THEMA: Botswana April 2010 - Nachlieferung
25 Jun 2011 17:50 #192669
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  • Sanne am 25 Jun 2011 17:50
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Beim Dinner stellen wir dann fest, dass die amerikanische Familie zwar nett, aber auch sehr präsent und laut ist. Ich werde später gefragt werden, ob ich Familie XY kenne, da ich doch auch aus Niedersachsen sei. Gut erholt werde ich bedauernd zum Ausdruck bringen, dass ich nun leider gerade DIESE Familie nicht kenne.:whistle: Nachdem wir aber in Florida mal gefragt wurden, ob wir in Deutschland eigentlich alle in Burgen lebten :woohoo: (man selbst kannte jemanden, der Neuschwanstein besichtigt hatte), schockt uns so schnell nichts mehr. Damals hatten wir allerdings angenommen, es handele sich um einen Scherz, den mein Mann mit „ja, so wie Ihr in Planwagen durch die Gegend fahrt“ konterte, was uns fassungslose Blicke einbrachte…:blush:

Nach dem Dinner überlegten wir lange, wie wir das mit dem Trinkgeld für Guide und Tracker machen wollen. Für uns ist das immer eine delikate Frage, weil wir zum einen uns über die Jahresgehälter im Vergleich zu etwaigen Trinkgeldzahlungen Gedanken machen. Zum anderen widerstrebt es mir, Mitarbeiter für ihre Arbeit extra zu entlohnen. Bei mir drücken mir die Gesellschafter nach einer Sitzung ja auch nicht 10 Euro in die Hand, weil ich diese so gut vorbereitet habe. Andererseits wissen wir natürlich, dass die Tips wichtige Einnahmequelle der Guides und Tracker darstellen. Wir knobeln kurz die Positionen aus: ich verteidige Hobbs, mein Mann die Kriegskasse – der gefundene Kompromiss gefällt uns beiden sehr. Wir denken, Hobbs wird auch zufrieden sein. Erschöpft von dieser Diskussionshöchstleistung fallen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen heißt es Abschiednehmen von Little Kwara und unserem Guide. Das Camp war sicher das teuerste, das wir je besucht haben und vielleicht auch besuchen werden. Durch den bezahlten Komplettpreis konnte man sich das nur bedingt schönrech-nen, obwohl wir daran durchaus Übung haben (sonst gilt das aber bei uns mehr bei Motorädern – während ich das hier schreibe, träumt Micha von Moto Guzzis!).
Wir fanden, Little Kwara war seinen Preis wert. Es gab nichts, aber auch gar nichts, das uns nicht gefallen hat oder das wir „nur in Ordnung“ gefunden hätten. Es war rundum traumhaft.

Durch unseren Transfer ins nächste und letzte Camp im Central Kalahari Game Reserve mussten wir früh starten und Hobbs schlug vor, die Sachen bereits ins Auto zu verladen, ein paar Sandwiches mitzunehmen und direkt vom morgendlichen Game Drive zum Flugfeld zu fahren. Natürlich stimmten wir zu. Wir fuhren wieder durch die schöne Landschaft, genossen die Sonne und die Tiere um uns herum.

Und weil wir so unglaublich dankbare Touristen sind, wurden wir von diesen Schönheiten noch gebührend verabschiedet! Hobbs fragt mich, ob ich für dieses Mal ausreichend Geparde gesehen hätte und ich nicke dankbar.





"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
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25 Jun 2011 18:33 #192671
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  • Sanne am 25 Jun 2011 17:50
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TAG 11-13: Central Kalahari Game Reserve, Tau Pan Camp
Am Flugfeld warten wir auf den Piloten, der uns nach Maun bringen soll. Er hat etwas Verspätung und wir nutzen die Zeit, Tiere von der Landebahn (Baboons) zu vertreiben. Als das Flugzeug erscheint, verabschieden wir uns von Hobbs und versprechen, wieder zu kommen. Mit Wehmut steigen wir in den Flieger.
In Maun landen wir, da wir dort in eine andere Cessna umsteigen müssen, die uns nach Tau Pan bringen soll. Ein junger, sehr blonder Surfertyp kommt auf uns zu und wir denken beide, wo ist sein Surfbrett und wo will er es nutzen? Der junge Mann wirkt nicht älter als 20, kurze Hose, langes Hemd – später erfahren wir, er sei der erfahrenster Flieger in der gesamten Flotte und war vorher jahrelang bei den Flying Doctors in Zentralafrika. Entweder ist der Typ doch älter als er aussieht oder die Flying Doctors unterstützen Kinderarbeit…. ;)

