7. und 8. Juni 2019 // Abflug und Farm Heimat -
Zurück im Seelenland!
Das Kofferpacken läuft diesmal ein wenig anders ab. Damit meine Katzen so gar keinen Verdacht schöpfen, nimmt Petra alle Sachen von mir mit zu sich nach Hause - am liebsten schon eine Woche vorher. Auf zwei Tage vorher können wir uns letztendlich einigen, aber ich habe trotzdem keinen Überblick mehr. Dann endlich - Freitag Mittag. Es folgt ein schneller Abschied von den Katzen und wir warten bei Petra auf unsere liebe Freundin, die auf die Minute pünktlich ist. Kein Stau, kein allzu langes Warten am Schalter und keine besonderen Vorkommnisse am Flughafen. Man könnte meinen, wir wandern aus bei so viel Gepäck, aber der dritte Koffer ist vollgestopft mit Klamotten, die wir samt Koffer unten lassen. Wir hatten bei Air Namibia noch gebucht als zwei Gepäckstücke pro Person erlaubt waren.
Im Flieger haben wir großes Glück und können jeweils eine Mittelreihe ergattern. Im Laufe des Fluges biete ich allerdings einer älteren Dame einen der Sitze an, da ihrer und die restlichen freien nicht zurückzuklappen gehen. Dieses Problem sollte man noch dringender beheben als die nicht funktionierenden Bildschirme, obwohl es davon erstaunlich wenige gibt. Als die Getränke verteilt werden freue ich mich auf einen Amarula, werde aber enttäuscht als man sich dafür entschuldigt, keinen mehr auszuschenken. Egal, Schlaftablette in de Kopp und Augen zu.
Nach der Landung beeilen wir uns und marschieren strammen Schrittes um die menschlichen Pylonen herum gen Einreise. Wer kennt das nicht?! Diese freundlichen, strahlenden Gesichter, die ihr Land repräsentieren und sich über jeden Besucher freuen... Hoppla, das war in einem anderen Land..! Die Einreiseformulare hatten wir wie immer schon zuhause ausgefüllt und ich reiche der Dame meinen Pass. Sie schaut mich nicht an, macht ein paar Kreuze und gibt mir den Zettel zurück. Ich habe noch nie eingetragen, wie viel Geld ich im Land lassen möchte und habe keine Kontaktperson angegeben. Die Dame besteht drauf und scheint nur noch mürrischer, dass sie ihre Fließbandarbeit nicht fortsetzen kann. Ich trage irgendetwas ein und sie scheint zufrieden. Wobei - ob sie zufrieden damit war, kann ich in dem eingefrorenen Gesicht quasi nicht erkennen, aber wir dürfen durch gehen.
Die Koffer lassen ein wenig auf sich warten, aber wir sind immer noch die ersten am Europcar-Schalter. Ich schicke Petra los, schon mal eine SIM Karte gegenüber zu besorgen und sie wirkt ein bisschen überfordert. Nach gutem Zureden traut sie sich alleine und die Englisch Kenntnisse reichen aus, um zu erklären, was sie möchte. Der nette Herr aktiviert die Karte noch und ich bin mittlerweile bei Europcar auch so gut wie durch.
Uns erwartet ein Duster, der wahrscheinlich erst eine, höchstens aber zwei kurze Touren gefahren ist, Start-Kilometer: 4.640. Die Reifen gefallen uns auch, selbst auf den zweiten Blick und der Radschlüssel passt. Läuft alles einfach immer noch wie am Schnürchen? Egal, nix da mit Hinterfragen, lieber freuen!
Erster Halt ist die Puma Tankstelle für ein paar Getränke und dann geht es auch schon los! Als wäre es gestern gewesen fügen wir uns dem Linksverkehr und sehen die ersten Tiere auf der Fahrt Richtung Dordabis: Hartebeest, Paviane, Wasserböcke, Oryx und einige Donkeys. Wir sind sehr froh, nicht durch Windhoek zu müssen und als wir Richtung Farm Heimat abbiegen, begrüßen uns nach ein paar Kilometern die ersten Giraffen einer dortigen Game Lodge - wir sind angekommen!
Die Vegetation wird immer weniger und auf Farm Heimat hat die Dürre gefühlt am härtesten zugeschlagen. Von Weitem erkenne ich einen großen Reisebus an der Farm und wir wundern uns sehr. Wir dachten wirklich, hier blieben wir vom größten Tourismus verschont. Als wir durchs Tor fahren, begrüßt Rainer, der Besitzer uns herzlich und erklärt, dass wir diesen einen Tag im Monat erwischt haben, an dem eine Busgruppe die Farm besucht. Sie sind fully booked und wir bekommen daher die Ferienwohnung, da wir zuerst gebucht hatten.
