THEMA: Vom Reich der Jaguare zur Farbenwelt in Nordchile
01 Mai 2021 11:31 #614515
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Tag 9 – Porto Jofre – Pousada Piuval
Schlammschlacht


Heute können wir ausschlafen, der Wecker klingelt erst kurz nach 06:00 Uhr morgens. Wir haben den ganzen Vormittag Zeit, uns auf dem Gelände umzuschauen und Hyazintharas zu beobachten. Nur leider verstecken sich diese ausgerechnet die meiste Zeit heute vor uns. Als wir vom Frühstück zurückkommen, sehen wir Riesentukane, aber – welch ein Versäumnis – haben wir keine Kamera dabei. Die Riesentukane sind natürlich schon wieder weg bis wir uns fototechnisch ausgestattet haben. Zwei Parakeets sind jedoch so nett und haben auf uns gewartet, um für einige Aufnahmen zu posieren. Witzig ist, als ich mich mit einem Ciao von ihnen verabschiede, erhalte ich doch tatsächlich ein Ciao als Antwort.

Wir könnten noch weitere Tage in Porto Jofre verbringen, mit vielen Bootsfahrten und weiteren Tierbeobachtungen, es gefällt uns hier zu gut. Die Bungalows sind jetzt sicherlich alles andere als luxuriös, aber das stört uns überhaupt nicht.





















Während wir zum Mittagessen gehen, wird es wie aus heiterem Himmel stürmisch, so stürmisch, dass wir froh sind, das Restaurant betreten zu können und somit ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Es dauert nur wenige Augenblicke und ein Gewitter mit Starkregen setzt ein. Wir stellen ziemlich schnell fest, dass es Adi plötzlich sehr eilig hat. Da er uns nicht zu den Bungalows zurückschicken will, fährt er mit dem Wagen zu unseren Unterkünften und räumt unser Gepäck ein, während wir noch unsere Mahlzeit beenden. Wenig später können wir dann direkt vom Restaurant in den Mercedes Sprinter einsteigen.

Was dann folgt, ist für uns ein einziges Abenteuer. Bereits in der Nacht hatte es schon einmal heftig geregnet, die Piste ist unglaublich aufgeweicht. Adi, sonst immer zum Reden aufgelegt, sagt kein einziges Wort, weil seine ganze Konzentration der Piste gilt. Mein Mann sitzt vorne neben ihm und kann diese Fahrt auf einem Logenplatz beobachten. Mehrmals stehen wir quer, manchmal sind wir kurz davor uns festzufahren, was zum Glück aber nicht passiert. Einige Male rutscht der Wagen vor einer der Brücken quer, nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte Adi nicht jedes Mal den Wagen abfangen können. In den Tümpeln darunter hätten sich die Kaimane und diverses andere Getier sicherlich sehr gefreut, die Insassen des Mercedes Sprinters jedoch weniger … wir hoffen, dass wir hier einigermaßen durchkommen und nicht erst in der Nacht in unserer nächsten Unterkunft ankommen. Im Nachgang stellen wir fest, dass wir alle so gut wie keine Bilder während dieser Fahrt gemacht haben.

Ich hatte bereits gelesen, dass die Piste ab der Brücke über den Rio Pixaim in der Regenzeit unpassierbar wird. Jetzt erleben wir schon einmal einen Vorgeschmack darauf. Ohne Allrad geht jetzt hier nichts und selbst damit haben wir allergrößte Schwierigkeiten. Unterwegs sehen wir mehrere Wagen, die tief im Schlamm festhängen. Adi, der schon viele Jahre für mehrere Monate im Jahr diese Touren macht, sagt uns später, dass er solch eine Pistenbeschaffenheit noch nicht erlebt hätte und selbst heilfroh ist, dass wir letztendlich doch so gut durchgekommen sind. Ab Pixaim wird die Strecke besser, immer noch nicht gut, aber es ist kein Vergleich zum Schlamm, der hinter uns liegt. Das war wirklich ein Abenteuer!

