THEMA: Schlamm und Sand satt - Selbstfahren in Botswana
30 Jul 2011 19:38 #198222
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Am Tag der Anreise lernen wir David kennen, dieser ist sicher ein Unikum, hat früher offenbar sein Geld mit Mobile Safaris verdient und setzte sich hier zur Ruhe. Seine anfangs guten Beziehungen zur nahen Community haben nach seiner eigenen Aussage zwischenzeitlich sehr gelitten, so dass er die auf der Website angebotenen Community Meetings bei uns nicht offerierte.:( David ist für uns das, was wir einen chaotischen Aussteiger nennen würden. Er erzählt interessant, aber leicht dozierend über sein früheres Leben in Ostafrika und nun in Botswana. Er lässt uns wissen, dass Umweltschutz für ihn jetzt besonders wichtig geworden sei, vor allem Wasserschonung. Zu Beginn denken wir uns nichts dabei, lernen später aber, dass unsere Eimerduschen mit knapp 7-8 Litern gefüllt werden und mehr Wasser nicht gewünscht sei, wegen der Umwelt. In mir regt sich erstmals Widerstand, nicht weil ich was gegen Ressourcenschonung hätte, sondern weil ich das Konzept nicht verstehe: wieso gibt es hier nur Alu-Dosen und sonstiges Einwegzeug? Na gut, ich will die erste Eimerdusche mal abwarten, vielleicht reichen 7-8 Liter ja auch. Wir erzählen, was wir in Afrika so schon gesehen haben und was wir noch gern sehen würden. David empfiehlt den Walk mit Guide und Bushmen. Wir willigen ein und kurze Zeit später geht es los. In affiger Hitze laufen wir über das Gelände des Camps, immer entlang des Flusses. Die Aussicht ist unglaublich schön, ansonsten gibt der Walk allerdings wenig her. Wir hatten angenommen, durch unsere Erzählungen die Erläuterungen zu den unterschiedlichen Exkrementen überspringen zu können - können wir nicht! Den negativen Höhepunkt erleben wir dann, als wir an einem unglaublich stinkenden Ort anhalten und auf die Reste eines Elefanten starren. Mit wachsender Begeisterung erläutert der Guide die einzelnen voll verwesten/ teils verwesten Überreste. Ich kämpfe gegen den Brechreiz und fordere den Abbruch der Erklärungen. Im Leben glaube ich nicht, dass viele Touristen hier gern ausharren, ich habe ja nicht einmal eine gute Nase!:whistle: Obwohl ich versuche, den Guide zu überzeugen, dass ich nur einen empfindlichen Magen habe, ist es mir offensichtlich gelungen, ihn zu brüskieren. :S Abends erzähle ich David von dem Walk und frage ihn, ob die Resonanz der anderen Gäste so positiv sei oder ob da auch mal Kritik komme. Ich hätte den Walk jetzt nicht als so schön empfunden, wie er vielleicht hätte sein können. Aber der Gestank hätte mich schon sehr schockiert. Er gibt zurück, dass alle anderen Gäste immer sehr höflich gewesen seien! :woohoo: :evil: Wir sind noch keine Nacht an diesem Ort gewesen, aber die Sympathien sind schon klar vergeben….

Wir machen nur am nächsten Tag einen Ausflug in den Makgadikgadi National Park. Das Fahrzeug hat einen geschlossenen Bereich für Guide und Tracker, eine Kommunikation kann nur durch starkes Klopfen aufs Dach erfolgen. Leider fahren wir dadurch an vielen Tieren, vor allem Vögel, einfach vorbei oder halten zu spät und vertreiben sie durch die Motorengeräusche. Um in den Nationalpark zu gelangen, nutzen wir die neu eingerichtete Fähre, das war sicher ein besonderes Erlebnis. Als wir dort ankommen, ist die Fähre da, aber kein Fährmann. Wir werden abgesetzt und der Guide sucht kurzerhand im Dorf nach den Mitarbeitern. Es erscheinen drei. Zwei hübsche Damen im Sonntagsdress begrüßen uns freundlich, füllen Formulare aus und stempeln diese. Der Fährmann setzt sich routiniert an seinen Außenborder und los geht’s.

