Tag 17: Freitag, der 26.Juni 2015 – Isabis 4x4 Trail
Heute ist eigentlich ausschlafen angesagt, eigentlich. Doch 6 Uhr scheint einfach meine Zeit zu sein. Ausserdem war ich neugierig, was für Tiere sich wohl so früh morgens um uns herum aufhalten werden. Also ziehe ich mich warm an und wage mich nach draussen. Und was soll ich sagen? Was meint ihr, was ich alles gesehen habe?
Nichts. Nada. Nothing. Rien du tou. Kein einziges Tier zu sehen.
Ich bereite Frühstück vor und versuche der Sonne hinterherzulaufen, aber es ist einfach zu kalt. So ziehe ich mich in den Camper zurück und trinke meinen Kaffee im Bett.
Dann ist die Sonne endlich da und wir trauen uns für ein zweites Frühstück nach draussen.
Wir trödeln den ganzen morgen herum und machen uns auch Sorge um die blinkende Tankanzeige. Wenn das doch was schlimmeres ist? Und wenn wir hier heute liegen bleiben?
Heute ist nämlich der Isabis 4x4 Trail geplant – natürlich Hansi´s Programmpunkt.
Beim
Isabis 4x4 Trail handelt es sich um einen für Ungeübte gut zu fahrenden Trail (heisst es). Besonders schwere Umwege sind in einer Karte schwarz markiert. Die Landschaft soll atemberaubend sein: Bizarre Bergketten und Schluchten, grandios ist das Gaub-Flusstal, reichhaltige Vogelwelt (besonders am Klipdam), manchmal kann man Hartmann-Zebras sehen, aber ebenso Kudus, Gemsböcke und Klippspringer. Der Gaub-Fluss kommt in der Regel jährlich einmmal ab, danach bleiben Pools mit Wasser zurück, welche die Tiere anlocken.
Die schwarzen Pisten wollten wir nicht fahren und das mit der reichhaltigen Vogelwelt am Klipdam das stimmt schon.
Aber zuerst fahren wir nochmals am Farmhaus vorbei, schliesslich müssen wir ja noch den Campground bezahlen. Herr Crantz ist inzwischen aus Windhoek zurückgekommen. Seine erste Frage war, wie wir diese kalte Nacht überstanden hätten. Das wäre die kälteste Nacht bisher und das würde an der Kaltfront liegen.
Er erklärt uns den Trail, rät uns auch dazu, die Route im Uhrzeigersinn zu fahren, dann wären die schwierigen Passagen immer in der Abfahrt. Und legt uns schliesslich doch noch eine schwarze Piste ans Herz, die würde ins Rote Gebirge führen und wäre gar nicht so schlimm – gut zu fahren eigentlich. An ein oder zwei Stellen müsste man etwas aufpassen, da wird es eng und kniffelig, aber ansonsten kein Problem. Ok, wenn er das so sagt, dann machen wir das natürlich auch. Und er würde uns dann auch noch Feuerholz vorbeibringen.
Und dann fahren wir los – erstmals wieder in Richtung Campground. Die Wolken am Himmel sind heute wirklich spektaklär. Wow!
Die Landschaft ist wie beschrieben tatsächlich atemberaubend:
Bald wird die Landschaft immer wilder - der Trail auch- und dann kommt der Abzweig zur schwarzen Piste, ins Rote Gebirge. Und wir vertrauen den Worten von Herrn Crantz.
Aber wir – vor allem Hansi – schwitzt inzwischen Rotz und Wasser. So easy ist das dann doch nicht und es wird immer schlimmer. Ich würde am liebsten aussteigen.
Und dann passiert es: wir sitzen auf, Hansi kommt weder vor noch zurück und dann reisst ein Teil der Abdeckung des Wassertanks auf. Oh je. Rückwärts geht gar nichts, also Augen zu und durch, die Abdeckung ist eh am Arsch. Und es kommt eigentlich noch schlimmer.
Für die tolle Landschaft haben wir kein Auge mehr, wenn ich ehrlich bin.
Immer wieder muss Hansi aussteigen, sich den Weg suchen und den ein oder anderen Stein zur Seite räumen.
Diesen Abzweig hat uns Herr Crantz auch noch ans Herz gelegt: Nein danke, wir sind bedient.
Noch ein letzer Anstieg und dann waren wir wieder "oben", auf dem Plateau.
Das sind dann auch die einzigen Tiersichtungen, die wir heute haben – wahrscheinlich sind wir an allen anderen Tieren blind vorbei gefahren.
Und noch einmal eine grandiose Aussicht.
Dann sind wir nach einer etwa 3stündigen Fahrt wieder am Campground. Wir sind so froh, dass nichts passiert ist und dass der Camper noch halbwegs ganz ist. Dieses „Boh, alles gutgegangen“-Bierchen haben wir uns redlich verdient.
Wir bauen das Lager auf und so steht dem Sundowner und einem leckeren Stück Fleisch nichts mehr im Wege.
Wir haben jede Menge Holz bekommen. Hm, reicht das?
Heute abend ist es klar und so richtig kalt. Wir lassen den Abend dann mit einem grossen Lagerfeuer und unter einem grossartigen Sternenhimmel ausklingen.
Wie easy ist denn nun der
Isabis 4x4 Trail zu fahren? Der "normale" Part ist sicherlich anspruchsvoll, aber eigentlich gut zu fahren - auch für Anfänger - wenn man ein bisschen Feeling fürs Autofahren hat. Sagt Hansi. Die schwarze Piste hat den Namen sicherlich zu Recht und ich wollte sie nicht mehr fahren. Unser Camper ist zwar wirklich richtig gut geländegängig, aber durch den Wassertank fehlt ihm an dieser Stelle eine gewisse (Boden-) Freiheit. Und das ist uns an dieser etwas engen Stelle einfach zum Verhängnis geworden. Und was wir dann irgendwann auch realisiert haben: Schäden durch solche Ausflüge sind - egal mit welcher "Versicherung" - nicht gedeckt! Herr Crantz holt zwar steckengebliebene Autos wieder raus, aber auf dem Schaden bleibt dann der Fahrer sitzen.
Nachtrag: Und das
Isabis Camp – eigentlich ja eher das
Klimpdam Camp? Es liegt etwa 15-20 Minuten vom Haupthaus entfernt, mitten im „Niemandsland“. Es gibt Wasser, eine Dusche und eine Toilette, zwei Grillplätze und jede Menge Platz. Es darf immer nur eine Gruppe ins Gelände, egal wie gross diese ist. Feuerholz ist umsonst. Das Camp kostet 50 N$/Person und 80$ pro Fahrzeug. Es gibt auch zwei (?) Selbstversorgerhäuser, die man mieten kann.