Als wir zur Reisegruppe stoßen, erkennen wir ein bekanntes Gesicht vom Frankfurter Flughafen und stellen direkt fest, alles nette Leute. Rainer erklärt nun, was er heute mit uns vorhat: Zuerst eine kleine Runde ums Farmhaus, danach gibt es einen Brunch mit anschließendem Ruhe-Päuschen. Um 15 Uhr würden wir zu einer Farmrundfahrt aufbrechen, kurze Toilettenpause auf der Farm, ab zum Sundowner, Abendessen, Sternenkunde. Wow, straffes Zeitmanagement.
Der Brunch kommt sehr gelegen, denn von den kulinarischen Genüssen von Air Namibia lebt man gewissermaßen so gut wie von Luft und Liebe... Es gibt unter anderem selbstgemachtes Rauchfleisch und Boerewurst und die Milch und Eier stammen alle vom Farmbetrieb. Während wir essen, hat Mucki ihren großen Auftritt. Die kleine Erdmännchendame macht das, was Erdmännchen am besten können und betet die Sonne an auf dem Rasen. Alle eilen hin um sie zu fotografieren und als sie fertig sind, hält es mich auch nicht mehr. Ich kann gerade noch ein Foto schießen, da tapst sie schon grunzend auf mich zu und möchte gekrault werden. Sobald ich aufhöre, wird sie sauer und fordert immer mehr. Petra stößt dazu und wir sind hin und weg.
In der kurzen Mittagspause entscheiden wir uns dagegen, uns hinzulegen, sondern packen lieber rasch die Koffer um und setzen uns gemütlich auf die Terrasse. Pünktlich um 15 Uhr fahren wir mit zwei kultigen alten Wagen zu Rainers Rindern. Er erklärt uns sehr viel über die Haltung und wie schwer aktuell die Dürre zu schaffen macht. Wir lernen außerdem viel über Rinderfarmen in Namibia und die Natur und wir würden ihm auch wirklich gerne konzentriert zuhören, aber die Sonne setzt uns ganz schön zu und die Müdigkeit macht sich breit.
Wir überlegen wirklich, ob wir danach mit zum Sundowner fahren sollen, aber als wir zurück auf der Farm die Donkey Karre sehen, bekommen wir doch wieder Lust. Das gehört auf Farm Heimat zum Standardprogramm und darauf hatten wir uns ohnehin schon gefreut. Die kleinen Donkeys sind gut genährt und geben ihr Bestes, uns zum Sundownerplace zu bringen. Ab da dürfen die anderen auch noch eine Runde durch den Busch fahren. Wir erleben einen wunderschönen Sundowner mit netten Gesprächen, dem besten Biltong, das wir je probiert haben - natürlich auch selbstgemacht - und mit einem ersten tollen Sonnenuntergang.
Später zum Abendessen gibt es ausgezeichnet gegrillte Zebra- und Hartebeeststeaks. Wir hauen ordentlich rein und die Atmosphäre ist so familiär, wie Marianne, Rainer und deren Tochter Mareike es auf ihrer Homepage beschreiben. Man kommt als Gast und verlässt die Farm als Freund.
Die anschließende Sternenkunde schwänzen wir, weil wir einfach nur noch platt sind und morgen fit sein wollen für die Fahrt nach Bagatelle. Im Zimmer erschrickt Petra plötzlich ganz arg und der Grund dafür ist eine riesige flache Spinne an der Wand. Ich erinnere mich, dass diese Tierchen absolut harmlos sind, soll sie aber trotzdem "wegmachen". Als ich "auf die Jagd" gehe, verschwindet sie flugs hinter einem der Betten und Petra ist wirklich zu müde, um sich weiter zu ekeln. Ich glaube, wir liegen ungefähr eine Minute im Bett, da schnarcht es auch schon neben mir wir schlafen erschöpft von den vielen Eindrücken schnell ein.
Gefahrene Kilometer: 134
Fazit Farm Heimat:
Wirklich ein kleiner Geheimtipp, den Logi da für uns vorgeschlagen hatte! Klar hatten wir wahrscheinlich auch durch die Biusgruppe das volle Programm, aber ein Besuch dort lohnt sich immer! Besonders die erwähnte familiäre Atmosphäre spürt man sehr und es wird mit Erzeugnissen der Farm gekocht. Hat uns super gefallen, absoluten Daumen hoch!