Auf dem Bild sieht man links unseren Guide, der verlangte, dass wir zum Übersetzen Rettungswesten trugen´(überraschenderweise aber nur wir!) und zwei junge Männer, die in einer Bushmen-Ausbildung waren und vom Camp Meno a Kwena unterstützt werden.



Leider haben wir vom Nationalpark an dieser Stelle so sehr viel nicht gesehen, da die Anreise fast eine Stunde dauerte und das Prozedere mit der Fähre auch recht zeitintensiv gewesen ist. Wunderschöne Ausblicke gabs aber dennoch.





"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
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30 Jul 2011 20:01 #198227
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Unsere Mittagspause ist auch eine von den sehr schönen. Am Ufer des Flusses packt unser Guide alles aus, was das Herz begehrt. Das Essen ist sehr gut, die Getränke reichhaltig und dank bequemer Safaristühle sitzt es sich sehr bequem. Wir sind etwas überrascht, dass Guides und unsere Guide-Auszubildenden leider stehen müssen, da leidet die Gemütlichkeit doch etwas. Aber der Ort ist sehr schön gewählt, die kostenlose Aussicht auf den dort ansässigen Geier gefällt uns sehr.





Überhaupt haben wir mit Vögeln hier viel Glück.





Auf dem Rückweg gibt’s dann noch Michas Lieblingsantilope als Zugabe.





Sehr lustig waren ohne Zweifel auch unsere Nachbarn, wenn auch manchmal etwas laut!



