THEMA: 1996 (35 Tage Namibia, Chobe, Vicfalls)
04 Aug 2013 20:25 #298869
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  • afra am 04 Aug 2013 20:25
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Ein neuer Versuch - so kriegt man den Tag auch rum
;)

Namibia 1996, eingescannt, auf 600 * 800 verkleinert, hochgeladen und .... mal sehen, wie es geworden ist.

PS: Zu klein für Bele? Ich mache morgen weiter!
Letzte Änderung: 08 Aug 2013 16:22 von afra.
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04 Aug 2013 20:27 #298871
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Neee, bin nicht anspruchsvoll, wollte dir nur beschreiben, wie es aussieht. Kommt glaub immer drauf an, wie stark man verkleinert, bis es nicht mehr die ganze Zeile ausfüllt.

Dann schaff mal schön - ist eine ziemliche Quälerei - aber wir freuen uns hier ja schon drauf!

LG Bele
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04 Aug 2013 20:32 #298874
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Savuti, Moremi und dann Maun haben wir im Januar gemacht. Für 150 km 5 Stunden, war schon nicht ohne. Kann Euch verstehen
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05 Aug 2013 12:50 #298920
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So, es folgen jetzt die ersten Tage. Bilder füge ich später ein. ich habe gerade festgestellt, dass es nicht nur mengenmässig sondern auch qualitativ grosse Unterschiede zu heute gibt. :( Sind halt nur Erinnerungsaufnahmen.....

Entweder sind die Bilder verblasst, oder es liegt an der Jahreszeit und am Wetter. 1996 war ein sehr trockenes Jahr, Palmwag hatte anscheinend schon seit 2 Jahren keinen Tropfen Regen gesehen. Meine Bilder aus 2000 sind deutlich besser, obwohl mit derselben Spiegelreflex gemacht. War aber auch ein Regenjahr - Sossusvlei hatte Wasser.... Vielleicht stelle ich vergleichsweise ein paar ein. Mal sehen, wie lange das dauert.....

Schluss mit dem Vorgequatsche - es geht los:

Montag, 27. 5. 1996

Pfingstmontag, 13:45 Uhr: nun geht es also endlich los, hat die lange Vorbereitungszeit mit Planen, Organisieren und Packen ein Ende. Wieviel Reiseführer wurden gewälzt, wieviel Karten studiert, wieviel Kataloge besorgt und durchgearbeitet, wie oft die wahrscheinliche Kilometerleistung berechnet, die Routenführung wieder geändert?

Bis zu diesem Zeitpunkt herrscht katastrophales Wetter, aber auf der Fahrt über die Autobahn nach München gibt es gottseidank nur einen erheblichen Regenschauer. Wir stellen unser Auto bei einem ehemaligen Kollegen ab und lassen uns von ihm zum Flughafen bringen.

Wie bei uns nicht anders zu erwarten, sind wir viel zu früh am Flughafen - fast vier Stunden Wartezeit, incl. einer 35-minütigen Verspätung. Wir bummeln noch ein wenig über den Flughafen, schlabbern eine Goulaschsuppe und versuchen, die Aufregung mit ein oder zwei Weizenbier zu bekämpfen. Wer weiß, wann man so ein schön frisches Bierchen wieder bekommt?!

Der Nachtflug nach Windhoek gestaltet sich insgesamt als angenehm, Verpflegung und Service bei LTU sind in Ordnung, aber die Boeing 767 ist fast voll besetzt, und es ist ziemlich warm in der Maschine. Trotz einiger weiterer Bierchen ist bei mir an Schlafen nicht zu denken. Und R. tut auch nur so, als ob sie schläft, sie hört ebenfalls jede Veränderung bei der Lautstärke der Turbinen oder der anderen Teile des Fliegers, die sich akustisch bemerkbar machen. Fliegen gehört nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen – und fast zehn Stunden Flugzeit ziehen sich... Nach einiger Zeit weiß man nicht mehr, wie man sitzen soll, und es scheint so, als ob der Steißknochen sich durch die Haut bohrt. Aber auch der längste Flug geht einmal zu Ende, und wir landen problemlos zum zweiten Mal auf afrikanischem Boden.

