19. Mai 2012
Sossus Dune Lodge und Umgebung
oder auch: Tag der Highlights!
Teil 1: „The Missing People Tour“
Ich habe wirklich lange überlegt, wie ich den Bericht zum 19. Mai beginnen soll. Aber ich denke, am Besten beginne ich mit einer Erklärung. Der Erklärung, wie es überhaupt dazu kommen konnte, in der Missing People Tour zu landen…
Und das kam so: Gabi und ich - noch ein bisschen dieselwasserfilterpumpengeschädigt - hatten am Vortag beschlossen, dass wir eher nicht selbst zum Dead Vlei fahren wollten. Nicht unbedingt, weil wir Angst davor hatten, Peggy einzugraben – hier waren wir uns recht sicher, dass genügend freundliche Leute auf der Strecke vorbeikämen, die uns helfen würden im Fall des Falles. Nein, wir hatten die Befürchtung uns einzugraben und dadurch unsere Verabredung mit dem Sonnenaufgang auf der Düne zu verpassen
.
Außerdem schwang die Begeisterung über die Living Desert Tour mit Chris Nel noch nach, sodass wir uns von der angebotenen guided Tour von der Sossus Dune Lodge noch ein paar interessante Informationen und Drumherum über die Wüste erhofften.
Es sollte anders kommen…
Zuerst klingelte aber der Wecker … frühmorgens … irgendwann um kurz vor halb fünf…
! Halb fünf ist nun wirklich keine nette Zeit zum Aufstehen – es sei denn man hat ein Date mit dem Sonnenaufgang auf der Düne, fand ich. Gabi fand einfach nur, dass halb fünf keine nette Zeit zum Aufstehen sei!
Pünktlich um kurz vor fünf standen wir also an der Rezeption der Sossus Dune Lodge und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Unser Guide – ich werde ihn auch nachfolgend einfach Willi (den Dritten
) nennen, mir ist nämlich ehrlich gesagt sein richtiger Name entfallen
, vielleicht habe ich ihn aber auch verdrängt…
– empfing uns mit warmen Kaffee und Tee und meinte, dass wir noch auf drei Paare warten würden. Zwei davon kamen auch sofort um die Ecke gebogen. Von Nr. 3 war keine Spur!
Irgendwie wäre es ja naheliegend gewesen kurz zum Zelt der beiden zu gehen und nachzusehen, ob dort Licht brennt oder die beiden schlicht verschlafen haben. Dies schien aber für Willi keine Option. Also warteten wir einfach … und warteten … und warteten
… bis Willi nach etwas über 15 Minuten auffiel, dass wir jetzt ja schon voll spät dran wären
und nun schleunigst aufbrechen müssten. Unsere achtköpfige Gruppe hatte sich somit auf sechs Köpfe reduziert.
Also alle vorhandenen sechs Personen ab ins Auto und ab ging die Post.
Die, die schon einmal vor Ort waren, dürften sich daran erinnern, dass im Park ja eigentlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h herrscht. Nicht an diesem Morgen! Willi breschte mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 120 Stundenkilometern in der einsetzenden Morgendämmerung den Wüstenhighway entlang, immer fleissig den kreuzenden Hasen ausweichend
, während sechs Insassen im Auto inständig hofften, dass die Springböcke von gestern Abend zwischenzeitlich die Straße verlassen hatten.
Am 4x4 Parkplatz angekommen, wurden wir dann von Willi hektisch aus dem Auto geherdet. Wir sollten uns beeilen und schnell die Big Daddy Düne hochwandern. Oben sollten wir dann auf ihn warten, damit er mit uns ins Dead Vlei könne. Okay… also rauf auf die Düne, rein in den Tiefsand – was braucht man morgens um sechs Uhr mehr?
Wir stapften also los, erklommen mit einigen anderen Touristen die Düne,...
... begrüßten die Sonne,...
... die das Dünenmeer unter uns in wunderschönem Licht badete ...
und … ja und?
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass wenn Leute eine Düne besteigen, sie immer weiter und weiter laufen?