Fazit Meno a Kwena
Die Lage des Camps ist sicher außergewöhnlich schön, die Aussicht auf den Boteti ist einmalig, dass gelegentlich Elefanten vorbeiziehen, ist ein zusätzliches Schmankerl. Das Essen war durchgängig sehr gut und sehr hübsch präsentiert. Der Wein dort war ausgezeichnet. Getränke konnte man sich permanent selbst nehmen, in Ermangelung von präsentem Personal aber auch notwendig. Uns ist das aber immer ganz lieb, dann hat man nicht immer das Gefühl, alle mit seinen Bedürfnissen zu behelligen. Unser Zelt war aus-reichend weit von den anderen entfernt, da wir aber weitestgehend allein waren, hätten wir eh niemanden hören können. Wir hatten das vom Hauptbereich am weitesten entfernte Zelt bekommen, was ich als Service toll fand. Manchmal ist es ja so, dass man irgendwo ganz allein ist und genau neben Küche/ Generator usw. untergebracht wird oder zwei Zelte sind belegt und das sind dann genau die, die nebeneinander liegen. :whistle: Die Außentoilette war nachts etwas gewöhnungsbedürftig, da permanent vor Löwen gewarnt wurde und man eben ein paar Meter in totaler Dunkelheit (abgesehen von der Taschenlampe, die ich verkrampft umklammerte) überbrücken musste. Die Eimerdusche war hier der worst-case. Wasser gab es eben nur über die Eimerdusche, obwohl die Toilette zwei Meter weiter fließend Wasser hatte. Da fanden wir das Sango Camp deutlich besser, zumindest kaltes Wasser war immer verfügbar. 7-8 Liter (halber Eimer, der laut Auskunft 15 Liter fasste) waren für uns zu wenig. Es mag an meiner Verschwendungssucht oder längeren Haaren liegen, mein Mann hatte grundsätzlich nach mir kein Wasser mehr, obwohl es bei mir auch schon knapp war. Da das erneute Anfragen nach Wasser in Meno a Kwena nicht gewollt war (im Gegensatz zu Sango), ist mein Mann dazu übergegangen, das Wasser selbst zu holen. War ein Kompromiss, wenn auch ein fauler.
Unsere Game Drives waren bestenfalls Mittelmaß – zumindest im Verhältnis zum Preis des Camps. Auf Wünsche bzw. Erfahrungen unsererseits wurde gar nicht eingegangen, die genutzten Fahrzeuge machten eine Kommunikation mit dem Guide quasi unmöglich. :whistle: Der Ausflug in den Nationalpark gefiel uns ganz gut, „lebte“ allerdings vor allem von der für uns völlig neuen Erfahrung der Fähre. Das war toll und das würden wir auch nicht missen wollen. Dafür lohnte sich der Aufenthalt. Leider war dieser mit drei Nächten für uns zu lang gewählt – eben Pech! Dies wäre eine Unterkunft gewesen, die wir nach einer Nacht, vielleicht zweien, wieder verlassen hätten und wären dann insgesamt zufriedener gewesen. Die Mischung aus Afrika- und India-Einrichtung gefiel uns gar nicht, die hatten wir aber auch so nicht erwartet. Mit einer anderen Erwartungshaltung hätten wir vielleicht ein offeneres Ohr dafür gehabt.
David kennenzulernen, hat uns schon beeindruckt, man lernt ja einige wirklich interessante Typen im südlichen Afrika kennen. Es ist ganz ohne Zweifel urig, unseres Erachtens ist Tourismus aber vielleicht nicht gerade sein Steckenpferd.
Manches hat uns ausnehmend gut gefallen, aber für uns passte Preis-Leistungsverhältnis so gar nicht. Natürlich hatte Meno a Kwena es auch schwer mit uns, waren wir doch gerade aus Nxai Pan und einer Traumunterkunft gekommen. Wir hatten aber eigentlich nicht etwas Vergleichbares erwartet, aber doch gehofft, uns irgendwie willkommener zu fühlen. Unser Reiseagent war entsetzt, als ich ihm das im Anschluss an unsere Reise berichtete, denn er kennt Meno a Kwena als wirklich tolles Camp und hatte angenommen, dies würde der würdige Abschluss einer tollen Reise werden. Eventuell war es auch nur unser subjektiver Eindruck, aber uns überzeugte das Konzept dieses Camps nicht; wir würden nicht wieder dorthin fahren.:(
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Letzte Änderung: 30 Jul 2011 20:27 von Sanne.
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30 Jul 2011 20:56 #198231
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Am Tag unserer Abreise haben wir wie während unserer gesamten Reise wunderschönes Wetter. Wir packen zusammen und besteigen zum letzten Mal unseren Single Cab. Die Fahrt nach Maun ist unspektakulär, auch am Veterinär Zaun müssen wir nicht aussteigen, nicht einmal das Fahrzeug wird genauer unter die Lupe genommen. Dafür haben wir ein nettes Gespräch über Botswana und unsere Reise mit dem Polizisten. Wir kommen sehr zeitig in Maun an und geben das Fahrzeug ab. Im Belle Arrivee trinken wir noch eine Cola und treffen später Andrea von Safari Destinations, die uns im Jahr zuvor schonend auf den Vulkanausbruch in Island und mögliche Konsequenzen hinwies. Entsprechend misstrauisch sind wir anfangs, welche Infos sie wohl heute für uns bereithalten möge. Sie hatte aber nur unsere Kofferschilder von afrireisen und unseren Namen gesichtet und sich an uns erinnert. Der Flug nach Windhoek ging pünktlich und auch der Anschlussflieger nach Frankfurt startete planmäßig. In Frankfurt erwischten wir sogar noch die frühesten Zug nach Berlin. Eine wundervolle Reise war leider viel zu früh zu Ende.

Fazit unserer Reise
Unsere Entscheidung, nicht wieder eine Fly-In nach Botswana zu machen, war absolut die richtige. Das Selbstfahren hat uns die meiste Zeit sehr viel Spaß gemacht, man sieht einfach viel mehr von Land und Leute. Die Straßen und Pisten war wetterbedingt teilweise sehr schlecht, mein Mann kümmerte das weniger als mich, auch wenn er nicht abstreiten wird, dass es in Moremi und Nxai Pan durchaus brenzlige Situationen gab. :whistle:
Toll war natürlich, dass wir vielerorts ganz allein unterwegs waren und tagelang keine anderen Touristen gesehen haben – im Falle einer Panne hätte ich mich über stärker frequentierte Wege wohl aber doch gefreut. Unsere Unterkünfte hatten oft den unschlagbaren Vorteil, sehr klein und häufig ohne andere Gäste zu sein, damit war das Wildnis-Gefühl natürlich stärker vorhanden.
Die Guides, Manager und sonstige Mitarbeiter bzw. Einheimische, die wir kennengelernt haben, waren ausnahmslos sehr nett, sehr hilfsbereit und freundlich. Wir nehmen aus diesem Urlaub viele tolle Erinnerungen mit und wissen, dass das südliche Afrika uns wiedersieht. Ob wir uns irgendwann zum Campen entschließen, können wir nach dieser Reise nicht genau beantworten – vielleicht nicht unbedingt in Botswana, dafür waren mir viele Campingplätze dann doch zu rudimentär. Sanitäranlagen und Grillplätze wären für mich wohl doch notwendige Mindestvoraussetzungen, die haben wir aber nicht immer gesehen. :dry:

