Entlang der Pad sahen wir einige Oryx, ein paar Giraffen und Springböcke. Die Landschaft war geprägt von roten Steinen bis zum Horizont mit vielen Euphorbien und wenigen Bäumen.
An der Stelle, wo wir vor vier Jahren mit Karin und Peter übernachtet hatten, spazierten wir etwas herum. Ob dies hier wohl ein Nashorn-Wetzstein ist?
Rüppellstrappe
Bei der Campsite C3 standen ein paar Bäume. Der Platz war in Ordnung, und wir waren ein wenig unschlüssig, ob wir bleiben oder weiterfahren sollten.
Bis Sonnenuntergang waren es noch drei Stunden. Wir hatten keine genaue Vorstellung davon, wie die nächsten Campsites aussehen würden, aber Uwe wollte eigentlich noch ein wenig Strecke machen, um die morgige Etappe nicht in die Länge zu ziehen. Außerdem versprachen wir uns an anderer Stelle vielleicht ein bisschen mehr Aussicht. Alle waren einverstanden, und so drehten wir nur ein paar kleine Runden zu Fuß um den Platz, wobei wir etwas entfernt eine Giraffe entdeckten, die mit langen Schritten gemächlich das Weite suchte.
Bei schönstem Licht folgten wir der gewundenen Pad durch endlose, hell- und dunkelrote, bräunliche und beigefarbene Steinlandschaft. Wir finden es immer wahnsinnig entspannend, wenn das Auge nicht tausend Dinge wahrzunehmen hat, wenn der Blick sich nicht ständig an neuen Eindrücken festklammert, sondern lediglich auf unterschiedliche Farbnuancen, Strukturen und Erhebungen in der Landschaft reduziert wird. Es ist für Leute, die dieses Gefühl nicht kennen, schwer zu beschreiben, was die Faszination an einer solchen Landschaft ausmacht. Wie oft bekommen wir zu hören: „Aber da ist ja nichts, wirklich gar nichts“, „Ihr fotografiert ja nur Steine“ oder „Ist euch da nicht langweilig?“ Nein, langweilig ist uns nicht! Ruth bezeichnet unseren Afrikaurlaub manchmal scherzhaft als ihre jährliche Kur. Und wir glauben ganz fest, dass er das auch tatsächlich ist.
Ein Stück weiter folgten wir dem Hinweisstein und bogen Richtung Hoanib ab.
Gegen kurz vor fünf erreichten wir den nächsten Platz C4, der auf einem Berg lag. Über mangelnde Aussicht konnte sich nun wahrlich niemand mehr beklagen, denn die war grandios.
Allerdings gab es dort „nur Steine“. Ups! Gerade noch davon geschwärmt, wie wenig langweilig und schön wir genau diese finden, war die Vorstellung, im Dunkeln und bei der Essenszubereitung ständig über eine spitze Kante zu stolpern, auf einmal wenig verlockend. Außerdem wehte ein kräftiger, ungemütlicher Wind. Langsam machten sich erste Zweifel breit, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, einfach auf C3 zu bleiben. Was hatte eigentlich genau gegen diesen Platz gesprochen? Er war doch im Grunde ganz schön gewesen! Umkehren? Nein, das war keine Option. Wegwehen wollten wir auch nicht, blieb nur eins: Rein ins Auto und weiterfahren. Da es mittlerweile doch schon recht spät war und wir nicht mehr allzu viele Möglichkeiten hatten, fuhren wir noch eine knappe Stunde bis zur Campsite C5. Auch diese riss uns nicht gerade vor Begeisterung von den Autositzen, doch die Sonne stand schon tief, und so beschlossen wir zu bleiben. Wir hielten unterhalb einer Abbruchkante und stellten die Autos als Schutz in den Wind, der auch hier recht ordentlich blies. Schnell wurden Tische und Dachzelte aufgebaut und ein Steinmäuerchen für das Feuer errichtet.
Als das Feuer brannte, machte Ruth Salat und legte das Fleisch ein. Heute gab es Springbock.
Dann zogen wir uns Jacken und Mützen an, denn Afrikareisende jammern nicht – zumindest nicht ernsthaft. Matthias hatte ein paar leckere Gin-Tonics gemixt und als Vorspeise Cracker mit Frischkäse geschmiert. Und auf einmal war der Platz gar nicht mehr so schlecht.
Während die Sonne langsam als glutroter Ball am Horizont versank, nippten wir an unserem Gin Tonic und fühlten uns so einsam sehr, sehr wohl.
Im Windschutz der Autos saßen wir beisammen und genossen unser Abendessen, welches wieder superlecker war. Im Dunkeln konnten wir eine kleine Maus beobachten, die unter unserem Tisch und den Autos herumhuschte. Das war wohl unser Mäuseurlaub. So viele verschiedene Nager haben wir bisher selten gesehen.
Schnell kühlte es immer weiter ab, so dass wir gegen neun Uhr ins Bett krabbelten, als das Thermometer bereits keine neun Grad mehr zeigte.
Kilometer: 88