THEMA: Dreckig ist relativ - 18 Tage Camping in Namibia
04 Sep 2011 13:08 #203784
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Montag, 01.08.2011

Um 3 Uhr kommt er wieder, der Ost-Sturm und bläst unaufhörlich Sand in jede Ritze. Auch diese Nacht brauchen wir unsere Schlafsäcke nur zum Festhalten, denn das Thermometer fällt nicht unter 20°C. Die eigentlich für heute geplante Delphin-Tour lassen wir ausfallen. Bei dem Sturm ist die Chance Tiere zu sehen gleich Null und nur um durchgeschüttelt zu werden, könnten wir auch im Zelt bleiben.
Kaum rausgeklettert, werden wir mal wieder gesandstrahlt. Wir versuchen irgendwie möglichst sandfrei zu bleiben, doch nach gefühlten 100 Mal Händewaschen, ständigem Tuch-vor-das-Gesicht-ziehen und Hut-aus-den-Büschen-holen geben wir genervt auf. Wir beschließen das Frühstück beim deutschen Bäcker in Swakopmund einzunehmen.
Völlig verdreckt (zumindest fühlen wir uns so) genießen wir dort die windfreie Zone.
Wir verbringen den Tag in der Stadt und stöbern auf der Suche nach Souvenirs durch die schönen Läden. Der Wind lässt wiedermal mit der Mittagszeit nach. Am Ende unserer Shoppingtour bin ich stolze Besitzerin eines Kudu-Leder-Süd-Westers und als gemeinsames Andenken musste ein Salatbesteck aus Horn herhalten.
Nachmittags fahren wir noch den Welwitschia-Drive, sehen Springböcke und bestaunen die Mondlandschaft.
Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder am Campingplatz und genießen bei Baked Beans die Ruhe (vor dem Sturm?).

Campingplatzbewertung

Sophia Dale Basecamp
schöner, sauberer, gepflegter Campingplatz mit sehr netten Gastgebern
neues Restaurant, das sehr empfehlenswert ist,
super leckere Fleisch- und Wurstauswahl aus eigener Herstellung
Es hat uns sehr gut hier gefallen.
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04 Sep 2011 15:18 #203795
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Dienstag, 02.08.2011

Wir wachen morgens auf und merken, dass irgendwas fehlt. Ja, genau, das Zelt wird nicht durchgerüttelt und es fehlt das Getöse des um den Wagen peitschenden Sandes. Kein Sandsturm an diesem Morgen! Wunderbar! :laugh:
Wir stecken die Köpfe raus und sehen das, was den Reisenden dem Reiseführer und auch den einheimischen Erzählern zufolge, hier jeden Tag (bis auf 30 Ostwindtage im Jahr) erwartet. NEBEL! :huh:
Zwar ist der Nebel hier nicht dicht, denn wir befinden uns ja in der nebelfreien Zone, aber er ist deutlich zu sehen.
Da Peter gestern bei den Souvenirs leer ausgegangen ist, fahren wir heute Vormittag noch mal in die Stadt. Vorher haben wir uns von Manfred noch mit Fleisch für den restlichen Urlaub versorgt. Der Nebel wird immer dichter, je näher wir der Küste kommen. Nach Einkauf von T-Shirt und Armband für Peter machen wir uns auf den Weg zur Spitzkoppe.
Die Strecke führt uns vorbei an Wellblechhütten und einfachsten Holzhütten an der Straße, die als Verkaufsstände für Schmuck, Deko-Artikel und Mineralien genutzt werden. Kleine Kinder und Frauen kommen heraus gerannt und winken, sobald sie unser Auto hören. Da die Koffer schon gut gefüllt sind mit Andenken und wir genug Mineralien selbst gefunden haben, halten wir jedoch nicht an.
An der Spitzkoppe werden wir vom Parkmanager in Empfang genommen, der uns nett in die Gegebenheiten einweist. Duschen und Wasserklosets gibt es nur am Eingang des Camps. Die einzelnen Stellplätze haben Plumpsklos im näheren Umkreis. Wir erfahren, dass außer uns noch 8 andere Camper da sind. Der hintere Teil des Parks ist zur Zeit für Touristen gesperrt und der Zugang nur mit Führung möglich. Genauso wie der Zugang zu den Felsmalereien. Der zufällig dazugekommene Guide erklärt uns, dass er in 1,5 Stunden wieder auf Tour gehen würde und wir heute mit 60%iger Wahrscheinlichkeit Leoparden sehen könnten.
Die Strecke bis zu den Stellplätzen auf der Sundowner-Seite ist sehr holprig. Wir wundern uns, wie es einige Camper mit einem normalen Auto geschafft haben, hier durchzukommen. Platz 10 ist noch frei und gefällt uns und so laden wir schon mal Holz, Tisch und Stühle aus und essen eine Kleinigkeit. Dann machen wir uns Tourfertig und fahren wieder zum Eingang. Es stellt sich heraus, dass wir die einzigen Teilnehmer sind und wir mit unserem eigenen Auto fahren müssen. Francis, unser Guide, steigt zu uns in den Wagen und los geht’s. Der erste Stopp ist das kleine „Bushman’s Paradise“. Er erklärt uns die zu sehenden Felsmalereien. Außerdem bekommen wir eine kleine Lektion in der Klick-Sprache der Buschmänner.


