Hallo Andrea,
zu Deiner Kritik an der Jagd in Namibia ist alles gesagt worden. Ich schließe mich der von allen geäußerten Meinung ausdrücklich an. Zu einigen Argumenten, die m.E. nicht ganz treffen, möchte ich gleich etwas sagen.
Zunächst zum Verhältnis Tierschutz und Naturschutz, was immer wieder, auch hier in diesem thread, durcheinander geworfen wird.
Tierschutz kümmert sich um das Wohl des einzelnen Tieres, meist geht es um Haustiere, aber auch um Wildtiere. Zentrales Thema ist die artgerechte Haltung von Haustieren und generell geht es um die Vermeidung aller unnötigen Schmerzen von Tieren (Tierquälerei). In diesem Punkt sind sich, glaube ich, 99% aller Menschen einig.
Die Meinungen teilen sich, wenn Menschen, die sich auch auf den Tierschutz berufen, verlangen, dass Tiere generell nicht getötet werden sollen, auf welche Art auch immer. Ebenso, wenn mit hochemotionalen Argumenten etwa gegen Jäger polemisiert wird ("niedrigste Instinkte" usw.). Ich bin kein Jäger, habe aber einige im Laufe der Zeit kennengelernt. Ihnen ist der Tierschutz im eigentliche Sinne (Vermeidung unnötiger Schmerzen) sehr wichtig und sie tun auch viel dafür. Das Ziel dieser Jäger ist es, dass das Tier tot ist, bevor es den Schuss hört. Da mag einem tierlieben Menschen die Galle hochkommen. Wenn ich aber akzeptiere, dass Fleisch gegessen wird, muss ich mich fragen lassen, wie Tiere gelebt haben und wie sie ihr Leben verloren haben. Die Exzesse einiger Menschen, die sich selbst Tierschützer nennen, gegen Jäger, richten gegen die Tatsache, dass überhaupt Tiere getötet werden. Hier scheint eine Annäherung, angesichts der gegenseitigen Abneigung ausgeschlossen.
Der
Naturschutz kümmert sich ausschließlich um wildlebende Tiere und Pflanzen und sichert ihre Lebensräume. Um Tierindividuen geht es nicht. Jagd und Naturschutz sind nicht immer einer Meinung, aber die grundsätzliche Berechtigung, Wildtierbestände zu bejagen, wird nicht bestritten.
Insofern müsste die Aussage, wonach es keinen Tierschutz ohne Tiernnutzung gebe, abgeändert werden in: bei der Erhaltung genutzter Wildtierbestände, und um die geht es auf Farmen (übrigens im Prinzip genauso wie auf deutschen Bauernhöfen), ist die nachhaltige Nutzung (also nicht die "Ausrottung", sondern die Erhaltung der Bestände) eine unverzichtbare Methode. Kann man wahrscheinlich griffiger ausdrücken
Die Nutzung weckt das Interesse an der Erhaltung der Bestände.
Wildtiere sind übrigens nur dann scheu, wenn sie Gefährliches befürchten. Kleintiere sind fast alle scheu, einfach weil der Mensch sie einfach, auch versehentlich, tottreten kann (von zudringlichen Nagetieren und manchen Kleinvögel abgesehen). Huftiere sind grundsätzlich Fluchttiere, haben aber auch Erfahrungen mit der Jagd gemacht. Nur deshalb sind die scheu. Das ist keineswegs natürliches Verhalten und das Gegenteil hat nichts mit Streichelzoo zu tun. Diese fehlende Scheu ist als "Nationalpark-Effekt" bekannt und kann auch in Deutschlands NPs beobachtet werden.
Gruß
Reinhard