THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
01 Sep 2016 22:34 #443265
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  • babsi am 01 Sep 2016 22:34
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Samstag, 27.August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Die Nacht war weniger ungemütlich als befürchtet. Ich drifte von einer Schlafphase in die nächste. Mal kommt eine Schwester und hängt was an die Infusion. Mal kommt wer und fragt ob ich Tee möchte, ob ich gewaschen werden möchte, wie das Essen schmeckt und wie es mir geh, ach ja, und alle Nasen lang noch Blutdruck. Ich kann einfach die Augen nicht offen halten und kaum verstehen was sie sagen oder von mir wollen. Ich versuche, irgendwas passendes zu murmeln, damit sie schnell wieder gehen. Mein Mann kommt schon früh zu Besuch. Da ich intubiert worden war ist meineStimme mehr Hexe Wackelzahn als Prinzessen Hinkebein.

Am späteren Vormittag erscheint die Diätassistentin mit einem ganzen DIN A 4 Blatt zur Essensauswahl für den nächsten Tag. . Verwirrt starre ich auf die vor mir tanzenden Worte mit Kästchen und Einrückungen und Spalten mit lauter "und" ,"oder", "dazu" dazwischen. Kreuzchen hier und Kreuzchen da gemacht, alles was gut klingt bekommt ein Häkchen - so, geschafft. Hoffentlich habe ich das kleine Krankenhausabitur bestanden :S . Die Diätassistentin lächelt großmütig und nimmt das Prüfungsblatt wieder mit. Wir werden sehen. Nach diesen Strapazen muss ich erst mal wieder schlafen. Mein Mann scheucht tapfer alle Zimmerwischer, Teeverteiler, Bettfrischmacher, und sogar die Herrinen des Blutdrucks vom Acker. Prinzessinen brauchen ihren Genesungsschlaf. Erst am Nachmittag gelingt es mir dann endlich, mal länger als ein paar Minuten die Augen aufzuhalten.

Ich fühle wirklich gut umsorgt von einem Heer an Helfern, Pflegern, und Krankenschwestern. Vor allem die Pfleger haben es mir angetan. Nicht nur sind sie jung und gutaussehend, nein, sie strahlen auch so viel Fröhlichkeit, Freundlichkeit und Souveränität aus, dass man sich allein dadurch schon besser fühlt. Die Schwestern sind auch lieb, aber oft sehr schüchtern und nuschelig. Je nach Hierarchie tragen sie übrigens Uniform. Dunkelblau mit Schulterklappen, sehr schick. Sobald ich klingel, ist sofort jemand da.

Meine Bettnachbarin ist langweilig, denn sie redet fast gar nicht, da will ich auch nicht stören.

Der Chirurg Dr. S kommt vorbei und sieht nach seinen Opfern. Er ist zufrieden mit seiner Leistung, was ich überaus schätze, und mein Beitrag, gelegentlich ein wenig zu ächzen und zu seufzen, wird nicht beanstandet. Die erste OP ist geschafft, der Fuß guckt wieder geradeaus und ein Knochenstückchen hat auch schon wieder nach Hause gefunden. Meine nächste Aufgabe wäre nun: Fuß abschwellen für OP Nr.2.,. also immer hochlegen, kühlen, und nicht aufstehen. :pinch:

Jetzt heißt es also Beine hochlegen, Teetrinken und abwarten. Das ist der Moment, in dem ich anfange zu schreiben. Erst an "alle " einzeln, dann hier.

Bevor ich für heute Schluss mache muss ich noch über eine unglaubliche Verbesserung meiner Lage berichten. Die Beinschiene, die in Otjiwarongo aus unerfindlichen Gründen noch bis übers Knie reichte und mein ganzes Bein steif machte, reicht nur noch bis zum Knie. Das ist toll und sooo viel bequemer.

Bis morgen
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:54 von babsi. Begründung: Text war teils doppelt
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01 Sep 2016 23:46 #443269
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Hallo Babsi,

leider komme ich erst heute dazu, mal wieder meinen Senf dazu zu geben!

