THEMA: Reisebericht: Mit Fahrrad, Bus und Zug durch Kuba
07 Sep 2020 16:35 #594389
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Bayamo


Bayamo Parque Cespedes

Einst war der Parque Cespedes in Bayamo einer der schönsten Kubas. Im Schatten uralter, mächtiger Laubbäume spielten Kinder, trafen sich Alt und Jung, um tagsüber der Hitze der Straßen zu entkommen. In den Blättern Bäume zwitscherten tausende Vögel. Ich habe es selbst erlebt, als ich im Jahre 2008 Bayamo besuchte.

Eines Tages beschlossen die für Stadtplanung zuständigen Funktionäre, dass sämtliche Laubbäume im Rahmen einer Neugestaltung des Parks entfernt werden sollen. Man stelle sich diesen Wahnsinn vor, 60-80 Jahre alte, gesunde, schattenspendende Bäume wurden gefällt, weil sie der Neugestaltung des Parks im Wege standen. Die Argumente für die Fällung waren, dass Laubbäume zuviel Schmutz verursachen, dass ihre Wurzeln die neugangelegten Wege beschädigen könnten und das sie die Wi-Fi-Verbindung stören würden.

Im Jahre 2017 war es dann soweit, alle Bäume wurden abgeholzt. Heute lässt die unerbittliche Sonne dort niemanden mehr auf den Bänken sitzen, tagsüber ist der Park wie ausgestorben.

Entsprechend der Schock, der mich trifft, als ich Bayamo gegen Mittag erreiche und mir erst einmal ein schattiges Plätzchen im Parque suchen möchte. Außer einer handvoll schlanker Palmen, die zwar hübsch anzusehen sind, aber als Schattenspender überhaupt nicht taugen, gibt es keinen einzigen Baum mehr. Dafür flimmernde Hitze und gleißende, spiegelnde Bodenplatten.


Bayamo – Der Parque im Jahr 2008, Treffpunkt für jung und alt.


Bayamo – Der Parque im Jahr 2008 mit altem Baumbestand.

In Bayamo bleibe ich nur eine Nacht. Da die Strecke Bayamo – Santiago stark befahren und auch landschaftlich nicht so reizvoll ist, packe ich am nächsten Morgen mein Fahrrad in den Bus und lasse mich nach Santiago fahren. Die kubanischen VIAZUL-Busse nehem problemlos Fahrräder mit, was sehr angenehm ist, hat man mal keine Lust eine bestimmte Strecke zu fahren, steigt man einfach in den Bus.

Bayamo – Santiago – Siboney


Unterwegs

Als wir gegen Mittag in Santiago ankommen, habe ich plötzlich keine Lust mehr auf Lärm, Hitze und Stadt. Ein paar Strandtage wären deutlich verlockender. Vor dem Terminal de Autobus frage ich einen der Maquina-Fahrer, ob er mich ins ca. 15 km entfernte Siboney fahren würde. Siboney ist ein kleiner Küstenort und quasi der Hausstrand Santiagos. Vor allem an Wochenenden zieht es viele Santiagueros nach Siboney, unter der Woche ist ist es dort eher ruhig.

Nachdem ich mit dem Fahrer einen akzeptablen Preis ausgehandelt habe, laden wir das Fahrrad in die Maquina. Sie ist so geräumig, dass wir das Fahrrad auf die Rückbank stellen können, ohne das Vorderrad abzumontieren. Immer wieder erstaunlich, wie geräumig diese US-Oldtimer konstruiert wurden.

Vamos a la playa. :)
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07 Sep 2020 16:39 #594390
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  • Gu-ko am 07 Sep 2020 16:35
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Siboney (bei Santiago)


Siboney

Der Strand von Siboney ist nichts Besonderes, aber gut genug, um mal zwei oder drei Tage dort abzuhängen. Er wird hauptsächlich von Kubanern besucht, ausländische Touristen sind selten.

Da ich das Fahrrad in zwei Tagen zurückgeben muss, mache ich noch ein paar Ausflüge in die Umgebung.

Das Museo Nacional de Transporte befindet sich knapp 10 km Richtung Osten. Es besitzt eine Sammlung von Oldtimern, unter anderem Autos aus dem ehemaligen Besitz von Batista und den Castros. Das behauptet zumindest mein Reiseführer.

Man kann sich fragen, warum überhaupt in Kuba ein Automobilmuseum besuchen, schließlich fahren genug Oldtimer auf den Straßen herum. Aber im Umkreis von Siboney gibt es nicht wirklich viel, was man besuchen kann. Also fahre ich da hin.