Spätabends erreichen wir die Pousada Piuval an Kilometer 10 der Transpantaneira, wo wir die nächsten 3 Nächte wohnen werden. Wir erhalten ein schönes Zimmer, das direkt auf eine Veranda mit Hängematten führt.
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01 Mai 2021 20:04 #614564
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Tag 10 – Pousada Piuval
Kleiner Ameisenbär, großer Ameisenbär


Auf der abenteuerlichen Fahrt gestern lief noch eine Tayra über die Straße, aber diese Wieselart war genauso schnell im Gebüsch verschwunden, wie sie auf der Straße stand. Keiner von uns hatte die Chance auf ein Foto.

Die wenigen Bereiche rund um die Pousada Piuval, auf denen man in den regenreicheren Monaten Boot fahren kann, sind zumeist ausgetrocknet oder führen zu wenig Wasser, um darauf mit dem Boot zu fahren. So werden wir hier die Tierwelt mit Auto und per Pedes erkunden.

Wir sind (wie immer) frühmorgens mit dem Wagen zum Startpunkt einer Wanderung unterwegs, als mein Mann abseits der Straße einen Tamanduá, einen kleinen Ameisenbär, entdeckt. Gerne leben die kleinen Ameisenbären auf Bäumen, aber dieser hier läuft im Gras umher. Ein Wunder, dass mein Mann den Tamanduá aus dieser Entfernung entdeckt hat, mir wäre dies sicherlich entgangen. Adi stoppt den Wagen, wir steigen aus und können das kleine Kerlchen beobachten.













Auf unserer anschließenden Wanderung sehen wir Nasenbären, Agutis und glücklicherweise in einiger Entfernung, da nicht ungefährlich, Pekaris. Adi führt uns zu einem Baum, in dem sich eine Bruthöhle der Hyazintharas befindet. Immer mal wieder schaut das Köpfchen des einen Aras heraus, der andere hockt daneben auf einem Ast. Irgendwann verlassen dann beide die Höhle bzw. den Ast. Diese Bruthöhle hätten wir ohne Adi niemals gefunden.












Die Nachmittagstour führt uns dann zu einem Altwassersee auf dem Gelände der Pousada. Allerdings ist die Anfahrt mit Hindernissen verbunden, immer wieder blockieren kleinere Äste vom gestrigen Unwetter die Straße, die zur Seite geräumt werden müssen. Irgendwann kommen wir aber nicht mehr weiter, große Äste, die quer über die Piste ragen, verhindern die Weiterfahrt. Auf der anderen Seite steht auch bereits ein Fahrzeug und mit Macheten und vereinten Kräften räumen die Männer die Piste soweit frei, dass man fürs Erste passieren kann. Eine Schildkröte nicht weit entfernt schaut dem ganzen Schauspiel zu.






Die Gegend um den Altwassersee ist wunderbar. In den Bäumen leben verschiedenste Parakeets, die meisten fleißig mit Nestbauarbeiten beschäftigt, und auch die niedlichen Hyazintharas lassen sich blicken. Wir verbringen einige Zeit an diesem schönen Platz, während langsam die Sonne untergeht. Auf dem Rückweg zur Pousada sehen wir als i-Tüpfelchen einen großen Ameisenbär. Aufgrund der Lichtverhältnisse gelingen uns leider keine verwendbaren Fotos, wir freuen uns jedoch sehr darüber, so nah einen Ameisenbär gesehen zu haben – es ist einfach ein tolles Erlebnis.











Letzte Änderung: 01 Mai 2021 20:06 von Sabine26.
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01 Mai 2021 20:22 #614565
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Tag 11 – Pousada Piuval
Unser Guide ist vollkommen aus dem Häuschen


Wie schon die Tage zuvor, sehen wir auch wieder die Füchsin mit ihren vier Jungen. Sie lebt unter der Veranda, die direkt an die Rezeption anschließt. Man muss hier wirklich nicht weit gehen, um Wildlife sehen zu können.






