Fortsetzung
Zu unserem Bootsausflug müssen wir mit unserem eigenen Auto zu einer Anlegestelle am Ufer des Rio San Carlos fahren, die in der Nähe der Manqueque Lodge zu finden ist. Dort wartet bereits ein kleines Motorboot auf uns und bei bestem Wetter - Sonnenschein mit lockerer Bewölkung – können wir die Flussfahrt beginnen.
Auf dem Rio San Carlos herrscht wenig Verkehr. Zu Beginn kommt uns noch ein leeres Touristenboot auf dem breiten Fluss entgegen, aber dann sind wir die ganze Fahrt über allein.
Unser Guide erklärt dies und jenes über die Landwirtschaft und die Bäume am Ufer des Flusses. Von Vögeln hat er leider überhaupt keine Ahnung – was uns wegen des Profils der Laguna del Lagarto Lodge doch etwas überrascht…
Hier muss der Kapitän des Boots dann immer wieder einhelfen.
Die Fahrt verläuft sehr ruhig und damit auch wenig spektakulär. Weder die Landschaft, die die Ufer des Rio San Carlos säumt, reißt uns zu Begeisterungsstürmen hin, noch die sich uns zeigende Tierwelt.
Wir sehen immer wieder Grüne Leguane in den Bäumen oder auf den Uferwiesen. Die Fotos schaffen es aber allesamt nicht in die Endauswahl… Die „Leguanschwemme“ in Tortuguero hat hier die Ansprüche zu hoch werden lassen.
Wir freuen uns aber immer wieder über Brüllaffen – so auch heute, wo sich die Tiere einmal im Sonnenlicht zeigen, aber durch das dichte Geäst auch bei bestem Wetter nicht einfach zu fotografieren sind. Auch sehen wir im dichten Schilf einige Kahnschnäbel, die Vegetation erlaubt hier aber nur Beweisfotos, die nicht der Rede wert sind.
Einige Krokodile säumen dösend unseren Weg.
Schließlich erreichen wir das verschlafene Dörfchen Boca San Carlos, das nahe der Grenze zu Nicaragua liegt. Wir verlassen das Boot und spazieren über die Dorfstraße. Viel Leben herrscht hier nicht. Auf dem Weg zu einer kleinen Bar kommen wir an einer Telefonzelle vorbei, die uns als Kuriosum aus einer vergangenen Epoche menschlicher Kultur erläutert wird. In solchen Momenten fühlt man sich alt.
Dann begegnen uns doch in Form einer kleinen Schülergruppe einige Menschen. Die Schule selbst ist aber einmal mehr verwaist – und dabei ist es noch gar nicht spät am Tag. Das ist für uns immer wieder rätselhaft.
Betti schrieb unlängst in ihrem CR-Bericht, dass Boca San Carlos in den letzten Jahren seinen Charme weitgehend eingebüßt habe. Wir können dies bestätigen. Lohnenswert ist der Spaziergang nicht gerade.
Nett ist es dann aber doch in der kleinen Bar, in der wir eine Rast machen. Hier gibt es frittierte Brotfruchtscheiben, frische Saftkreationen und leckere Kokosnüsse. Auch werden Vögel angefüttert, sodass es immer etwas zu sehen gibt. Eine schöne Pause.
Auf der Rückfahrt können wir einen Little Blue Heron (Blaureiher) und einige Mangrovenschwalben entdecken. Über ersteren freuen wir uns sehr – wieder ein Neuzugang auf unserer Sichtungsliste.
Insgesamt muss man ehrlich sagen, dass sich der Ausflug nicht wirklich gelohnt hat. Sicher: Es ist immer schön, über einen Fluss zu schippern und einige Vögel haben wir auch entdecken können. Aber anscheinend sind wir durch die Bootstouren im Tortuguero NP (und auch durch unsere Erfahrungen auf Okavango, Kwando, Chobe, Kazinga Channel und Co) zu verwöhnt, um die Fahrt auf dem Rio San Carlos wirklich wertschätzen zu können. Und so hat die Ausfahrt – auch durch den nur halbwegs kenntnisreichen Guide – das Prädikat „nett“ verdient.
Überrascht hat uns, dass unsere belgischen Lodge-Genossen, die mit auf dem Boot waren, die Sichtungsausbeute für CR-Verhältnisse als außergewöhnlich gut wahrgenommen haben. Das macht uns nochmal deutlich, wie viel Glück wir wohl bisher in Punkto Fauna gehabt haben…
Den weiteren Tag verbringen wir auf der Lodge. Warum sollte man auch weit gehen? Schließlich gibt sich vor unserer Zimmertür ein Streifenbasilisk die Ehre.
Nach einem Mittagssnack führt uns Lodgemanager Carlos hinunter zur Lagune, um uns den Kingfisher-Hide zu zeigen, an dem wir auch nach langem Warten und trotz abgezirkelter und in die Lagune eingelassener Becken mit kleinen Fischen keinen Kingfisher sehen werden…
Abgesehen davon ist der Spaziergang aber sehr schön und auch fotografisch lohnend.
Auf dem kleinen nassen Trampelpfad, der die Lagune am lodgezugewandten Ufer säumt, sehen wir eine große Flussschildkröte und eine beeindruckende Raupe – kleine Tiere wissen in Costa Rica wirklich zu überraschen.
Außerdem zeigen sich junge Stirnlappenbasilisken.
Einen Anhinga können wir bei Mittagessen beobachten.
Am Kingfisher-Hide finden wir wie gesagt leider keine der Namensgeber, aber es sind auch hier junge Basilisken zu entdecken. Hier einsteht eine meiner Lieblingsaufnahmen der grünen Echsen.
In weiter Entfernung am gegenüberliegenden Ufer können wir in den Wipfeln der Bäume einige Soldatenaras erahnen. Auch ein paar Klammeraffen zeigen sich in grenzwertiger Fotodistanz, aber wie Spiderman beeindruckend durch die Wipfel schwingend.
Viel näher kommt uns eine Tuberkelhokko-Familie. Das Küken ist zuckersüß und die Frau Mama ist eine ziemlich seltene Farbvariante dieses großen Hühnervogels. Eine schöne Begegnung.
Wir versuchen uns noch ein wenig an Blattschneideameisenfotografie. Noch immer nicht sehr erfolgreich...
Und bald darauf geht der Tag seinem Ende entgegen.
Das Abendessen ist wie am Vortag gut und auch heute Abend sind keine neuen Gäste eingetroffen. So ist hier am Ende der Welt wieder alles sehr ruhig und entspannt.
Am nächsten Tag haben wir einen Höhepunkt der Reise arrangiert: Wir werden am Vormittag die farbenprächtigen Königsgeier aus nächster Nähe beobachten können. Am Nachmittag wird dann eine geführte Dschungelwanderung auf dem Programm stehen, die sich zu einem echten Abenteuer auswachsen wird…