Dienstag, 28. 5. 1996

Erfreulich das Auschecken: binnen einer halben Stunde sind wir durch die Zollkontrolle, das Gepäck ist vollständig vorhanden, und Tina M. von A. erwartet uns.

R. geht erst einmal Geld tauschen, eine sehr zeitaufwendige Geschichte! Zwischenzeitlich erzählt Tina mir von ihren letzten Kunden: die mußten ihren Urlaub vorzeitig abbrechen, weil sie einen ziemlich heftigen Unfall gebaut hatten. Die Frau saß wohl zum ersten Mal am Steuer, geriet auf ein tiefsandiges Wegstück, bremste fälschlicherweise und kippte dadurch den Wagen um. Dabei hat sie sich neben anderen Blessuren auch noch das halbe Ohr abgerissen... Das gibt mir doch arg zu denken, und ich nehme mir vor, daß ich, wenn es irgend geht, R. nicht ans Steuer lasse.

Wir beschließen, den bestellten Toyota - Hilux gleich zu übernehmen. Nach der Abwicklung der administrativen Geschichten bekommen wir unseren Weggefährten für die nächsten fünf Wochen das erste Mal zu Gesicht: sieht ganz gut aus, beige mit ein paar Streifen, wie ein Auto mit Vierradantrieb eben aussieht. Aber was hinten drin, oben drauf und unten drunter ist, unterscheidet sich doch ganz erheblich von den Fahrzeugen, die wir bisher benutzt haben. Hinten drin: Kisten und Kästen und Schüsseln und Schaufel und Grill und Kanister für Wasser und Sprit und Tisch und Stühle und Schalen und Kocher und Leuchten und Gasflaschen und Krims und Krams. Was sollen wir damit, und wie sollen wir mit diesem Zeug nur umgehen? Und obendrauf das Zelt - na ja, das ist wirklich leicht zu handhaben. Tina sucht uns noch zwei saubere Schlafsäcke heraus. Also, damit werden wir fertig!

Höflichkeitshalber höre und sehe ich mir an, was unter dem Auto ist - nämlich zwei Reservereifen. Aber das ist eigentlich ziemlich uninteressant, so etwas habe ich schließlich noch nie gebraucht.... Dann die ersten Meter mit der Kiste ins Hotel, Pension Steiner. Linksverkehr kenne ich ja aus Südafrika, aber das Einparken mit dieser sperrigen Kiste auf dem ziemlich engen Hotelparkplatz ist doch schon etwas heikel.

Da das Hotelzimmer noch nicht frei ist, bummeln wir erst einmal durch die City von Windhoek. Wir informieren uns, was in den diversen Lebensmittelgeschäften angeboten wird, besorgen in einer Apotheke die erforderlichen Tabletten für die Malariaprophylaxe, sehen erste Hererofrauen in ihren Trachten sowie unzählige kleine Kunstgewerbestände, die von meist jungen Schwarzen betrieben werden. In der „Kaiserkrone“ nehmen wir einen Salat zu uns, bevor wir im Hotel Siesta halten. Anschließen checken wir den Wagen noch einmal genau durch und entdecken weitere interessante Einzelheiten wie Braai-Topf, Werkzeuge für das Auto, Handfeger (!?) usw. Wir essen im Hotel, und an der Bar lernen wir später die Besitzer kennen. Der Mann ist Deutscher, war jahrelang im Außendienst in Süddeutschland tätig, hat hier auch seine Frau (Französin) kennengelernt, die beiden haben dann in Westdeutschland einen Campingplatz geführt, bis sie in Namibia eine Gästefarm übernommen haben. Aus irgendwelchen Gründen hat das nicht so geklappt, und nun versuchen sie ihr Glück mit der Hotel-Pension Steiner. Also auch ein unternehmungs- und reiselustiges Paar, und es wird ein informativer und fröhlicher Abend. Wir erfahren hier zum ersten Mal, daß die Deutschen und die Deutschstämmigen in Namibia eng zusammenhalten und praktisch jeder jeden kennt.

