Reisetage 26 und 27 (27. und 28. August 2021) – Kgalagadi NP
Ein neuer Tag – neues Glück? Das Schöne an Pirschfahrten ist, dass man im Vorfeld nie weiß, was einem begegnen wird – jede Ausfahrt ist eine Überraschung. An den beiden Tagen, die wir zur Gänze im Park verbringen, wollen wir jeweils die Zeit am Morgen nutzen, sodass ich immer schon kurz vor Gate-Öffnung an der Rezeption stehe, um mir das Permit abzuholen. Leider ist es hier in Twee Rivieren so, dass man sein Permit am Abend an der Rezeption abgeben muss. Am darauffolgenden Morgen kann man es wieder beheben, nachdem darauf vermerkt worden ist, wo denn die Route etwa entlangführen wird…
Wir fahren um kurz nach 7:00 Uhr in den Park hinein, heute soll es zunächst von Samevloeiing in das Auob-Tal gehen. Das Licht am Morgen ist hier immer besonders schon, der rote Sand der Kalahari, die knorrigen Akazien und hin und wieder dazwischen auch einige blühende Pflanzen.
In einem Baum sitzt ein junger Singhabicht (Southern Pale Chanting Goshawk), ein wirklich wunderschönes Tier. Zudem fällt uns ein junger Schwalbenschwanzspint (Swallow-tailed Bee-eater) auf. In einem Busch sitzt weiters ein Elfenastrild (Black-faced Waxbill).
Ich bin ganz begeistert, eine Südbüscheleule zu sehen (Southern White-faced Owl), eine Erstsichtung für mich! Leider ist das Tier zwischen den Zweigen versteckt, es dauert eine Weile, bis wir einen Platz gefunden haben, der einigermaßen freie Sicht auf den Kopf ermöglicht.
Im Auob-Tal treffen wir auf eine Gruppe Spießböcke. Die Tiere ziehen nur langsam in Richtung Mata-Mata, wahrscheinlich zu einem der nächsten Wasserlöcher.
Eine Riesentrappe (Kori Bustard) spaziert, nicht weit von den Oryx-Antilopen, ebenfalls in westliche Richtung.
Wir sind irgendwie verwundert, dass wir bisher relativ wenige Antilopen im Park gesehen haben, die, die wir sehen, sind alle sehr weit von der Straße entfernt, sodass Fotos kaum sinnvoll sind. Christian meint schon, dass wir vielleicht besser im Nossob-Tal aufgehoben gewesen wären, als wir zu unserer Freude neuerlich einen Löwenkater erspähen.
Das Tier wandert auch in westliche Richtung; aufgrund der Sonneneinstrahlung befinden wir uns also auf der „falschen Seite“… Wir fahren ein kleines Stück parallel neben dem stattlichen Raubtier her.
Kurz vor Gemsbokplein haben wir die Möglichkeit, die „Seite zu wechseln“, denn hier führt eine Straße auf die andere Seite des Auob-Tales. Das ist unsere Gelegenheit, wir überholen den Löwen und warten dann, bis er wieder bei uns auftaucht – die Wahrscheinlichkeit, dass er das Tal verlässt, ziehen wir dabei nicht in Betracht.
Wenig später taucht er auch schon wieder aus dem hohen Gras auf…
Er marschiert am Auto vorbei, ohne uns auch nur zu beachten – der Weg führt ihn direkt zum Wasserloch von Gemsbokplein, wo er seinen Durst stillt. Dazu stellt er sich mit den Vorderpfoten auf den künstlich errichteten Rand und dann wird gierig Wasser mit der Zunge gelöffelt.
Anschließend stellt er sich auf den Rand und blickt zurück. Erst jetzt sehen wir, dass der Kerl blutverschmiert ist, seine Mähne ist stellenweise verklebt, auch rund um das Maul sind deutlich Spuren von Nahrungsaufnehme zu erkennen. Vermutlich wurde in der Nacht gejagt und gefuttert und jetzt wird getrunken, bevor er sich ein schattiges Plätzchen für eine ausgedehnte Rast sucht…
Er verlässt seine Tränke und kommt wieder direkt auf uns zu. Er steht unmittelbar neben dem Auto und starrt uns durch das offene Fenster hindurch an – irgendwie ein mulmiges Gefühl!
Langsam dreht der Kater ab und marschiert auf einen Busch zu, wo er sich niederlässt und damit aus unserem Sichtfeld verschwindet.
Inzwischen ist ein zweites Auto bei uns eingetroffen und der Fahrer sagt uns, dass weitere Löwen im Anmarsch wären. Wir müssten nur hier warten, sie würden direkt am Weg hierher sein… Wir wollen aber nicht warten, sondern fahren wieder zurück Richtung Twee Rivieren, um zu sehen, ob tatsächlich „Verstärkung“ anrückt. Wir kommen nicht weit, da sehen wir zu unserer Freude ein Jungtier und eine Löwin im Gras. Leider sind wir lichtmäßig nun wieder auf „der falschen Seite“ – doch da hilft nichts, wir freuen uns dennoch riesig, denn das wäre Jammern auf sehr hohem Niveau…
Erst jetzt sehen wir, dass ein weiterer Löwenkater mit von der Partie ist, denn das Junge steigt über ihn und versucht mit ihm zu spielen – doch dieses Ansinnen ist einseitig – wir hören ein Knurren und die beiden ziehen weiter…
Was heißt die beiden ziehen weiter – eine weitere Löwin kommt stößt dazu und nun wird zu dritt marschiert!