Dann geht es weiter in den hinteren Teil zur Zeichnung der „kopflosen Schlange“. Dort wandern wir durch die Höhle in der einst vielleicht die Menschen hier dieses Ungetüm entdeckt haben könnten, bevor sie das Bild an die Felsen bannten, wie Francis uns erzählt. Außerdem macht er uns auf die Zebraherde aufmerksam, die friedlich grasend am Fuße der Spitzkoppe steht. Diese sind mit Grund dafür, dass der Teil des Parks gesperrt ist. Das Dorf hat sie angeblich nach den hier statt gefundenen Dreharbeiten zu „10000 BC“ geschenkt bekommen. Der andere Grund ist der angebliche Vandalismus der Touristen an den Felsmalereien. Wir können uns das nicht so recht vorstellen, da dies hier irgendwie nicht der Platz für den oberflächlichen Massentouristen ist.
Die Tour führt uns auch noch zum Felsenbogen, den wir später jedoch noch mal ohne Francis ausgiebig erkunden.

Auch das große „Bushman’s Paradise“ erkunden wir noch auf eigene Faust. In der Nachmittagssonne ist das ein sehr inspirierender Ort. Wir teilen ihn mit vielen Eidechsen, Vögeln und mindestens einem Felsenwaran.


Zurück am Platz schüre ich das Feuer und bereite den Braai vor, während Peter noch ein wenig den Hang hinaufkraxelt, um Fotos von dem atemberaubenden Panorama bei Sonnenuntergang zu machen.

Nur ab und an hört man leise die anderen Camper.
Heute gibt’s Rücken vom Kudu, Kartoffeln und Salat. Als es dunkel ist, packt mich ein wenig die Ehrfurcht vor der Natur und den sicher hier lebenden Leoparden und ich verkrieche mich lieber ein wenig früher ins Zelt.

Campingplatzbewertung

Spitzkoppe Community Camp
schöne, sehr naturnahe Plätze
für alle, die die Einsamkeit lieben
nur Plumpsklos (außer am Eingang)
Duschen nur am Eingang
kleine Bar am Eingang
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04 Sep 2011 18:12 #203823
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Mittwoch, 03.08.2011

Da wir gestern doch schon alles hier gesehen haben, was wir sehen wollten, und mir immer noch ein wenig der Eindruck nachhängt, vom Leoparden beobachtet zu werden,:blush: machen wir uns nach einem guten Frühstück auf den Weg Richtung Ameib Ranch. Vor allem Peter möchte zu gerne „Bulls Party“ sehen.
Wir kommen wieder an vielen Wellblechhütten und Ziegenherden vorbei. Ab und zu kreuzen Eselkarren unseren Weg.
Das Eingangstor zur Ameib Ranch wirkt auf uns schon fast abschreckend.

