Tag 8, jetzt geht´s aber richtig in den Norden, wir steuern die Kunene River Lodge an, 20. April:
Wir haben gut geschlafen, die Betten waren bequemer als gedacht, und frühmorgens nimmt Schorschine eine Morgendusche, um fit und munter in den Tag zu starten. Im Gegensatz zu mir, der keinen Föhn mehr braucht (böse Leute sagen ich soll nur zwei mal ums Haus laufen, dann sind die Haare trocken), benützt sie den Haartrockner, der unter dem Handwaschbecken angebracht ist. Der Föhn funktioniert, aber den Stecker muss ich halten. Er hat einen Wackelkontakt, von allein hält er nicht, und bis Schorschine fertig ist mit Föhnen, tut mir mein Arm weh. Aber alles halb so schlimm, schließlich hab ich aus meiner gebückten Sitzposisition beste Sicht auf die Landschaft, und die ist ja nun wirklich super.
Das Frühstück bestand aus 1x scrambled eggs uund 1x Omelette. Das Omelette war gut, die scrambled eggs eiskalt. Auch hier fragen wir uns: ist es denn wirklich zu viel verlangt, warme Eier zum Frühstück zu bekommen?
Ja - anscheinend ist es zu viel verlangt. Irgendwie passt das hier nicht. Einfach Rühreier, ohne irgendwas dazu – die bring ja sogar noch ich warm auf den Tisch. Na ja.
Aber auch in diesem Fall haben wir nichts gesagt, langsam aber sicher ist uns eh alles zu blöd und vor allem aber zu mühselig. Also halten wir die Klappe und knirschen max. mit den Zähnen.
Der
Buggyfahrer ist ein ganz ein netter Kerl.
Er gibt mir noch den Tankzettel, den ich an der Rezeption bezahle und auch hier im Dolomite stellen wir fest, dass die
Nebenkosten außerordentlich günstig sind. Wir verabschieden uns, fahren runter zum Wasserloch und machen noch schöne Bilder vom Dolomite-Camp. So schön könnt´s dort oben sein, wenn nur alles andere auch ein bisschen passen würde.
Über die
Service-Damen haben wir noch gar nicht gesprochen. Unser Urteil: alle sehr nett und sehr „lasch“. Man könnte auch sagen
"nice and lazy". Die Ladies waren mit allem möglichem beschäftigt, aber nicht mit den Gästen. Beim Dinner war ja zumindest eine Bedienung anwesend, immerhin. Doch beim Frühstück mussten wir bestimmt 10 oder 15 Minuten warten, bis sich eine der Damen überhaupt mal bequemte, die Bestellung aufzunehmen. Aber auch egal, nett waren sie alle.
Und dann fahren wir los, schließlich liegt auch heute wieder eine lange Strecke vor uns, um die 280 km brauchen bewältigen. Zunächst geht es gut 45 Kilometer durch den Etoshapark zum Ausgang, dem
Galton Gate.
Unterwegs machen wir immer wieder einen kleinen Fotostop:
Am Galton Gate sind wir die einzigen Touristen, also haben die Beamten Zeit, und eine sehr dicke Frau und ein riesengroßer Mann bitten uns, doch mal auf die Seite zu fahren, dort wo ein Baum steht, da ist nämlich Schatten. Oh je – das hört sich nicht gut an, wir werden bestimmt genauestens unter die Lupe genommen.
Und tatsächlich, die Rücksitze wurden kontrolliert, unter den Sitzen wurde reingeschaut und alles abgetastet, den Kofferraum mussten wir aufmachen, zum Glück haben die Beiden nicht im Koffer rumgewühlt. Ganz wichtig, und das war nicht nur am Galton Gate so, war die Frage nach
Drohnen. Das scheint hier im Etosha ein großes Thema zu sein, wir denken, dass es mit der Wilderei
zu tun hat und sind froh, dass die Beamten ihre Arbeit gewissenhaft erledigen.