Nun muss ich aber auch zugeben, dass es meist schwer ist zu beurteilen, wo genau „oben“ auf so einer großen Düne ist. Willi hätte deshalb vielleicht sagen sollen, er träfe uns in der Mitte des Dünenkamms … geholfen hätte es überhaupt, wenn er denn überhaupt gekommen wäre …
So standen wir also in der aufgehenden Sonne auf der Düne, guidelos wie wir waren. Was sehr nett war und der Ausblick famos
– nur: Hatten wir nicht eigentlich eine guided Tour gebucht
? In der Gruppe kam die Diskussion auf, was denn nun zu tun sei. Und so beschlossen die anderen zwei Päärchen noch ein bisschen weiter die Düne entlang/hinauf zu laufen, bis Willi eben auftauchte. Was er nicht tat
… und so liefen die vier weiter …
Gabi und ich beschlossen, nicht mehr großartig weiter zu laufen, brachten uns schon mal in perfekte Abrutschposition ins Dead Vlei und genossen einfach den Ausblick und die Stille…
bis ja …
...bis endlich unser Willi kam …
Der fand es scheinbar gar nicht bedenklich nur mich auf der Düne anzutreffen (Gabi war gerade noch ein paar Meter auf der Düne marschiert). Er setzte sich frohen Mutes neben mich und pfiff laut los
. Dann erzählte er mir fröhlich, wie toll er die Stille hier fände und die Natur und ob ich und meine Schwester das auch so fänden. Und pfiff…
Hhhmm, also Gabi und ich wurden ja während dieser Reise für vieles gehalten
– aber Schwestern
? Dass Gabi, groß und blond, und ich, klein und brünett, und wir beide uns gegenseitig so gar nicht ähnlich Schwestern sein könnten, also darauf war noch niemand gekommen…
Und dann pfiff er wieder…und wieder…und wieder …
Ich entschied mich dagegen für Aufklärung hinsichtlich der Schwestersache zu sorgen, rang mich aber dazu durch, ihn zu fragen, warum er denn bitte ständig pfiff.
Die Antwort? „Ja damit die anderen aus der Gruppe zu uns kommen!“
Hhhmmm, …………….von unserer Gruppe war mittlerweile nur noch Gabi zu sehen, die etwas entfernt stand und sich von dem Pfeifen sichtlich nicht angesprochen fühlte, sondern mir nur einen entgeisterten Blick zuwarf … der Rest der Truppe war hinter der nächsten Dünenbiegung schon längst verschwunden und auch sonst fühlt sich niemand oder irgendetwas von Willis Pfeifen angezogen.
Wir erlaubten uns festzustellen, dass die anderen schon weiter gegangen wären und ihn sicherlich nicht mehr hören könnten (darauf hinzuweisen, dass Pfeifen nicht unbedingt das Mittel Nr. 1 zur Touristenbeschwörung in der Wüste sei, haben wir verzichtet
), was großes Entsetzen bei Willi auslöste. Ja, warum man nicht auf ihn gewartet hätte? Und ob wir uns wirklich sicher wären, dass die anderen vier nicht zu uns kämen?
Hhhmmm, vielleicht weil er eine gefühlte Ewigkeit nicht erschienen war, versuchten wir ihm einigermassen diplomatisch nahezulegen… Aber, er habe doch nur mit einem Kollegen geplaudert … nunja, darauf fiel uns beim besten Willen keine diplomatische Antwort ein
…. Und was er jetzt machen solle? Es folgte ein kurzer leicht panischer „They are missing! They are missing! They are really missing!“ – Monolog bis er hoffnungsvoll abermals pfiff!
Er wartete - kein Tourist weder von unserer Gruppe, noch einer anderen, kam um die Ecke gebogen. … Dann packte er sein Fernglas aus und blickte damit in die Ferne… Ob wir ihm sagen könnten, wie die anderen vier denn genau aussähen?
Öhm … ja ….
Zugegeben: Der Typ ging uns langsam echt auf die Nerven!
So schlugen wir ihm vor, dass er doch die anderen vier auf der Düne suchen solle, während wir ins Dead Vlei hinabrutschen würden und dort auf ihn und den Rest der Truppe warten würden. Der Vorschlag fand zwar keinen großen Anklang, allerdings ließen wir ihm keine weitere Wahl und machten uns auf den Weg nach unten.
Im Deadvlei trafen wir auf Thorsten und Sabine, die sich selbst durch den Tiefsand gekämpft hatten – worüber wir sie in diesem Moment tierisch beneideten. Die beiden lachten sich zuerst einmal über unsere Missing People Tour schlapp, leisteten uns dann aber muntere Gesellschaft während wir darauf warteten, ob irgendwann noch irgendwer erscheinen würde…
...