4.Tag (Montag 23.09.2013)
Swakopmund – Zebra-Canyon
320km
Gleich nach dem Frühstück verlassen wir die Spitzkoppe, wir haben heute noch einiges vor.
Der Himmel ist mit dünnen Schichtwolken überzogen. Das nimmt dem Land alle Farbe. Die D1918 zurück zur Küste ist deshalb noch trostloser als ohnehin schon. Dafür lässt sich die Strecke aber sehr gut fahren und wir sind rasch in Henties Bay. Da dies unsere allerletzte Versorgungsmöglichkeit für längere Zeit ist, machen wir den Tank randvoll, ziehen nochmals Bargeld am ATM und stocken im Spar unsere Vorräte noch ein wenig auf.
Dann geht es weiter nach Cape Cross. Ich war lange nicht mehr hier und es hat sich einiges getan seit meinem letzten Besuch. Das neue Besucherzentrum und den Laufsteg im Holzlook aus recyceltem Kunststoff kannte ich noch nicht.
Ich habe den Eindruck, dass sich derzeit nicht allzu viele Robben im Nationalpark aufhalten, wobei das in Cape Cross natürlich relativ ist. Verglichen mit anderen Robbenkolonien ist die Anzahl der Tiere immer noch gewaltig.
Der Gestank hält sich auch in Grenzen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie pikiert sich manche Besucher hier anstellen.
Bei der wogenden Masse, die hier vor einem liegt, fällt es mir immer schwer, einzelne Motive zu finden. Sowohl beim fotografieren, als auch nur beim beobachten. Dazu noch der bedeckte Himmel - da gibt es nur wenige Fotos.
Die Robbenkolonie versorgt aber auch andere Tiere. Schakale und Hyänen sehen wir leider nicht, es sind aber reichlich Möwen unterwegs.
junge Dominikaner-Möwe
Unser nächstes Ziel ist der Messum-Krater. Für mich Neuland. Hier waren wir noch nie. Nur wenige Kilometer nördlich von Cape Cross zweigt die Zufahrt zum Krater von der Küstenstraße ab. Da der Krater als sehr einsam gilt, bin ich verwundert, dass wir nicht auf einem Single-Track, sondern auf einer geschobenen Piste unterwegs sind. Zunächst führt die Strecke durch endlose Flechtenfelder. Als wir uns dem Krater nähern, kämpft sich auch die Sonne so langsam durch die Wolken.
Im Krater gibt es sogar einen Viewpoint mit betonierten Tisch und Bänken. Ein guter Platz für unser Mittags-Picknick. Allerdings ist der Krater auch von hier aus nicht als solcher zu erkennen. Aufgrund seiner enormen Größe ist das wohl nur aus der Luft möglich. Auf Fotos ist diese weitläufige Landschaft noch schwieriger wiederzugeben.
Inzwischen ist es heiß geworden. Wir fahren über riesige Schotterebenen. Am Horizont flimmert die Luft – eine Fata Morgana.
Im Krater biegen wir in Richtung Westen ab, unser Ziel ist die D2303. Hier finden wir die größte Welwitschias, die ich je gesehen habe.
Kaum haben wir den Krater verlassen, befinden wir uns wieder auf endlosen flachen Geröllebenen.
Erstaunt waren wir, hier in dieser Einöde auf Erdmännchen zu treffen. In diesem Habitat hätte ich sie nicht erwartet. Leider sind sie so weit entfernt, dass sie aufgrund der flimmernden Luft völlig verschwommen auf den Fotos sind. Ich kann Euch aber sagen, dass sie deutlich dünner waren, als die wohlgenährten Exemplare der Lodges und Gästefarmen.
Auf der D2303 blieben wir nur ein kurzes Stück und bogen dann Richtung Ugab ab. Hier an der Abzweigung gibt’s nur plattes Land und nichts deutet darauf hin, durch welch beeindruckende Schluchten-Systeme wir in Kürze fahren werden. Eine viertel Stunde später sind wir dann auch schon in der Schlucht, die uns von Süden zum Ugab führen wird.
Das sind die Landschaften, die ich liebe. Wir lassen uns Zeit, halten immer wieder an und genießen unsere Umgebung. Irgendwann dann ein kleiner Paß und wir blicken von oben in das grüne Tal des Ugab.
Der Kontrast zur lebensfeindlichen Trockenheit ringsumher ist echt krass. An einigen Stellen steht sogar noch Wasser im Ugab. Da habe ich das Tal schon deutlich trockener erlebt. Im Ugab und den angrenzenden Schluchten sehen wir Oryx, Springböcke und viele Kudus. Alle aber leider nicht in fotogener Position und ich bin kein Freund von „Beweisfotos“.
Dafür kann man im Schluchten-System des Ugab der Kontinentaldrift bei der Arbeit zusehen. Ich kenne nur wenige Gebiete auf der Erde, wo die Auffaltung der Gebirge so deutlich zu Tage tritt.
Nach nur 5km im Ugab biegen wir nach Norden in unser heutiges Tagesziel ein, den Zebra-Canyon. Weiß eigentlich jemand den korrekten geografischen Namen dieser Schlucht? Zebra-Canyon ist nur unser Arbeitstitel in Ermangelung wirklichen Namens.
In der Zwischenzeit ist ein kräftiger, kühler Wind aufgekommen. Trotzdem finden wir schon nach wenigen Kilometern eine wunderschöne Möglichkeit zum campen. Traumhafte Umgebung und dann auch noch relativ windgeschützt.
Nach dem Aufbau der Zelte gehe ich Brennholz sammeln. Nicht weit entfernt liegt eine umgestürzte Akazie, von der ich mir ein Stück abhacken will. Für den ca. 20cm dicken Ast brauche ich mit dem Beil fast eine halbe Stunde. Das Holz ist so unglaublich hart, dass es mir vorkommt, als würde ich auf eine Eisenstange eindreschen. Obwohl ich als Kletterer ja Finger und Arme ständig trainiere, sollte ich das Holz hacken noch mehrere Tage spüren.
Nach Sonnenuntergang zieht es langsam zu, so dass wir heute keinen Sternenhimmel sehen.
Zum Abendessen mache ich Oryx-Geschnetzeltes in Pfefferrahm-Sauce. Das Beste am Job des Kochs ist aber, dass ich nach dem Abendessen Feierabend habe, während sich die Mädels um den Abwasch kümmern. Mit Tagebuch schreiben und ein paar Gläsern Rotwein lassen wir den Tag ausklingen.