Mittwoch, 29. 5. 1996

Um 8:30 Uhr starten wir unsere Safari. Von anderen Touristen haben wir gehört, daß in einem Touristenoffice in der City weiteres Informationsmaterial zur Verfügung steht. Also hin! Auch eine gute Gelegenheit, R.s Qualitäten als Beifahrerin und Führerin zu testen... Nachdem sie dreimal vergeblich versucht hat, mich in verkehrter Richtung in eine Einbahnstraße zu lotsen, gibt sie schließlich auf, und wir finden das Office und anschließen auch den Weg aus der Stadt, Richtung Keetmanshoop. Schon kurz hinter Windhoek bekommen wir einen Eindruck davon, wie karg und öde, wie trocken und sandig, wie menschenleer und einsam, aber auch wie weitläufig und grandios dieses Land ist. Im Augenblick überwiegt jedoch ein wenig Enttäuschung - das hatten wir uns trotz der im Vorfeld dieser Reise durchgeführten umfangreichen Recherchen etwas anders vorgestellt... In die Informationen aus den Reiseführern haben wir wohl zuviel Wunschdenken hineininterpretiert.



Unser "Schlachtschiff"

Aber der Wagen läuft gut, nach anfangs etwas vorsichtigerer Fahrt bringe ich auf guter Teerstraße eine Geschwindigkeit von 120 km/h zuwege. Unseren Lunch nehmen wir in Mariental ein. Wir sind guten Mutes, fühlen uns wieder wohl auf der Straße, die ersten 270 km liegen ohne Probleme hinter uns, sind gut in der Zeit, um unser Etappenziel, den Kokerboomwald, rechtzeitig zum Sonnenuntergang zu erreichen. Aber kurz hinter Mariental schlägt jedoch das für mich von den himmlischen Mächten vorgesehene Autofahrerschicksal gnadenlos zu: der Wagen fängt mehr als gewöhnlich an zu schlingern, so daß ich ihn kaum auf der Fahrbahn halten kann. Gottseidank habe ich wegen einer vorher angezeigten Baustelle die Geschwindigkeit sowieso schon reduziert, ich kann den Wagen ohne Probleme am Fahrbahnrand abstellen. Aussteigen, nachschauen, erbleichen..., der linke Hinterreifen ist platt. Jetzt weiß ich, warum ich zwei Reservereifen mitführe!

Offensichtlich machen wir einen besonders hilflosen Eindruck, denn kurze Zeit später kommt der Kappo des Baustellentrupps (ein Weißer) und erkundigt sich nach unseren Schwierigkeiten. Nach einigem Suchen finden wir das erforderliche Werkzeug, er legt sich wie selbstverständlich unter das Auto und wechselt mir den Reifen. Das liest sich jetzt so einfach, aber bevor das Schloß an der Kette um die Reservereifen geöffnet, die Reifen heruntergekurbelt, die Kette gelöst, ein Reifen herausgewuchtet, der Wagen aufgebockt, der platte Reifen demontiert, das neue Rad angepaßt und festgeschraubt, das defekte Rad unter den Wagen gehoben, mit der Kette festgezurrt und mit dem Schloß gesichert, das Werkzeug verstaut und unser Gepäck eingeladen ist, vergeht sicherlich eine geschlagene Stunde. Und das, obwohl uns nach einiger Zeit noch ein schwarzer Arbeiter des Baustellentrupps zu Hilfe kommt... Ich leiste dabei mehr oder weniger nur Handlangerdienste und schwitze trotzdem aus allen Poren, denn die Sonne brennt gnadenlos. Ich freue mich riesig über die spontane Hilfe, so daß ich mich viel zu großzügig bedanke: der Kappo, der die Hauptarbeit geleistet hat, bekommt von mir 100 N$, sein Adjudant 50. Einheimische Weiße hätten da sicherlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen - wieder solche blöden Touries, die die Preise verderben. In diesem Augenblick ist mir das die Sache jedoch wert, denn allein wäre ich sehr, sehr hilflos gewesen.

