Letzter Tag in Baracoa
Baracoa Malecón
Obwohl sich mein Zimmer auf dem Dach eines zweistöckigen Hauses im Zentrum Baracoas befindet, werde ich in aller Frühe von einem dieser nervigen Hähne geweckt. Zuerst kann ich es kaum glauben, ich bin doch nicht auf dem Campo. Ein Blick aus dem Fenster klärt mich auf. Ein Nachbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite betreibt eine Hühnerzucht auf seinem Balkon im zweiten Stock, Luftlinie nur wenige Meter von meinem Bett entfernt. In Havanna hatte ich schon Balkone gesehen, die zur Schweinezucht mißbraucht wurden, aber Schweine krähen wenigstens nicht in aller Frühe.
Ein Blick auf die Uhr, es ist kurz nach vier.
Als ich aus dem Bett steige, trete ich in etwas nasses, kaltes. In meinem Zimmer haben sich überall Pfützen gebildet, stellenweise steht das Wasser knöcheltief. In der Nacht hat es gestürmt und heftig geregnet. Fenster haben in Kuba überwiegend keine Glasscheiben, sie werden über Lamellen-Fensterläden geöffnet, oder geschlossen. Wegen der Luftzirkulation hatte ich die Lamellen halb offengelassen, was bei dem nächtlichen Starkregen zu der Überschwemmung geführt hat. Zum Glück ist mein Rucksack wasserdicht, denn der steht mitten in der größten Lache.
Da ich heute nichts Besonderes vorhabe, verbringe ich den Tag mit Müßiggang. Ein bissl spazieren, in den Parks sitzen und Erdnüsse essen, den Malecon entlanglaufen und das eine oder andere Foto schießen. Ich glaube vielmehr habe ich an diesem Tag nicht gemacht.
Baracoa
Baracoa
Baracoa
Baracoa
Halt, noch etwas habe ich an diesem Tag erledigt. Ich war beim VIAZUL-Busbahnhof, denn meine Zeit in Kuba neigt sich unweigerlich dem Ende zu, und schon in wenigen Tagen geht mein Flieger von Holguín zurück nach Deutschland und so langsam aber sicher muss ich meine Rückreise planen. Der „normale“ Weg von Baracoa nach Holguín würde über Santiago führen. Das heißt, mit dem VIAZUL-Bus nach Santiago und von dort mit Bus oder Sammeltaxi nach Holguín.
Irgendwo habe ich mal gehört, dass zwischen Guantánamo und Holguín ein Zug verkehren soll. Eine Zugfahrt würde bestimmt mehr Spaß machen, als die Fahrt mit dem VIAZUL. Ich habe auf früheren Reisen schon andere Bahnstrecken Kubas kennengelernt und diese entschleunigte Art des Reisens hat durchaus seine Reize. Solange man es nicht eilig hat. Also kaufe ich ein Busticket nach Guantánamo, für den morgigen Tag.
Abends regnet es wieder, dadurch sind Straßen und Parks menschenleer. Ich empfinde die leichte Abkühlung als ganz angenehm, die Kubaner haben schreckliche Angst vor 'gripe', kaum fallen die ersten Regentropfen sind die Straßen wie leergefegt.
Ich gehe früh schlafen und diesmal schließe ich die Fensterläden und stecke ich mir ein Paar selbstgebastelte Oropax in die Ohren.