Ich greif mal vor, damit ich´s nicht vergesse: im Camp Kiwe war ein junges französisches Paar, die hatten eine Drohne mit im Gepäck. In einem Schuhkarton, nicht auf den ersten Blick erkennbar. Weil ich aber ein ganz ein neugieriger Schorsch bin hab ich gefragt, ob das eine Drohne ist. Die Antwort war "oui, oui ...", und sie lachten über´s ganz Gesicht. Ich hab dann noch auf englisch verscucht zu erklären, dass dieses Ding ja nicht grad das Gelbe vom Ei ist, aber entweder wollten sie mich nicht verstehen oder mein Englisch war "too bad". Keine Ahnung.
Ich hab dann die beiden sehr netten und freundlichen Polizisten am Galton Gate noch gefragt ob ich vielleicht ein Bild von ihnen machen dürfte, das wurde aber energisch und gestenreich abgelehnt. Schade, die Beiden haben ein richtig nettes Paar abgegeben.
Übrigens brauchten wir vom Dolomite bis zum Galten Gate zwei Stunden incl. der „Ausreise“, eigentlich ganz schön lang.
Vom Galton Gate geht´s dann auf schnurgerader Teerstraße in Richtung
Ruacana, die Straße ist einem sehr guten Zustand und nicht ein Schlagloch ist unterwegs zu sehen. Zwar ist die Strecke langweilig (die ersten 50 km geht´s entlang des Etosha-Parks), aber man kommt natürlich flott voran. Es sind auf der C35 bis Ruacana um die 220 km, dann geht´s links ab entlang des Kunene, zuerst noch 15 km auf Teer, die restlichen 45 km auf Gravel.
Überrascht sind wir, dass uns unser Navi unbedingt über
Opuwo zur Kunene-River-Lodge leiten möchte, wir trauen dem Frieden nicht und rufen in der Lodge an, wie denn die Straßenverhältnisse von Ruacana zur Lodge sind. Beim ersten Anruf war die Auskunft, na ja, die Straße sei in einem schlechten Zustand, es wäre wohl besser, über Opuwo zu fahren.
Das wollten wir aber nun gar nicht, denn Opuwo stand ja erst in 5 Tagen auf dem Programm. Also sind wir an der Stelle, wo die C41 (dort wo es nach Opuwo abgeht) unsere C35 kreuzt, zunächst mal 10 oder 20 km geradeaus weitergefahren und haben eine kleine Mittagspause mit einem Windhoek Lager eingelegt. Ein zweiter Anruf in der Kunene-River-Lodge (da hatten wir dann Hillary, die Besitzerin der Lodge, an der Strippe) ergab, dass wir es unter Umständen und vielleicht und eventuell ja mal probieren könnten, es kommt halt auf unser Auto drauf an, ob das genügend Bodenfreiheit hat usw. usw. Und außerdem wüsste man nicht, ob nicht vielleicht irgendein Rivier übergelaufen ist und und und …
Dass wir einen Duster haben, hab ich mal lieber nicht gesagt.
Also jetzt waren wir auch nicht viel schlauer, aber über Opuwo war für uns einfach keine Alternative - also düsen wir weiter, in Ruacana an der großen Straßenkreuzung sind wir bald, und vergessen dort vor lauter Anspannung, ob das doch hoffentlich mit der Straße alles klappt, in Ruacana vollzutanken und Bargeld abzuheben.
Ein absoluter Anfängerfehler und war wohl dem ganzen Wirrwarr mit dem Navi, den beiden nichtssagenden Anrufen in der Lodge und letztendlich auch unserer eigenen Unsicherheit geschuldet. Anstatt die Ruhe zu bewahren, Geld abzuheben, dem "Städtchen" Ruacana einen Besuch abzustatten, das Auto vollzutanken, vielleicht noch einen Schlenker zu den Ruacana Wasserfällen zu machen (die aber wegen des Staudamms annähernd trocken waren), düsen wir schnell schnell in Richtung Kunene- River- Lodge, vor lauter "Angst", es könnt ja unterwegs irgendwas sein.
Letztendlich war die Strecke von Ruacana zur Kunene-River-Lodge bis auf ein paar Wasserlöcher recht passabel, und unterwegs stellen wir fest, dass dieser Kunene River schon ein recht mächtiger Fluss ist.