Wir sind ehrlich gesagt auch sehr erstaunt, als uns von innen von 2 Männern in Tarnfarbenkleidung geöffnet wird, die uns ziemlich genau ausfragen, woher wir kommen, was wir wollen und wie lange wir bleiben.
Auf der Farm angekommen, führt uns ein anderer „Soldat“ zum Büro, in dem wir uns fühlen, wie in eine andere Zeit versetzt. Eine ältere hellhäutige Dame sitzt mit einigen Katzen umgeben inmitten von Antiquitäten und ausgestopften Jagdtrophäen an einem Schreibtisch und kümmert sich um ihre Korrespondenz, während ihre Angestellten sehr geflissentlich zur Stelle eilen, um sich um uns zu kümmern. Wir sind irritiert und fühlen uns hier nicht so wirklich wohl. Definitiv sind wir froh, hier keine Übernachtung eingeplant zu haben.
Das Farmgelände ist traumhaft. Mit vielen Wanderwegen durchzogen, für die wir leider genauso wenig Zeit heute haben, wie für Philips Cave. Aber es wird ja hoffentlich ein 2. Mal Namibia geben. Für Bulls Party nehmen wir uns eine Stunde Zeit, obwohl man allein hier sicher einen halben Tag verbringen kann. Beeindruckende Felsformationen haben Wind, Sand und Wasser hier hinterlassen. Wahnsinnig viele Vögel und Eidechsen, Libellen und andere Krabbeltiere bekommen wir zu Gesicht. In der Ferne sehen wir Esel weiden.

Nach einem kurzen Picknick machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Zwischen Farmhaus und Ausgangstor ruft Peter plötzlich: „Schnell, Foto raus!“ Mitten auf der Straße steht unsere erste Giraffe. Wir können es kaum fassen.

Unser Tagesziel heute ist die Brandberg White Lady Lodge.
Das Farmhaus oben mit den beiden Pools, dem Restaurant, Bar und wunderschönen Garten macht eine tollen Eindruck und wir überlegen, ob wir hier nicht direkt 2 Nächte bleiben sollen. Leider teilt man uns mit, dass die Wüstenelefanten zur Zeit nicht hier in der Nähe seien und man auch nicht auf eigene Faust am Brandberg wandern dürfe.
Auf der Campsite angekommen, ist schnell der Entschluss gefasst auf keinen Fall noch eine zweite Nacht zu bleiben. Dies ist definitiv der schlechteste Platz bisher auf der ganzen Tour. Wir sehen uns ein bisschen um, kochen Spaghetti und essen zu Abend. Währenddessen erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Ugab, der uns ein wenig entschädigt.



Campingplatzbewertung


Brandberg White Lady Lodge

ungepflegte und lieblose Campsite
keine sauberen Sanitäranlagen
schlechtes Preis-/Leistungsverhältnis
hat unsere Erwartung überhaupt nicht erfüllt
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04 Sep 2011 18:18 #203826
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Donnerstag, 04.08.2011

Heute Nacht war auf dem Platz ein lautes großes Tier zu vernehmen, dass die Mülltonnen umgeschmissen und ausgeräumt hat. Wir vermuten eine Hyäne oder ähliches und begeben uns morgens auf die Suche nach Spuren. Immerhin hat nachts der Farmhund angeschlagen und versucht, das Tier zu vertreiben.
Wir finden Tatzenabdrücke, die wir leider jedoch nicht so genau studieren können, da schon diverse Vögel hindurch gehüpft sind. Als ein Angestellter vorbei kommt, um den entstandenen Schaden zu beseitigen, fragen wir ihn, um was für ein Tier es sich gehandelt haben könnte. Er lacht und sagt uns, dass dieses wilde Tier der Farmhund selbst gewesen sei. Dies tut er Nacht für Nacht und tut dabei noch so, als würde er ein anderes Tier in die Flucht bellen. :silly:
Heute wollen wir schon ein Stück in Richtung Etosha kommen, damit die Etappe morgen nicht zu lang wird.
Wir machen uns auf den Weg zum „verbrannten Berg“ und den „Orgelpfeifen“. Twyfelfontein wollen wir aus Zeitmangel links liegen lassen und dafür noch den „versteinerten Wald“ anschauen. Wieder begegnen uns auf der Straße nur wenige Autos, eine Straßenräummaschine und ein paar Eselskarren. Links und rechts und manchmal auch mitten auf der Straße stehen grasende Ziegen, Rinder und Esel. Immer wieder Wellblechdörfer und Verkaufsstände. Hier tanzen sogar einige Himba-Frauen vor den Ständen, damit man anhält.
Bei den Orgelpfeifen (ein Rivier voller Basaltsäulen, deren Anordnung an eine Orgel erinnert) genießen wir die Ruhe, suchen und finden schöne Steine und machen viele Fotos. Peter testet sogar das Klangvolumen.


