Matsaya und ihr Freund sind sehr nett und gastfreundlich und auch ein gemeinsamer Freund, der gerade anwesend ist, entpuppt sich als äußerst netter Zeitgenosse.
Melli probiert mal kurz von meinem Teller, bekommt einen kleinen Hustenanfall wegen der Schärfe und meint, das könne man doch nicht essen.
Doch, kann man. Es ist nämlich sehr lecker. Sie gewöhnt sich im Laufe der Reise auch noch an scharfes Essen. Nur Pfefferkörner werden auch im späteren Verlauf der Reise nicht ihre Freunde. Zu meiner Freude löffelt sie die mit ihrer Gabel immer auf meinen Teller. Und zu viel Pfeffer kann es für mich als Pfeffer-Fan kaum geben.
Nach dem Essen mache ich mich an der Tischdekoration zu schaffen und beginne, sie aufzuessen. Bei der Dekoration handelt es sich natürlich nicht um irgendwelche Holzfiguren, sondern um Thai-Chilis. Da Chilis brutal scharf sein können, probiere ich zunächst mit einem zaghaften Biss. Es sind aber wirklich gewöhnliche Thai-Chilis wie bei uns aus dem Asia-Laden und die kann ich essen.
Das Gespräch Matsayas mit ihrem Freund und dem gemeinsamen Bekannten an der Theke verstummt plötzlich, als ich reinbeiße. Ich esse die Chilischote auf und greife zur zweiten. Matsaya kommt an den Tisch und meint, das hätte sie bei einem Europäer noch nie gesehen und dann wäre das Curry vielleicht ein bisschen zu fad gewesen.
Sie habe die Schärfe eher vorsichtig für Europäer dosiert und der letzte Gast habe selbst das schon kaum noch essen können. Ich entgegnete, das Curry war prima aber ich könne auch schärfer essen. Das beschert mir am übernächsten Morgen ein authentisches Thai-Frühstück Dazu noch später, denn an einen übernächsten Morgen an diesem Ort war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. ...
Hier mal Mellis gedrehter Teller und meiner, auf denen die liebevolle Art der Zubereitung erkennbar sind. Wir waren richtig begeistert.
Nach einem einheimischen Chang-Bier fange ich an zu schielen und sehe etwas unscharf. Vielleicht liegt das aber auch nur an meiner "Quatsch-Kamera" ...
Hoffentlich überzeugt dann wenigstens der Reisebericht einigermaßen.
Matsaya fragt uns am Abend noch, ob wir ein übliches Frühstück mit Spiegelei, Rührei oder Omelette mit Toast haben möchten oder wir die Dips und anderen Dinge testen möchten, die sie für die Geburtstagsfeier am nächsten Tag vorbereitet und ihr anschließend ein Feedback geben. Wir entscheiden uns spontan für die zweite Variante und bekommen Folgendes zum Frühstück. Alles sehr lecker, nur Koriander pur kann ich nicht mehr ausstehen ...
Das Zeug redet den ganzen Tag mit mir. Der Aufwand für das Frühstück überrascht mich allerdings. Und Rührei war sogar trotzdem dabei ...
Da wir am Vorabend einen Chai Masala (einen Gewürztee mit Kardamom, Zimt, Kreuzkümmel, Pfeffer, Nelken) getrunken haben, der sehr gut war und ich ein Freund der sog. Crossover- oder Fusion-Küche bin und gerne Elemente verschiedener Rezepte kombiniere oder ganz ohne Rezept einfach ausprobiere, frage ich Matsaya, ob sie mir das gleiche mit Kaffee machen könne. Sie ist erstaunt, aber auch begeistert von der Idee und probiert es. Anschließend fragt sie, ob es geschmeckt hat, denn sie trinke keinen Kaffee und habe es daher nicht gekostet. Melli sagt ihr, der Kaffee sei noch besser als der Tee und sie solle es unbedingt auf die Speisekarte setzen. So entstehen Rezepte und Speisekarten ...
Rezept Grünes Curry mit Huhn (gaeng kieow wan gai)
Ein gut sortierter Asia-Laden ist nun hilfreich.
Ansonsten ist Improvisation angesagt. Kochrezepte muss man ja auch nicht wie auf Millmeterpapier nachmachen.
