Dreamliner schrieb:
Hallo landcruiser1970,
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Und es bleibt dabei: In Namibia überfallen nicht die Ärmsten der Armen die Touristen, damit sie ein Stück Brot für die armen Kinderchen auf den Tisch bekommen. Diese Kriminellen gehören von ihrem Wohlstand gesehen zur Mittelklasse. Die haben Auto uvm. Und deswegen ist diese Kriminalität nicht primär mit Armut erklärbar. Sie hat primär Ursachen, die im Bereich Sozialisierung, kulturelle Normen usw. liegen. Genau da liegen auch die Ursachen dafür, dass ein Menschenleben häufig erschreckend wenig wert ist.
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D.
Monokausale Erklärungen greifen immer zu kurz.
Betrachten wir mal die soziale Gemengelage:
während Lateinamerika und Asien etwas aus dem Fokus gerieten, was soziale Schieflagen anbelangt, war in den letzten Jahren, spätestestens seit dem Ende der Apartheid, der Unabhängigkeit Namibias, dem Zusammenbruch Zimbabwes etc. das südliche Afrika in der weltweiten Diskussion.
Da wurden Hoffnungen geweckt, man könne mit einem Fedrstrich alle Einwohner so reich machen, wie es die weiße Oberschicht mal war. Dein Argument, es seien nicht die Ärmsten, die die Überfälle verübten, ist als Beobachtung richtig.
Gleichzeitig ist sie aber die Bestätigung dafür, daß man es (nur?) auf diese Weise in den Mittelstand bringen kann.
Die Weltpolitik entschuldigt dieses Verhalten gewissermaßen als zwangsläufig, die lokalen Regierungen ohnehin.
Dabei geht es mir übrigens nicht um Schuldzuweisung, sondern um das Aufzeigen systemischer Prozesse,
die eben nicht mit monokausalen Erklärungen abzutun sind.
Ähnlich wie bei anderen Prozessen (deutsche Vereinigung, Migration nach Europa etc.) sind diese weder durch Parolen, noch durch Appelle zu beseitigen. Sie sind geschichtliche Entwicklungen, in denen Jeder eine Rolle spielt.
Gesamthistorisch betrachtet übrigens halb so wild, oder interessiert uns heute noch, was im Mittelalter bei uns alles passiert ist?
Ich sitze immer noch an Listen für die Versicherung wegen des erlittenen Überfalls in Windhoek im März.
Trotzdem lese ich das Forum regelmäßig, wenn ich mich nicht gerade in Hellas erhole.
Muß mit Liebe zu tun haben. Sonst würden wir ja alle das südliche Afrika einfach als "hoffnungslos" meiden.
Liebe Grüße
Martin