6.Tag (Do. 25.12.2014)
Richtersveld National Park – Fishriver Canyon
288km
Der Frühstückstisch übt mit seinen vielen Leckereien eine enorme Anziehungskraft auf die Meerkatzen aus. Wir werden von der ganzen Bande regelrecht belagert. Selbst das Drohen mit der Schleuder hilft nichts. Erst als ich gezielt schieße können wir ungestört Frühstücken.
Nachdem wir zusammengepackt haben, fahren wir entlang des Oranje bis zur De Hoop Campsite. Wir wurden am Parkeingang vor dieser Strecke gewarnt, da sie sehr tiefsandig sei. Ich persönlich fand das nicht so dramatisch, da es für fast alle tiefsandigen Stellen eine feste Umfahrung gab. Viel störender war der Bulldust, der häufig den ganzen Wagen in eine Staubwolke hüllte. Landschaftlich lohnt sich diese Strecke aber auf jeden Fall.
Auf der De Hoop Campsite war fast jeder Stellplatz belegt. Dagegen war es bei uns auf der Richtersberg Campsite richtig einsam – nur noch ein weiteres Auto. Vermutlich liegt es daran, dass sich die Anfahrt zur De Hoop Campsite nicht so anspruchsvoll wie bei der Richtersberg Campsite ist.
Über das Tal des Kooksriver verlassen wir den Oranje. Für ein kurzes Stück verwandelt sich dieses Tal in eine grüne Oase, da es hier eine Quelle gibt, die einen kleinen Bach speißt. Dieser versickert jedoch schon nach wenigen hundert Metern wieder.
Bezüglich Tieren hatte ich im Richtersveld Nationalpark keinerlei Erwartungen, aber ich wollte unbedingt einen Halfman sehen. Wenn man die Berichte und Fotos des Parks sieht, scheinen diese skurrilen Pflanzen hier an jeder Ecke zu wachsen. In der Praxis sieht das anders aus. Es gibt Massen an Aloen, aber ein Halfman wollte sich nicht zeigen.
Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, da entdeckte ich, kurz bevor wir den Park verließen, auf der Abfahrt vom Akkekis Pass, oben am Hang, einen einzelnen Halfman. So kam ich heute noch zu ein bisschen Bewegung, um die Pflanze ablichten zu können.
In Sendelingsdrift überqueren wir für 110R mit der Fähre den Oranje und erreichen schon bald die kleine namibische Grenzstation. Die Ausreise aus Südafrika erfolgte bereits in Sendelingsdrift direkt neben dem Visitors-Center. In Namibia werden für unser südafrikanisches Auto erst einmal 220N$ Roadtax fällig.
Die Strecke entlang des Oranje in Richtung Aussenkehr gefällt uns sehr gut. Das grüne Band des Flusses in dieser ansonsten kargen Berglandschaft ist ein toller Kontrast. Kurz vor Aussenkehr verlassen wir das Tal in Richtung Ai-Ais.
Inmitten einer absolut vegetationslosen Hochebene stelle ich dann unseren nächsten Platten fest. Wieder haben wir uns ein Metallteil in den Reifen gefahren. Wo kommt bloß der ganze Schrott auf den Straßen her? In Deutschland passiert mir das einmal in 10 Jahren. Da wir ein eingespieltes Team sind, ist der Reifenwechsel in weniger als 10min. über die Bühne gegangen. Trotzdem ist man danach bei der herrschenden Hitze und dazu noch in der prallen Sonne vollkommen verschwitzt und entsprechend durstig.
Den Fishriver-Canyon besuchen wir am Haupt-Aussichtspunkt, wo ein großes Visitors-Center mit zahlreichen Infotafeln steht. Sehr informativ. Unter den Schattendächern machen wir Picknick und entdecken dabei mit dem Fernglas ein einsames Pferd, welches an einem der Tümpel im Canyon trinkt. An dieser Stelle hätte ich kein Wildpferd vermutet.
Zur Übernachtung haben wir uns heute für die Campsite des Canyon Roadhouse entschieden. Wir stehen auf der sehr schönen Campsite Nr. 1. Der große Schattenbaum steht mit seinen tief hängenden Ästen wie ein Baldachin über unseren Sitzplätzen. Ich liebe solche Plätze zum lesen.
Die Sanitäranlagen der Campsite lassen keine Wünsche offen und auch unserem Reifen wird hier wieder Luft eingehaucht. War der günstigste Reifenflicker unserer Tour und hat dicht gehalten.
An diesem Abend wird nicht selbst gekocht, sondern wir besuchen das Restaurant des Canyon Roadhouse. Dort müssen wir uns zwischen dem stickigen Innenraum und der windigen Terrasse entscheiden. Die Entscheidung fällt eindeutig zugunsten der Terrasse aus. Es gibt Buffet, welches nicht ganz billig, dafür aber sehr lecker ist. Ich glaube, so zarten Oryx habe ich noch nie im Leben gegessen.
Zwischenzeitig sorgt noch ein großer Skorpion für Unterhaltung, der an der Mauer entlang über die Terrasse läuft. So einen großen Skorpion habe ich noch niemals zuvor gesehen.