07.05.2015 Durchs Kaokoveld nach Etambura
Claudia und Axel fahren früh los, da sie noch eine weite Strecke vor sich haben.
Nach einer herzlichen Verabschiedung sind wir nun wieder alleine.
Wir gehen es gemütlich an, da unsere Strecke relativ kurz ist.
Ursprünglich hatte ich zwar geplant durch die Flussbette von Hoarusib und Khumib nach Etambura zu fahren. Aber ich habe es verpeilt.
Und bis ich feststelle, dass wir uns auf der D3707 befinden, sind wir schon zu lange unterwegs und haben keine Lust umzukehren.
Belohnt werden hierfür mit einer atemberaubenden Landschaft.
Aber auch mit der schrecklichsten Rüttelpiste, die wir bis jetzt gefahren sind. Hier wird buchstäblich die Milch im Magen sauer.
Man o man, was werden wir durchgeschüttelt.
Teilweise sind schon rechts und links der Pad Spuren gefahren, welche wir dann auch nutzen. Dann ist es wieder angenehmer.
Wir fahren also durch absolut karges, wunderschönes Nichts. Und dann taucht wie aus dem Nichts dieses Hinweisschild auf.
Noch 1 km und 46 m bis zum Shop Nr. 1.
Wir müssen über die Meterangabe herzlich lachen.
Im Shop Nr. 1 sorgen wir für Umsatz. Wir bekommen kalte Getränken und Corned Beef. Doch so richtig erfreut scheinen die Damen allerdings nicht zu sein, dass wir ihre Ruhe stören.
Wir setzen unseren Weg Richtung Etambura fort.
Und schon bald haben wir die „Auffahrt“ erreicht.
Natürlich fahren wir erst einmal zu den Unterkünften der Belegschaft.
Also wieder ein kleines Stück zurück. Ich hätte dies nie geschafft.
Enge Wege, Abgrund … ein absoluter Alptraum für mich.
Doch für Jürgen ist dies kein Problem. An der Lodge hat sich unsere Ankunft schon herumgesprochen und wir werden herzlich von Maggi, Henry, Kahamba und … (habe den Namen leider vergessen) mit kalten Tüchern begrüßt. Für uns Camper, die die letzten 4 Tage in der Wildnis verbracht haben, ein ganz neues Gefühl.
Etambura ist eine Self-catering-Lodge und liegt wunderschön im Kaokoland. Der Ausblick von dort ist einfach unbeschreiblich schön.
Hier noch ein paar Bilder von der Innenansicht.
Von Maggi erfahren wir, dass Etambura zu 70% den hier ansässigen Himba gehört und zu 30% der Conservany. Wir sind etwas verwundert, dass uns Maggi begrüßt und nicht Coco, die Verwalterin, von der ich im Forum schon gelesen habe. Wir erfahren von Maggi, dass sie in der Babypause ist und sie, Maggi, hier ein wenig aushilft.
Noch wissen wir nicht, welche Berühmtheit wir hier getroffen haben. Dies erzählt uns später Dan von Mavunje, dem wir nette Grüße ausrichten sollen.
Maggi, mit vollem Namen Margaret Jacobsohn, kam vor 30 Jahren in das Gebiet der Himba, um ihre Doktorarbeit über dieses Volk zu schreiben. Und sie blieb.
Sie zeigt uns ein Buch über die Himba und erwähnt nebenbei, dass sie das Buch geschrieben hat.
Gemeinsam blättern wir durch. Maggi erzählt uns, was die einzelnen Personen nun tun, dass manche schon selbst Familien haben, dass manche schon leider verstorben sind und und und…
Natürlich frage ich sie, ob sich hier in der Nähe ein Himba-Dorf befindet und ob wir eventuell eines besuchen können.
Ja sicher gibt es ein Dorf. Es ist das Dorf von Kahamba, in dem seine Familie wohnt.
Sie fragt Kahambo ob er uns in sein Dorf führen möchte. Und so kommt es, dass wir am gleichen Tag abends unsere erste Begegnung mit dem Volk der Himba haben.
Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass Maggi perfekt Ovahimba spricht.
Kahambo hingegen leider nur wenig englisch.
Gegen Abend fahren wir also gemeinsam mit Kahambo in sein Dorf.
Wir hatten vor unserer Tour oft darüber diskutiert, ob wir ein Himbadorf besuchen wollen oder nicht.
