THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
30 Aug 2016 16:35 #443036
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  • babsi am 30 Aug 2016 16:35
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Vielen Dank für Eure weitere Unterstützung.
@Bele: Danke für Deine Geschichte. Genau so eiert man rum in so einem Fall. Was, wenn es hier Komplikationen gäbe, und wir bei der Heimreise auf uns gestellt wären usw....
@Beate: lieber spät als nie wollte ich zu Dir noch sagen: Du hast genau recht. Zumindest hier in Windhuk ist man auch mit nicht ganz einfachen Problemen sehr gut aufgehoben und muss sich keine Sorgen machen. Aber, das weiß man ja am Anfang alles nicht so genau.

@?? Ich habe auf dem fuzzeligen Handy eine PM aus Versehen gelöscht. Könnte Chris o.ändern. gewesen sein :S Bitte nochmal

So schnell Weiterschreiben, denn die Rettung naht
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30 Aug 2016 17:00 #443042
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  • babsi am 30 Aug 2016 16:35
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Freitag 26. Aug, Transport nach Windhuk

Mein Mann kam am Vorabend vom Essen zurück und es ging ihm gar nicht gut. Magen verdorben oder Darmgrippe oder so. Er war schlapp und etwas fiebrig. Leider erwies sich der Beistellsessel als so unbequem, dass er es bald vorzog am Boden zu schlafen. Da hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen. Ich im ziemlich bequemen Bett, er am Boden. Immerhin gab ich ihm meine dicke Bettdecke zum drauflegen. Die Nacht verlief für mich ganz gut. Einmal noch Schmerzmittel angefordert aber ansonsten auch viel geschlafen. Die starken Medikamente haben seltsame Nebenwirkungen. Geräusche werden in verworrene Geschehnisse interpretiert. Z.B ich höre den Wasserhahn laufen und ich bilde mir ein, dass Wasser aus den Wänden rinnt. Oder Fehlempfindungen. Ich fühle, dass jemand meinen Zeh umbiegt, sehe nach, und es liegt nur ein dünnes Laken drauf. Trotzdem kann ich mich ganz gut entspannen.

Gleich am nächsten Morgen erscheint Dr. C. Der OP Termin in Windhuk sei schon für heute um sechs gebucht und um den Transport würde er sich gleich noch kümmern. Die Versicherung meldet sich und spricht endlich direkt mit Ihm. Er hat eine Frau am Apparat, die etwas überrumpelt von soviel Entschiedenheit und "my dears", zu beidem zustimmt. Wir hätten, wie gesagt, mal gleich auf ihn hören sollen und sind für sein beherztes Handeln sehr dankbar.

Es kann losgehen. Keine Stunde später ist ein AmbulanzFahrzeug von MC (oder so ähnlich ) 7/ 24 da. Das Team besteht aus sage und schreibe 4 Leuten, die gleich Nägel mit Köpfen machen. Bisschen PapierkRAM, dann wird ein Stretcher hereingerollt, alles Gepäck zuerst und dann ich verfrachtet. Und da begegnet uns wieder die hübsche, junge Dame aus der Government Clinic, wisst ihr noch?. Sie ist, neben Fahrer und Beifahrer, die Rettungssanitäterin. Auch noch dabei ist eine junge Auszubildende, die zum Beruhigen und Händchen halten mitfährt. Das ist einfach toll. Alle sind sehr nett.

Reinhiefen, Tür noch zu, winke, winke und los geht die Fahrt, die ungefähr zwei einhalb Stunden dauern soll. Mein Blutdruck und Puls wird immer wieder überprüft und nicht beanstandet. Die beiden Damen sitzen bei mir und versuchen, es mir so gemütlich wie möglich zu machen. Sie entschuldigen sich für jeden Hubbel. So brausen wir dahin, während ich nur an die Decke des Toyota Quantum starren kann. Ich habe das Gefühl, dass wir immer schneller und schneller fahren und bald abheben. Frau Sanitäter beruhigt mich aber und meint, der Fahrer wäre ein sehr guter Fahrer und würde sich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Ich hoffe das Beste, denn wir sind alle nicht angeschnallt. Hie und da heult die Sirene auf. "Baboons on the road" erfahre ich, oder selbstmörderische Knappüberholer von gegenüber. Es hat viel Verkehr. Ich und die Mädels braten in der Röhre, die Jungs vorne haben die Klimaanlage für uns auf volle Kanne und angeln nach ihren Jacken.
Einmal sagt Frau Sanitäter "There is a bwidsch"! Häh, was? "A bwidsch" ich nicke, verständnislos. Das Auto macht ein paar heftige Hopser, ich wimmere kurz und dann geht mir ein Licht auf. Sie wollte mich vor den Hopsern der kommenden Brücke (bridge) warnen. Mehr wegen der Hitze als wegen sonstwas werde ich langsam ungeduldig. Alles klebt an mir. Die Medikamente halten aber gut durch. Es zwickt hie und da, aber alles im Ramen.
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:45 von babsi.
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30 Aug 2016 17:36 #443048
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  • Uli.S am 30 Aug 2016 17:36
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Hallo Babsi,

hab dir nochmal die PM geschickt, falls du meine gelöscht haben solltest.
LG Uli
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30 Aug 2016 17:46 #443050
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Hallo Babsi

Ich musste bei deiner Schilderung der Bettpfanne auch lachen, aber ich hoffe, du glaubst mir, wenn ich dir sage, dass es nicht aus Schadenfreude war. Ich war nämlich auch schon in der gleichen unangenehmen Lage und kann's dir nachfühlen.

