11. Kapitel: Endlich Caprivi
27.07.2017
Den heutigen Tag lassen wir sehr ruhig angehen. Nach einer recht erholsamen Nacht zu viert im Doppelbett genießen wir erstmal unser Häuschen und seine schöne Umgebung. Die Kinder werden von der Farmhunden begrüßt und sind damit schonmal sehr zufrieden.
Das Frühstück schmeckt uns gut und so langsam packen wir schließlich unsere Sachen zusammen, denn heute haben wir mit rund 400 Kilometern die längste Etappe unserer Reise zu absolvieren.
Auf der Fahrt über das Farmgelände fällt uns die Sandigkeit der Pad viel weniger auf als am Vortag. Der Einfluss der Tagestemperatur auf die Beschaffenheit des Bodens ist doch enorm. Das werde ich in einigen Tagen noch leidvoll erfahren…
Bald biegen wir wieder auf die B8 ein und los geht es gen Nord-Osten. Die Veterinärkontrolle ist in dieser Reiserichtung schnell durchfahren und schon haben wir das „andere“ Namibia erreicht.
Vorbei an kleinen Dörfern, ihren Bewohnern und deren Vieh (Goat- bzw. Beef-Drive) fahren wir nach Rundu, wo wir eine kurze Rast einlegen. Dem Rummel der Stadt wollen wir aber bald wieder entfliehen und so setzen wir den Weg auf der B8 fort.
Haben zu Beginn der heutigen Fahrt die Dörfer eine gewisse Abwechslung für das Auge geboten, so ist der weitere Weg im Verlauf eher langweilig und wir sind froh, als wir am Nachmittag in Divundu eintreffen.
Auch hier halten wir nur kurz an der Tankstelle für Diesel und ein Eis und biegen bald in Richtung der Ndhovu Safari Lodge ab.
Hmmm, was wünschen wir uns für die Tage im Caprivi?
- Sable- und Roansichtungen stehen auf jeden Fall an erster Stelle. Von beiden Antilopenarten sind uns bei unserem letzten Aufenthalt keine wirklich schönen Aufnahmen gelungen. Und beide Arten haben wir seit zehn Jahren nicht mehr beobachten können.
- Otter wären auch toll!
- Einen Malachite Kingfisher würden wir auch gern wiedersehen, der ist schließlich unser Lieblingsvogel.
- Und Fischuhus! Und Sitatungas! (um die Ansprüche an die Sichtungsfee etwas zu strapazieren…
)
Nach etwa 20 Kilometern erreichen wir unser Ziel, an dem wir die nächsten drei Nächte verbringen werden.
Vor zehn Jahren haben wir die Ndhovu Safari Lodge zum letzten Mal besucht und sind entsprechend gespannt. Seitdem hat sich in der Region einiges verändert – vor allem ist die ein oder andere Unterkunft dazugekommen…
Ndhovu selbst ist auch etwas gewachsen – früher gab es hier (glaube ich) nur sechs feste Safarizelte. Heute hat sich die Zahl etwa verdoppelt, was die Lodge trotzdem noch klein und überschaubar sein lässt.
Die Zelte stehen in einer Reihe direkt am Ufer des Okavango und bieten von ihrer kleinen Veranda einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss und die Buffalo Core Area, die sich am gegenüberliegenden Ufer erstreckt.
Und hier liegt meiner Ansicht nach auch ein enormer Pluspunkt dieser Lodge: Am anderen Ufer lassen sich in schöner Regelmäßigkeit spannende Tierbeobachtungen machen, während das Gate der Mahango Core Area am diesseitigen Ufer nur etwa vier Kilometer von der Lodge entfernt ist und man so innerhalb weniger Minuten im Park sein kann.
Wir werden von Frank und Ralf, den neuen Besitzern der Lodge, sehr freundlich empfangen. Während wir auf die Aussichtsterrasse treten, sehen wir am gegenüberliegenden Ufer bereits eine kleine Herde Elefanten trinken. Ein schöner Willkommensgruß – nur leider ist die Kamera noch gut verstaut im Auto…
Es ist kurz vor 16 Uhr und wir sind für weitere Aktivitäten an diesem Tag zu müde. Also beschließen wir, für den morgigen Tag eine Bootsfahrt am Nachmittag zu buchen und am Vormittag auf eigene Faust in die Mahango Core Area zu fahren. Heute bleiben wir einfach mal im Camp und lassen die Seele baumeln.
Wir genießen den Ausblick auf den Fluss und stromern auf den Wiesen der Lodge herum. Dabei gelingt immerhin ein Beweisfoto eines Goldbugpapageis – für uns eine Erstsichtung.
Dann erfrischen wir uns auf dem Aussichtsdeck und unterhalten uns ein wenig mit Ralf und Frank über ihr Leben auf der Lodge.
Als Beifang können wir einen Schreiseeadler bei der Jagd ablichten.
Als die Sonne schon hinter dem Horizont verschwindet, entdeckt unsere Große im Fluss schließlich zwei Otter, die meine Frau zum Glück noch schnell auf der Speicherkarte verewigen kann.
Damit ist ein Sichtungswunsch schonmal von der Liste gestrichen – auch wenn ich die Tiere nur vom Foto kenne.
Das Abendessen wird gemeinsam mit dem Management und den anderen Gästen in der Lapa eingenommen. Von den Köchinnen wird die Mahlzeit zweisprachig vorgestellt. Vor- und Nachspeise werden serviert. Der Hauptgang erfolgt in Buffetform. Alles ist sehr schmackhaft und wird auf Porzellan gereicht, das die unterschiedlichen Vertreter der afrikanischen Fauna als Dekor trägt – das ist vor allem für unsere Kleine ein wichtiges Detail, denn sie möchte fortan nur noch von Tellern essen, auf denen entweder ihr Lieblingstier Oryx oder wenigstens einer ihrer Verwandten (Sable oder Roan) auftaucht. Und was uns dazu bringt, den Tellerstapel bei den Mahlzeiten immer wieder mit Engelsgeduld zu durchforsten…
Auch geht es nun so richtig los mit der Malariaprophylaxe (nachdem das auf Wildacker seltsamerweise problemlos gelaufen ist)… Man glaubt im Vorfeld gar nicht, wie klein man diese Tabletten schneiden kann und in welchen Nahrungsbestandteilen man Verstecke für deren Überreste suchen muss… Am Ende gelingt die Einnahme – die Prozedur weckt aber bereits Vorfreude auf die kommenden Abende…
Gut gesättigt und erledigt von der langen Fahrt geht es bald ins Zelt. Wir machen die Schotten dicht, um die kalte Nachtluft so lange wie möglich auszusperren, übersehen dabei aber die geöffneten Klappen über den Moskitonetzen. Das werden wir gegen ein Uhr in der Nacht noch bereuen – denn es wird bitterkalt sein…
Vorher genießen wir aber die Geräusche, die durch die Zeltplanen zu uns hineindringen. Ganz nah grasen Flusspferde – wir lauschen dem Grasrupfen und dem Grunzen der Tiere. Okavango – wie ist es schön wieder hier zu sein.