Auf dem Weg zum Museum gelingen mir ein paar Tierbeobachtungen… B)


Museo Nacional de Transporte


Museo Nacional de Transporte


Museo Nacional de Transporte - Maya Cuba

Auch kann man in diesem Museum das einzige Auto bewundern, das Kuba jemals produziert hat. Ein winziges, einzylindriges Gefährt Namens Maya Cuba, von 1963. Irgendwie sieht es aus, als hätte man es aus diversen Schrottteilen zusammengebaut…


Museo Nacional de Transporte

Die Rückgabe des Fahrrades an die Mitarbeiter von Profil-Cuba-Reisen in Santiago verläuft problemlos. Das Fahrrad wurde bei dem Unfall nicht beschädigt, lediglich eine meiner Ortlieb-Taschen hat ein paar Risse und ein Loch bekommen. Vermutlich hat die Tasche das meiste abgefangen.

Auch den Unglückshut gebe ich zurück. La Abuela hatte mir ja ausdrücklich eingeschärft:

„Prestado no es regalado“ (Geliehen ist nicht geschenkt) ;)

Und ich will sie keinesfalls enttäuschen. Als ich sie aufsuche um ihr den alten, fleckigen Hut wieder zurückzugeben, freut sie sich sehr. Als sie meine aufgeschürften Arme und Beine sieht, muss ich natürlich erzählen, was mir passiert ist. Die alte Frau ist so nett und voller Mitgefühl, dass ich die verhängnisvolle Rolle des Huts nicht erwähne.
Letzte Änderung: 10 Sep 2020 19:04 von Gu-ko.
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07 Sep 2020 16:41 #594391
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Und wie geht es weiter?

Ich habe noch knapp zwei Wochen Kuba vor mir. Nach einigem hin und her überlegen habe ich beschlossen, von Santiago mit dem Bus nach Baracoa weiterzufahren. Baracoa liegt im sogenannten „tropischen Osten“ der Provinz Guantanamo. Ihre größte Sehenswürdigkeit ist die üppige, reiche Natur, die die Stadt umgibt.

Ich will versuchen dort noch einmal ein Fahrrad für eine kürzere Tour zu mieten.
Letzte Änderung: 07 Sep 2020 16:42 von Gu-ko.
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07 Sep 2020 18:47 #594399
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Hallo Gu-ko,
Danke für die Fortsetzung deines Berichts.
@ Reportage und Netflix ist an und für sich einfach zu lösen: Mit einer billigen Wertkarte vom Supermarkt oder einem Gratisprobemonat, bei welchen du aber die Abbestellungsfrist beachten solltest. Ist aber letztlich eine Frage, welchen Aufwand dir das Anschauen der Reportage wert ist. Ich fand sie gut.
Grüße
PS @ die Bäume in Bayamo: Es gibt übrigens einen berühmten europäischen „Platzarchitekten“, der meint(e) Bäume hätten im urbanen Raum nichts verloren. Wer Bäume wolle, solle in den Wald gehen! Bäume in der Stadt seien nicht "authentisch", hätten dort nichts zu suchen, Stadt müsse „urban“ sein. Nach diesem Muster hat er einige, im Sommer unerträglich heiße, Steinwüsten quer durch Europa produziert. Ich schreibe das deswegen so ausführlich, weil ich zu den durch diesen Idixxxx Geschädigten gehöre :evil: .
Letzte Änderung: 07 Sep 2020 18:48 von loser.
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10 Sep 2020 19:03 #594580
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loser schrieb:
Hallo Gu-ko,
Danke für die Fortsetzung deines Berichts.

PS @ die Bäume in Bayamo: Es gibt übrigens einen berühmten europäischen „Platzarchitekten“, der meint(e) Bäume hätten im urbanen Raum nichts verloren. Wer Bäume wolle, solle in den Wald gehen! Bäume in der Stadt seien nicht "authentisch", hätten dort nichts zu suchen, Stadt müsse „urban“ sein. Nach diesem Muster hat er einige, im Sommer unerträglich heiße, Steinwüsten quer durch Europa produziert. Ich schreibe das deswegen so ausführlich, weil ich zu den durch diesen Idixxxx Geschädigten gehöre :evil: .

"Wer Bäume sehen will soll in den Wald gehen" :laugh: Das hört sich gruselig an, hoffentlich bekommt dieser Architekt keine Aufträge mehr. In Kuba gab es nachträglich einige Proteste seitens der Bevölkerung gegen die Abholzung, aber zumindest in Bayamo kamen die zu spät. In Kuba werden solche Projekte auch nicht mit der Bevölkerung abgesprochen, da werden Beschlüsse gefaßt und dann durchgeführt.
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10 Sep 2020 19:05 #594581
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loser schrieb:
Hallo Gu-ko,

@ Reportage und Netflix ist an und für sich einfach zu lösen: Mit einer billigen Wertkarte vom Supermarkt oder einem Gratisprobemonat, bei welchen du aber die Abbestellungsfrist beachten solltest. Ist aber letztlich eine Frage, welchen Aufwand dir das Anschauen der Reportage wert ist. Ich fand sie gut.
Grüße
Werd mich drum kümmern!
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