Und R. erstaunt mich wirklich während dieser Stunde - sie hält mehr oder weniger ihren Mund, zeigt sich sehr kooperativ, erteilt keine guten Ratschläge und macht mir vor allen Dingen keine Vorwürfe, daß ich anders hätte fahren sollen oder mich besser informieren oder, oder, oder. Da ist man mit seiner Tussi (!!!) über dreißig Jahre verheiratet und kennt sie immer noch nicht richtig! Es verspricht also, trotz dieser Reifenpanne, ein harmonischer Urlaub zu werden.

Die Weiterfahrt zum Kokerboom Forest gestaltet sich ohne Schwierigkeiten. Wir sind sogar so rechtzeitig da, daß wir diese nur in Namibia beheimateten Riesenaloen vor der untergehenden Sonne photographieren können.



Unsere Unterkunft ist einmalig: wir haben einen Vierzimmerbungalow für uns alleine und einen Riesentisch mit drehbarem Mittelteil im Wohnzimmer. Das Essen wird uns im Bungalow serviert, der Wein ist kühl und fruchtig, und es steht eine Menge Bier im Kühlschrank. Wir genießen den Abend, lassen die Ereignisse des Tages an uns vorüberziehen, werden uns allmählich bewußt, daß uns ein abenteuerlicher Urlaub bevorsteht, einigen uns darüber, welches das Kreuz des Südens ist (ein weiteres Indiz für einen harmonischen Urlaub), trinken noch ein, zwei Bierchen und schlafen tief und fest.
Letzte Änderung: 09 Aug 2013 18:39 von afra.
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05 Aug 2013 13:54 #298929
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Hallo Ruth,

vielen Dank für deinen Reisebericht, er liest sich jetzt schon sehr amüsant B)
Bin schon gespannt auf die zugehörigen Bilder!

Schöne Grüße
Sonja
Namibia 2013: Die Ersttäter-Tour
www.namibia-forum.ch...er-namibia-2013.html

Namibia/ Botswana 2015: Auf den Spuren der Elefanten
www.namibia-forum.ch...am-zim-bot-2015.html

Namibias Süden + KTP 2017
www.namibia-forum.ch...-sueden-und-ktp.html

Südafrika 2020: Von Kapstadt nach Port Elizabeth
www.namibia-forum.ch...-port-elizabeth.html
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05 Aug 2013 18:23 #298974
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Donnerstag, 30. 5. 1996

Wir frühstücken früh und gut und fahren anschließend eine kurze Strecke zum „Giants Playground“. Der Name besteht absolut zu Recht: wir laufen ca. eine Stunde durch ein irres Gewirr von Felsen, Felsformationen, anscheinend willkürlich aufgehäuften Felsbrocken unterschiedlichster Farben und Formen, bewachsen mit einzelnen Köcherbäumen, die hier viel besser wirken als im Köcherbaumwald direkt bei der Farm. Dieses Areal erweckt wirklich den Anschein, als ob sich hier Riesen ausgetobt hätten. Wir sind begeistert, das ist so ganz nach unserem Geschmack.

In Keetmanshoop tauscht R. noch einmal und genauso zeitaufwendig Geld. Nur mit dem Unterschied, daß man sie hier um 800 N$ „betuppen“ will. Aber die kennen R. noch nicht - mit Händen und Füßen, mit Kugelschreiber und Papier und mit dem, was ihr verbal in englischer Sprache einfällt, also kurz, mit allem, was ihr zur Verfügung steht, korrigiert sie den „Irrtum“.