Heute wollen wir weitere Ameisenbären suchen, leider verstecken sich diese aber vor uns. Mit Sichtungen auf der Reise verwöhnt, will ich mich nicht beschweren, wir haben ja bereits einen großen und den im Pantanal selteneren kleinen Ameisenbären (Tamanduá) gesehen.

Während einer weiteren Wanderung sehen wir wieder die üblichen Verdächtigen. Ein wenig mulmig wird mir, als Adi erzählt, dass zu dieser Jahreszeit die Wildbienen ihre Nester wechseln und dies mit einer großen Aggressivität einhergeht. Von allen hier lebenden Tieren habe ich den meisten Respekt vor einem Angriff dieser Bienen. Zum Glück begegnen wir aber den Verwandten von Biene Maja nicht, hören nur ein verdächtiges Brummen und Summen.




















Dann plötzlich ist Adi mitten im Wald völlig aus dem Häuschen, so haben wir ihn noch nicht einmal bei dem Speerreiher erlebt. Er schaut nach oben, wir dann auch und sehen erst einmal … nichts. Nach einigen Beschreibungen können wir dann den Grund für seine Entzückung entdecken. Weit oben im Baum sitzt der durch seine typische Schwanzform gut zu erkennende Mot-Mot. Dieser Mot-Mot ist hier so selten zu sehen, dass Adi ihn in den ganzen Jahren, in denen er im Pantanal unterwegs ist, erst das zweite Mal zu Gesicht bekommt. Wir hätten ihn sicherlich alleine gar nicht bemerkt und wenn doch, hätten wir höchstwahrscheinlich ein Foto gemacht, ohne zu wissen, welch seltenen Vogel wir hier vor der Linse haben.

*Anmerkung der "Redaktion": ich habe gesehen, dass Picco in Costa Rica auch einen Mot-Mot vor der Linse hatte, entweder ist Picco ein Glückskind (hat ja auch schließlich zwei Jaguare in Costa Rica gesehen :woohoo: , oder die Wahrscheinlichkeit ist dort größer, Mot-Mots zu sehen). Ich finde den Namen "Mot-Mot" schon toll.











Am Nachmittag laufen wir noch in brütender Hitze zu einem kleinen See nicht weit von der Pousada entfernt. Hier tummeln sich unglaublich viele Vögel, von Jabirus bis hin zu rosa Löfflern.
Der letzte Abend verabschiedet sich mit einem schönen Sonnenuntergang und die Füchse lassen sich auch noch einmal blicken.

















Letzte Änderung: 01 Mai 2021 20:40 von Sabine26.
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01 Mai 2021 20:31 #614566
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Tag 12 – Pousada Piuval - Cuiabá
Abschied nehmen vom Pantanal bedeutet nicht das Ende der Reise


Bis zur Mittagszeit können wir uns noch die Zeit auf dem Gelände der Pousada Piuval vertreiben. Wir machen letzte Fotos, gehen zum Mittagessen und dann heißt es, Abschied nehmen von diesem Tierparadies.













Tukane, weit entfernt in einem Baum, sind dann unsere letzten Sichtungen, bevor wir Cuiabá erreichen.










Wir hatten unsere Mitreisenden schon einmal auf das Hotel in Cuiabá vorgewarnt. So ganz ernst hatte man uns nicht genommen. Nachdem wir aber nach 2,5 Stunden Fahrt dort angekommen sind und alle ihre Zimmer bezogen haben, hören wir, dass wir keinesfalls übertrieben hatten. Adi, unser wunderbarer Guide, hat hinter den Kulissen dafür gesorgt, dass wir das gleiche Zimmer erhalten wie bei unserer Ankunft und dass dieses für uns auf erträgliche Temperaturen runtergekühlt wurde. Jetzt ist es ein wenig besser auszuhalten.

