THEMA: Kurzbericht Kaokoveld Mai 2018
05 Jul 2018 17:01 #525238
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  • La Leona am 05 Jul 2018 17:01
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Marble Campsite - Hartmann's Valley
Hier noch ein interessanter link houseonthehillnam.co...ill/Development.html

Ende Mai war kurz nach 7 Uhr Sonnenaufgang und bis sie hinter dem Hügel hervorkam verging noch einmal eine halbe Stunde. Wir genossen den neuen Tagesanfang und fuhren erst um 10 Uhr weg. Nachdem die verlassenen und verwahrlosten Behausungen der ehemaligen Marmorabbruch-Arbeiter hinter uns lagen began die Steigung, zuerst langsam und schliesslich richtig steil und steinig. Dieser Abschnitt wird auch Red Drum Pass genannt und als mittel-schwierig eingestuft.







Hier ein paar Aufzeichnungen zu unseren Zwischenetappen und Fahrzeiten am Vormittag:
Marble - (Red Drum Pass) - Red Drum 22km 1h45'



Red Drum - Blue Drum 16km 50'
Blue Drum - Orange Drum 8km 20'



Orange Drum - Green Drum 18km 30'





Um 14 Uhr suchten wir uns etwas Schatten und Windschutz im Ondusengo Trockenfluss unmittelbar südlich der grünen Tonne für unseren Mittagsstop.

Danach fuhren wir auf der westlichen Route Richtung Norden ins Hartmann's Valley und wurden schon bald mit fantastischen Landschaftsbildern belohnt. Die Fahrspur machte etliche Male einen Bogen um die tiefsandigen Stellen der Dünenausläufer. Der Sand leuchtete dunkelgelb bis orange.







Dank den Berichten von aos und dernagflow hier im Forum hatte ich mir ein paar gps Koordinaten für mögliche Übernachtunsplätze gespeichert. Wegen dem immer stärker werdenden Wind kamen keine dieser Plätze in Frage, aber sie dienten uns als Orientierung. Wir fuhren bis fast ans Ende des Hochtals bis an eine Stelle wo es brutal steil hinunter an den Kunene geht. Dies ist so viel ich weiss einer der Einstiege welche die Skeleton Coast 4x4 Touren auf dem Rückweg benutzen um ins obere Hartmann's Valley zu gelangen. Generell schafft es kaum jemand beim ersten Anlauf diese Düne hinaufzufahren. Abschleppen geht nicht, jeder muss es alleine schaffen, oft mit 'zig Anläufen von ganz unten. Das ist nichts für schwache Nerven, mit über 7000 rpm wird dem Motor alles abverlangt und jede Menge Treibstoff verbraucht.





Als ich dort das Oryxgeweih neben der Spur sah kam mir aos' schöner Fotobericht in den Sinn. Hier galt es auszusteigen um mit eigenen Augen abzuwägen. Wir fuhren auch nicht hinunter, sondern genossen den Blick auf Angola ein Weilchen und machten dann kehrt, die Schatten wurden länger und wir wollten uns ein windstilles Plätzchen für die Nacht suchen. Somit fuhren wir hinunter ins Haupttal und danach am Serra Cafema Airstripvorbei Richtung Osten auf einer alten Spur welche uns an verlassenen Himbakraals vorbei in einen Trockenfluss führte. Hier fanden wir buchstäblich mit dem letzten Sonnenstrahl die für uns geeignete Stelle. Was für ein Tag!





Gruss Leona
Letzte Änderung: 05 Jul 2018 17:28 von La Leona.
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05 Jul 2018 19:00 #525249
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  • Clax am 05 Jul 2018 19:00
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Hallo La Leona,
toller Bericht :woohoo: hab's gerade verschlungen :laugh: ist so richtig nach meinem Geschmack und macht Lust auf 'nochmal' , bzw. noch intensiver... kommt auf jeden Fall auf die Ideen-Liste ;) die Tipps sind echt super !

Vielen Dank dafür :kiss:
Claudia

Champangner schieb:
@ Uwe Eulenmuckel: ich glaube, wir haben Gesprächsbedarf! :whistle:
musste gerade echt lachen :laugh: :whistle:
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06 Jul 2018 16:13 #525333
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Es freut mich ein paar bekannte Namen unter den Dankedrückern zu finden. Ich bedanke mich bei allen fürs mitlesen und hoffe euch mit meinen Schilderungen tipps für eure zukünftigen Reisen zu geben.