Der verbrannte Berg überfordert leider Peters Kamera. Die irre Farbgebung bleibt wohl somit nur in unserer Erinnerung.
Auf dem Weg zum „versteinerten Wald“ begegnen uns einige private Schilder, die auf die Farmen links und rechts der Straße hinweisen, wo es auch Fundstellen der prähistorischen Zeugen zu geben scheint. Da wir jedoch unsicher sind, was uns erwartet, folgen wir lieber den offiziellen Schildern. Hinterher erfahren wir von Namibia-Kennern, dass es sich mehr gelohnt hätte, sich das Ganze auf einer der Farmen anzuschauen.
Auf dem Parkplatz erwarten uns bereits zwei Hummeldumm-Busse, deren „Insassen“ wohl bereits fertig sind und auf ihr frisch zubereitetes Mittagessen warten.
Wir sehen uns derweil mit unserer nicht besonders motivierten Führerin die vor vielen Millionen Jahren versteinerten Baumstämme an.
Nach einem kurzen Picknick und einer Tasse Kaffee machen wir uns auf zur Ugab Terrace Lodge, auf deren Campsite wir heute übernachten wollen.
Die Lodge ist herrlich gelegen. Wagemutig versuche ich mit dem Hilux den Berg hochzufahren. Auf halber Strecke lasse ich jedoch Peter weiterfahren. Links und rechts geht es steil bergab. Auf dem Hochplateau angekommen beneiden wir ein wenig die Gäste, die sich oben ein Häuschen leisten. Denn hier hat man eine klasse Aussicht auf die Fingerklippe und das ganze Ugab Tal. Einfach wunderschön.


Die Campsite am Fuß des Berges ist jedoch auch sehr empfehlenswert. Wir suchen uns Platz Nr. 3 aus. Nach einem der schönsten Duscherlebnisse (Scenic View bei Sonnenuntergang) in Namibia schmeckt das Fleisch vom Grill noch mal so gut.



Campingplatzbewertung


Ugab Terrace Lodge

klein aber fein
saubere Sanitäranlagen mit Rundumblick über das Tal
naturnah und trotzdem aufgehoben
wir fühlten uns hier sehr wohl
Letzte Änderung: 04 Sep 2011 18:20 von Dreamer.
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04 Sep 2011 20:22 #203839
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  • heuchef am 04 Sep 2011 20:22
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Wie immer, die Geschmäcker - oder Erwartungen -sind verschieden.
Wir waren im Juli 2011 das dritte mal auf der Campsite der White Lady Lodge . Es ist sicher nicht der große Luxus, aber die Landschaft und das Ambiente dort gefällt uns!

Der Blick auf den Brandberg ist großartig.





Die Plätze liegen weit auseinander, so dass man in der Regel seine Ruhe hat. Und die Duschen sind, wenn der Donkey beheizt ist, in Ordnung.

Also für uns: nächstes mal wieder als Ausgangspunkt für Brandberg West...

Grüße

Helgi
Reisebericht 2012: 8 Löwen und ein Oryx
Letzte Änderung: 05 Sep 2011 05:21 von heuchef.
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05 Sep 2011 06:46 #203851
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  • Dreamer am 04 Sep 2011 13:08
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Hallo heuchef,
die Aussicht hat auch wirklich wieder was rausgeholt. Vielleicht war auch unsere Erwartung einfach anders, als wir den Platz gebucht haben. Dann kam dazu, dass wir enttäuscht waren, weil wir eigentlich wandern wollten, dies jedoch wohl nicht durften. Die Dame an der Rezeption war zwar nett, hat aber unsere Fragen nicht beantworten können, da sie es schlichtweg nicht wirklich wusste (vermutlich) usw. da kam wohl einiges zusammen. Insgesammt haben wir einfach viel schönere und persönlichere Plätze gehabt auf unserer Reise.
Die Campsite der Brandberg White Lady Lodge ist dann eher mit den Halali oder Okaukuejo vergleichbar (vom Ambiente) und die Duschen und Toiletten waren, als wir da waren, wirklich nicht sauber.

Also nichts für ungut.

Liebe Grüße
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