Nicht nur wir beobachten die Szene, auch eine kleine Gruppe Erdmännchen scheint an den Raubkatzen interessiert zu sein.
Weitere Autos sind aufgetaucht und langsam wird es uns hier zu hektisch – manche Fahrer würden wohl am liebsten hupen, die Gesten aus den Autos sind unzweideutig, alle wollen in der ersten Reihe stehen, was auf einer schmalen Straße mit hohen Sandwällen auf der Seite aber nicht ganz leicht ist.
Wir wenden und fahren weiter Richtung Mata Mata, wir wollen eine Pause am Picknickplatz bei Kamqua einlegen. Doch so weit kommen wir nicht, denn es überschlagen sich die Ereignisse: Auf der Anhöhe oberhalb des Auob-Tales taucht plötzlich ein Gepard auf, der langsam in Richtung Picknickplatz schleicht.
Wir fahren ein Stück parallel auf der Pad, als wir auch im Tal einen Gepard sitzen sehen…
Die beiden haben es offensichtlich auf eine Herde Springböcke abgesehen. Der Gepard, der eben noch oben auf der Anhöhe war, sprintet plötzlich los und fegt in einem Höllentempo den Abhang herunter, die Springböcke stoben auseinander und sprinten Richtung Kamqua davon. Da das Gras hier sehr hoch ist, gelingen leider keine brauchbaren Bilder und wir können leider auch nicht erkennen, wann genau die Jagd abgebrochen wurde. Wir fahren jedenfalls weiter zum Picknickplatz, denn nun ist ein Boxenstopp wichtig. Raus aus dem Wagen und kurze die Füße vertreten… Auch hier ist nichts los, kein anderes Auto ist zu sehen.
Für Frühstück bleibt aber dennoch keine Zeit, wir fahren ein kleines Stück weiter Richtung Urikaruus, um dann auf die Verbindungsstraße über die Dünen Richtung Nossobtal abzuzweigen. Hier sehen wir auf einem Baum eine Strichelracke (Purple Roller) sitzen.
Der Ausblick auf die roten Dünen ist verlockend, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir besser umkehren und im Auob-Tal bleiben sollten. Wir wenden und Wagen und fahren wieder retour Richtung Twee Rivieren.
Die Gruppe der Springböcke, die zuvor vor den Geparden geflüchtet war, hat sich inzwischen wieder gesammelt. Die Tiere wenden und marschieren nun ebenfalls in unsere Richtung.
Wir kommen nicht weit, da sehen wir die Geparde direkt neben der Straße, auch sie sind Richtung Twee Rivieren unterwegs… Erst jetzt erkennen wir, dass es sich um drei Katzen handelt – vielleicht die drei, die wir gestern bei Samevloeiing gesehen haben?
Zuerst gehen sie parallel zu uns, verschwinden teilweise im hohen Gras, kommen schließlich aber direkt auf die Straße zu. Eines der wunderschönen Tiere steigt plötzlich auf einen umgefallenen Baumstamm und schaut direkt zu uns ins Auto… so habe ich Geparde bisher noch nie gesehen…
Die Tiere verhalten sich wie spielende Kinder, sie necken sich, sie fauchen sich an, sie balgen sich… einfach nur grandios, ein derartiges Schauspiel erleben zu dürfen!
Wenig später marschieren alle drei direkt vor uns die Straße entlang. Wir wundern uns, dass immer noch kein weiteres Auto entgegenkommt – vermutlich gibt es eine Vollversammlung bei den Löwen…
Wir halten den nötigen Abstand ein und wenig später biegen die Geparde nach links ab und verschwinden im hohen Gras… Für uns bedeutet das, dass wir nun wieder freie Fahrt haben, aber nicht lange, denn eine Löwin führt eine Autokolonne an… Jetzt wissen wir, wo die anderen Autos sind!
Jetzt wäre interessant, ob sich die Löwin und die Geparde begegnen – sie marschieren jedenfalls aufeinander zu. Zudem wäre es interessant, wo die anderen Löwen geblieben sind, denn wir können keines der Tiere in weiterer Folge irgendwo bemerken. Sie liegen sicher im Schatten… Wir wollen unseren Wagen nicht wenden und uns hinter den anderen Autos einreihen, wir sind absolut mit dem zufrieden, was wir gesehen haben!
Der Vormittag war jedenfalls der ereignisreichste, den ich in diesem Park bisher erlebt hatte. Wir ändern unseren Plan und fahren zurück nach Twee Rivieren, um dort eine Mittagspause einzulegen. Erst am späteren Nachmittag wollen wir aufbrechen, um im Nossob-Tal nach weiteren Tieren Ausschau zu halten!
Fortsetzung folgt!