Auf direktem Weg fuhren wir Richtung Küste und erreichten die Hauptstraße in Höhe der Robbenkolonie Cape Cross. Auf den letzten Kilometern Richtung Atlantik nahm die Temperatur mehr und mehr ab. Während wir im Messum-Krater noch 26 Grad hatten, zeigte das Thermometer am Meer nur noch 13 Grad an.
Beim Bezahlen der Eintrittsgebühr sahen wir im Registrierungsbuch, dass Sönke, Sandra und Lia kurz vor uns angekommen waren. So trafen wir die drei ungeplant schon jetzt wieder. Es war frisch und bedeckt, und der starke Geruch der Robben setzte sich in unsere Nasen. Wir hatten den Eindruck, dass noch mehr Tiere versammelt waren als letztes Jahr. Überall lagen die Körper übereinander, und es blökte aus tausend Mäulern. Dazwischen saßen oder flogen Seemöwen. Wir beobachteten das Getümmel eine ganze Zeit lang, denn es gab immer wieder Neues zu entdecken. Ohne Rücksicht wälzten sich stattliche Bullen über die Kühe und ihre Kälber hinweg zum Meer, Jungtiere hingen schmatzend an den Zitzen ihrer Mütter, es wurde geschlafen, gekuschelt und aus verschlafenen Augen umhergeblinzelt. Hin und wieder rollte sich ein Tier von der linken auf die rechte Seite oder stieg über die Leiber einiger Artgenossen hinweg, was ihm unfreundliches Schnauben einbrachte. Während der Gang der Robben an Land mit hin- und herpendelndem Oberkörper recht unbeholfen und mühsam erscheint, sind ihre Bewegungen in der starken Brandung wirklich beeindruckend. In den wildesten Fluten tummeln sie sich kopfüber in den hohen Wellen, und es grenzt an ein Wunder, dass sie nicht völlig zerschmettert an den harten Felsen aufprallen. Leider sahen wir auch zwei Seerobben, denen es nicht so gut ging. Die eine hatte sich in einer Plastiktüte verfangen, die sich als Schlinge um ihren Hals gelegt hatte, und die andere war in einen Draht geraten, der ebenfalls in ihren Hals schnitt. Da die eine Robbe nicht weit vom Besuchersteg entfernt lag, wäre Ruth am liebsten gleich selbst losmarschiert und hätte die Plastiktüte zerschnitten. Das trauten wir uns dann aber doch nicht.
Bald waren wir ziemlich durchgefroren, da wir immer noch kurze Hosen anhatten, und so machte es uns nicht viel aus, unseren Weg fortzusetzen. Den Gestank konnten wir ohnehin nicht mehr länger ertragen (wir waren uns sicher, dass er uns in Haaren und Kleidung begleiten würde).
Eine gute Stunde brauchten wir bis Swakopmund. Inzwischen war die Sonne zum Vorschein gekommen. Bei Meike und Klaus tranken wir Kaffee und unterhielten uns ein wenig. Dann räumten wir alle Sachen ins Zimmer und duschten den Robbenmief ab. Zum Abendessen gingen wir in den Secret Garden und aßen ganz untypisch für Afrika eine Pizza.
Kilometer: 258