Curry setzt eine Currypaste voraus. Die kann man fertig kaufen. Das kann man aus Zeitgründen auch prima so machen. Am Ende ist jedoch noch beschrieben, wie man auch diese selbst herstellt. Im Kochkurs haben wir sie natürlich selbst hergestellt. Die ein oder andere Zutat wird man hierzulande zudem zwangsweise weglassen müssen, weil man sie nicht oder nur schwer bekommt. Vor allem, wer auf dem Land wohnt, wird wenig Einkaufsmöglichkeiten für asiatische Zutaten haben.
Wir nehmen eine halbe Tasse dicke Kokosnusscreme, einen Esslöffel der zuvor hergestellen Currypaste (oder eben fertige), 200 Gramm klein geschnittene Hühnerbrust und zwei Tassen Kokosnussmilch.
Wir benötigen weiterhin drei Thai-Eggplants (oder Auberginen), zuvor zwei Minuten in kalten Salzwasser eingelegt. Nimmt man übliche Auberginen, reicht auch eine oder zwei.
Dazu:
Zwei Limettenblätter, klein geschnitten.
Ein Teelöffel Kokosblütenzucker.
Ein Esslöffel Fischsauce (nam pia) oder Soyasauce.
Eine große rote Thai-Chili
20 Blätter Thai-Basilikum.
Der Wok (oder notfalls Pfanne) wird mit kleiner Hitze angestellt und die Kokosnusscreme mit der Currypaste erhitzt. und vermischt. Das in Würfel geschnittene Huhn wird hinzugegeben und die Hitze des Woks 10 min. auf mittlere Temperatur gestellt und fleißig gerührt.
Die restlichen Zutaten außer das Grünzeug kommen nach ca. 10 min. hinzu. Dabei wird die Hitze wieder zurückgedreht.
Nach 10 weiteren Minuten ist die Sache fertig. Das Grünzeug kommt erst dann dazu, weil es sonst schnell bitter wird. Parallel dazu hat man Reis gekocht, der dazu serviert wird.
Grüne Curry Paste (namprik gaeng kieow wan)
"Some Thai families only have 8 ingredients in their curry paste. My familiy has 15. I use my family's recipe in my teachings."
Hier das Rezept für die Paste (sind aber keine 15 Zutaten, sondern ich habe nur 13 gezählt):
1/2 Teelöffel Kreuzkümmelsamen
1/2 Teelöffel Koriandersamen
Beides ohne Öl bei mittlerer Hitze kurz anrösten, damit die Aromen besser rauskommen.
1 Esslöffel Zitronengraswurzeln (den untersten Zentimeter abschneiden).
! Esslöffel Galangal (Thai-Ingwer) klein geschnitten
1 Esslöffel Kaffir-Limetten-Rinde (Abrieb)
2 Teelöffel Korianderwurzeln klein gehackt
2 cm Kurkuma (Gelbwurz) klein gehackt. Achtung bei der Verarbeitung von Kurkuma, dass man sich die Klamotten nicht damit einsaut (bekommt man oft nicht mehr sauber). Man bekommt auch schnell gelbe Finger, so dass der Einsatz von Handschuhen sinnvoll sein kann. Auch in Anbetracht der Chilischoten kann das ratsam sein, besonders wenn man Thai-Chili durch Habanero oder Fatali ersetzt. Das brennt sehr lustig in den Augen, wenn man sich da mal reibt, selbst wenn man vorher die Hände mit Seife gewaschen hat. Da schießen einem die Freudentränen nur so in die Augen.
6-8 cm Ginza (Galgant) oder Ingwer (jeweils Haut entfernt) klein gehackt
5 Blätter Thai-Basilikum
1-2 rote Thai-Chilis
10-15 grüne Thai-Chilis (die grünen Chilis sind etwas milder als die roten).
1/2 Teelöffel Salz
1 Teelöffel Shrimps-Paste
Alles klein schneiden/hacken und im Mörser zerstampfen. Die Paste reicht für zwei Personen und ist im Kühlschrank etwa eine Woche haltbar, wenn man größere Menge macht.
Nach dem Rezept kommen pro Person insgesamt also 6-9 Chilischoten ins Essen. Wem das zu heftig erscheint nimmt halt einfach weniger und wer gerne scharf isst, macht halt mehr davon rein.
Viel Spaß beim Nachkochen und Rezepte für rotes Curry und Masaman Curry mit der jeweils entsprechenden Paste gibt es im weiteren Verlauf auch noch. Das rote Curry ist dann schärfer als das hier vorgestellte. Dieses hier ist quasi für 'nen Kindergeburtstag …
Gruß
Wolfgang