Am Abend fahren wir noch am Fußballstadion, in dem während der WM 2014 einige Spiele durchgeführt wurden, sowie an der Freiheitsstatue Cuiabás, die den Eingang eines Einkaufszentrums flankiert, vorbei zu einem Grillrestaurant, wo wir uns das Abschiedsessen schmecken lassen. Unser Eindruck von dieser Stadt veranlasst uns nicht, weitere Besichtigungen zu unternehmen. Ich denke, wäre es nicht das Eingangstor zum nördlichen Pantanal, würden sich hierher kaum Touristen verirren.
Letzte Änderung: 01 Mai 2021 20:33 von Sabine26.
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01 Mai 2021 20:38 #614567
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Zwischenfazit

Das Pantanal hat unsere Erwartungen weit, weit, sehr weit übertroffen. Wir sind mit unseren Sichtungen überglücklich, nie hätten wir damit gerechnet, solch ein Glück zu haben, ganz besonders hervorheben muss ich für uns den Jaguar am Rio Claro im besten Morgenlicht, den Jaguar am Rio Piquiri, der sich für seine Fotos wirklich ins Zeug legte, das unglaubliche Glück mehrere Tapire zu sehen, zudem noch einen schwimmenden. Unglaublich gut gefallen haben mir auch die seltenen, vom Aussterben bedrohten Riesenotter, die auf meiner Wunschliste ganz weit oben standen. Hinzu kommt, dass wir sowohl einen kleinen als auch einen großen Ameisenbären gesehen haben, auch wenn wir dies jetzt fotografisch nicht (wirklich brauchbar) festhalten konnten.

Die Sichtungen von Hyazintharas sind nicht selten im Pantanal, jedoch konnte ich auch von diesen kecken Kerlchen nicht genug bekommen. Selbst jetzt noch bringen sie mich zum Schmunzeln beim Betrachten der Bilder.
… und die Eisvögel … und … und …

Ich denke, für ganze 9 Nächte, die wir dort verbrachten, können wir uns wirklich nicht beschweren. Im Pantanal war uns das Glück mehr als hold. Einen extrem hohen Anteil daran hatte unser Guide Adi und die Entscheidung, keinesfalls auf Porto Jofre zu verzichten, obwohl wir uns sogar im Vorfeld anhören mussten, warum wir unbedingt Porto Jofre gewählt hätten, es sei doch so teuer und es reicht aus, wenn man im nördlichen Teil der Transpantaneira bleiben würde …
Nur die Jaguare, die Picco gesehen hat, die konnte uns unser Guide nicht bieten, das war eine Mission Impossible.

Ich hoffe, Euch hat der erste Teil unserer Reise auch gefallen und ihr steigt nicht aus und bleibt auch beim zweiten Teil dabei. Vielleicht konnte ich diese Region auch der/dem einen oder anderen näher bringen, die/der sich bisher darunter wenig bis gar nichts vorstellen konnte?

Da ich jetzt wahrscheinlich ein paar Tage nicht dazu kommen werde, weiter am Bericht zu schreiben, würde ich mich über Rückmeldungen zum ersten Teil freuen.

Und dann geht es in eine der trockensten Regionen unserer Erde und ich verspreche Euch, das wird ein wahres Kontrastprogramm.
Letzte Änderung: 01 Mai 2021 20:47 von Sabine26.
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01 Mai 2021 21:57 #614570
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  • Katma1722 am 01 Mai 2021 21:57
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Liebe Sabine!
Unglaublich, wie fleißig du den ersten Teil deines Berichtes durchgezogen hast!
Ich bin total begeistert von den vielen Tieren, die ihr gesehen habt - ich hoffe, dass ich da irgendwann, wenn die Situation sich wieder verbessert hat mal hinkomme!
Du hast es geschafft, mich mit dem Pantanal-Virus zu infizieren! :whistle: Vielen vielen Dank für die tollen Bilder und spannenden Beschreibungen! :kiss:
Freue mich schon auf den nächsten Teil und wünsche dir einstweilen ein schönes Wochenende,
liebe Grüße,
Kathrin :)
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