Auf der einen Seite bin ich so fasziniert von den Menschen, auf der anderen Seite möchte ich a) nicht in einen privaten Raum eindringen und b) keinen Menschenzoo besuchen.
So fahren wir gemeinsam mit Kahambo und mit gemischten Gefühlen in sein Dorf.
Uns eröffnet sich eine neue, eine andere Welt.
„Nur wer mit offenen Augen und offenem Herzen reist, erlebt auch wundervolle Begegnungen.“
Wie in allen Dörfern, sind nur die Frauen und die Kinder anwesend. Die Männer arbeiten mittlerweile außerhalb.
Damit ich den Menschen mit etwas Respekt begegnen kann frage ich Kahambo was „Hallo“ , „Wie geht es dir“ und „Mir geht es gut“ in seiner Sprache heißen.
Ich merke mir aber nur „Hallo – moro“ und „mir geht es gut – nawa“
Fortan begrüße ich ich alle Himba, die uns begegnen mit den Worten: „Hallo, mir geht es gut“
Somit wissen jetzt alle, dass es mir gut geht.
Dies hat aber immer zu freundlichen Begegnungen geführt.
Dieser Irrtum wurde erst ganz am Schluss unserer Reise durch das Kaokoveld aufgeklärt.
Kahambo redet mit den Frauen, woraufhin eine gewisse Betriebsamkeit ausbricht.
Dann … die Moderne hat hier auch schon Einzug genommen … schließt seine Frau mit einem Schlüssel, den sie um das Handgelenk trägt eine Hütte auf und wir werden gebeten, einzutreten.
Es folgt das übliche Ritual. Sie zeigen uns, wie sie sich mit der roten Paste eincremen.
Meinen Fotoapparat habe ich natürlich dabei, aber ich mache keine Anstalten ein Bild zu machen.
Kahambo fragt mich, ob ich nicht fotografieren möchte. Immer noch innerlich zwiespältig mache ich ein Bild. Zeige es der jungen Frau und sofort huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Der Bann ist gebrochen.
Leider können wir uns auf Grund der minimalen Englischkenntnisse von Kahambo nur wenig unterhalten. Mache Fragen beantwortet er nicht. Ich weiß nicht, ob er sie nicht verstanden hat oder ob er darauf nicht antworten möchte. Ich frage aus Respekt auch nicht mehr nach. Wir sind hier die Fremden.
Doch die Atmosphäre lockert sich. Die Frauen und Kinder versammeln sich vor der Hütte, nach und nach kommen immer mehr Frauen und Kinder hinzu.
Sie tanzen und lachen.
Die Frauen tragen ihren traditionellen Schmuck, der von Mutter zu Tochter weitervererbt wird und strahlen eine unwahrscheinliche Würde aus. Dagegen komme ich mir schon richtig klein und unscheinbar vor.
Von Maggi wissen wir, dass Himbas immer Halsketten tragen.
Die dicken, weißen Ringe zeigen an, dass die Mädchen noch unverheiratet sind.
Die traditionelle Frisur der Mädchen sind 2 Zöpfe, die nach vorne ins Gesicht fallen.
Die Kette die hier unter den Haaren hervorschaut, fixiert die Kette vorne, damit diese immer richtig sitzt. Hebt man diese Ketten an, merkt man erst was für ein Gewicht dieseFrauen so federleicht mit sich herumtragen.
Manche Kinder treten uns noch scheu entgegen, andere haben Spaß daran fotografiert zu werden.
Zum Schluss breiten die Frauen eine Decke aus und bieten uns ihren selbst hergestellten Schmuck zum Kauf an. Ich kaufe ihnen ein paar Ketten ab.
Wie sehr die Kultur im Wandel ist, sieht man auch daran, dass ein junger Mann vom Viehhüten mit dicken Kopfhörer und Walkman zurück ins Dorf kommt.
Tief beeindruckt von diesem Besuch fahren wir zurück zur Lodge.
Tausend Fragen drehen sich in meinem Kopf.
Nein, die Zeit kann man nicht zurückdrehen. Und doch bin ich der Meinung, dass diese Menschen, obwohl sie die Moderne kennen, gerne ihr Leben weiter leben.
Was ist gut, was ist richtig?
Genug Gesprächsstoff für uns für den Abend.
Wir sitzen am Feuer in der Lodge.
Dann genießen wir den grandiosen Sonnenuntergang über dem Kaokoveld von unserem Balkon aus.
Ein beeindruckender Tag, gespickt mit vielen schönen Erlebnissen geht zu Ende.
Gefahren: 134 km