LG Suzie
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30 Aug 2016 19:12 #443053
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Ja gell, so isses. Und wenn man drüber lachen kann, wird es einigermaßen erträglich.
Liebe Grüße
Babsi
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30 Aug 2016 20:45 #443071
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Freitag 26.August, Lady Pohamba Krankenhaus Windhuk

Endlich sind wir da. Die Tür geht auf und ich bin im Himmel der Verletzten. Kühl, Hell, nagelneue, riesig, schöne Farben, aber das wichtigste, so viele nette Leute kümmern sich sofort um mich. Nette Krankenschwestern und fröhliche hilfsbereite Pleger wuseln um mich rum.
Ein Arzt guckt nur kurz vorbei. Meine Papiere sind schon fertig und ich werde unverzüglich durchgewunken und auf Station gebracht. Großes Vierbettzimmer mit Aussicht und nur einer Bettnachbarin. Alles bestens.

Einschub: ich wollte noch erwähnen, wieviel freundliche und hilfsbereite Menschen wir hier kennen lernen, denen wir sonst nie begegnet wären. In Otjiwarongo war mein Mann einigermaßen verzweifelt , weil das Internet dort kaum brauchbar war und er so viel kommunizieren musste. Der Apotheker des Krankenhauses bekam das mit und nahm ihn kurzerhand mit zu sich nach Hause. Er stellte seinen PC zur Verfügung, machte Abendessen und brachte ihn wieder zurück. Die Dame der Reiseagentur kümmerte sich unermüdliche um alles mögliche. Auch bei kurzen Begegnungen sind alle freundlich und fragen ob sie helfen können.

Und weiter: Auf dem Zimmer wird von einem gut gelaunten Pfleger das Infusionsset erneuert und die Schmerzmittel Behandlung fortgesetzt. Endlich kann ich nach drei Tagen endlich aufatmen und fühle mich in guten Händen.
Der Nachmittag vergeht mit Ausruhen und dösen. Um 18.00 Uhr taucht der Orthopädie-Spezialist auf und entschuldigt sich für die Verspätung. Dennoch will er mich noch drannehmen. Um 20.00 Uhr soll es losgehen. Ein kleiner Tiefpunkt ereilt mich noch, als er mein Bein auswickelt und ich es nach einigen Tagen auch erstmals wiedersehe. Kein stöckelschuhfähiger Zustand sag ich Euch. Farbe: lilablassblau. Das Gesicht des Arztes ist auch nicht happy. Er wusste nicht, dass noch gar nichts gerichtet worden war und befand die Schwellung für eine Komplettsanierung für zu stark. Erst mal einrichten und ein loses Knochenstück anschrauben, dann abwarten. So war der Plan. Jetzt ging es tatsächlich los. Mir war sehr mulmig aber ich war natürlich auch froh. Die Vorbereitungen begannen unverzüglich. Formulare, Spritzen, und, krönender Abschluss, das Einkleiden. OP Haube Frau Holle, Sterntalerhemdchen und ein Höschen von Schneewittchens böser Schwiegermutter. "One Size fits" all, von 20 bis 200kg. So fertig. Ich werde in den Vorraum gebracht. Es ist kühl, still und einsam da. Ich warte eine dreiviertel Stunde und dann bin ich dran. Der Anästhesist sieht, dass die Prinzessin etwas kümmerlich dreinschaut und ich muss nicht auf die Liege mit den Gurten und Schnallen wechseln. Das machen wir dann, meint er großzügig. Er setzt mir die Narkose noch im Bett. Die Luft aus der Maske riecht blöd und ich wackel mit dem Finger, damit er sieht, dass ich noch da bin. Zwei, drei Atemzüge, noch da, wackeln, vier, wackeln, das Zeug nützt ja gar nix, viereinhalb... und weg.

Dann bin ich genauso zack wieder da. Mein Mund fühlt sich an wie zwei Pfund Straßenstaub. Ich glaube keine Luft zu bekommen vor Trockenheit. Ich ächze nach Wasser. Sobald wir auf Station sind, verspricht mir die Schwester. Hat sie mich nicht verstanden? Ich vergehen, ich ersticke... nein. ..aber ich kann nichts sagen. Sie kennt das wohl und bleibt ganz cool. Eine Minute später sind wir da. Neben meinem Bett steht ein Becher mit Eiswürfeln bereit. Ich stürtze mich drauf und bin gerettet. Das war knapp. ACh ja mein Bein: es drückt und pocht ein wenig aber nicht besorgniserregend. Es ist 22.30 Uhr, die OP hat 45 Minuten gedauert. Ich schreibe noch ein whatsapp, krächze meinem Mann ins Telefon, dass ich noch lebe und ein paar Eiswürfel später bin ich eingeschlafen.
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