Zuerst noch ein Nachtrag: Gestern begegnete uns nur ein Auto, nämlich ein offenes game-viewing Fahrzeug von Serra Cafema (und heute werden wir gar keins sehen unterwegs): Wir sahen gestern ein paar Springböckchen unten bei den Tonnen und vier Oryx im flimmernden Gegenlicht oben bei den Dünen. Wir sahen keine weiteren Tier oder Menschen, aber wir fanden jede Menge wunderschöne Blümchen.



Der sehr heftige Wind legte sich am Vorabend glücklicherweise während den paar Stunden als wir draussen am Feuer sassen. Vor dem zu Bett gehen erstickten wir das Feuer mit Sand und Steinen komplett, der Wind blies heftig die ganze Nacht bis kurz vor Sonnenaufgang.

Hartmann's Tal - via "shortcut" - Camp Syncro
Kurz nach 9 Uhr begann unsere kurze Tagesetappe in den Marienfluss und zum Camp Syncro. Zuerst erhöhten wir den Luftdruck in den kalten Reifen von 1.4 auf 2.4 und fuhren dann noch ein Weilchen im eher steinigen Trockenfluss weiter, sahen verlassene Himbakraals und dann erblickten wir den Gebirgszug den es zu überqueren galt um runter ins Tal des Marienfluss zu gelangen.





Wir fuhren nur wenige km Richtung Süden auf dem track welcher bis zur Blue Drum führt, bald bogen wir in eine Spur nach Osten die in der T4A Karte als "bad bad road" gekennzeichnet wird. Dieser track führt auch zu einer verlassenen Mine. An dieser Stelle möchte ich erwähnen dass wir an einer Veterinärkontrolle später auf der Reise auf eventuelle Mineralienfunde angesprochen wurden. Hier der link zum entsprechenden Ministerium www.mme.gov.na/

Vor 9 Jahren fuhren wir in umgekehrter Richtung vom Marienfluss hinauf ins Hartmannstal über diesen shortcut. Steil bergauf war es sehr mühsam wegen den grossen Steinen und Löcher. Wir dachten dass es in umgekehrter Richtung bergab viel einfacher, ja "easy", sei. Aber in den vergangenen Jahren hat die Spur extrem "gelitten", sie ist bergab auch eine formidable Herausforderung.









Max meisterte jedes Hindernis mit Kalkül und Ruhe, während ich an den neuralgischen Stellen zu Fuss ging und einwies. Mit Stolz und Erleichterung darf ich berichten dass wir an keiner Stelle aufsetzten, ja nicht einmal sanft den Untergrund berührten. Auf dem Weg nach unten kreuzten uns Himbamädchen mit einer riesigen Ziegenherde und die Jugendlichen waren für einen Schwatz ohne betteln aufgelegt.







Insgesamt benötigten wir zweieinhalb Stunden für die 27km vom wild camp site bis in die Talebene des Marienfluss. Nach einer weiteren eineinhalben Stunde gelangten wir an den Kunene und das Camp Syncro. Das Camp liegt am Ende des Marienflusstals (oder am Anfang) in der rechten Ecke, im Osten vom Berghang, im Norden vom Fluss eingerahmt. Die unmittelbare Nähe zum Kunene ist wunderschön. Hier öffnete uns Ryan nach zweimaligem Hupen gemäss den Instruktionen am Schild das verkettete und mit Stacheldraht versehene Eingangstor welches auch tagsüber verschlossen bleibt. Diese Momentaufnahme bestätigte dass auch hier die Zeit nicht stehen blieb. Vielspurige tracks zeugen vom zunehmenden Besucherstrom und aufkommenden Massentourismus. Unweit von Camp Syncro und näher bei den Stromschnellen liegt die Okahirongo Lodge, es gibt auch noch ein Camping der community und eine Siedlung wo Angestellte der Marienfluss Conservancy leben. Die Bevölkerungszunahme erstaunte uns. Riesige Vieh- und Ziegenherden. Viele traditionell gekleidete Himbas. Grosse Kraals inkl. im Schatten von Bäumen stehenden pick-ups. Viel mehr Menschen als erwartet oder als in Erinnerung.

