Hallo Andrea,
ich habe deinen Beitrag mit Staunen gelesen und darf Dir als Jäger antworten, der gerne nach Namibia reist und dort auch auf die Jagd geht – und diese beiden Dinge nicht als Widerspruch sieht.
Der Berufsjägerverband in Namibia regelt die Abschussquoten für die einzelnen Jagdgebiete extrem streng – wie auch in Europa reist kein „Bambimörder“ ins Land ein und nietet um was er vor die Büchse oder den Bogen bekommt – gejagt wird streng nach Abschussplan, man achtet auf Geschlecht, Alter, den Wildbestand im Gebiet.
Unterscheide bitte, ob es sich um ein Gatter handelt – erkennbar an den hohen Zäunen, oder ob ein Jagdgebiet nur rindersicher eingezäunt ist – hier kann Wild ein- und auswechseln und überspringt die Zäune mit Leichtigkeit.
Einheimische (ob es sich dabei um indigene Gruppen handelt musst du entscheiden) leben von der Jagd, ein Jagdteam erhält vom Jäger nach der Jagd mehr Trinkgeld als er Lohn am Konto hat. Meist arbeiten die Frauen der Berufsjäger auch auf den Farmen, die Kinder gehen zur Schule, ihnen wird Unterkunft geboten usw. Die Jagd ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, ist einfach so.
Gejagd wird nur der sogenannte „jagdliche Überschuss“ – also nicht mehr als durch Geburten nachwächst. So wird die Zahl der Tiere auf einem für Farmer, Einheimische und Tierwelt vertretbaren Level gehalten – und dieses Level ist gerade in Namibia extrem hoch.
Du machst meiner Meinung nach denselben Fehler wie viele Jagdgegner – du glaubst nämlich, dass du dich in der Natur befindest. Die findest du weder in Deutschland noch in Namibia – was du bereist sind „Kulturlandschaften“, also vom Mensch genutzte Gegenden mit Weiden, Straßen, Häusern usw. Selbst im Deadvlei stehen Dixi-Klos, also keine Natur – und dazu trägst du mit deiner Fahrt im Offroader selber bei – denk mal darüber nach! Und hier wird nun einmal das Wild reguliert. Machst du das nicht, passiert, was in Kenia nach dem generellen Jagdverbot passiert – hier vermehren sich Elefanten und vernichten die Minifarmen der Einheimischen, trampeln Dörfer nieder und richten extremen Schaden an. Klar, das stört dich wohl wenig wenn du mit dem Auto durch die Landschaft fährst und alle 3 Sekunden „Ach, guck mal, ein Elefant“ sagen kannst! Denk auch mal an die von dir angesprochen Völker – auch die Massai brauchen eine Weide für die Kühe!
Übrigens jagen auch die San – und zwar mit kleinen Bögen, die Pfeile sind mit Gift getränkt und ein Tier verendet nach 2 bis 3 Tagen. Brutal? Möchtest du ihnen das verbieten? Sollen die San deiner Meinung zum Pick n‘ Pay gehen und Tofu kaufen?
Zählst du zu den Menschen, die stundenlang warten, bis sie einen Löwen beobachten können, der eine Antilope reißt (dauert ziemlich lange, ist qualvoll)? Schon pervers, auf so eine Show zu warten, oder?
Der Mensch ist ein Allesfresser, ähnlich dem Schwein. War so, ist so, wird so bleiben. Ausgewogen ernähren ist das Stichwort – und Afrika ist einfach kein Ponyhof.
LG
lonjo africa