8.Tag (Sa. 27.12.2015)
Tirasberge – Aus
199km
Der breite Ersatzreifen unter unserem Auto reduziert unsere Bodenfreiheit schon ganz erheblich. In schwerem Gelände hatte der Reifen schon einigen Bodenkontakt. Da ich bei der Tour durch die Namib keinen Sandanker unter dem Wagen haben will, beschließe ich, auch den zweiten Reservereifen auf den Dachgepäckträger zu schnallen. Da die heutige Etappe recht kurz ist, wir Zeit haben und ich vor der Wüstentour wissen will, ob die Verlagerung des zweiten Reifens das Fahrverhalten verändert, mache ich das gleich heute nach dem Frühstück. Um es gleich zu sagen, ich merke keinen Unterschied.
Auf dem Weg zurück zur D707 hat Kathrin dann ein wenig Frühsport, denn es sind etliche Weidegatter zu öffnen.
Auch die restliche Strecke auf dieser Traumstraße gefällt uns sehr gut. Hier müssen wir noch mal vorbei schauen und auch die anderen Farm-Campsites antesten. Da soll es ja noch das Eine oder Andere Kleinod geben. Die Landschaft besticht vor allem durch ihre Weite. Das läst sich nur schwer auf Fotos abbilden.
Rund 30km vor Aus bemerken wir auf der C13 ein Tier, welches sich vor uns schnell in die Büsche am Straßenrand verzieht, als wir uns nähern. Wir halten an der Stelle an und versuchen es wieder zu finden, haben aber keinen Erfolg. Nix zu sehen. Wir wollen schon weiter fahren, da flitzt plötzlich eine African Wildcat unter einem Busch hervor und verschwindet schnell in Richtung Horizont. Hätte die kleine Katze nicht die Nerven verloren, hätten wir sie nie entdeckt. Für ein Foto ging das aber alles viel zu schnell.
Schon mittags erreichen wir unser heutiges Ziel, die zu Klein Aus Vista gehörende Dead Horse Campsite. Diese ist bestens ausgestattet, sehr sauber und liegt in einem schönen Seitental, ca. 3km von der Lodge entfernt. Allerdings sind die einzelnen Stellplätze etwas näher beieinander. Das wichtigste ist in dieser Jahreszeit aber der große Schattenbaum über den fast jeder Stellplatz verfügt. In der Lodge kaufen wir Feuerholz und ordern ein Braai-Paket für den Abend.
Heute ist es relativ kühl. In der Sonne hält man es zwar nach wie vor kaum aus, unter dem Schattenbaum, bei kühlem Wind brauche ich aber selbst tagsüber etwas langärmeliges.
Da unser Wagen hier auf der Campsite direkt neben einem anderen Fortuner steht, bemerke ich, dass die geringe Bodenfreiheit im Heck daher kommt, dass unser Wagen dort wesentlich tiefer liegt. Wenn ich mir jetzt das zum Teil sehr schwammige Fahrverhalte unseres Wagens in Erinnerung rufe, gehe ich davon aus, dass Stoßdämpfer und Federn im Heck ziemlich durch sind. Jetzt mache ich mir ernsthaft Sorgen, ob man uns mit unserem tiefer gelegten Auto überhaupt mit auf die Wüstentour nimmt. Da morgen Sonntag ist, haben wir auch keine Chance, den Wagen noch reparieren zu lassen.
Gegen Abend fahren wir zum Garub Wasserloch. Als leidenschaftliche Reiterin will Kathrin natürlich unbedingt die wilden Artgenossen ihrer Lieblinge treffen. Wir haben großes Glück. Am Wasserloch und in der Umgebung halten sich jede Menge Wildpferde auf. Unter anderem auch ein ganz junges Fohlen mit plüschigem Fell und staksigen Beinen. Man sieht den Pferden das entbehrungsreiche Leben in der Wüste an. Bei allen kann man die Rippen zählen und die Hengste sind gezeichnet von vielen Biss- und Trittspuren, die von den Machtkämpfen innerhalb der Herden zeugen. Das Fell glänzt jedoch und die Tiere machen einen gesunden Eindruck. Wahrscheinlich sind die Reitpferde in Deutschland alle übergewichtig. Kathrin ist happy und als sich eines der Pferde kurz von Ihr streicheln lässt ist Ihr Glück vollkommen.
Auf der Rückfahrt zur Campsite halten wir am Straßenrand an und genießen den ersten richtigen Sundowner dieser Reise; mit weitem Blick über die Wüste und den im letzten Sonnenlicht leuchtenden Bergen im Süden.
Das Braai-Paket ist super. Fleisch, Beilagen, Dessert, Geschirr und Besteck – alles dabei. So hat man außer dem Grillen keinerlei Arbeit und ein perfektes Dinner. Man kann sich übrigens aussuchen, ob man Lamm, Rind oder Wild möchte.