Ich wollte Dir nur sagen : Ich finde Dich unheimlich tapfer und auch ein wenig großartig!!!
Mir haben die 5 Tage Krankenhaus in Tsabong (Botswana) so was von gereicht, dass ich allen Respekt davor habe, mit welchem Humor (manchmal wohl auch Galgenhumor - aber das bleibt wohl nicht aus und macht überhaupt nix) Du diese Situation meisterst. ...und ich hatte "nur" eine Lungenentzündung. Mir hat nix weh getan und ich musste auch nicht operiert werden.
Ich hoffe, dass es jetzt mit Dir weiter steil bergauf geht und Du bald, wenn auch noch nicht genesen, aber soweit wieder hergestellt bist, dass Du Essen wieder genießen kannst und schlafen kannst ohne mit Betäubungsmittel voll gepumpt zu sein.
Ich habe durch Dich und Deinen Bericht gelernt, viel gründlicher meine Vorbereitungen hinsichtlich Versicherungen, Telefonnummern usw. zu treffen. Dieses Jahr hatten wir zwar schon für den Bereich der Zentral Kalahari und um Maun herum eine botswanische Versicherung mit Hubschrauberrettung abgeschlossen, aber Telefonnummern der Auslandskrankenversicherung usw. hatten wir nicht mit. Wenn was schlimmes passiert wäre, hätte wir alles erst einmal per Internet oder Telefon suchen müssen. Bei meinem Krankenhaus Aufenthalt in Botswana brauchten wir das alles nicht. Es war ja ein staatliches Krankenhaus. Ich habe pro Tag (glaube ich) ca. 5€ bezahlt und ein paar Cent für die ganzen Medikamente. Glück gehabt!!!

So, jetzt bin auch ich Bettmüde und muss schlafen. Ich muss morgen wieder arbeiten.

Liebe Grüße aus Hamburg
Petra
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02 Sep 2016 09:20 #443288
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  • Dirgni am 02 Sep 2016 09:20
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Liebe Babsi,

ich wünsche Dir, dass von jetzt an alles gut verläuft!

Wir sind gestern morgen aus einem dreiwöchigen Namibia/Botswana Urlaub zurückgekommen und ich lese mit Schrecken Deinen Bericht. Das was Dir passiert ist, ist genau das, wovor ich vor und in jedem Urlaub einen riesen Horror habe.

Ich habe mir vor einigen Jahren am Baggersee in Deutschland das Bein gebrochen (Spiralbruch vom Schienbein, Trümmerbruch Wadenbein...). Trotz massiver Schmerzmittelgabe war allein der Weg bis ins nächste Krankenhaus im Krankenwagen echt schlimm. Wenn ich daran denke, dann kann ich mich nur noch an "Schmerz" erinnern. Eine Freundin von mir, die mit mir am Baggersee war und im Sancar mitgefahren ist, meinte, dass ich bei jeder Strassenunebenheit geschrien habe, bis ich dann weggetreten bin. Deshalb mag ich mir wirklich nicht vorstellen, wie es für Dich gewesen sein muss.....
Da das Bein sofort auf Melonengrösse angeschwollen war (und ich meine hier eine rekordverdächtige Wassermelone!) musste ich einige Tage warten bis zur OP. Zunächst wurde mir ein Metallstift durch die Ferse gebohrt und mein Bein an einer Art Galgen festgemacht. Da war dann nix mir Aufstehen und zur Toilette gehen... Deshalb kann ich auch Deine Bettpfannen-Story sehr gut nachempfinden. Aber ich hatte das Glück, gut ausgebildetes und hilfsbereites Pflegepersonal um mich zu haben.
Dummerweise ist das Bein aber nicht abgeschwollen und die Ärzte haben dann irgendwann entschieden, dass sie jetzt trotzdem operieren würden. Ich weiss noch wie froh und erleichtert ich war, als ich diese OP hinter mir hatte und mir gesagt wurde, dass alles soweit OK sei.
Ich drück Dir ganz fest die Daumen, dass die weitere Behandlung gut verläuft und Du bald auf dem Weg nach Hause bist und zwar in wirklich reisefähigem Zustand.

Ich bin mir sicher, dass es für Deine Familie und Freunde beruhigend ist, dass Du sie auf diesem Weg auf dem Laufenden hältst.

Es ist total schön zu lesen, wie sehr Dein Mann sich kümmert und Dich unterstützt. Finde ich toll und es freut mich für Dich, dass Du in der ganzen schlimmen Lage so eine Hilfe hast.

