Grand Erg Oriental
Unser erstes wichtiges Etappenziel in Algerien war Ilizi. Diese Oasenstadt im Südwesten Algeriens war auch schon vor 20 Jahren bequem via Hassi Messaoud, Hassi Bel Guebour und In Amenas auf gut ausgebauter Asphaltstraße zu erreichen. Dieser Weg war aber nicht unser Plan. Wir wollten ab El Oued mitten durch den Grand Erg Oriental fahren, der lt. Wikipedia größten Sandfläche der Sahara. Die ersten rund 300km soll es weglos Richtung Südsüdwest gehen, um dann unweit der Grenze nach Tunesien auf die Straße von Hassi Messaoud zum Erdölfördergebiet Borma zu treffen.
Der Tag begann für uns schon kurz vor Beginn der Dämmerung und als die Sonne über den Horizont kam, befanden wir uns schon auf der Straße nach El Oued.
In El Oued kauften wir reichlich Brot für die nächsten Tage und stockten unsere Brennholzvorräte auf. Vor allem trafen wir uns hier aber mit unseren algerischen Tuareg-Guides, die uns von hier bis an die Grenze zum Niger begleiten würden.
Die Guides waren in erster Linie dafür verantwortlich für die beiden Unimogs den leichtesten Weg durch den Erg zu finden. Während wir mit den Motorrädern auch auf direkter Linie über jede Düne fahren könnten, stoßen die schwer beladenen und relativ schwach motorisierten Unimogs im tiefen Sand schnell an ihre Grenzen. Aus diesem Grund versuchten wir mit den Unimogs soweit wie möglich immer in en Dünentälern zu bleiben. Wenn man bereit ist, den einen oder anderen Umweg in Kauf zu nehmen, ging das auch erstaunlich gut.
Wir Motorradfahrer blieben zunächst noch in den Spuren der Autos, wurden mit der Zeit aber immer übermütiger und fuhren ab Mittag eigentlich nur noch in den Dünen, welche die Dünentäler zu beiden Seiten begrenzten. Dabei achteten wir aber immer darauf in Sichtweite der Autos zu bleiben.
Da wir mit den Motorrädern viel schneller waren, als die Autos, fand sich aber auch immer wieder Zeit, sich mit den Details der Wüste zu beschäftigen. So war ich überrascht, wie viel Bewuchs es im Erg gab.
Hin und wieder lies es sich natürlich nicht vermeiden, dass auch die Autos über einen Dünenkamm mussten. Das ging leider nicht immer gut. Wenn dann so ein Unimog auf dem Dünenkamm mit dem ganzen Chassis aufsaß, bedeutete das eine verdammte Plackerei. Wer schon mal ein aufsitzendes Auto ausgegraben hat, weiß was das für eine Arbeit ist, aber bei einem LKW ist das noch eine ganze Nummer heftiger. Zum Glück waren wir genug Personen, um uns bei der Schinderei an den Schaufeln abzuwechseln.
Gegen Abend hatten wir dann die Hälfte der Strecke bis zur Straße geschafft und fanden einen geschützten Übernachtungsplatz in einem, mit relativ viel Gras bewachsenen, Dünenkessel.
Die Verpflegung war leider noch stark ausbaufähig. Sowohl geschmacklich, als auch von der Menge war noch viel Luft nach oben.
Auch der nächste Tag begann mit Anbruch der Dämmerung. Es war uns wichtig immer früh zu starten, um zum Ende des Tages nicht unter Zeitdruck zu geraten.
Vom Prinzip verlief dieser Tag in weiten Teilen wie der vorherige. Zum Glück fuhr sich aber kein Unimog fest. Lediglich der Landcruiser unserer Guides hatte eine Reifenpanne, was bei der typisch afrikanischen Bereifung aber auch kein Wunder war.
Zum Ende des Tages wurde dann das Licht sehr schön, so dass ich mich beim fotografieren mehr auf die landschaftliche Schönheit dieser Wüstenlandschaft konzentrierte.
Nur wenige Kilometer vor Erreichen der Straße richteten wir unser nächstes Camp ein. Wir lagen weiterhin gut im Plan.
Für die Nacht waren ausgiebige Kometenschauer angesagt. Wo kann man das besser beobachten, als mitten in der Sahara, hunderte Kilometer entfernt von jeglicher Lichtverschmutzung. So lagen wir nach dem Essen im noch warmen Sand und beobachteten die zahlreichen Sternschnuppen. Wie es der Aberglaube verlangt, überlegte ich mir auch einen Wunsch. Eigentlich nichts besonderes, sondern lediglich sicher in Dakar anzukommen. Leider sollte sich schon sehr bald zeigen, dass man auf Aberglauben nichts geben sollte.