklich – obwohl ich den Sinn natürlich absolut verstehen kann…



Wir beobachten das Tier, das offensichtlich alleine unterwegs ist einige Zeit und rollen dann langsam Richtung Bakubung Gate, wo sich unser Quartier befindet. Entlang dieser Strecke stoppen wir noch zwei Mal, zunächst sehen wir am Lengau Damm einige Nashörner, leider bereits im Schatten der umliegenden Hügel.








Zudem freuen wir uns auch noch auf eine spezielle Sichtung, die ich bisher noch nicht oft genießen durfte: Bergriedböcke grasen in unmittelbarer Straßennähe. Diese Fotos stellen für mich ein absolutes Highlight dar, von denen hatte ich bisher keine in dieser Qualität…







Der heutige, wunderbare Safari-Tag wird mit einem ausgesprochen reichlichen Abendessen abgeschlossen. Auch für die relativ wenigen Gäste der Bakubung Lodge wurde ein riesiges Buffet aufgebaut – ich hoffe, dass davon auch die zahlreichen Angestellten der Lodge etwas abbekommen, denn es bleiben Unmengen an Nahrungsmitteln zurück. Das ist natürlich eine absolute Verschwendung und in dieser Form sicher nicht nötig…
Wir holen uns nach dem Essen noch unseren mitgebrachten Gin und einige Tonic-Dosen aus dem Auto, wo sie gut gekühlt bereits auf uns warten… Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen, sichten die Bilder und freuen uns auf den nächsten Morgen!
Beste Grüße, bis bald!

Gefahrene Tageskilometer: 185
Letzte Änderung: 12 Jan 2022 18:36 von Luigi15.
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