Seeheim liegt laut Karte ca. 50 km von Keetmanshoop entfernt. Hier wollen wir noch einmal etwas Proviant einkaufen und evtl. zu Mittag essen. Doch trotz intensivster Suche, drei- oder viermaligem Anlauf: dieses Kaff ist nicht zu finden. Also: Ohne Nahrungsaufnahme zum Fish River Canyon, ca. 120 km Staubstraße zum View Point. Am Parkeingang können wir Gottseidank Wasser und ein paar Kleinigkeiten kaufen. Am Aussichtspunkt öffne ich dann, nicht ganz ohne Blutvergießen (unbekannte Dosenöffner haben es in sich, „scheiß Technik“), zwei Dosen Bohnen, und wir picknicken das erste Mal.



Der Canyon, zumindest an dieser Stelle, ist eher enttäuschend. Kein Vergleich mit dem Grand Canyon, und auch andere Schluchten, die wir gesehen haben, waren viel imposanter. Außerdem knallt die Sonne wieder gnadenlos vom Himmel, außer am Picknickplatz kein Fleckchen Schatten, es weht ein heißer, starker Wind, alles kommt uns so öde, so trocken, so trostlos vor, kurzum, wir beschließen, nicht in Ais - Ais zu übernachten, sondern in Richtung Lüderitz weiterzufahren. Sind ja schließlich nur ca. 400 km, und es ist noch nicht einmal zwei Uhr nachmittags. Unterwegs soll es laut Beherbergungsführer ja auch zwei Hotels geben, also jede Menge Sicherheit für uns.







Aber die Strecke zieht sich, schon um wieder auf die Teerstraße zu kommen, brauchen wir weit mehr als eine Stunde, und das Hotel in Goageb besteht nur noch aus Ruinen. Also weiter nach Aus, doch ab jetzt wird es richtig bergig, der Gegenwind erreicht fast Sturmstärke, bläst so stark, daß es das Dachzelt auseinanderfaltet. Auf den langen Steigungen ist sogar der dritte Gang gefordert, nur mit Mühe und Vollgas erreiche ich 60 km/h. Es ist schon dunkel, als wir endlich Aus erreichen. Hier soll es gemäß Beherbungsführer das zweite Hotel geben, das Bahnhofshotel. Wir fahren eine steile Straße hinunter in den Ort hinein und versuchen, uns zu orientieren. Der Bahnhof liegt links von uns, also kann das Hotel doch auch nicht weit entfernt sein! Der ganze Ort ist fast dunkel, man kann kaum etwas erkennen. Plötzlich entdecke ich im Restlicht ein Schild: „Bahnhofshotel“, wir parken direkt davor, aber das Haus liegt wie ausgestorben vor uns. R. geht trotzdem über eine lange Veranda bis zur Bar. Drinnen brennen zwei Kerzen, ein Weißer hockt hinter und ein Schwarzer vor dem Thresen, sie knobeln. Das Hotel ist geöffnet, lediglich der Generator ist defekt, und Aus ist nicht an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. Im Schein einer Petroleumlampe besichtigen wir unser Zimmer, mit Hilfe der Taschenlampe entladen wir das Fahrzeug. R. nimmt ein heißes Bad, denn es ist bitter kalt geworden, inzwischen hat der defekte Generator seinen Dienst wieder aufgenommen.

In der Nacht wachen wir von einem seltsamen Geräusch auf: es regnet. Wir sind erst drei Tage in Namibia und haben genau das Wetter, mit dem wir Deutschland verlassen haben, nämlich Novemberwetter. Alle, die wir morgens treffen, begrüßen uns mit dem Ausspruch „Oh, what a nice weather! We are lucky!“ Vorerst denken wir noch, daß die Leute hier ganz schön beknackt sind, aber für ihre Freude sollten wir im weiteren Verlauf unserer Reise noch Verständnis empfinden.



Auf dem Weg zum Bahnhofshotel Aus
Letzte Änderung: 09 Aug 2013 18:54 von afra.
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