Camp Syncro
Wir bekamen C4 von vier Stellplätzen mit Sicht auf den Fluss zugeteilt, C5 liegt in den Büschen in zweiter Reihe. Abends waren alle Plätze belegt. Es gibt in Camp Syncro auch feste self-catering Unterkünfte die ich mir aber nicht angeschaut habe. Die Aufräumarbeiten seit der letzten Überschwemmung sind noch immer im Gang. Wenn man den Wasserpegel am Zaun abliest kann man es sich kaum vorstellen. hier ein link zur Wetterstation www.awekas.at/en/ins...ent.php?id=14165#day





In den gemauerten Ablutions sind Duschen und Toiletten für Geschlechter getrennt und es gibt heisses Wasser Dank Sonnenenergie, aussen sind Waschbecken zum Wäsche waschen. Zwischen jeweils zwei Stellplätzen ist eine kleine Spüle mit fliessendem Flusswasser. Die Zone für Camper ist genau begrenzt und der Schatten tagsüber spärlich, denn ein alter riesiger Baum musste aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Die neuen Schattendächer aus Schilf und Netzen dienen als Ersatz. C1 bietet den besten Schatten. Es gibt einen Sundownerhill von wo man eine schöne Sicht nach Angola hat.

Fazit Camp Syncro 4/5* Die Stellplätze sind für meinen Geschmack zu eng und zu klein, vorallem weil man durch die Weite bis hierher gefahren ist, scheint die Anlage kleiner als sie in Wirklichkeit ist. Man muss jedoch Isolation und Abgeschiedenheit berücksichtigen für den Unterhalt von Mensch und Anwesen. Der Kunene mit unberechenbarem Wasserstand wegen den Wasserkraftwerken stromaufwärts, die katastrophalen Folgen bei klimatisch produzierten Überschwemmungen und monatelange Dürre sind nebst den kulturellen Differenzen die grössten Herausforderungen. Wir fühlten uns nicht richtig wohl, eine Art Käfig-Feeling und wir waren einem ungewollten Voyeurismus ausgesetzt, denn vor unserer Nase kam im Verlaufe des Nachmittags jung und alt zur Körperpflege an den Kunene, es war ein reges kommen und gehen. Bei Sonnenuntergang spazierten Sarah und Ryan zum Fluss und kamen mit einem vollen Sack Müll retour.
Gruss Leona
Letzte Änderung: 06 Jul 2018 18:03 von La Leona.
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06 Jul 2018 16:19 #525334
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  • La Leona am 05 Jul 2018 17:01
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@clax
Liebe Claudia, ich freue mich dass dies ein Bericht und unsere Art zu reisen nach deinem Gusto sind. Auch ich schöpfe sehr viel aus dem Forum und möchte hiermit eben etwas retour geben.
Alles Gute!
Gruss Leona
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06 Jul 2018 17:21 #525336
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  • franzicke am 06 Jul 2018 17:21
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Liebe Leona,
auch wenn ich mich zwischendurch lange nicht mehr gemeldet hab - ich bin auch noch dabei! Und zwar mit richtig viel Respekt!!! Deshalb auch mal wieder ein ausgeschriebenes DANKE für deinen Bericht. Da wird mir schon ziemlich klar, wo meine Grenzen - oder besser die meiner Nerven - so liegen :whistle:
Viele Grüße Ingrid
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06 Jul 2018 19:09 #525355
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  • lisolu am 06 Jul 2018 19:09
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Liebe Eliane,

auch ich bedanke mich für Deinen Bericht mit all den wertvollen Informationen. Auch wenn wir eine ziemlich identische Reise zur fast selben Zeit hatten, habe ich noch viel aus Deinem Bericht mitnehmen können. Hartmann's Tal haben wir ja leider nicht mehr geschafft.
Camp Syncro haben wir ähnlich erlebt, die Stellplätze zu eng aufeinander. Wir haben uns abends zum Sundowner Hügel begeben. Das war wunderschön und hat etwas entschädigt!

BTW: Ich hab es jetzt erst kapiert..... Und gratuliere von ganzem Herzen zum 25 jährigen Jubiläum .


Ganz liebe Grüße aus dem Norden Deutschlands
Lisolu
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