Anreise nach Algerien
Mitte Dezember 1999 geht es los. Treffpunkt ist eine kleine Pension in der Nähe von Genua. Wir reisen mit dem Zug an, die Motorräder kommen auf einem Anhänger mit den LKWs.
Vor lauter Aufregung bekomme ich in dieser Nacht kein Auge zu.
Am nächst Morgen dann die ersten Kilometer mit dem Motorrad; auf der Via Aurelia zum Hafen von Genua.
Es geht mit der Fähre nach Tunis. Im Hafen wähnt man sich schon mehr in Afrika, denn in Europa. Ein unübersichtliches Gewusel und jede Menge vollkommen überladene Schrottautos. Nicht selten mit einer kompletten Küche oder Wohnzimmereinrichtung auf dem Dach. Einige Autos schaffen es noch nicht einmal mehr aus eigener Kraft auf die Fähre, sondern müssen geschoben werden. Der Lademeister der Fähre scheint damit aber Erfahrung zu haben. Die Fahrzeuge werden nur soweit geschoben, dass alle Räder auf der Rampe sind, dann wird die Rampe angehoben und die Autos rollen in den Bauch der Fähre. Wir waren mit die ersten, die auf die Fähre durften und beobachten das Schauspiel von Deck.
Am Nachmittag legt die Fähre relativ pünktlich ab. Uns steht eine Überfahrt von rund 24h bevor. Einige Mitfahrer werden seekrank. Zu meiner Überraschung trifft es auch Kathrin, die damit bislang noch nie Probleme hatte. Ich werde zwar nicht seekrank, schlafe in der stickigen Innenkabine aber erneut sehr schlecht.
Am folgenden Nachmittag laufen wir in den Hafen von Karthago ein. Die Einreiseformalitäten konnten wir zum großen Teil bereits auf der Fähre erledigen, so dass wir zügig im Land sind. Auf dem Motorrad ist es dann noch rund eine Stunde bis zu unserem Hotel in Hammamet.
Grundsätzlich ist das Hotel nicht schlecht, stinkt aber bestialisch nach Diesel. Anscheinend sind die Flure gerade alle mit Diesel gereinigt worden. Hab den Sinn davon nie verstanden. Das Resultat ist die dritte schlaflose Nacht in Folge.
Am nächsten Tag gilt es Tunesien zu durchqueren, damit wir nahe der Grenze zu Algerien übernachten können. Deshalb war es auch ein reiner Fahrtag und die Strecke wurde ausschließlich danach ausgewählt, möglichst schnell voran zu kommen. Das hat dann auch gut geklappt. Rechtzeitig am Nachmittag biegen wir hinter Nefta von der Straße ab und fahren ein paar Kilometer nach Süden in die Wüste, wo wir unsere erste Nacht im Zelt verbringen. Endlich kann ich gut schlafen.
Der gesamte nächste Tag war für den Grenzübertritt nach Algerien eingeplant. Ich konnte es im Vorfeld gar nicht glauben, dass wir dafür so viel Zeit einplanen müssen, wurde dann aber eines Besseren belehrt. Die Ausreise aus Tunesien ging noch recht zügig, aber für die Einreise nach Algerien brauchten wir rund 8h. Dabei war es nicht so, dass es an der Grenze sonderlich voll war. Außer uns passierte gerade mal eine Hand voll Fahrzeuge die Grenze.
Zuerst mussten wir alle unsere Pässe abgeben. Danach passierte dann erst einmal rund 2h gar nichts. Dann wurden wir einzeln aufgerufen. Man hatte anscheinend versucht unsere Passdaten im PC zu erfassen und war daran grandios gescheitert (trotz arabischer Übersetzung im Pass). Also ging man zunächst die Eintragungen mit dem Grenzbeamten Punkt für Punkt durch. Dann wurde noch das Motorrad im Pass eingetragen. Dieses Prozedere wurde bei jedem Einzelnen wiederholt. Danach geschah wieder 2h nix, bevor uns dann die Pässe ausgehändigt wurden. Parallel dazu wurden die beiden LKW gründlich gefilzt.
Insgesamt ein sehr langweiliger Tag, an dem ich mir sehnlichst ein Buch zum lesen gewünscht hätte. Leider war der E-Reader noch nicht erfunden und für richtige Bücher fehlte auf dieser Reise der Platz.
Nachdem wir endlich in Algerien angekommen waren, fuhren wir nur noch ein paar Kilometer und bogen dann erneut für einige Kilometer nach Süden in die Wüste ab.
Morgen soll es dann endlich losgehen.