Der Flug ist unruhig, auf der Strecke gibt es viele Turbulenzen, aber wenigstens löst unser Held keine Sudokos. Nett ist er obendrein, wir unterhalten uns während des gesamten Flugs. Aufgrund der Lautstärke der Motoren (und ich sitze noch schräg hinter ihm) brüllen wir uns mehr an als dass wir reden.:whistle: Bei der Landung spüre ich ein Kratzen im Hals – später werde ich entdecken, dass ich ziemlich heiser bin. Mein Mann kann sich auf eine kurze Episode der Schweigsamkeit seiner Gattin freuen. :P

Unser Guide für die nächsten Tage holt uns am Flugfeld ab und fährt gemächlich mit uns zur Unterkunft. Das erste Raubtier sichten wir ebenfalls.



Das Camp liegt wunderbar einsam, hat zauberhafte, enorm große Chalets und beherbergt nie mehr als 16 Gäste gleichzeitig. Für die erste Nacht, so erfahren wir, sind wir mit einem allein reisenden Amerikaner gänzlich allein. Hier hatten wir drei Nächte gebucht und haben das nicht bereut. Die große eigene Terrasse hatte eine wunderschöne Aussicht ins „Nichts“ und war geeignet, dort einige Stunden verbringen zu können. Am Hauptgebäude wurden während unseres Aufenthalts Teile der Holzterrasse neu gestrichen, so dass der Zugang erschwert war. Uns hat das nicht beeinträchtigt, auch wenn später andere Gäste daran Anstoß nahmen. Hier ein paar Eindrücke:







Bei unserer Ankunft gab es natürlich den obligatorischen Willkommens-Drink, mit dem Lunch hatte man auf uns gewartet, was wir rührend fanden. Immerhin „durften“ damit Management und Guides nicht zur gewohnten Zeit essen, sondern mussten warten, bis wir gegen halb drei angekommen waren. Wir machten uns danach kurz frisch, der Game Drive sollte bald beginnen und es mussten ja noch die Sundowner-Drinks bestellt werden. Micha ist da so einfallslos wie ich: Captain Morgan auf Eis für ihn, trockener Weißwein für mich. Hat sich in all den Jahren sehr bewährt – never change a winning team!
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25 Jun 2011 18:46 #192674
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  • Tom Swiss am 25 Jun 2011 18:46
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Danke Sanne

Genau die richtige Mischung mit vielen Bildernm, informativem Text und eingestreuten Schmunzelgeschichten. Danke für den Aufwand - das ganze laden etc - den du für uns treibst.

Guss
Tom
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25 Jun 2011 19:47 #192682
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Bei unserem Game Drive am Nachmittag begeistern wir uns zunächst nur für die Umgebung. Die Pfannen und „Einöde“ üben auf uns einen enormen Reiz aus. Das sind so Orte, an denen man vollständig zur Ruhe kommen kann. Weit und breit scheinbar nichts. Die Weite, die Stille und unendliche Sicht sind die Gründe, wieso wir immer wieder kommen. Die von uns bislang immer nach Größe und Lage ausgesuchten Camps und Lodges runden das Bild perfekt ab. Das Tau Pan Camp von Kwando Safaris ist da in keiner Weise eine Ausnahme – auch dieses gefällt uns ausgesprochen gut. www.kwando.co.za/tau.html