Damit Du auch ein bisschen was zur Unterhaltung hast:
Ich sass da also mit dieser Freundin am Baggersee auf der Wiese mit verdrehtem Unterschenkel und wartete auf den Krankenwagen, den besagte Freundin alarmiert hatte (das alles war noch zu "Vor-Handy-Zeiten"). Solange ich mein Bein/meinen Fuss nicht bewegt habe, war der Schmerz erträglich... Die meisten Leute, die vorbei kamen, trauten sich nur verschämt, kurz hinzuschauen und dann war ihnen ihr Voyeurismus wohl so peinlich, dass sie rasch wieder wegschauten. Nur eine Frau blieb stehen und glotzte und glotzte... und rief dann zu einem kleinen Jungen in einiger Entfernung "kum emol her un guck. die frä do hot sisch es bää gebroche". (<-das war kurzpfälzisch und heisst übersetzt "Komm einmal her und schau dir das an. Die Frau hat sich ein Bein gebrochen".) Der kleine Junge hatte aber keine Chance dazu, denn sie hatte ihren Satz kaum beendet, da hab ich sie angeschrien, ob sie keinen Funken Anstand im Leib habe. Dass es schon extrem unhöflich sei, dass sie selbst so gaffen würde und dass sie als Erwachsene einem Kind eigentlich beibringen solle, dass man einem Menschen, dem etwas passiert sei, nicht angaffen solle, sondern, wenn man sehen würde, dass ihm bereits geholfen wird, denjenigen in Ruhe lassen und ihn nicht noch durch Gaffen belästigen solle. Und das alles natürlich auch in breitestem Pfälzisch, damit sie es auch versteht. Ich glaube die gute Frau hat sich in ihrem Leben nicht mehr getraut zu gaffen ;-))
Und als ich dann später mit Schmerzmitteln vollgepumpt auf einer Pritsche in einem Raum in der Notaufnahme im Krankenhaus lag, kam eine Pflegekraft und fragte mich, ob ich an dem Tag schon etwas gegessen habe. Nach meiner eigenen Wahrnehmung habe ich ihr ganz klar und deutlich und in Hochdeutsch gesagt, dass ich etwas Brot und einen Apfel gegessen habe. Aber meine eigene Wahrnehmung war wohl etwas getrübt, denn sie hat sich an ihre Kollegin gewandt und gesagt: "Ich kann da jetzt keine verlässliche Auskunft bekommen. Die Patientin ist immer noch völlig high von den Schmerzmitteln und gibt nur unverständliches Gebrabbel von sich."

Also nochmal: Ich wünsch Dir, dass alles Weitere positiv verläuft.

Herzliche Grüsse
Ingrid
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02 Sep 2016 09:38 #443293
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Dirgni schrieb:
Damit Du auch ein bisschen was zur Unterhaltung hast:
Ich sass da also mit dieser Freundin am Baggersee auf der Wiese mit verdrehtem Unterschenkel und wartete auf den Krankenwagen, den besagte Freundin alarmiert hatte (das alles war noch zu "Vor-Handy-Zeiten"). Solange ich mein Bein/meinen Fuss nicht bewegt habe, war der Schmerz erträglich... Die meisten Leute, die vorbei kamen, trauten sich nur verschämt, kurz hinzuschauen und dann war ihnen ihr Voyeurismus wohl so peinlich, dass sie rasch wieder wegschauten. Nur eine Frau blieb stehen und glotzte und glotzte... und rief dann zu einem kleinen Jungen in einiger Entfernung "kum emol her un guck. die frä do hot sisch es bää gebroche". (<-das war kurzpfälzisch und heisst übersetzt "Komm einmal her und schau dir das an. Die Frau hat sich ein Bein gebrochen".) Der kleine Junge hatte aber keine Chance dazu, denn sie hatte ihren Satz kaum beendet, da hab ich sie angeschrien, ob sie keinen Funken Anstand im Leib habe. Dass es schon extrem unhöflich sei, dass sie selbst so gaffen würde und dass sie als Erwachsene einem Kind eigentlich beibringen solle, dass man einem Menschen, dem etwas passiert sei, nicht angaffen solle, sondern, wenn man sehen würde, dass ihm bereits geholfen wird, denjenigen in Ruhe lassen und ihn nicht noch durch Gaffen belästigen solle. Und das alles natürlich auch in breitestem Pfälzisch, damit sie es auch versteht. Ich glaube die gute Frau hat sich in ihrem Leben nicht mehr getraut zu gaffen ;-))

... die Frau wird sich eher gedacht haben: "Die ist aber empfindlich/zickig".
Und beim nächsten Mal gafft sie wieder und löst einen Stau auf der Autobahn aus wegen eines Unfalls auf der Gegenspur.
Wer so einfach gestrickt ist, wird durch einmal Anblöken selten umgepolt.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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02 Sep 2016 11:52 #443324
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Frage an die Fomi Füchse: KAnn ich meine eingestellten Texte nochmal korrigieren? Ich habe beim letzten Post aus versehen Doppelpassagen drin. :blush:
Danke
Babsi
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02 Sep 2016 11:55 #443325
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babsi schrieb:
Frage an die Fomi Füchse: KAnn ich meine eingestellten Texte nochmal korrigieren? Ich habe beim letzten Post aus versehen Doppelpassagen drin. :blush:
Danke
Babsi

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Sabine
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