16. Tag (28.08.2021) Namushasha River Lodge
Wir fahren heute zurück Richtung Westen bis zu dem Abschnitt, wo der Kwando den Caprivi-Streifen in Nord-Süd-Richtung kreuzt und - genau wie der Okawango weiter westlich - eine fruchtbare Flusslandschaft bildet. Der Kwando River ist ca. 1.500 Kilometer lang, entspringt im angolanischen Hochland (unter dem Namen Cuando / Kuando), bildet dann die Grenze zwischen Angola und Sambia, quert dann hier den namibischen Caprivi-Zipfel von Nord nach Süd, biegt nach Osten ab und stellt dann die Grenze zu Botswana dar. Er bildet dann das Binnendelta der Linyati-Sümpfe (die bei starkem Hochwasser mit dem Okawango-Delta verbunden sind) und fließt erst unter dem Namen Linyati und dann unter dem Namen Chobe im östlichsten Ende Namibias in den Sambesi. Als Chobe haben wir ihn in den drei vorangegangenen Tagen bereits kennengelernt.
Da wir uns nun von Ost nach West bewegen und statt erneut die Hauptstraße B8 zur Abwechslung die südlicher gelegene C49 nehmen, werden wir auf der heutigen Strecke drei Mal innerhalb weniger Kilometer von und nach Katima Mullilo von einer „Animal Desease Control‘ angehalten. Ablauf: Auto anhalten – Motor aus – „Hello, how are you“ – zwei maskierte Kontrollposten mit Gummistiefeln (oft Frauen) sprühen aus großen Plastik-Kanistern mit einem Schlauch (ähnlich wie ein Unkrautvernichtungs-Sprüher) mehr oder weniger motiviert auf die Reifen (oft auch nur auf die Felgen!? ) – alle Autoinsassen müssen auf einen feuchten dreckigen und wahrscheinlich seit Wochen genutzten Lappen trampeln, der am Straßenrand in einer flachen Schale vor sich hin gammelt – manchmal noch die Frage „you have fresh meat with you“ – dann alle wieder einsteigen – weiterfahren. Einmal hat Elisabeth von der Sprühaktion etwas an die Finger bekommen, was sofort unangenehm brannte, einmal war Konni der Überzeugung, dass noch Kilometer später die eigenen Schuhsohlen unangenehm nach Desinfektionsmittel rochen.
Während also die Autos mehr oder weniger sinnvoll gleich mehrfach kontrolliert werden, können die Ziegen- oder Rinder-Herden der Einheimischen wenige Meter neben der Straße völlig unbehelligt in alle Richtungen wechseln. Wer überträgt eigentlich die Maul- und Klauenseuche?
Wir fahren weiter zur Namushasha River Lodge, wie schon die Etosha Safari Lodge und das Chobe River Camp zur Gondwana Collection gehört. Sie liegt auf einer Terrasse über dem Kwando River und umfasst 24 Bungalowzimmer. Die Lodge dient als Ausgangspunkt für Safaritouren in den angrenzenden Bwabawata Nationalpark oder für Boots- und Angeltouren auf dem Kwando.
Nach nur 2 ½ Stunden erreichen wir die absolut toll im Grünen gelegene Lodge. Von der Natur die schönste unserer ganzen Reise. Überall zwitschert, flattert und hüpft es um einen herum. Die hölzerne Aussichtsterrasse ist in drei Ebenen direkt über einem Nebenarm des Kwando angeordnet. Von hier hat man einen tollen Blick in die durch viele Schilfflächen recht feucht wirkende Flussebene.
Auch hier: Die Kapazität ist bei Weitem nicht ausgeschöpft. Von den schönen vier Camping2Go-Zelte belegen wir zwei. In einem weiteren wohnt eine dreiköpfige Familie aus Österreich, die wir schon im Chobe River Camp getroffen hatten. Die in einer parkähnlichen Landschaft am Fluss entlang verteilten etwas teureren 15 Bungalows sind überwiegend unbewohnt, auf dem Campsite sind angeblich ein paar Gäste, die wir aber nicht sehen und treffen.
Da wir schon mittags eingetroffen sind, haben wir zügig die Zelte bezogen und uns noch auf eigene Faust auf den Weg gemacht. Am nördlich von Namushasha gelegenen Campingplatz ist eine kleine Firma für Bootsausflüge heimisch, die wir wegen eines Ausflugs als Alternative zu den von der Lodge angebotenen Aktivitäten ausprobieren wollen. Dort angekommen, erfahren wir, dass Dan, der englische Guide leider auf einem Mehrtagetrip unterwegs ist. Schade. Dann fahren wir eben mit einem der Lodge-Boote.
Jetzt heißt es aber erst einmal auf eigene Faust den naheliegende Bwabwata Nationalpark erkunden. Am Eingangsgate fragen zahlen wir den günstigen Tageseintritt und fragen nach der Befahrbarkeit der Pisten, da wir wenig Erfahrung im Sandfahren haben. Ein Blick auf den Parkplatz „no problem, you have 4x4-Drive, if necessary you can lower the pressure in your tyres“. Na gut. Wir versuchen’s erst mal ohne Luftdruck abzulassen, da wir wenig Lust haben, nachher mit dem Kompressor die Reifen wieder aufzupusten.
Die folgende Fahrt durch die teilweise sehr sandige Piste fordern dann doch gewaltig. Es geht teilweise nur in Schrittgeschwindigkeit, mit großem Geschaukel oder mit hörbar aktivem Allradantrieb voran. Die Tiere unterwegs, darunter immerhin auch wieder eine kleine Elefantengruppe, werden fast zur Nebensache der abenteuerlichen Fahrt. Insgesamt sind die Tiere hier allerdings deutlich scheuer als z.B. im Etosha.
Den sog. ‚Horseshoe‘, eine weitläufige und gut einsehbare Nebenschleife des Kwando erreichen wir nach ca. einer Stunde. Leider sind zu dieser Zeit gegen 16 Uhr keine Elefanten hier, obwohl das Ufer über mehrere hundert Meter erkennbar mit frischem Dung und Spuren übersäht sind. Wir sind wohl einfach zur falschen Zeit da.
Der Rückweg dauert dann nur noch 45 Minuten, die Sandfahrerfahrung scheint sich zu verbessern. Die Mädels sind letztlich seeehr erleichtert dass ich und vor allem der brave Toyota Hilux uns heile wieder auf die Straße zurückbringen. Das nächste Mal lasse ich definitiv Luft aus den Reifen. Und vor lauter Aufregung haben wir kaum Bilder gemacht.
Zum Abschluss des Tages gibt es abends tolles Kudu-Steak bei hörbar prustenden aber nicht sichtbaren Hippos unter der Terrasse.