Tag 7, Mittwoch 22. Januar
Das war heute Morgen der bisher deutlich schönste Sonnenaufgang, der herrlich große Boabab und dahinter die blutrote Sonne. Da schmeckt der Kaffee doch besonders gut! Um 6:15 ging es los. Ich fuhr direkt zur Schotterpiste zurück und nach Tsumkwe und weiter. Eigentlich wollte ich auf diesem Trip mal weniger fahren, mich auf Khaudum konzentrieren, und Etosha außen vor lassen. Aber irgendwie bin ich immer ein Getriebener, muss immer mehr sehen. Und wie ich nun gesehen habe, wie grün Khaudum war, wollte ich schauen, wie es in Etosha aussieht. Dort war ich bereits ca. 10-mal, aber nur 1x in der Regenzeit. Und das war im April 2004!
Also auf nach Namutoni! Ich wusste nicht mehr, wo der Veterinärkontrollpunkt war. 100km nach Tsumkwe hielt ich an, holte das Fleisch aus dem Gefrierer, und packte es mit einem Eisklotz in eine Plastiktüte unter das Shade Cloth neben den Gefrierer. Da es noch früh und somit kühl war, und ich heute keine süßen, Sympathiepunkte sammelnde Kinder dabei hatte, erwartete ich eine schärfere Kontrolle. Der Kontrollposten kam 145km nach Tsumkwe, und ich wurde wirklich gefilzt. Alle Kühltaschen, Gefriere, alle Türen auf, überall reingeschaut. Als der Polizist meine große Kameratasche vorne fand (eine Art langer Lederkoffer), über dem zum Schutz vor Staub eine Decke lag, triumphierte er schon. Aber da war nur meine Kameraausrüstung drin. Überall schauten sie, aber nicht direkt neben dem Gefrierer. Ich hätte es auch nicht sinnvoll gefunden, mein in Springbok gekauftes Fleisch wegwerfen zu müssen, zumal ich in wenigen Stunden schon wieder über den Kontrollzaun nach Etosha fahren würde!
Um 10:00 in Grootfontain. Um 12:00 beim Gate nach Etosha. Ich war der Meinung, um diese Jahreszeit wäre wenig los und man könne sicher überall ohne Reservierung campen. So war ich geschockt, als am Gate eine Kolonne von circa 10 kleinen Wohnmobilen auf Einlass wartete, voller deutscher Senioren! Aber außer denen und mir waren dann tatsächlich nur sehr wenige Leute auf dem Campingplatz in Namutoni, der etwa zur Hälfte voll war. Ohne die Senioren wäre er fast leer gewesen!
Lange Pause im Camp. Ich ging kurz zum Swimmingpool, zu dem mich die Kinder immer drängen, wenn wir im Winter (August) da sind. Jetzt im Sommer war das Wasser angenehm warm und nicht so schrecklich wie im Winter. Ich erfrischte mich kurz und bestellte dann die obligatorischen Pommes für 20 NAM. Nochmals ins Wasser und zurück zum Camp, denn ich erwartete noch Besuch.
Im Camp beantwortete ich Emails. Eigentlich soll man ja im Urlaub nicht arbeiten, aber der Stress, alle Emails nach dem Urlaub beantworten zu müssen, wäre noch größer. Und hier konnte ich das in Ruhe machen. Für meine Frau, die als Südafrikanerin nicht perfekt Deutsch kann, musste ich noch eine Bewerbung schreiben. Und dann kam der Besuch, die Gruppe Zebramangusten, die den Campingplatz hier immer unsicher machen! Es war schöne, diese neugierigen Tiere zu beobachten!
Um 16:30 fuhr ich + los, links herum um die Fischerpfanne. An ihrem westlichen Ende war etwas Wasser und viele Flamingos. Ich fahre eigentlich immer an einem Nachmittag um diese Pfanne, auch wenn es meist nicht viel Wild zu sehen gibt. Bei Twee Palms sah ich zwei Kraniche, und dass nur noch eine der zwei Palmen am Leben ist. Sonst gab es nicht viel zu sehen und ich bereute die Rundfahrt schon fast, als ich zwei Spizmaulnashörner 30m von der Straße entfernt entdeckte: Ein Männchen und ein Weibchen in courtship! Die zwei ließen sich sehr gut beobachten und filmen, und so hatte sich die Route doch sehr gelohnt, dann im Feld sieht man die Viecher selten, auch wenn sie nachts regemäßig zu den Wasserlöchern in Halali und Okaukuejo kommen!
Auf der Ebene vor Chudop standen viele Autos. Angeblich ein Gepardenweibchen mit Jungen im Gras versteckt. Ich konnte nichts sehen und halte auch nicht viel von etwas Fell im Feldstecher weit weg zu finden. Ich will die Tiere direkt am Auto. Also fuhr ivh weiter. An Chudop und Klein Namutoni waren die typischen Etosha Wasserlochszenen von Zebras, Giraffen und Impalas zu bestaunen. Ich fuhr den Dick Dick Drive, den ich sehr mag. Im Gegensatz zu allen anderen drives (eland, elephant, rhino, lion) in Etosha und anderswo sieht man hier nämlich (so gut wie) immer das Tier, das dem Drive seinen Namen gegeben hat. Auch diesmal war ein Paar Dick Dicks direkt neben der Straße zu beobachten.
Zurück im Camp kochte ich Spaghetti. Ziemlich erschöpft vom Tag ging ich dann aber auch bald ins Zelt. Eins kann ich jetzt schon sagen: Etosha ist natürlich grüner als in der Trockenzeit, aber bei weitem nicht so grün wie Khaudum, und ohne Blumenwiesen. Wohl deshalb gibt es viel weniger Insekten hier, ein paar Schmetterlinge und Nachtfalter, aber nicht in Massen. Auch sehe ich hier gar keine der imposanten großen Pillendreher, die in Khaudum und Tschwunkwe überall ihre massigen Körper durch die Luft sausen lassen und auf jedem Mist sitzen, von dem es auch hier genug gibt. Vielleicht ist der Boden in Etosha zu hart für diese Käfer, um eine Bruthöhle zu graben? Und während es in Khaudum viele überflutete Stellen gibt, sind es in Etosha nur ein paar Pfützen. Man wird also mehr Tiere an den Wasserlöchern sehen.
Aber nach Khaudum kommen einem diese nicht wie wilde Tiere, sondern wie Zootiere vor. In Khaudum wandern die Tiere auch außerhalb des Parks, wo sie gejagt werden, weshalb sie immer noch eine gewisse Fluchtdistanz haben. So waren die Giraffen in Khaudum immer etwas nervös, wenn ich kam. Hier in Etosha schauen die mich noch nicht mal an! Die Wildnis von Khaudum vermisse ich hier, und die Einsamkeit dort.