Tag 20 – Codpa Valley - Putre
Entlang der Ruta de las Misiones
Ich glaube, das ist die erste Reise, in der wir ein digitales Navi an Bord haben. Das analoge, in Form von mir, war bisher auf den Reisen zumeist ausreichend. Hätten wir uns heute auf das Navigationsgerät verlassen, würden wir in einem der unzähligen Canyons liegen. Mehr als ein dutzend Mal sollten wir den Abgrund fahren. Irgendwann ging es uns dermaßen auf die Nerven, dass wir das Teil abschalteten und das analoge musste wieder seinen Dienst verrichten.
Die heutige Fahrstrecke ist mit 150 Kilometern nicht gerade als lang zu bezeichnen, aber diese Strecke hatte es zeitweise in sich. Sie ist sehr kurvig, oftmals gerade breit genug für ein Auto und führt mehr als einmal direkt an sehr tiefen Berghängen ohne irgendeine Sicherung entlang. Zumeist besteht die Strecke aus einer nicht einfach zu befahrenden Erdpiste, um dann wieder mitten im Nirgendwo für einige Kilometer wunderlicher Weise in eine funkelnagelneue Asphaltstraße überzugehen, die dann genauso abrupt endet, wie sie begonnen hat. Das Ganze zieht sich in dieser wechselnden Qualität bis zum Ort Belén hin, um von dort bis Putre endgültig in Asphalt überzugehen. Wir sind froh, dass uns bis Belén gerade einmal drei Fahrzeuge entgegen kommen.
Diese Strecke wurde vor einigen Jahren als Ruta de las Misiones ins Leben gerufen. Obwohl teilweise abenteuerlich zu fahren, ist die Strecke wirklich wunderschön und sie führt entlang, aber auch durch, winzig kleine Ortschaften, die so abgelegen sind, dass wir uns fragen, wie die Menschen hier wohl leben. Jede dieser Ortschaften und mag sie noch so klein sein, hat ihre eigene Kirche, zumeist im Adobestil des Altiplanos. Wir sind sehr froh, uns für diese wenig befahrene Strecke von Codpa via Timar, Tignamar, Lupica und Belén entschieden zu haben.
Putre mit seinen knapp 2.000 Einwohnern liegt auf etwa 3.500 Metern Höhe und bietet sich zur Erkundung der spektakulären Umgebung geradezu als Übernachtungsort an. Hier werden wir die nächsten drei Nächte in der Terrace Lodge wohnen. Bevor wir jedoch zu unserer Lodge fahren, wollen wir erst einmal schauen, woher wir Benzin bekommen, denn in Putre und der weiteren Umgebung gibt es keine Tankstelle. So fragen wir eine Passantin, die uns zu einem Geschäft schickt.
Dorthin fahren wir und ich frage drinnen im Geschäft, das sich in einem kleinen, dunklen Raum befindet, nach Benzin. Dann folgt eine scheinbar äußerst geheime Mission, die wir sehr belustigt beobachten. In Getränkekanistern abgefüllt wird das Benzin über eine Wasserflasche, die auf der einen Seite abgeschnitten wurde und als Trichter dient, in unseren Tank gefüllt, während eine zweite Person, so scheint es uns, Schmiere steht. Passanten gehen vorbei, unterhalten sich mit den beiden Treibstofflieferanten, das Ganze scheint hier Tagesgeschäft zu sein.
Die Terrace Lodge wird von einem italienischen Paar geführt. Sie werden uns aber später erzählen, dass sie planen, innerhalb Chiles umzuziehen. Insgesamt verfügt die Lodge über 5 Zimmer und es gefällt uns hier sehr gut. Ich denke, da in Putre die Auswahl nicht sonderlich groß ist, haben wir eine ausgezeichnete Wahl getroffen.
Wir versuchen am Abend im Ort noch etwas zu essen zu bekommen, was sich ebenfalls als nicht allzu leicht herausstellt, werden dann aber im Restaurant Rosamel fündig. Wir wundern uns, sind aber gleichzeitig erfreut, dass Putre noch so ursprünglich ist und auf der touristischen Landkarte noch keine so große Rolle spielt.