Und die Landschaft hier ist ein absoluter Traum, wir kommen an etlichen Himbadörfern vorbei, die Leute sind gut drauf und winken uns zu, das scheint eine ganz relaxte Region zu sein. Wir sehen auch zum ersten Mal in diesem Urlaub Himbafrauen, die mit Ihren Kindern unterwegs sind, uns gefällt das alles hier sehr gut.
Und – wir werden nicht angebettelt! Wie oft denken wir an Casimodos und Esmeraldas Erlebnisse vor ein paar Jahren, als Ihnen halbwüchsige Kid´s einen Stein an die Windschutzscheibe geschmissen haben. Da schaut man schon manchmal genauer hin, was die Kinder in den Händen halten.
Und dann sind wir da: die
Kunene-River-Lodge, hier haben wir uns für die nächsten 2 Nächte eingebucht:
Der Check in geht flott und reibungslos, die Besitzerin Hillary und ihr Mann Peter erklären uns dies und das, wir beziehen unser Zimmer und fühlen uns, obwohl die Zimmer relativ unpersönlich und ohne Charme sind, sofort wohl:
Es gibt beim Zimmer noch eine große und überdachte Terrasse, ein schöner Platz mit einem schönen Blick in den Bananengarten.
Jetzt sitzen wir hier am Fluss auf der schönen Aussichtsterrasse und checken unsere emails mit zu Hause. Ein Beer-Shandy, ein Windhoek-Draught, der Kunene gleitet friedlich dahin, hier ist es schön. Drüben am anderen Ufer ist Angola, ein Reiherjunges wartet auf Futter, das Dinner für heute abend, nämlich ein T-Bone-Steak, ist gewählt, und für morgen haben wir eine
Himbatour und eine
sundowner Tour bestellt.
Mit einem jungen Camper-Pärchen verbringen wir bestimmt zwei Stunden in angeregter Unterhaltung an bzw. auf der Terrasse. Wir haben viel zu erzählen, sie noch viel mehr. Sie erzählen von Opuwo, von wo sie vor ein paar Tagen hochgekommen sind und wir werden neidisch, weil die jungen Leute immerhin eine Auszeit von 6 (!!!) Monaten genommen haben. Unter anderem waren sie satte zwei Wochen in Swakopmund, jetzt dann folgt Etosha und in einem oder zwei Monaten fahren sie nach Malawi. Ist das nicht ein Wahnsinn? Irgendwas machen wir da falsch.
Das junge Paar ist aus London, die Mutter von der supersympatischen Frau ist eine gebürtige Würzburgerin. Sie reisen ohne Plan, einfach drauflos – das ist beneidenswert und bei jeden Wort, das sie uns erzählen merkt man, wie sehr sie diese Reise genießen. Einfach nur KLASSE!
Schade, dass unser Koch sehr unflexibel ist.
Wir wollten das junge Paar zum Dinner einladen, aber das ist hier nicht möglich. Es war schon nach 17.00 Uhr, und nach 17.00 Uhr werden für das Abendessen keine Bestellungen mehr aufgenommen. Lächerlich - eigentlich wär ja das schon wieder so ein Ding, über das man sich aufregen könnte, wir aber nehmen´s so wie´s ist, geben den Beiden ein Bier aus und wundern uns über uns selbst, dass wir das so einfach schlucken. Anscheinend sind wir endlich in Afrika, wo halt alles ein bisschen langsamer und zäher geht, angekommen. Gott sei Dank, hat diesmal lang genug gedauert.
Das Dinner war eine ganz ausgezeichnete Nummer. Zur Vorspeise gab´s ein kleines Schälchen mit überbackenen Champignons, und das T-Bone-Steak war sensationell gut. Perfekt medium gebraten, man wurde schon bei der Bestellung am Nachmittag gefragt, wie man´s denn gern hätte, das war wirklich ein kulinarisches Erlebnis.
Todmüde fallen wir ins Bett. Es sind zwei große Betten, damit ist kuscheln schon mal vorprogrammiert. Und so beim Einschlafen denke ich mir dass ich eigentlich schon ein kleiner Feigling bin – ich bedauere es nämlich sehr, dass ich auf der Strecke am Kunene entlang diese hübsche Himbafrau, die uns lachend zugewunken hat nicht gefragt habe, ob ich ein Bild von ihr machen darf.