Wir verlassen inzwischen ja nicht Afrika, ohne Pläne für die Rückkehr zu machen. Diese Tradition möchte ich auch nicht mehr missen. :) Unsere Planung für Namibia/Südafrika 2012 steht und tröstet uns zwar nicht über die Afrika-Sehnsucht hinweg, gibt uns aber ein Ziel!

Afrika, Du hast zwei Deiner größten Fans wie erwartet weiter an Dich gebunden und wir freuen uns auf viele neue Eindrücke. Und zum Schluss erlaube ich mir noch etwas ganz Pathetisches: wer Afrika nie gesehen hat, versteht nicht, wieso wir immer wieder kommen!:lol:

ENDE

Ganz lieben Dank fürs Lesen, die netten Kommentare und die Geduld. Leider waren die Abstände zwischen den einzelnen Abschnitten manchmal länger als gewollt/geplant. Diese Reiseberichte macht man ja eigentlich vorwiegend für sich, ist halt immer toll, sich wieder zu erinnern und die Reise quasi erneut zu erleben, aber dennoch freu ich mich immer sehr, wenn ein Bericht von mir Anregungen oder auch nur Unterhaltung für andere bietet und nicht zu langweilig ist....
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Letzte Änderung: 18 Aug 2011 08:19 von Sanne.
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31 Jul 2011 07:50 #198250
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Hallo Sanne,
vielen Dank für deinen wunderbaren Bericht und die tollen Fotos! Da wir in zwei Wochen unsere erste Selbstfahrertour durch Namibia und Botswana unternehmen, haben deine Schildrungen und Bilder aus Botswana fantastisch dazu gedient meine (ohnehin große) Vorfreude noch zu steigern.
Unsere Tour führt von Frankfurt direkt nach Windhuk, über die Erongo Berge nach Etosha, durch den Caprivi Strip nach Vic Falls, dann über Nata und Gweta nach Maun. Dort haben wir eine Fly-in Safari gebucht ( 2 Nächte im PomPom Camp). Dann geht's nach Gogabis und schließlich die letzten 2 Tage in die Eningu Clayhouse Lodge in relativer Nähe zum Flughafen.
Wahrscheinlich haben wir viel zu viel "Programm" für die drei Wochen, aber ich kann einfach nicht genug sehen von Afrika! Die Straßen werden ja sicher wieder trocken sein im August und ich bin auch ziemlich sicher, dass wir unterwegs häufiger andere Reisende treffen werden, als ihr ;-)
Danke für die tolle Einstimmung und viel Spaß bei der Planung für 2012!
LG Birgit
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31 Jul 2011 08:25 #198258
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  • Fleur-de-Cap am 31 Jul 2011 08:25
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Hallo Sanne,

nochmals vielen Dank für Deinen Reisebericht - aus eigener Erfahrung weiß ich jetzt auch, was an Arbeit dahintersteckt :P

Freue mich auf Deinen nächsten Reisebericht :woohoo:

Schönen Sonntag
Fleur
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31 Jul 2011 08:57 #198263
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  • Champagner am 31 Jul 2011 08:57
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Auch von mir ein dickes Dankeschön - dein Bericht war sehr inspirierend mit den vielen Informationen, persönlichen Einschätzungen und tollen Fotos!

Schön, dass du schon die nächste Reise planst - dann gibt es ja auch wieder was zu lesen ;)

Liebe Grüße auch an deine Fellpopos - und sie sollen die Tatzen mal gefälligst von deinem Laptop lassen! :lol:

Schönen Sonntag wünscht Bele
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