Unser Tracker entdeckt ein Rudel Löwen und dann beginnt eine Erfahrung, die wir so noch nie hatten – Löwen, die ein Fahrzeug jagen! Anfangs bestaunten wir nur die schönen Tiere, dann machte unser Guide uns darauf aufmerksam, dass nach und nach die Tiere einen Halbkreis um uns bildeten. Sie flankierten schließlich unseren Landrover, der männliche Löwe und zwei Weibchen legten sich hinter unser Auto. Dieser Vorgang war von einer solchen Ruhe und Präzision geprägt, dass wir völlig erstaunt auf das Ergebnis starrten. Der Guide startete den Motor und fuhr langsam los, die Katzen erhoben sich und folgten gemächlichen Schrittes. Wir fuhren schneller, die Katzen verfielen in einen Trab. Ich versuchte zu filmen, aber irgendwann war die Aufregung zu groß. Die Löwen verfolgten uns tatsächlich, je schneller wir wurden, desto mehr Gas gaben sie. Der Guide meinte, dass dieses Rudel an Fahrzeuge nicht gewöhnt sei und ihr Verhalten nicht sehr typisch wäre. Auch mit unserer eingeschränkten Erfahrung konnten wir das bejahen. Irgendwann fuhren wir absichtlich richtig schnell und die Löwen verloren das Interesse. Für ausreichend Herzrasen hatten sie dennoch gesorgt. So furchtbar nah an diesem Ort woll-ten wir unseren Sundowner dann auch nicht nehmen. Dafür hatten wir beim Dinner eine tolle Geschichte zu erzählen.
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25 Jun 2011 19:52 #192684
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  • Sanne am 25 Jun 2011 17:50
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Beim Dinner lernten wir dann auch den Amerikaner kennen, der aus der Nähe von San Diego, Kalifornien, war. Da Micha dort beruflich häufiger ist, hatten die zwei sich viel zu erzählen. Beim morgendlichen Game Drive würde uns der Amerikaner auch begleiten, ein enthusiastischer Bird Watcher, der bei uns den Grundstein legte, uns endlich auch einmal ein Bestimmungsbuch für Vögel im südlichen Afrika zuzulegen. Bislang sind wir diesbezüglich wirklich völlig unerfahren und die meisten Bestimmungsbücher erscheinen uns mehr für die Profis gemacht zu sein. Er empfahl uns als Einsteigerlektüre „What’s that Bird?“ von Kenneth Newman, der zu großem Ruhm durch sein Buch „Birds of Southern Africa“ gelangte. Wir haben unsere Einsteigerliteratur inzwischen so zu schätzen gelernt, dass wir uns auch an dem Profibuch versuchen. Allerdings gestehe ich gern, dass wir schon sehr geduldige Vögel benötigen, da es uns irre viel Zeit kostet, diese in dem Hauptwerk wiederzufinden. Aber eine Freundin von uns sagt immer: „Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!“. Da wir vorhaben, noch sehr oft ins südliche Afrika zu reisen, haben wir ja Zeit zu lernen!! :blush:

Ein wunderschöner Abend an einem wunderschönen Ort geht langsam zu Ende. Am La-gerfeuer bewundern wir die Sterne und die Milchstraße. Ach, was geht es uns gut.

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25 Jun 2011 20:11 #192687
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  • Sanne am 25 Jun 2011 17:50
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Am nächsten Tag ist es erstaunlich kalt, saukalt um ehrlich zu sein. Sollte man bei Besteigen des offenen Fahrzeugs noch meinen, es sei zwar frisch, es ginge aber noch, lohnt sich ein Blick auf Guide und Tracker. Sitzen die mit Fleece-Jacke, Parka, Mütze, Schal und Handschuhen bewaffnet vor einem, sollte man das freundliche Angebot, eine Decke zu bekommen, NIE ablehnen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich bei unserem ersten Südafrika-Urlaub im Juli 2003 nachts nicht aus meiner einzigen mitgebrachten dünnen Strickjacke herauskam, so sehr habe ich in den unbeheizten Unterkünften gefroren. Die Jacke konnte ich nach 14 Tagen in die Ecke stellen, die stand allein vor Dreck! :woohoo:

An diesem Morgen haben wir zwar dicke Fleece-Jacken an, die Decken nehmen wir trotzdem. Kältenebelschwaden hängen über uns, die Luft ist lausig kalt und trotz gemächlicher Fahrt dringt uns die Kälte in die Knochen. Je stärker die Sonne hervorkommt, desto wärmer wird es. Richtig angenehm ist es aber die nächsten Stunden nicht. Für unseren Durchhaltewillen werden wir mit den ersten Löffelhunden belohnt, die wir je gesehen haben. Wunderschöne Tiere, wenngleich auch relativ scheu. Ich finde sie unglaublich putzig und dränge meinen Mann zu unsäglich vielen Fotos.
An dieser Stelle aber nur ein paar davon:













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