Festhalten Junx und Mädels, es geht weiter!
16. September: Der weite Weg bis zum Okavango
Morgens wecken uns die Kinder, die auf ihrem Weg zur Schule wenige Meter von uns entfernt lachen und schnattern. Als die Schaukel im „Schulhof“ aufhört zu quietschen, wissen wir, dass der Unterricht begonnen hat. Während wir zusammenpacken, ist erstmals Pause und eine muntere Schülerschar vergnügt sich auf einem Trampolin.
Schulpause
Wenn es sein muss, können wir ausnahmsweise "früh" aufstehen. Um 9:15 Uhr starten wir auf eine der längsten Tagesstrecken während dieser Tour. Bis Rundu sind es knapp 500 km neue Asphaltstraße. Schnurgerade der Straßenverlauf, die trockene Landschaft wird durch kleine Tümpel und unzählige Rinnsale unterbrochen. Die Erde hier ist fruchtbar, die Gegend dicht bevölkert, der Wind treibt Plastiktüten durch die Landschaft. Die Rundhütten der Ovambos werden immer öfter durch viereckige Hütten ersetzt, die Dörfer bestehen teils aus Hütten, teils aus Steinhäuschen, dazwischen aber auch armselige Blechverschläge.
An der B 10 nach Rundu
In kleinen Gärten wächst Gemüse, das an bescheidenen Marktständen verkauft wird. Nicht überall gibt es Zapfstellen für Trinkwasser. Frauen tragen die Kanister über weite Strecken auf dem Kopf, Esel transportieren bis zu vier Kanister. Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass der ehemals staubige Pad eine verkehrsreiche Durchgangsstraße geworden ist. Wir müssen aufpassen, keine Haustiere zu überfahren, die unbekümmert von einer Straßenseite zur anderen wechseln. Die Rinder tragen Hörner, mit denen wir keine Bekanntschaft machen möchten. Kurzum, es ist unterhaltsam, weil es viel zu sehen gibt.
Prächtig gehörntes Rindvieh
Trotz Klimaanlage fühlen wir uns gegen 13:00 Uhr ausgelutscht und legen eine Pause ein. Daheim würden wir eine Raststätte ansteuern und uns bedienen lassen, doch an dieser Strecke gibt es nichts, absolut nichts dergleichen. Wir parken unter einem Baum, dessen Schatten ausnahmsweise nicht von Rindern oder Ziegen besetzt ist. Draußen glüht die trockene Landschaft, Fliegen belästigen uns, so dass wir nach unserem nahrhaften Müsli bald weiterfahren.
Etwa 160 km vor Rundu sehen wir erstmals den Okavango. Die Gegend ist bevölkert, als sei Jahrmarkt. Die Kraals liegen so dicht an der Straße, dass wir den Menschen zwischen den Hütten zusehen können, wie sie Mais oder Hirse in hohen Behältnissen für den „Papp“ stampfen, Wäsche aufhängen oder kochen. Andere Frauen tragen riesige Bündel Wäsche an den Fluss, um sie zu waschen. Kinder tollen im Wasser, entdecken Traudel, obwohl sie weit entfernt mit Tele fotografiert, und winken ihr ausgelassen zu.
Fröhliches Treiben im Okavango
Und die Männer? Sofern wir welche sehen, sitzen sie im Schatten oder treiben mit einem Stock einen Esel an.
Rundu ist eine riesige Ansammlung von Hütten jeglicher Güte, im Vorbeifahren sehen wir nur wenige Steinhäuser. Die "City" besteht aus einem Platz mit den üblichen Geschäften. Wir steuern den Sparmarkt an. Als wir aussteigen, rät uns ein Mann, gut auf unser Auto aufzupassen. Traudel geht allein, um Trinkwasser und Mineralwasser einzukaufen und ärgert sich über das unfreundliche Personal. Währenddessen versucht Herbert, die Marktfrauen zu fotografieren, die im Schatten ihre eigenen Produkte anbieten, doch er wird verjagt.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft passieren wir einen Lkw mit langem Auflieger, der eine Kurve nicht geschafft hat und die gesamte Straßenbreite blockiert. Immer nur ein Auto kann sich ganz am Rand vorbeitasten, entsprechend lang ist der Stau. Der Fahrer sitzt im Schatten seines Fahrzeugs und wirkt verzweifelt. Das wären wir an seiner Stelle auch.
Endlich erreichen wir die Kaisosi River Lodge. Wir finden einen Schattenplatz auf dichtem grünem Rasen mit eigenen Ablutions. Die haben wir uns nach dem kargen Platz in Ondangwa verdient.
Zum Abendessen kocht Traudel Nudeln, stellt sie ab, während sie Fleisch und Soße zubereitet, und kann im letzten Moment verhindern, dass sich ein Pfau über die Nudeln hermacht. Während sie sie in Sicherheit bringt, streckt er den Hals zum Salat, doch Traudel ist schneller. Er fliegt auf einen Baum und kreischt vor Wut.
Der Nudeldieb
Nach dem Essen laden wir die Fotos der vergangenen zwei Tage aufs Laptop und lassen den langen Weg von den Epupa Falls bis zum Eingang des Caprivizipfels – heute offiziell Sambesi Region – Revue passieren. Bis wir ins Bett steigen, hat das Klima angenehme Schlaftemperaturen erreicht.